II, Theaterstücke 18, Der einsame Weg. Schauspiel in fünf Akten (Junggeselle, Junggesellenstück, Die Egoisten, Einsame Wege, Wege ins Dunkle, Weg zum Licht), Seite 642


nur in je
Und zwischen mir und dem Gymnase rast Paris.
dürfen, de
Zehntausende von Autos und Wagen und Elek¬
trischen und Autobussen. Aus allen Richtungen.
Es wird als
In alle Richtungen. Ohne Pause. Ohne Atem¬
irgendein
holen. Und ein Heer von Fußgängern. Ein hölli¬
Unternehn
scher Lärm.
stellungen
Ich aber sehe nur die Lichtreklame und be¬
kommen 1
obachte nur die Menschen, die diese Buchstaben
lenden Th
und die großen Plakate auf dem Haus beobach¬
wesen, dal
ten. Es sind lauter deutsche Namen, und die
schlossene
Franzose gehen vorbei, nehmen es zur Kennt¬
theater
nis und — darin liegt etwas Rührendes für mich
macht wo
— halten es für selbstverständlich. Daß für
paar Mons
deutsche Schauspieler in deutscher Sprache hier
scheidung
Reklame gemacht wird, ist für sie selbstver¬
seinerzeiti
Josephine
ständlich.
Auf dem Boulevard Bonne Nouvelle. Im Jahre
solche Un
1928. Vor zehn Jahren waren an derselben
Heute
Stelle Kriegsberichte angeschlagen.
ins Rath:
um Hot
Was sind gegen diese Tatsaché die üblichen
die Sa
oder auch die unüblichen Merkmale eines
Theatererfolges? Daß etwa ein Minister einé
Doch
kluge Rede hält? (Die Rede Herriots war aller¬
Unte
dings auch scharmant. „Das Lächeln aller an¬
schon
wesenden Damen gehört Ihnen, Herr Professor,
das V
— was kann da noch ein Minister sagen?“
Wie
und sprach dann viele treffende, feine, zum
Künst!
Schluß ergreifende Worte.) Daß die großen
nich
französischen Zeitungen, die sonst bei frem¬
Fall
den künstlerischen Angelegenheiten sehr reser¬
Veri
vièrt sind, dieses deutsche Gastspiel in spal¬
tenlangen Feuilletons mit viel Respekt —
Die !
und wäs Sehauspieler und Régie anlangt,
auch mit viel Verständnis behandelten? Daß Ansich
hätten
der Besueh im Gymnase etwa dreimal so stärk
sion erh
war, als in derselben tropischen Hitze in den
haben ài
Pariser Prosa-Théatern? Daß in der Separat¬
sie eben
vorstellung, die wir den französischen Sehau¬
wirken
spielern gaben, meine Mitglieder mit Jubel und
und
Dank überschüttet wurden? Die Hauptsache
wollen
bleibt — es war in diesen zwei Wochen
anders
tausendfach zu spüren — jedes deutsche Be¬
streben ist heute in Paris sympathisch und
Erbittern
selbstverständlich.
Begründ:
von dem
Allerdings, Wedekind ist durchgefallen.
das kein
Man fand ziemich einstimmig, ef sei „naiv“ und
des Rufe
„brutal“. Man sprach aebselzuckend von vieux
Die m
jeu. Dafür ist schwer eine Erklärung zu finden.
*—
keine
Denn ich habe natürlich nicht zufällig Wedekind
kape'
gespielt. Söndern häbe in sehf sörgfältigen Ge¬
trage
sprächen festgestellt, daß die Franzosen unter.
allen deutsehen Dramatikern gerade auf Wede¬
die d
kind am meisten neugierig eind. Von seiner
Existenz wissen; von seiner Bedeutung wissen.
Auber
Und plötzlich vieux jeu?. Kurz vor meinem
Oes
Pariser Gastspiel prägte man in gewissen
usw.,
literarischen Kreisen Berlins das Stichwort: bei
Mitgl
Anerkénnung aller unserer Verdienste sind
eng
Schnitzler und Bassermann und ich von vor¬
Au
gesterfl. Ich schwieg dämals — denn ich fand
schei
mich in ausgézeichneter Gesellschaft. (Ubrigens:
eine
was kann man gegen diesen Vorwurf sagen?)
[ban
über!
Aber dieses Stichwort gelangte auf unter¬
irdischen Wegen nach Paris, wo man natürlich

ungerne älter ist als in Berlin. Und da die herr¬
liche Jugend Bassermanns sie überrumpelte, da
Gast
scheinbar auch án mir keine Alterserscheinungen
zu verzeichnen waren: konzentfierte sich der
Wi
Argwohn der Vorgestrigkeit auf Wedekind und
bar
teilweise auch auf Sehnitzler, deren Werke sie
Gasts
in deutscher Spraché nicht vestehen konnten.
nach
Sofragte mich Fortunat Strowski im „Paris¬
Theat
Midi“ was wohl die deutsche Ofentlichkeit dazu
Zwise
sagen würde, wenn französische Schauspieler in
der
Berlin „Die Welt, in der man sich langweilt“
kam 6
spielten? Eine beschämnde Parallele: der ewige
das S.
Kämpfer Wedekind und der gute alte Pailleron!
und H
Zumindest: eine drolligé Parallele.
Dym
Mex R
Mir gegenüber erlöschen die Lichter. Die
wird. I
letzte deutsche Aufführung im Gymnase ist zu
Oktobe.
Ende. (Und auch die Flasche Byrrh.) Man sieht
jetzt deutlicher an der Litfaßsäule eine andere
Der
Theaterreklame: in roten Buchstaben der Titel
des neuen Stückes von Marcel Achard. La vie
est belle!.. (Was zu betonen mir gegenüber
Da v.
überflüssig ist.) Ich denke an einen Plan, der
in diesen Pariser Tagen entstanden ist und reift Vork h
und weiterreifen wird und ermöglichen soll, daß Theatere