17.4. Marionetten zukIns
viow-Toia, # alls, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Posers¬
burg, Toronto.
auelienangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Sohl- u. Möhlags Lsitung, Wier
vom: 12 FES. 46 12
Theater.
(Deutsches Volkstheater.) „Marionetten“ von Artur
Schnitzler. Die drei Einakter sind nicht Erzeugnisse aus der
jüngsten Zeit des Dichters und sie sind auch nicht unbekannt. Viel
Worte über dieselben zu verlieren, hätte schon deshalb wenig Sinn.
Der Schnitzlerschen Phraseologie, diesem reinlichen und it Bedeutung
frisierten Geplauder zuzuhören, ist keineswegs unangenehm. Die glatte
Suada, der gut und sicher gearbeitete Dialog, mit trefflichen Scherzen
und richtigen Beobachtungen kräftig durchsetzt, bringt eine gewisse
warme Stimmung zuwege, der man sich ganz gerne hingibt, auch
wenn man spürt und weiß, daß man ohne großen inneren
Gewinn weggehen wird. Auch die sonstigen unerläßlichen Theater¬
ingredienzen, wie Ironie, Satire und die tiefere Bedeutung sind in
den dramatisch=chemischen Kompositionen in ausreichenden Dosen vor¬
handen, nur daß die Hauptsache — Wucht und Sinn der Handlung
in einem allzu schmerzlichen Mißverhältnis zum Aufwande an
Worten, Bildern und Figuren steht. Die eigentlichen Marionetten¬
spiele, also „Der tapfere Cassian“ und „Zum großen Wurstel“ (ohne
den Hokuspokus des marktschreierischen Schlußeffekts) schneiden in
diesem Sinne viel besser ab als „Der Puppenspieler“, den Schnitzler
als „Studie" bezeichnet, der aber nur zeigt, daß der Autor die Technik
des nordischen Dichters — das von rückwärts nach vorwärts Abrollen des
Lebensfilms — allzu intensiv studiert hat. Im übrigen enthält die
Hauptfigur, aus Ulrik=Brendel und Hjalmar Ekdal zusammengeschweißt,
nur wenig eigene Schnitzlersche Elemente. Herr Kramer hat gerade
diesen Georg mit guter Haltung und einfach starken Mitteln recht
ebendig gemacht. Sonst war für die Darstellung aus den hölzernen
Marionetten nicht viel zu holen. Herr Homma allerdings nebst dem
Bramarbas auch ein lebender Praterausrufer von Kraft und über¬
raschend ulkiger Echtheit. Besonsers anzumerken: Die Herren
Bünther, Jaro Fürth in einer sehr charakteristischen Maske,
Askonas, die Damen Glöckner, Waldow, Galafrés
und Fran Wagner, die ihren kleinen Part mit liebenswürdiger
Hingebung spielte. Der Erfolg des Abends war ein ziemlich großer;
der Dichter konnte nach jedem Stücke persönlich für Beifall danken. n.
(Carl=Theater.) Die durch ihre Schilderung aus einem Stück
des alten Wien ebenso wie durch die Lannerschen Weisen gleich
sympathische Operette „Alt-Wien“ fand in voriger Woche ihre
50. Aufführung. Das volle Haus überhäufte die Darstelle:, #len
voran Frau Zwerenz und Herrn Waldemar, dann die Damen
Keplinger und Löwe und die Herren Blasel und König H
mit Beifall und Hervorrufen, denen auch Komponist und Autor #
folgen mußten.
box 22/11
don.,
des-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. P#ss#s¬
burg, Toronto,
Qnellenangebe onne Gewrühr.)
Anaschnitt aus: Deutsches Tagblatt
13.
EE. 19 12 Ostdeutsche Rundechau
*O# :
Wien
Kunst.
Theater und
Wien, 12. Februar.
Deutsches Volkstheater. Hat das Burgtheater
Hang
Fin neues Werk von Artux Schuitlerfühlt sich das
Deutsche Volkstheater verpflichtet, einige Abschnitzel seiner
siberwundenen Schaffensperiode aufzulefen. Im Vorjahre
sieß es dem „Jungen Metardus“ im Burgtheater den
Anatolzyklus“ folgen, heuer schickte es dem „Weiten Land“
den Zyklus „Marionetten“ nach. Artur Schnitzler erfreut
—
sich beim Stammpublikum des Deutschen Volkstheau
großer Beliebtheit und es ist bereit, auch dann mitzutun
wenn es auf Kosten der Unterhaltung geht. Diesmal##
fühlte man den Zwang, den es sich antat, um einen
Scheinerfolg vorzutäuschen, und nur mit dem Aufgebots
aller Kräfte konnte der Widerspruch der ehrlichen
Minderheit übertönt werden. Es war aber auch
eine zu unglückliche Idee, diese drei in ihrem Wesen und
Inhalt so wenig verschiedene Einakter an einem Abend¬
darzubieten. In zwei Stücken sind die Schauspieler zu dem
Scherz verurteilt, die zappeligen Bewegungen von
Holzpuppen nachzuahmen. Im dritten ist zwar ur
vergleichsweise vom Puppenspiel die Rede, dafür
ist eine Nachahmung der Technik Ibsens, ins
welcher, die wunderbare Gestalt des Ulrit
Brendel zur Puppe veräußerlicht wird. Der Sinn aller
drei Stücke aber ist der gleiche: wir glauben zu schieben,
und werden geschoben. Was man sich einzeln und zwischen
andere Stücke eingestreut als groteske Aeußerungen
eines sich auch im Scherz tiefsinnig gebärdenden
Literaten zur Not gefallen ließ, wirkte ins
der zyklischen Wiederholung ermüdend und ab¬
stumpfend und als sich in der Burleske „Zum großen
Wurstel“ gar das Spiel von der Bühne in den Zuschauer¬
raum dehnte, da fühlte man den Widerspruch zwischen der
Größe des anspruchsvollen Apparates und der Dürftigkeit##
des Gegenstandes nur zu deutlich, um nicht unwillig zus
zwerden. Vergeblich bemühte sich die Darstellung des
Dettschen Volkstheaters, diesen Widerspruch zu verschleiern
und den Unwillen zu entkrästen.—
ee
viow-Toia, # alls, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Posers¬
burg, Toronto.
auelienangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: Sohl- u. Möhlags Lsitung, Wier
vom: 12 FES. 46 12
Theater.
(Deutsches Volkstheater.) „Marionetten“ von Artur
Schnitzler. Die drei Einakter sind nicht Erzeugnisse aus der
jüngsten Zeit des Dichters und sie sind auch nicht unbekannt. Viel
Worte über dieselben zu verlieren, hätte schon deshalb wenig Sinn.
Der Schnitzlerschen Phraseologie, diesem reinlichen und it Bedeutung
frisierten Geplauder zuzuhören, ist keineswegs unangenehm. Die glatte
Suada, der gut und sicher gearbeitete Dialog, mit trefflichen Scherzen
und richtigen Beobachtungen kräftig durchsetzt, bringt eine gewisse
warme Stimmung zuwege, der man sich ganz gerne hingibt, auch
wenn man spürt und weiß, daß man ohne großen inneren
Gewinn weggehen wird. Auch die sonstigen unerläßlichen Theater¬
ingredienzen, wie Ironie, Satire und die tiefere Bedeutung sind in
den dramatisch=chemischen Kompositionen in ausreichenden Dosen vor¬
handen, nur daß die Hauptsache — Wucht und Sinn der Handlung
in einem allzu schmerzlichen Mißverhältnis zum Aufwande an
Worten, Bildern und Figuren steht. Die eigentlichen Marionetten¬
spiele, also „Der tapfere Cassian“ und „Zum großen Wurstel“ (ohne
den Hokuspokus des marktschreierischen Schlußeffekts) schneiden in
diesem Sinne viel besser ab als „Der Puppenspieler“, den Schnitzler
als „Studie" bezeichnet, der aber nur zeigt, daß der Autor die Technik
des nordischen Dichters — das von rückwärts nach vorwärts Abrollen des
Lebensfilms — allzu intensiv studiert hat. Im übrigen enthält die
Hauptfigur, aus Ulrik=Brendel und Hjalmar Ekdal zusammengeschweißt,
nur wenig eigene Schnitzlersche Elemente. Herr Kramer hat gerade
diesen Georg mit guter Haltung und einfach starken Mitteln recht
ebendig gemacht. Sonst war für die Darstellung aus den hölzernen
Marionetten nicht viel zu holen. Herr Homma allerdings nebst dem
Bramarbas auch ein lebender Praterausrufer von Kraft und über¬
raschend ulkiger Echtheit. Besonsers anzumerken: Die Herren
Bünther, Jaro Fürth in einer sehr charakteristischen Maske,
Askonas, die Damen Glöckner, Waldow, Galafrés
und Fran Wagner, die ihren kleinen Part mit liebenswürdiger
Hingebung spielte. Der Erfolg des Abends war ein ziemlich großer;
der Dichter konnte nach jedem Stücke persönlich für Beifall danken. n.
(Carl=Theater.) Die durch ihre Schilderung aus einem Stück
des alten Wien ebenso wie durch die Lannerschen Weisen gleich
sympathische Operette „Alt-Wien“ fand in voriger Woche ihre
50. Aufführung. Das volle Haus überhäufte die Darstelle:, #len
voran Frau Zwerenz und Herrn Waldemar, dann die Damen
Keplinger und Löwe und die Herren Blasel und König H
mit Beifall und Hervorrufen, denen auch Komponist und Autor #
folgen mußten.
box 22/11
don.,
des-York, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. P#ss#s¬
burg, Toronto,
Qnellenangebe onne Gewrühr.)
Anaschnitt aus: Deutsches Tagblatt
13.
EE. 19 12 Ostdeutsche Rundechau
*O# :
Wien
Kunst.
Theater und
Wien, 12. Februar.
Deutsches Volkstheater. Hat das Burgtheater
Hang
Fin neues Werk von Artux Schuitlerfühlt sich das
Deutsche Volkstheater verpflichtet, einige Abschnitzel seiner
siberwundenen Schaffensperiode aufzulefen. Im Vorjahre
sieß es dem „Jungen Metardus“ im Burgtheater den
Anatolzyklus“ folgen, heuer schickte es dem „Weiten Land“
den Zyklus „Marionetten“ nach. Artur Schnitzler erfreut
—
sich beim Stammpublikum des Deutschen Volkstheau
großer Beliebtheit und es ist bereit, auch dann mitzutun
wenn es auf Kosten der Unterhaltung geht. Diesmal##
fühlte man den Zwang, den es sich antat, um einen
Scheinerfolg vorzutäuschen, und nur mit dem Aufgebots
aller Kräfte konnte der Widerspruch der ehrlichen
Minderheit übertönt werden. Es war aber auch
eine zu unglückliche Idee, diese drei in ihrem Wesen und
Inhalt so wenig verschiedene Einakter an einem Abend¬
darzubieten. In zwei Stücken sind die Schauspieler zu dem
Scherz verurteilt, die zappeligen Bewegungen von
Holzpuppen nachzuahmen. Im dritten ist zwar ur
vergleichsweise vom Puppenspiel die Rede, dafür
ist eine Nachahmung der Technik Ibsens, ins
welcher, die wunderbare Gestalt des Ulrit
Brendel zur Puppe veräußerlicht wird. Der Sinn aller
drei Stücke aber ist der gleiche: wir glauben zu schieben,
und werden geschoben. Was man sich einzeln und zwischen
andere Stücke eingestreut als groteske Aeußerungen
eines sich auch im Scherz tiefsinnig gebärdenden
Literaten zur Not gefallen ließ, wirkte ins
der zyklischen Wiederholung ermüdend und ab¬
stumpfend und als sich in der Burleske „Zum großen
Wurstel“ gar das Spiel von der Bühne in den Zuschauer¬
raum dehnte, da fühlte man den Widerspruch zwischen der
Größe des anspruchsvollen Apparates und der Dürftigkeit##
des Gegenstandes nur zu deutlich, um nicht unwillig zus
zwerden. Vergeblich bemühte sich die Darstellung des
Dettschen Volkstheaters, diesen Widerspruch zu verschleiern
und den Unwillen zu entkrästen.—
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