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18. Der einsane Nag
3.SE P. 1933
Flotzes
per Journal, Aien
W
italienischen Tournee teilzunehmen, die nach Rom, Mailand,
Florenz, Verona und Triest führen soll und in deren Verlauf
Burgschauspielerin am
ich in deutscher Sprache vor allem in einem Stück von Wedekind
N 48.
spielen soll. Dies würde mich schon aus dem Grunde sehr verlocken,
scheideweg.
da mir dadurch die Mission übertragen wäre, durch meine Mit¬
Von
wirkung zum erstenmal in Italien ein Werk von Wedekind zur
Hilde Wagener=Treßler.
Aufführung zu bringen. Ich schwanke da noch zwischen „Sonnen¬
spektrum“ und der Lulu im „Erdgeist". Außerdem soll ich auf
Aus einem Gespräch.
dieser Tournee in einer modernen Gesellschaftskomödie spielen,
Wenn man als Schauspielerin nach den Ferien in das
wobei mir, da ich am liebsten in dem Stück eines Oesterreichers
Theater, in dem man engagiert ist, zurückkehrt, freut man sich
in Italien spielen möchte, ein neues Lustspiel von Sil=Vara
darüber, wenn man eine lange Reihe von Aufgaben vorfindet
vorschwebt.
und der Theaterdiener recht oft erscheint, um neue Rollen zu
Ein zweiter Tourneeantrag kommt aus Berlin von dem
überbringen. Dies ist bei mir heuer leider nicht der Fall gewesen,
Gastspieldirektor Fischer, der mich gemeinsam mit Albert
ich habe nur erfahren, daß ich im Laufe dieser Spielzeit die
Bassermann und Alexander Moissi in den Monaten Oktober
Titelrollen in Ibsens „Nora“ und in Gerhart Hauptmanns „Elga“
und November durch Frankreich, Holland, Skandinavien und
spielen soll. Um so mehr Anträge habe ich aber von auswärts
die Schweiz führen will. Geplant sind Aufführungen von Artur
erhalten, und ich muß mich nun, da ich in jedem Spieljahr
Schnitzlers „Der einsame Weg“, in dem ich neben Bassermann
Anspruch auf zwei Monate Urlaub habe, zunächst mit der Frage
beschäftigen, welches dieser Angebote mir die meisten künstlerischen die Johanna spielen soll. Dann will man auch noch „Don
Carlos“ mit Bassermann als König Philipp, Moissi als Carlos
Chancen zu besitzen scheint.
und mir als Eboli, zur Aufführung bringen.
Je größer die Zahl der Anträge ist, desto bedeutender
natürlich auch die Qual der Wahl. So ist man zunächst an mich
Wenn man anderseits einmal vom Tonfilm gekostet hat,
herangetreten, in den Monaten November und Dezember an einer so verlockt es natürlich sehr, wenn man auf diesem Kunstgebiet
seinen neuen Antrag zur Mitwirkung erhält. Eine franzoische ##
Gesellschaft will nämlich im Oktober mit mir und Otto Treßler,
meinem Gatten, in Wien einen Film „Die Götter der Welt“
aufnehmen, in dem für uns beide sehr gute Rollen enthalten
sein sollen. Es liegen aber auch Anträge von zwei Wiener
Bühnen vor, wobei mir in einem Falle zugemutet wird, in
einem Singspiel aufzutreten. Gesangleistungen werden freilich
nur die anderen zu bieten haben, während mir eine Sprechrolle
zugewiesen werden soll. Nachdem es aber ein musikalisches Lust¬
spiel ist, hat man mir verschämt angedeutet, daß ich auch ein
bißchen zu singen habe, was mir aber keineswegs Angst ein¬
gejagt hat, da ich im Verlauf meiner Bühnenlätigkeit die Er¬
fahrung gemacht habe, daß ein Schauspieler all das kann, was
er können will. Es ist übrigens auch ein Brief aus Berlin ein¬
gelangt, wo man mich dazu verpflichten will, im Kurfürsten¬
dammtheater in einer modernen Komödie, „Lola“ von Tibor
Yost, die Titelrolle darzustellen. Man hat mir die Uebersendung
des Stückes in Aussicht gestellt und so viel Schönes von der
Rolle geschrieben, daß ich auch diese Versuchung nicht ganz von
mir weisen kann."
Dies alles sind aber nur Pläne und Projekte, mit denen
sich eine Schauspielerin, die zumindest in den vier nächsten
Novitäten ihres Theaters nichts zu tun hat, selbstverständlich
angelegentlich beschäftigt. Ob es mir möglich sein wird, in
einem dieser Fälle meine Mitwirkung zu versprechen, hängt
freilich nicht von mir ab, sondern von Direktor Röbbeling und
der Obersten Bundestheaterbehörde. Wenn diese es für angezeigt
finden werden, noch in diesem Herbst für zwei Monate auf
meine künstlerische Mitwirkung zu verzichten, werde ich mit
Feuereifer einem dieser Angebote Folge leisten, ob es mich nun
in den Süden oder in den Westen Europas führen wird.
18. Der einsane Nag
3.SE P. 1933
Flotzes
per Journal, Aien
W
italienischen Tournee teilzunehmen, die nach Rom, Mailand,
Florenz, Verona und Triest führen soll und in deren Verlauf
Burgschauspielerin am
ich in deutscher Sprache vor allem in einem Stück von Wedekind
N 48.
spielen soll. Dies würde mich schon aus dem Grunde sehr verlocken,
scheideweg.
da mir dadurch die Mission übertragen wäre, durch meine Mit¬
Von
wirkung zum erstenmal in Italien ein Werk von Wedekind zur
Hilde Wagener=Treßler.
Aufführung zu bringen. Ich schwanke da noch zwischen „Sonnen¬
spektrum“ und der Lulu im „Erdgeist". Außerdem soll ich auf
Aus einem Gespräch.
dieser Tournee in einer modernen Gesellschaftskomödie spielen,
Wenn man als Schauspielerin nach den Ferien in das
wobei mir, da ich am liebsten in dem Stück eines Oesterreichers
Theater, in dem man engagiert ist, zurückkehrt, freut man sich
in Italien spielen möchte, ein neues Lustspiel von Sil=Vara
darüber, wenn man eine lange Reihe von Aufgaben vorfindet
vorschwebt.
und der Theaterdiener recht oft erscheint, um neue Rollen zu
Ein zweiter Tourneeantrag kommt aus Berlin von dem
überbringen. Dies ist bei mir heuer leider nicht der Fall gewesen,
Gastspieldirektor Fischer, der mich gemeinsam mit Albert
ich habe nur erfahren, daß ich im Laufe dieser Spielzeit die
Bassermann und Alexander Moissi in den Monaten Oktober
Titelrollen in Ibsens „Nora“ und in Gerhart Hauptmanns „Elga“
und November durch Frankreich, Holland, Skandinavien und
spielen soll. Um so mehr Anträge habe ich aber von auswärts
die Schweiz führen will. Geplant sind Aufführungen von Artur
erhalten, und ich muß mich nun, da ich in jedem Spieljahr
Schnitzlers „Der einsame Weg“, in dem ich neben Bassermann
Anspruch auf zwei Monate Urlaub habe, zunächst mit der Frage
beschäftigen, welches dieser Angebote mir die meisten künstlerischen die Johanna spielen soll. Dann will man auch noch „Don
Carlos“ mit Bassermann als König Philipp, Moissi als Carlos
Chancen zu besitzen scheint.
und mir als Eboli, zur Aufführung bringen.
Je größer die Zahl der Anträge ist, desto bedeutender
natürlich auch die Qual der Wahl. So ist man zunächst an mich
Wenn man anderseits einmal vom Tonfilm gekostet hat,
herangetreten, in den Monaten November und Dezember an einer so verlockt es natürlich sehr, wenn man auf diesem Kunstgebiet
seinen neuen Antrag zur Mitwirkung erhält. Eine franzoische ##
Gesellschaft will nämlich im Oktober mit mir und Otto Treßler,
meinem Gatten, in Wien einen Film „Die Götter der Welt“
aufnehmen, in dem für uns beide sehr gute Rollen enthalten
sein sollen. Es liegen aber auch Anträge von zwei Wiener
Bühnen vor, wobei mir in einem Falle zugemutet wird, in
einem Singspiel aufzutreten. Gesangleistungen werden freilich
nur die anderen zu bieten haben, während mir eine Sprechrolle
zugewiesen werden soll. Nachdem es aber ein musikalisches Lust¬
spiel ist, hat man mir verschämt angedeutet, daß ich auch ein
bißchen zu singen habe, was mir aber keineswegs Angst ein¬
gejagt hat, da ich im Verlauf meiner Bühnenlätigkeit die Er¬
fahrung gemacht habe, daß ein Schauspieler all das kann, was
er können will. Es ist übrigens auch ein Brief aus Berlin ein¬
gelangt, wo man mich dazu verpflichten will, im Kurfürsten¬
dammtheater in einer modernen Komödie, „Lola“ von Tibor
Yost, die Titelrolle darzustellen. Man hat mir die Uebersendung
des Stückes in Aussicht gestellt und so viel Schönes von der
Rolle geschrieben, daß ich auch diese Versuchung nicht ganz von
mir weisen kann."
Dies alles sind aber nur Pläne und Projekte, mit denen
sich eine Schauspielerin, die zumindest in den vier nächsten
Novitäten ihres Theaters nichts zu tun hat, selbstverständlich
angelegentlich beschäftigt. Ob es mir möglich sein wird, in
einem dieser Fälle meine Mitwirkung zu versprechen, hängt
freilich nicht von mir ab, sondern von Direktor Röbbeling und
der Obersten Bundestheaterbehörde. Wenn diese es für angezeigt
finden werden, noch in diesem Herbst für zwei Monate auf
meine künstlerische Mitwirkung zu verzichten, werde ich mit
Feuereifer einem dieser Angebote Folge leisten, ob es mich nun
in den Süden oder in den Westen Europas führen wird.