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S am
box 23/5
18. Der einscneuag
s „Ein= besetzter Ibsen sich trotz der Mitwirtung des gro¬
ßen Gastes nicht regielos spielen, so ist eine gut
verleiten
besetzte Aufführung dieses Schnitzlerspiels vom
Fhr wahr
großen Vertreter der wichtigsten Rolle immerhin
für diese
bis zu einem gewissen Grad der Vollkommenheit
sich dem
zu leiten; auch liegt die Berliner Neueinstudie¬
Valois,
„Heilige rung noch nicht so weit zurück, daß nicht der Geist
eines Spielleiters auch in der Münchner Auffüh¬
rung noch lebendig sein könnte. Der Eindruck des
r Traum
Ganzen war um so tiefer, als Albert Basser¬
ig Wirk¬
sterhen,
mann mit dem Herrn von Sala zweifellos die
s an ihr
bisher stärkste seiner Gastspielrollen vorführte. Im
illig ein
letzten Akt (es wurde die auf vier Akte verkürzte
Einsamen,
Bearbeitung gespielt) erreichte der Künstler eine
ur „das
Höhe, die in dieser Rolle nicht mehr zu überbiete¬
und nicht
ist; hier war sein Sala vollendete Verkörperung.
gen Ver¬
Er hatte hier die große Geste, die diesen selt¬
game Weg
samen Herrn erklärt und rechtfertigt; er hatte
keinen an¬
hier den großen Ton des über den Höhen Wan¬
er guten
delnden, der es sich leisten kann, sterbend noch
s benkt?“
nicht nur von Haltung, sondern auch noch von
ns sind“,
Geist zu sein. Auch vordem wurde diese Geste
Schnitzler
sichtbar, wurde dieser Ton hörbar, so in der
ie heute,
grandiosen und von Bassermann grandios geform¬
reigenen
ten Ansprache an Fichtner, so in der Liebesszene.
=Theaters
In der Konversation jedoch fiel die Gestalt, ob¬
on seiner
das weite wohl Bassermanns Kunst der Dialogbehandlung
wiederum in aller Köstlichkeit deutlich wurde, bis¬
tlich, aus
Schlaflied weilen ins Bürgerliche ab, ins Un=Wienerische;
geworden, eine dem Herrn von Sala völlig fremde Bon¬
von der homie und ein ihm womöglich noch fremderer
preußischer Ton verwischten in ##n## nicht un¬
erhoffe,
wichtigen Szenen die einzigartige hysiognomie
ger Geist“
dieses großartigen Vertreters einer Zeit und
nung hat
eines Geschlechts. Für Bassermanns Neigung
tion geht
zum Ueber=Pointieren (die an diesem Abend er¬
e Haltung
Ifreulicherweise sich nur selten geltend machte) war
dem ein= eine Kleinigkeit charakteristisch: die zwischen Ernst
und Ironie eine unnachahmlich Schnitzlersche
m Sams¬
äßt sich als
Mitte haltende Bemerkung „Es war gar nicht
schlimm.
Von den vierund zwanzig
sprechen.
944
ekanntgabe
Europäern sind immerhin acht zurückgekehrt“
hden gro= wurde von Bassermann ins nur noch Komischs
een e
A r
ßt ein fehl= veräerrt durch die UeberteibungVon den vier¬
een. D
und vierzig Europäern“ usw.: das Publikum Johanna der unsagbare Zauber lebendig, der stalt der Mutter hatte Carla Holm glauk
lachte bereitwilligst. Doch konnten solche, wie ge= über die todgeweihte Herrlichkeit der Schnitzler= digen Ausdruck gefunden. Der Doktor Ri
sagt seltenen, Entgleisungen dem Gesamteindruck, Mädchen ausgegossen ist. Aber wenn Elsa Tiede= ist jedoch nicht so hermlos wie Paul Wa
den diese Leistung tat nichts nehmen. Um ihret= mann des Herrn von Sala Verse spricht: „Nun ihn zeichnete. Das sparsam hergestellte Bü
gingt ihr beide, gingt ihr Hand in Hand die bild war zumal im dritten Akt (bei Sala) nicht
willen vergißt der kritische Beschauer gern frühere
dunkle Straße in ein lichtes Land“, so sollte sie ohne melancholischen Reiz.
Der Abend zählte zu den in München seltenen
Enttäuschungen, die im übrigen keineswegs dem
sich der Mahnung Salas an Irene Herms er¬
innern: „Mein Fräulein, es sind Verse — Verse, aus denen der Besucher eine Stimmung auf den
Gast allein zur Last zu buchen sind.
Ist es für diesen kritischen Beschauer Freude,
mein Fräulein“: hier war eine der ungeleiteten Heimweg mitnimmt.
Friedrich-Carl Kobbe.
in München an die Leistung eines Schauspielers,
Stellen, an denen nur der private Charme des
und sei es auch nur die eines Gastes, den ab¬
privaten Fräuleins Tiedemann ein Stirnrunzeln
Seneneee
soluten Maßstab anlegen zu können, so ist es für
vereitelte. Dieser private Charme des privaten
ihn Trost, eine Schauspielerin Elsa Tiede¬
mann in München zu wissen. Ehedem schon Fräuleins ist, wie gesagt, von unschätzbarem
wurde an dieser Stelle gesagt, daß die Technik] Wert, aber auch, wie gesagt, nicht ungefähr¬
der Schauspielerin Tiedemann einer Ausbildung lich für die Entwicklung der Schauspielerin Tiede¬
mann.
und Vollendung durch einen fähigen Regisseur
Auch die Besetzung der übrigen Rollen war
noch entgegenharrt. Es ist auch sicherlich nicht von
zur Hauptsache glücklich. Otto Stoeckel über¬
Vorteil für die Entwicklung dieser Darstellerin,
raschte als ein lebenswahrer und =warmer Ficht¬
daß eine in ihrem Spiel bisweilen mit Natur¬
ner. Dieser Alternde besaß, in Maske, Haltung
notwendigkeit sich einstellende technische Hilflosig¬
und Ton überzeugend, noch einen Rest vom Zau¬
keit menschlich rührenden, ja ergreifenden Eindruck
ber seiner Jugend und die Unrast des Blutes,
tut: der Klang ihrer Stimme ist von berückender
Süße, auch wenn das Wort nicht mehr ver= die ihn zum würdigen Partner Salas macht;
sein (schwieriger und „undankbarer“) Abgang
vollzog sich nicht ohne die Größe, die auch der
ständlich ist; die Sprache ihres mimisch=gestischen
Ausdrucks bleibt von persönlichster Schönheit,
auch wenn dieser Ausdruck nicht der künstlerisch kleinsten Schnitzlerfigur noch eigen ist. Else
Bassermann war offenbar gern Irene Herms
und füllte die Episoden dieser vom Leben gleich¬
richtige ist. Es wäre verderblich, von Else Tiede¬
falls auf die Seite Geschleuderten mit herzlicher,
mann als von „der großen Künstlerin“ zu spre¬
bisweilen allerdings ein wenig zu koketter Weib¬
chen, aber zu sprechen ist von ihr als von einer
lichkeit. Den Professor formte Hermann Nes¬
Begabung, die zwar sehr individuell und somit
selträger mit schlichten und vorsichtigen Mit¬
auf ein nicht sehr weites Feld begrenzt erscheint,
teln zu einer Gestalt, die Sympathie erwecken
die jedoch berufen ist, in die Reihe der wenigen
konnte; am Ende, das bedeutenden Könnens son¬
„Großen“ aufzurücken. Begnadet mit einer Er¬
derlich bedarf, erlahmte der Darsteller, sodaß die
scheinung, wie sie für einen gewissen Rollenkreis
vom Sohn um den „Vater“ gebreitete Schlu߬
„idealer“ nicht gedacht werden kann, ist diese
Gloxiole der inneren Begründung entbehrte.
Schauspielerin heute schon befähigt, ihr feelisches
Diefen Sohn gab Egon von Jordan als eine
Exlebnis, das immer Erlebnis ist, auf dem ihr
äußerlich anziehende Persönlichkeit, deren Psyche
von der gütigen Natur verliehenen Instrument
jedoch allzu dürftig ausgestattet und bar jeder
zum Klingen zu bringen; sie ist, heute schon, eine
wärmeren Regung war; es läßt sich allerdings
der sehr seltenen lebenden Darstellerinnen, deren
nicht verkennen, daß diese Rolle durch die Zu¬
künstlerische Gesamterscheinung jene Harmonie
sammenlegung des ursprünglich dritten Aktes
von seelischem Erleben und schauspielerischer Wie¬
dergabe besitzt, die allein die vom Dichter ersehnte (mit dem ersten und zweiten Akt) einiger Mög¬
Wirkung zu tun vermag. So wurde in dieser lichkeiten beraubt worden ist. Für die blasse Ge¬
S am
box 23/5
18. Der einscneuag
s „Ein= besetzter Ibsen sich trotz der Mitwirtung des gro¬
ßen Gastes nicht regielos spielen, so ist eine gut
verleiten
besetzte Aufführung dieses Schnitzlerspiels vom
Fhr wahr
großen Vertreter der wichtigsten Rolle immerhin
für diese
bis zu einem gewissen Grad der Vollkommenheit
sich dem
zu leiten; auch liegt die Berliner Neueinstudie¬
Valois,
„Heilige rung noch nicht so weit zurück, daß nicht der Geist
eines Spielleiters auch in der Münchner Auffüh¬
rung noch lebendig sein könnte. Der Eindruck des
r Traum
Ganzen war um so tiefer, als Albert Basser¬
ig Wirk¬
sterhen,
mann mit dem Herrn von Sala zweifellos die
s an ihr
bisher stärkste seiner Gastspielrollen vorführte. Im
illig ein
letzten Akt (es wurde die auf vier Akte verkürzte
Einsamen,
Bearbeitung gespielt) erreichte der Künstler eine
ur „das
Höhe, die in dieser Rolle nicht mehr zu überbiete¬
und nicht
ist; hier war sein Sala vollendete Verkörperung.
gen Ver¬
Er hatte hier die große Geste, die diesen selt¬
game Weg
samen Herrn erklärt und rechtfertigt; er hatte
keinen an¬
hier den großen Ton des über den Höhen Wan¬
er guten
delnden, der es sich leisten kann, sterbend noch
s benkt?“
nicht nur von Haltung, sondern auch noch von
ns sind“,
Geist zu sein. Auch vordem wurde diese Geste
Schnitzler
sichtbar, wurde dieser Ton hörbar, so in der
ie heute,
grandiosen und von Bassermann grandios geform¬
reigenen
ten Ansprache an Fichtner, so in der Liebesszene.
=Theaters
In der Konversation jedoch fiel die Gestalt, ob¬
on seiner
das weite wohl Bassermanns Kunst der Dialogbehandlung
wiederum in aller Köstlichkeit deutlich wurde, bis¬
tlich, aus
Schlaflied weilen ins Bürgerliche ab, ins Un=Wienerische;
geworden, eine dem Herrn von Sala völlig fremde Bon¬
von der homie und ein ihm womöglich noch fremderer
preußischer Ton verwischten in ##n## nicht un¬
erhoffe,
wichtigen Szenen die einzigartige hysiognomie
ger Geist“
dieses großartigen Vertreters einer Zeit und
nung hat
eines Geschlechts. Für Bassermanns Neigung
tion geht
zum Ueber=Pointieren (die an diesem Abend er¬
e Haltung
Ifreulicherweise sich nur selten geltend machte) war
dem ein= eine Kleinigkeit charakteristisch: die zwischen Ernst
und Ironie eine unnachahmlich Schnitzlersche
m Sams¬
äßt sich als
Mitte haltende Bemerkung „Es war gar nicht
schlimm.
Von den vierund zwanzig
sprechen.
944
ekanntgabe
Europäern sind immerhin acht zurückgekehrt“
hden gro= wurde von Bassermann ins nur noch Komischs
een e
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ßt ein fehl= veräerrt durch die UeberteibungVon den vier¬
een. D
und vierzig Europäern“ usw.: das Publikum Johanna der unsagbare Zauber lebendig, der stalt der Mutter hatte Carla Holm glauk
lachte bereitwilligst. Doch konnten solche, wie ge= über die todgeweihte Herrlichkeit der Schnitzler= digen Ausdruck gefunden. Der Doktor Ri
sagt seltenen, Entgleisungen dem Gesamteindruck, Mädchen ausgegossen ist. Aber wenn Elsa Tiede= ist jedoch nicht so hermlos wie Paul Wa
den diese Leistung tat nichts nehmen. Um ihret= mann des Herrn von Sala Verse spricht: „Nun ihn zeichnete. Das sparsam hergestellte Bü
gingt ihr beide, gingt ihr Hand in Hand die bild war zumal im dritten Akt (bei Sala) nicht
willen vergißt der kritische Beschauer gern frühere
dunkle Straße in ein lichtes Land“, so sollte sie ohne melancholischen Reiz.
Der Abend zählte zu den in München seltenen
Enttäuschungen, die im übrigen keineswegs dem
sich der Mahnung Salas an Irene Herms er¬
innern: „Mein Fräulein, es sind Verse — Verse, aus denen der Besucher eine Stimmung auf den
Gast allein zur Last zu buchen sind.
Ist es für diesen kritischen Beschauer Freude,
mein Fräulein“: hier war eine der ungeleiteten Heimweg mitnimmt.
Friedrich-Carl Kobbe.
in München an die Leistung eines Schauspielers,
Stellen, an denen nur der private Charme des
und sei es auch nur die eines Gastes, den ab¬
privaten Fräuleins Tiedemann ein Stirnrunzeln
Seneneee
soluten Maßstab anlegen zu können, so ist es für
vereitelte. Dieser private Charme des privaten
ihn Trost, eine Schauspielerin Elsa Tiede¬
mann in München zu wissen. Ehedem schon Fräuleins ist, wie gesagt, von unschätzbarem
wurde an dieser Stelle gesagt, daß die Technik] Wert, aber auch, wie gesagt, nicht ungefähr¬
der Schauspielerin Tiedemann einer Ausbildung lich für die Entwicklung der Schauspielerin Tiede¬
mann.
und Vollendung durch einen fähigen Regisseur
Auch die Besetzung der übrigen Rollen war
noch entgegenharrt. Es ist auch sicherlich nicht von
zur Hauptsache glücklich. Otto Stoeckel über¬
Vorteil für die Entwicklung dieser Darstellerin,
raschte als ein lebenswahrer und =warmer Ficht¬
daß eine in ihrem Spiel bisweilen mit Natur¬
ner. Dieser Alternde besaß, in Maske, Haltung
notwendigkeit sich einstellende technische Hilflosig¬
und Ton überzeugend, noch einen Rest vom Zau¬
keit menschlich rührenden, ja ergreifenden Eindruck
ber seiner Jugend und die Unrast des Blutes,
tut: der Klang ihrer Stimme ist von berückender
Süße, auch wenn das Wort nicht mehr ver= die ihn zum würdigen Partner Salas macht;
sein (schwieriger und „undankbarer“) Abgang
vollzog sich nicht ohne die Größe, die auch der
ständlich ist; die Sprache ihres mimisch=gestischen
Ausdrucks bleibt von persönlichster Schönheit,
auch wenn dieser Ausdruck nicht der künstlerisch kleinsten Schnitzlerfigur noch eigen ist. Else
Bassermann war offenbar gern Irene Herms
und füllte die Episoden dieser vom Leben gleich¬
richtige ist. Es wäre verderblich, von Else Tiede¬
falls auf die Seite Geschleuderten mit herzlicher,
mann als von „der großen Künstlerin“ zu spre¬
bisweilen allerdings ein wenig zu koketter Weib¬
chen, aber zu sprechen ist von ihr als von einer
lichkeit. Den Professor formte Hermann Nes¬
Begabung, die zwar sehr individuell und somit
selträger mit schlichten und vorsichtigen Mit¬
auf ein nicht sehr weites Feld begrenzt erscheint,
teln zu einer Gestalt, die Sympathie erwecken
die jedoch berufen ist, in die Reihe der wenigen
konnte; am Ende, das bedeutenden Könnens son¬
„Großen“ aufzurücken. Begnadet mit einer Er¬
derlich bedarf, erlahmte der Darsteller, sodaß die
scheinung, wie sie für einen gewissen Rollenkreis
vom Sohn um den „Vater“ gebreitete Schlu߬
„idealer“ nicht gedacht werden kann, ist diese
Gloxiole der inneren Begründung entbehrte.
Schauspielerin heute schon befähigt, ihr feelisches
Diefen Sohn gab Egon von Jordan als eine
Exlebnis, das immer Erlebnis ist, auf dem ihr
äußerlich anziehende Persönlichkeit, deren Psyche
von der gütigen Natur verliehenen Instrument
jedoch allzu dürftig ausgestattet und bar jeder
zum Klingen zu bringen; sie ist, heute schon, eine
wärmeren Regung war; es läßt sich allerdings
der sehr seltenen lebenden Darstellerinnen, deren
nicht verkennen, daß diese Rolle durch die Zu¬
künstlerische Gesamterscheinung jene Harmonie
sammenlegung des ursprünglich dritten Aktes
von seelischem Erleben und schauspielerischer Wie¬
dergabe besitzt, die allein die vom Dichter ersehnte (mit dem ersten und zweiten Akt) einiger Mög¬
Wirkung zu tun vermag. So wurde in dieser lichkeiten beraubt worden ist. Für die blasse Ge¬