itt
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auch sprechen muß, so mit dem Geist dieser Stimmung zu
füllen, daß sie die harten Konturen verlieren und sich dem
einsame Weg. %
Schleierbilde mühelos anbequemen. Er sagt es ohne den Unter¬
Mlen von Arthur
kler.
ton großer Leidenschaft, er singt kein Lied wilder Verzweif¬
Abend des=urschei= Wraters.
lung, nicht einmal ein bewegliches Klagelied, nur ein graues
Gedicht, von dem man meint, es könne nie ein Ende finden.
Das Wort, das du frisch und lebens¬
Es hat auch keines gefunden. Willkürlich ist der Rahmen,
Endest, ist schon im nächsten Augenblick
in den es Schnitzler gespannt hat. Die Töne des Liedes
ngenheit versunken. Das Glück, der
schwingen üer ihn hinaus. Ein Drama ist das Werk nicht
ans Herz greift, ruht morgen schon im
#u nennen, und die Dramentechnik ist aufs sträflichste verletzt.
iewillst du die Stunde halten? Sie
Die Komposition läßt so gut wie alles zu wünschen übrig, und
oder unbarmherzig hart, aus den Hän¬
es fehlt vor allem an einem festen Standpunkt, den der Autor
eh du ihren letzten, ihren tiefsten Sinn
seinen Personen gegenüber einnimmt, an einem sichern
über alles! Und nur eins bleibt dir:
Augenpunkt, unter dem er die Gesamtheit der Dinge sieht.
ie stehen dir vor dem Auge, im Wachen
Ich weiß natürlich sehr wohl, daß eine tiefere Absicht hierin
llen dir die Seele mit Wünschen, mit
liegt. Eine Gesamtheit der Dinge soll es eben für Schnitzler über¬
r von Glückseligkeit und einem tieferen
haupt nicht geben, keine auch noch so versteckte Polyphonie,
Schwermut. Sie sind wie gute Schau¬
kein Ineinanderwachsen, Sichumeinanderranken r Töne.
unden, aus denen sie sich Kraft genug
Nebeneinander, nicht miteinander ziehen die Menschen seines
ben, dir als die Wahrheit zu erscheinen.
Dramas ihren Weg; diesem Inhalt soll die Form entsprechen.
nderes, als Trug und Schein, Schemen,
Ich verstehe wohl; aber ich bin verpflichtet, zu konstatieren,
test die Arme nach ihnen aus, sehn¬
daß Schnitzler hier die Grenzen, die sich unsere heutige Büh¬
und narrend, dich äffend, weichen sie
nenkunst gesteckt hat, zu rasch entschlossen überschritten hat.
in das Meer des Nebels, aus dem sie
Es führen so wenige und so gebrechliche Brücken von der
über alles!
Stimmung dieser Sichtung hinüber zu den rohen Tatsächlich¬
du diese Qual ertragen. Es führen
keiten des Lebens, daß Schnitzler den Weg nur selten ohne
Leben, einsam aber sind sie alle. Wir
allerlei kleine Unfälle und Zufälle gefundn hat. So sei es
hander, Worte, die ein Verstehen vor¬
auch mir erspart, ihn zu gehen, und durch den sehr wenig
Zusammengehörigkeit, Worte der Herz¬
rentablen Versuch, einzelne Vorgänge aus dem Ganzen her¬
it. Aber sit gehen am Ziele vorbei.
auszulösen, den Eindruck der Stimmung, die ich anzudeuten
und ein hohles Echo gibt uns zurück,
suchte, herabzubrücken. Man begnüge sich damit, zu wissen,
hend in die Welt hinaussandten. Wir
daß in blassen Tönen eine Reihe von Lebensschicksalen ge¬
; du nicht mich, ich nicht dich. Und
zeichnet werden. Sie sind sehr verschieden, und gleichen sich
die Leidenschaft an deine Türe klopft,
doch in dem einen Punkte, daß sie alle auf jene schlimme
ist eine Betrügerin, eine schlimme Zau¬
Weisheit hinauslaufen, zu deren Verkünder sich Schnitzler
finste und Kniffe der Lüge, sie jagt dich
machen möchte. Eina dieser Seelen ist um einen Grad lei¬
h der Seligkeit, aus dem du dann zu
denschaftlicher, tiefer gefärbt. Sie trägt dies hoffnungslose
Wahrheit erwachen mußt. Glaube ihr
Dasein nicht, verfällt der Liebe und verfällt dem Tode. Die
deiner Pforte! Lächelnd vertreibe sie,
anderen ziehen, ein unfröhlicher Zug, ihre Straße weiter.
erzbrechenden Glück deiner Einsamkeit!
Schnitzlers Drama sand gestern eine sehr kühle Auf¬
uns Schnitzler mit seinem Werke zu
nahme. Der erste Akt fiel ganz ab, nach dem zweiten und
it einem müden, lässigen Achselzucken,
auch noch nach dem britten gab es einigen freundlichen Beifall,
gewordener Resignation. Sagt es in
nach dem vierten und fünften rührten sich nur noch ein paar
klodie, die nicht viel Tiefe hat, aber
einsame Hände. Auch der Teil des Publikums, der die Schön¬
önigkeit doch beinahe tief wirkt. Er sagt
heiten der Dichtung wohl erkennen und würdigen konnte, war
geschickt, denn es ist ihm schwer, die
ens, von denen ein Drama denn doch eher gequält und gepeinigt als erwärmt und interessiert. Da¬
Thema war bedeutsamer als sein Dichter, und wir murrten
ob des Mangels an großer schöpferischer Kraft, ob des völligen
Fehlens des Temperaments, das schließlich die hohe Kunft
niemals ganz entbehren kann. Die Wut oder die Verzweif¬
lung hätte statt der Resignation die Feder führen sollen. Das
Thema schreit nach dem großen elementaren Gewitter, dem
entweder die Klärung des Himmels oder der Untergung fol¬
gen muß.
Mit der Aufführung (Regie Karl Ludwig Schröder)
kann ich mich nicht einverstanden erklären. Sie brachte die
monotone Melodie, nach der Schnitzler schuf, viel zu wenig
zu ihrem Recht. Wie der Klang des Tropfenfalles in trost¬
losr Regenstunde, so hätte sie unaufhörlich an unser Ohr
dringen müssen. Immer wieder, ohne Hoffnung. immer wie¬
der. Das fehlte, und so kam es, daß die Dichtung in der
Aufführung noch viel mehr des inneren Halts und Zusam¬
menhalts entbehrte, als es bei der Lektüre des Buches der Fall
ist. Das ge#inge Verständnis, das die meisten Darsteller der
Art des Werkes entgegenbrachten, mußte in gleicher Richtung
wirken. Eine genaue Kritik der einzelnen Leistungen würde
hier zu weit führen. Es sei nur erwähnt, daß Franz Schöne¬
mann sich seiner Aufgabe, trotzdem er in den Mittelakten
einmal in ein böses, allerdings durch den etwas unnatürlich
gehaltenen Dialog leicht zu erklärendes Pathos verfiel, am
glücklichsten entledigte. Man hörte bei ihm des öfteren sehr
untime echte Töne. Gertrud de Lalsky hatte einzelne gute
Augenblicke, Angelina Gurlitt erschien interessanter, Paul
Paschen viel uninteressanter als bisher, und Richard
Schlaghamer und Julius Straßmann gaben sich
E. B.
mit ihren Rollen große Mühe.
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auch sprechen muß, so mit dem Geist dieser Stimmung zu
füllen, daß sie die harten Konturen verlieren und sich dem
einsame Weg. %
Schleierbilde mühelos anbequemen. Er sagt es ohne den Unter¬
Mlen von Arthur
kler.
ton großer Leidenschaft, er singt kein Lied wilder Verzweif¬
Abend des=urschei= Wraters.
lung, nicht einmal ein bewegliches Klagelied, nur ein graues
Gedicht, von dem man meint, es könne nie ein Ende finden.
Das Wort, das du frisch und lebens¬
Es hat auch keines gefunden. Willkürlich ist der Rahmen,
Endest, ist schon im nächsten Augenblick
in den es Schnitzler gespannt hat. Die Töne des Liedes
ngenheit versunken. Das Glück, der
schwingen üer ihn hinaus. Ein Drama ist das Werk nicht
ans Herz greift, ruht morgen schon im
#u nennen, und die Dramentechnik ist aufs sträflichste verletzt.
iewillst du die Stunde halten? Sie
Die Komposition läßt so gut wie alles zu wünschen übrig, und
oder unbarmherzig hart, aus den Hän¬
es fehlt vor allem an einem festen Standpunkt, den der Autor
eh du ihren letzten, ihren tiefsten Sinn
seinen Personen gegenüber einnimmt, an einem sichern
über alles! Und nur eins bleibt dir:
Augenpunkt, unter dem er die Gesamtheit der Dinge sieht.
ie stehen dir vor dem Auge, im Wachen
Ich weiß natürlich sehr wohl, daß eine tiefere Absicht hierin
llen dir die Seele mit Wünschen, mit
liegt. Eine Gesamtheit der Dinge soll es eben für Schnitzler über¬
r von Glückseligkeit und einem tieferen
haupt nicht geben, keine auch noch so versteckte Polyphonie,
Schwermut. Sie sind wie gute Schau¬
kein Ineinanderwachsen, Sichumeinanderranken r Töne.
unden, aus denen sie sich Kraft genug
Nebeneinander, nicht miteinander ziehen die Menschen seines
ben, dir als die Wahrheit zu erscheinen.
Dramas ihren Weg; diesem Inhalt soll die Form entsprechen.
nderes, als Trug und Schein, Schemen,
Ich verstehe wohl; aber ich bin verpflichtet, zu konstatieren,
test die Arme nach ihnen aus, sehn¬
daß Schnitzler hier die Grenzen, die sich unsere heutige Büh¬
und narrend, dich äffend, weichen sie
nenkunst gesteckt hat, zu rasch entschlossen überschritten hat.
in das Meer des Nebels, aus dem sie
Es führen so wenige und so gebrechliche Brücken von der
über alles!
Stimmung dieser Sichtung hinüber zu den rohen Tatsächlich¬
du diese Qual ertragen. Es führen
keiten des Lebens, daß Schnitzler den Weg nur selten ohne
Leben, einsam aber sind sie alle. Wir
allerlei kleine Unfälle und Zufälle gefundn hat. So sei es
hander, Worte, die ein Verstehen vor¬
auch mir erspart, ihn zu gehen, und durch den sehr wenig
Zusammengehörigkeit, Worte der Herz¬
rentablen Versuch, einzelne Vorgänge aus dem Ganzen her¬
it. Aber sit gehen am Ziele vorbei.
auszulösen, den Eindruck der Stimmung, die ich anzudeuten
und ein hohles Echo gibt uns zurück,
suchte, herabzubrücken. Man begnüge sich damit, zu wissen,
hend in die Welt hinaussandten. Wir
daß in blassen Tönen eine Reihe von Lebensschicksalen ge¬
; du nicht mich, ich nicht dich. Und
zeichnet werden. Sie sind sehr verschieden, und gleichen sich
die Leidenschaft an deine Türe klopft,
doch in dem einen Punkte, daß sie alle auf jene schlimme
ist eine Betrügerin, eine schlimme Zau¬
Weisheit hinauslaufen, zu deren Verkünder sich Schnitzler
finste und Kniffe der Lüge, sie jagt dich
machen möchte. Eina dieser Seelen ist um einen Grad lei¬
h der Seligkeit, aus dem du dann zu
denschaftlicher, tiefer gefärbt. Sie trägt dies hoffnungslose
Wahrheit erwachen mußt. Glaube ihr
Dasein nicht, verfällt der Liebe und verfällt dem Tode. Die
deiner Pforte! Lächelnd vertreibe sie,
anderen ziehen, ein unfröhlicher Zug, ihre Straße weiter.
erzbrechenden Glück deiner Einsamkeit!
Schnitzlers Drama sand gestern eine sehr kühle Auf¬
uns Schnitzler mit seinem Werke zu
nahme. Der erste Akt fiel ganz ab, nach dem zweiten und
it einem müden, lässigen Achselzucken,
auch noch nach dem britten gab es einigen freundlichen Beifall,
gewordener Resignation. Sagt es in
nach dem vierten und fünften rührten sich nur noch ein paar
klodie, die nicht viel Tiefe hat, aber
einsame Hände. Auch der Teil des Publikums, der die Schön¬
önigkeit doch beinahe tief wirkt. Er sagt
heiten der Dichtung wohl erkennen und würdigen konnte, war
geschickt, denn es ist ihm schwer, die
ens, von denen ein Drama denn doch eher gequält und gepeinigt als erwärmt und interessiert. Da¬
Thema war bedeutsamer als sein Dichter, und wir murrten
ob des Mangels an großer schöpferischer Kraft, ob des völligen
Fehlens des Temperaments, das schließlich die hohe Kunft
niemals ganz entbehren kann. Die Wut oder die Verzweif¬
lung hätte statt der Resignation die Feder führen sollen. Das
Thema schreit nach dem großen elementaren Gewitter, dem
entweder die Klärung des Himmels oder der Untergung fol¬
gen muß.
Mit der Aufführung (Regie Karl Ludwig Schröder)
kann ich mich nicht einverstanden erklären. Sie brachte die
monotone Melodie, nach der Schnitzler schuf, viel zu wenig
zu ihrem Recht. Wie der Klang des Tropfenfalles in trost¬
losr Regenstunde, so hätte sie unaufhörlich an unser Ohr
dringen müssen. Immer wieder, ohne Hoffnung. immer wie¬
der. Das fehlte, und so kam es, daß die Dichtung in der
Aufführung noch viel mehr des inneren Halts und Zusam¬
menhalts entbehrte, als es bei der Lektüre des Buches der Fall
ist. Das ge#inge Verständnis, das die meisten Darsteller der
Art des Werkes entgegenbrachten, mußte in gleicher Richtung
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hier zu weit führen. Es sei nur erwähnt, daß Franz Schöne¬
mann sich seiner Aufgabe, trotzdem er in den Mittelakten
einmal in ein böses, allerdings durch den etwas unnatürlich
gehaltenen Dialog leicht zu erklärendes Pathos verfiel, am
glücklichsten entledigte. Man hörte bei ihm des öfteren sehr
untime echte Töne. Gertrud de Lalsky hatte einzelne gute
Augenblicke, Angelina Gurlitt erschien interessanter, Paul
Paschen viel uninteressanter als bisher, und Richard
Schlaghamer und Julius Straßmann gaben sich
E. B.
mit ihren Rollen große Mühe.