17.4. Marionetten zvkIus
zynischen Sentimentalität liegt seiner Natur überhaupt ziemlich ferne.
Herrn Onnos glühende Unrast paßt schlecht zur sänften Behaglichkeit
dieses Oboespielers und Fräulein Erika v. Wagner vermochte es
nicht, jene weiche, starke, naive Hingebung zu verkörpern, an der alle
Klugheit der Drahtzieher zuschanden wird. Hannemann, wo bist
du? „Der tapfere Kassian“, der schon ein Stückchen Schnitzlerischer
Selbstpersiflage bietet, mag in seiner neckischen Marionetteninszenierung
mit Vergnügen begrüßt werden. Ihm fehlt ja nur etwas rascheres
Tempo und ein Humor der Darsteller, der nicht in den fingierten
Drähten stecken bliebe. Am besten war hier Frau Glöckner. In der
Burleske „Zum großen Wurstel“ rumort zuviel Atelierscherz; das
Publikum fühlt sich geuzt und kann nicht begreifen, was es mit den
Beklemmungen zu tun hat, von denen sich ein Produzierender, ein
Dichter, hier mit forcierten Uebermut von einer Verstimmungsperiode
zu befreien sucht. Das Ganze wird übrigens dadurch, daß Menschen
die Puppen spielen und so das Theater im Theater nochmals theatra¬
lisiert wird, technisch zu pretenziös. Herr Homma traf zwar den Ton,
des Praterausrufers, aber in der Kunst, sich sein Publikum einzeln aus“
der Menge herauszuholen, ist ihm jeder Konkurrent im echten Wurstel¬
prater überlegen.
Wenn die „fünf Frankfurter“ in der Burg gegeben werden, ist
kein Grund vorhanden, warum Direktor Jarno von Platzfurcht befallen
80
werden sollte, wenn er den „Faust in der Josefstadt spielt. Die
„Freie Volksbühne“ gab den Anstoß; jetzt aber sitzt das unsterbliche
Gedicht Geethes ohne besonderen Vorwand neben den „Kokotten“ und
Hinnerks Schwank „Die närrische Welt“ folgt darauf wie das Tatir¬
spiel auf die Tragödie. Die Faustvorstellung, die Schleuther am Franzens¬
ring gebaut, und in die Herr Baron Berger Herrn Höbling als Faust und
Herrn Devrient als Mephisto einführte, ist in jedem Sinne so beschämend,
daß ein anderer „Versucher“ daneben nur gewinnen kann. Es war nicht
übel; manches technische in der bescheidensten Beschränkung dieser Bühne
BAYRIS
MAI BIS OKTO
Unter dem Prot
R
Die Bayrische Ger
besonders für die
tags, Massenartike
frau, in Wohnung
der Gegenstand.
S
feinerten Herstel
gestaltet und ausg
A M
box 22/11
Telephon 12.80
„ODSENVER
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Geusland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madric, Mailand, Mitmespelis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petere¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe sime Gewähn.
Illustriertes Wiener Extrablatt
Ausschnitt aus:
Wiem
10
vom:
Kbin 1
Wiener Theatergeschichten.
„Marionetten.“
Die so betitelte Dichtung von Artur Schuitz
wird das Publikum im Laufe des Monlates Februar
im Deutschen Volkstheater keunen lernen. Sie besteht
aus mehreren Stücken, von denen eines „Zum großen
Wurstel“ heißt. Schauplatzt ein Wirtshausgarten im
Prater. In der ursprünglichen Fassung treten dort u. a.:
der Graf von Charolais und der Meister —
zwei Figuren aus Bühnenwerken von Beer=Hofmann
und Bahr — auf. Man wird weder den Grafen von
Charolais noch den Meister im Volkstheater zu sehen
bekommen. Sie wurden im Einverständisse mit
Schnitzler gestrichen und durch andere Gestalten ersetzt
— Wienern von heute
Angeblich deshalb, weil den
die Erinnerung an die genannten Schauspiele
verblaßt ist und die Anspielungen im Dialoge von
„Marionetten“ nicht mehr auf das volle Ver¬
ständnis treffen könnten!... Es werden deshalb in das
Personenverzeichnis „Zum großen Wurstel“ eingefügt:
Christof Rott (aus Schönherrs „Glaube und Heimat*),
der junge Medardus und Anatol mit seinen fünf
Mädchen. Diese Rekonstruktion entbehrt nicht der
Pikanterie.
zynischen Sentimentalität liegt seiner Natur überhaupt ziemlich ferne.
Herrn Onnos glühende Unrast paßt schlecht zur sänften Behaglichkeit
dieses Oboespielers und Fräulein Erika v. Wagner vermochte es
nicht, jene weiche, starke, naive Hingebung zu verkörpern, an der alle
Klugheit der Drahtzieher zuschanden wird. Hannemann, wo bist
du? „Der tapfere Kassian“, der schon ein Stückchen Schnitzlerischer
Selbstpersiflage bietet, mag in seiner neckischen Marionetteninszenierung
mit Vergnügen begrüßt werden. Ihm fehlt ja nur etwas rascheres
Tempo und ein Humor der Darsteller, der nicht in den fingierten
Drähten stecken bliebe. Am besten war hier Frau Glöckner. In der
Burleske „Zum großen Wurstel“ rumort zuviel Atelierscherz; das
Publikum fühlt sich geuzt und kann nicht begreifen, was es mit den
Beklemmungen zu tun hat, von denen sich ein Produzierender, ein
Dichter, hier mit forcierten Uebermut von einer Verstimmungsperiode
zu befreien sucht. Das Ganze wird übrigens dadurch, daß Menschen
die Puppen spielen und so das Theater im Theater nochmals theatra¬
lisiert wird, technisch zu pretenziös. Herr Homma traf zwar den Ton,
des Praterausrufers, aber in der Kunst, sich sein Publikum einzeln aus“
der Menge herauszuholen, ist ihm jeder Konkurrent im echten Wurstel¬
prater überlegen.
Wenn die „fünf Frankfurter“ in der Burg gegeben werden, ist
kein Grund vorhanden, warum Direktor Jarno von Platzfurcht befallen
80
werden sollte, wenn er den „Faust in der Josefstadt spielt. Die
„Freie Volksbühne“ gab den Anstoß; jetzt aber sitzt das unsterbliche
Gedicht Geethes ohne besonderen Vorwand neben den „Kokotten“ und
Hinnerks Schwank „Die närrische Welt“ folgt darauf wie das Tatir¬
spiel auf die Tragödie. Die Faustvorstellung, die Schleuther am Franzens¬
ring gebaut, und in die Herr Baron Berger Herrn Höbling als Faust und
Herrn Devrient als Mephisto einführte, ist in jedem Sinne so beschämend,
daß ein anderer „Versucher“ daneben nur gewinnen kann. Es war nicht
übel; manches technische in der bescheidensten Beschränkung dieser Bühne
BAYRIS
MAI BIS OKTO
Unter dem Prot
R
Die Bayrische Ger
besonders für die
tags, Massenartike
frau, in Wohnung
der Gegenstand.
S
feinerten Herstel
gestaltet und ausg
A M
box 22/11
Telephon 12.80
„ODSENVER
I. österr. beh. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte und Bibliographie.
Wien, I., Conoordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Brüssel, Budapest, Chicago, Geusland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madric, Mailand, Mitmespelis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petere¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe sime Gewähn.
Illustriertes Wiener Extrablatt
Ausschnitt aus:
Wiem
10
vom:
Kbin 1
Wiener Theatergeschichten.
„Marionetten.“
Die so betitelte Dichtung von Artur Schuitz
wird das Publikum im Laufe des Monlates Februar
im Deutschen Volkstheater keunen lernen. Sie besteht
aus mehreren Stücken, von denen eines „Zum großen
Wurstel“ heißt. Schauplatzt ein Wirtshausgarten im
Prater. In der ursprünglichen Fassung treten dort u. a.:
der Graf von Charolais und der Meister —
zwei Figuren aus Bühnenwerken von Beer=Hofmann
und Bahr — auf. Man wird weder den Grafen von
Charolais noch den Meister im Volkstheater zu sehen
bekommen. Sie wurden im Einverständisse mit
Schnitzler gestrichen und durch andere Gestalten ersetzt
— Wienern von heute
Angeblich deshalb, weil den
die Erinnerung an die genannten Schauspiele
verblaßt ist und die Anspielungen im Dialoge von
„Marionetten“ nicht mehr auf das volle Ver¬
ständnis treffen könnten!... Es werden deshalb in das
Personenverzeichnis „Zum großen Wurstel“ eingefügt:
Christof Rott (aus Schönherrs „Glaube und Heimat*),
der junge Medardus und Anatol mit seinen fünf
Mädchen. Diese Rekonstruktion entbehrt nicht der
Pikanterie.