II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 3), Zum großen Wurstel. Burleske in einem Akt (Marionetten), Seite 51

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17.3. Zun grossen Würste1

aufgang: 5 Uhr 47 Min Sonnenuntergang: 6 Uhr 24 Min. — Mutmäßliche
Witterung nach dem hundertjährigen Kalender: Trüb und ziemlich kühl.
auf der Höhe der Dichtung. Nur Herr Höfer stellte als Marionettentheater¬
— aber die anderen!
direktor eine köstliche Type auf die Bühne
Das Raimund=Theater wird tendenziös. Nach „Messenyauser“ kam diese
Woche das Märchenspiel „Der Reformator“ als Neuheit an die Reihe. Der
Autor, Otto Conradi ist sein bisnun unbekannt gewesener Name, ist aber vor¬
sichtigerweise nicht zu Telmann, sondern zu Dr. Wittenbauer in die Lehre ge¬
gangen. Dort die Bevorzugung unfähiger Lehrkräfte, hier die Protektionswirt¬
schaft in Beamtenkreisen. Eine bureaukratische „Arme Leut"=Komödie, die zu
Ferdinand Raimunds Märchenwelt emporflattern will. Die böse Fee Protektion
erscheint in höchsteigener Person und treibt zum Schaden aller Frommen ein ge¬
fährliches Unwesen. Der ahnengesegnete Baron v. Szipanski wird von Rang¬
klasse zu Rangklasse emporgeschleudert, indes der arme bürgerliche Praktikant
alle Bitternisse der kleinen Beamtenexistenz durchkosten muß. Die soziale Not
schreit zu den Galerien des Raimund=Theaters. Doch in der Stunde der höchsten
Gefahr erscheint der Beamtenheiland in Gestalt des selbstherrlichen Landesfürsten
in der Bureaustube, jagt die korrupte Bureaukratie in die Verbannung der
Pension und ernennt den armen hilf= und subsistenzlosen Praktikanten zum
Finanzrat. Heil und Sieg! Das Stück ist gut gemeint, ja es steckt sogar eine
erhebliche Dosis von Empfineung in einzelnen Szenen, aber die rührende
Naivetät des Autors hat sein Werk entwer. An Beifall hat es bei der
Première trotzdem nicht gefehlt, und so oft ein Schlagwort über Bureaukratie
von der Bühne in den Zuschauerraum geflogen kam, gab es sogar demonstra¬
tiven Applaus, der den Dialog minutenlang unterbrach. Die Novität war in
den Hauptrollen mit den Herren Charlé, Eckhardt, Popp und Hiller sowie den
Damen Reingruber und Hetsey trefflich besetzt und fand eine überaus freund¬
liche Aufnahme; um so urfreundlicher dürfte der Verfasser, der im profanen
Leben als bescheidener Zollbeamter wirkt, von seinen Vorgesetzten begrüßt werden,
denn Gedanken, die von Beamten auf die Bähne geschmuggelt werden, sind
Venjamin Schier jun.
nicht immer zollfrei!
dem Bestande 6261 Schülerinnen ausgebildet. Mit Beo
scheiden des Zentralausschußmitgliedes Feau v. Pfeiffer
der Vereinsleitung das Absolutorium erteilt und die L#
Graphologischer Brieftd
Geleitet von Dolphine Poppée, beeidete Sachverständige,
gasse 11, 1. Stiege, 3. Stock, Sprechstunde von 3—5
und Donnerstag von 5—6 Uh
uschriften und Honorarsendungen direkt an Obgenannte; Honora
Schriftbeurteilungen, die in der „Wiener Hausfrauen=Zeiti
Skizze, K 3·— bis K 4·— für ausführliche Schilderungen; für N
P. R. Ein blendender, sprühender Geist, voll 2
er auch nicht will Und merkwürdigerweise, er will d
stark. Er vergißt, daß die Mädchen und die Tugenden
nichts davon wissen. „Non é la mia colpa“ wird er sic
eben gar so sehr gehätschelt von lieben, kleinen, zarten
der Gewichtslehre Hohn sprechend, sollen gerade die klei
darin sein. Er spricht gut und animiert und er hört sil
gut, weit, breit, dehnbar wie ein — ja womit soll
dem Paragraph 14 vielleicht? Er ist elegant, sehr
sympathisch, man kann ihm eine gewisse „Herzensbreche
Wert des Geldes weiß er wohl zu würdigen, gibt si
etwas vom Grandseigneur steckt in ihm. Ob er auch
wissen? Ich würde es eher verneinen, das stete Leben
Fremden, wo er nie sein wahres Herz zeigen kani
Familiensinn. bei manchen erstickt es ihn. Hoffen wir
auch, ein keuscher Josef, der Frau Potiphar in kein
der den Mantel der Monna Vanna dem seinigen vor