II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 3), Zum großen Wurstel. Burleske in einem Akt (Marionetten), Seite 30

W
box 22/9
17.3. Zun grossenürstel
Shesr
Telenhon 12801.
59
„GUSEIVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Xopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
Telephon 12801.
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Cahl
95
„OBSERVER‘
Anschnitt amst u. ie #ndelucher

I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitto
24 Z. 1906 Colibepenaenh Eia
Wien, I., Concordiaplatz 4.
vom:
S
Vertretungen
Einen hochliterarischen Abend brachte das Lust¬
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
spieltheater, ohne damit zu reussieren. Es wurden die
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork, Paris, Rom,
feinsten literarischen Delikatessen serviert. Und es zeigte
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
sich, daß man ihnen kein Verständnis entgegenbrachte.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Der alte Lucius wird im Reiche der Götter die Augen
aufgerissen haben, daß sie eines seiner geistvollen Ge¬
Ausschnitt Wiener Salonblatt
spräche im Jahre 1906 auszischten. Vielleicht hat er
vergnügt geschmunzelt, daß ein Moderner, Herr Erich

Korn aus Berlin, an demselben Abend mit einem sehr
wirksamen Einakter noch heftiger abgelehnt wurde.
Nur eine Schnitzler'sche Satire, die den Abend abschloß,
Der letzte Literarische Abend im Lustspiel=Theater ver¬
ließ man in Gnaden durchgehen. Sie ist geistvoll. Da
lief ziemlich unerquicklich. Er begann mit der heutzutage unver¬
hörte ich im Foyer so viel Deutungen, was Schnitzler#
ständlichen Satire des antiken Lucianus, =Die Fahrt über den
damit sagen wollte, daß ich überzeugt war, daß keiner!
Styx= setzte mit dem brutalen Soldatenstücke =Mamzell Courasche¬
es wußte, vielleicht Schnitzler selbst nicht. Wenn es
von Erich Koin fort und schloß mit Artur Schnitzlers interessanter,
nicht ledig eine Frozzelei des Publikums sein sollte,
aber verfehlter Burleske =Zum großen Wurstle. Im letzten Ein¬
von dem er sagt, daß es an Fäden gezogen werdenk
akter macht sich der Autor über alles und alle lustig, über Schau¬
muß wie die Marionetten des Puppentheaters. Ein so
spieler, Publikum, moderne und nicht moderne Autoren, so daß es
favorisierter Dichter wie Schnitzler darf sich schon dens#
einem schließlich wie ein Mühlrad im Kopfe herumgeht. Dazu
Jux machen, das Publikum zu hänseln.
wurde durchaus nicht einwandfrei gespielt. Nur Herr Hofer als
Praterbudenausrufer im Schnitzlerschen Stücke bot eine originelle
Leistung.
Telephon 12801.
0
„OBSERVER“
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York „Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
Die Wage, Wien
vam: XA 3. 1906
Auch Schnihlers Groteske ist nur bemnaye ein Kunstlbert. Der Gedank¬.
der dem Spiel zugrunde liegt, ist ein Lieblingsgedanke Schnitzlers. Wir alle sind
Marionetten! Wir hängen an Fäden und wissen nicht wie. Es gibt einen Augen¬
blick in diesem Stücke, wo der große Unbekannte auftritt und das Schwert, das
die Fäden zerreißt, übers Publikum schwingt, einen Augenblick, wo wir erschauern.
Und daß wir so den Dichter über uns fühlen, über uns mit seinem Schwert,
das ist ein Moment, den man seit vielen, vielen Jahren im Theater nicht erlebt
hat. Das Marionettenspiel freilich, an dem Schnitzler exemplifiziert, das Ma¬
rionettenstück, das auf einer Praterbühne aufgeführt wird, ist eine Selbstver¬
spottung und Selbstironisierung, die doch nur ganz intimen Freunden verständlich
ist. Hier hätte Schnitzler, statt sich selbst und sein eigenes Theater zu karikieren,
eine Kunstsatire liefern können, die uns lachend erschüttert hätte. Aber er wollte
wahrscheinlich nur für sich selbst Theater spielen, und seine Selbstironie hat einen
gar wehmütigen Klang. Er steht sich selbst im Zerrspiegel, Bernard Shaw hält
ihn der ganzen Welt vors Gesicht — wie seltsam kontrastieren diese beiden Humore!
Rudolph Lothar.