box 2277
17.2. Der tapfere Cassian
Der fin Schulring, also die Tarsache, daß eine preußische
]Vereinsmehrheit strikte zuwiderlaufe.., seurren
Regierungsbehörde der Ansicht ist, ein Bürgermeister habe
ein unentwegtes Festhalten an dem Kurse, der die unabhängige ein doppelter ist.
den von ihm zu erwartenden Takt so gröblich verletzt, daß ein
Entwicklung des Flottenvereins als deutschen Volksvereins ver¬
England selbst berech
Disziplinarverfahren geboten erscheint, soll dazu angetan sein,
bürgt, und der den Deutschen Flottenverein groß gemacht hat. Eine der alte durchsichtig
Burlesken, mit Gesang und Tanz durchwebt, belustigte. Er
schmack und das Ver
Nachdruck verboten.
Von
versicherte mir, daß ihm die Pantomimik dieser Puppen viel
42
„Der tapfere C
Vergnügen machte, und ließ nicht undeutlich merken, daß ein
haltung jugendlicher
marionettentheater.
2
Tänzer, der sich ausbilden wolle, mancherlei von ihnen lernen
nur wegen einiger
könne". — Es folgt dann in Rede und Gegenrede eine kleine
Wer einmal als Kind der Vorstellung eines herumreisen¬
derber Stellen, über
höchst geistvolle Abhandlung, die jeder, der sich dafür näher
hinhören würde, so
den Marionettentheaters beiwohnte, behielt wohl meistens die
interessiert, in Kleists „Kleineren Schriften, unter dem Ab¬
Die groteske Satir#
Erinnerung daran als eine der fesselndsten Schaustellungen
schnitt „Aus den Abendblättern“ nachlesen möge.
nachdenkliche, bald he
im Gedächtnis. Es weht so ein eigenartiger Zauber um das
Ob dies M ..., in dem Heinrich v. Kleist das Mario¬
uralte Puppenspiel, der nicht nur das naive Gemüt des Kin¬
nicht verstanden; um
nettentheater kennen gelernt hat, München gewesen ist?
eignet, einem für phi
des gefangen nimmt, sondern dem sich auch der Erwachsene,
Jedenfalls ist München für die Erhaltung dieser alten!
ironie empfänglichen
wenn er nicht ein ganz und gar blasierter Mensch ist, nicht
Stunde zu verschaffe
Volksbelustigung während des ganzen vorigen Jahrhunderts
entziehen kann und vor allem auch meistens nicht entziehen
mit bemerkenswerter Zähigkeit eingetreten und in der zweiten
Der tapfere Cas
will. Sich diesem Zauber gelegentlich einmal ganz hingeben
Hälfte des 19. Jahrhunderts ist dem Marionettentheater
trefflicher Abenteure
zu können, darin liegt der große Reiz, der dem hübschen
dessen bedeutendster Dichter und Förderer in dem Münchener
ebenso großer Maul
Marionettentheater der Ausstelluna Mün¬
Hofmusikintendanten Grafen Franz v. Pocci erstan¬
Vetter Martin, der
chen 1908 tagtäglich zu jeder seiner Vorstellungen eine so
schnöde zu verlassen,
den, dessen Puppenspiele zu dem besten gehören, was für die
große Schar von Besuchern zuführt, daß man fast immer von
dern sich die Gunst
Marionettenbühne je geschrieben worden ist. Poccis Stücke
einem vollen Hause reden kann.
bilden auch den Grundstock des Repertoires der jetzt in neuer
Lambriani zu erkau
Das Bühnen=Puppenspiel hat eine Geschichte, die bis in
Geselle, der mit Vor
künstlerischer Form entstandener Marionettenbühne des
die Zeit der alten Griechen und Römer zurückreicht. In
Schriftstellers Paul Brann (Brann, nicht Braun), der nach
Martin nimmt i
der Mitte des 17. Jahrhunderts fand das Marionettentheater
mehrfachen wohlgelungenen Versuchen in Düsseldorf, Berlin
ab und leiht dem
eine ganz besondere Pflege durch den Franzosen Brioché,
und Wien das Theater im heutigen Münchener Ausstellungs¬
Dukaten, mit dem
der häufig als der Erfinder des Marionettenspiels genannt
park eingerichtet hat und mit großem Erfolg leitet.
nicht nur sein gesat
worden ist, obwohl er es nur vervollkommnet hatte. In
des Vetters Martin
Von den Stücken des Grafen Pocci sind es hauptsäch¬
Frankreich und Italien hat das Marionettentheater schon
lich die verschiedenen Kasperlkomödien, die den Spielplan
Als dann obendrein
lange in hoher Blüte gestanden. Von den romanischen Län¬
dem schneidigen Vett
beherrschen und das Entzücken der kleinen wie der großen
dern kam es dann auch nach Deutschland, wo es jedoch bald
wirft, packt den sonst
Welt bilden; daneben werden aber auch hochmoderne Werke
zur niedrigsten Volksbelustigung herabsank und bis in die
aufgeführt, wie z. B. „Der tapfere Cassian“ von
den tapferen Cassian
neueste Zeit sich zu keiner künstlerischen Höhe wieder erhob.
lieben Vetter einen
Arthur Schnitzler und eine uralte Oper „Laserva
Immer hat es aber das lebhafte Interesse hervorragender
padrona“, zu Deutsch „Wie die Zofe Herrinwird“
spricht dem am Bod
Literaturgrößen erweckt, sobald sie mit einer dieser meistens
von Giovanni Pergolese.
zur Lambriani reisen
wohl recht primitiven Darstellungen bekannt wurden.
Als Sophie das hört
Diese kleine zweiaktige Oper eignet sich für die Darstel¬
Der erste, der das Marionettenstück in die deutsche Lite¬
lung auf der Puppenbühne mit ihrer zierlichen Rokokodeko¬
kammer, in der die
ratur eingeführt hat, war Goethe 1774 mit seinem Jahr¬
Cassian denselben W#
ration und den der Nymphenburger Porzellan=Manufaktur
marktsfest zu Plundersweiler. Goethe läßt dort
den beiden nach und
entstammenden, vom Münchener Bildhauer Josef
das Marionettenspiel von Hamann und Esther aufführen, wo
Wackerle modellierten Möbeln ganz hervorragend gut. Der
sich ereignet. Der sp
in der ersten, später umgeänderten Form in lustigen Knittel¬
gesangliche Teil der Oper, der an Länge dem gesprochenen
lein in der Luft eing
versen nach dem Muster von Hans Sachs die verschiedenartigen
angelangt.
Inhalt ungefähr gleichkommt, wurde bis jetzt von einer jun¬
charakteristischen Tendenzen der Zeit in Gestalt guter Be¬
gen Norwegerin, Fräulein Elisabeth Munthe=Kaas
Martin spielt sich
kannter des Dichters aus dem Kreise der Romanschriftstellerin
und dem Mitgliede des Kieler Stadttheaters Herrn Emil
aber gleich darauf i
Sophie von La Roche in Ehrenbreitenstein unter den Puppen
Grifft, den sich Herr Brann als Gast für sein Theater ver¬
„Wahrlich, es ist ein
erscheinen.
schrieben hat, in musterhäfter Weise durchgeführt, während
gar nicht gelau
Auch Iffland, Kotzebue, Tiek, Arnim und
als Sprecherin Fräulein Helene Weißer vom Kgl. Hof¬
streckt er sich und stir
Joseph Freiherr von Eichendorff haben Dichtun¬
theater mitwirkt. Die männlichen Sprechrollen aller Auffüh¬
Solch ein Stück
gen, die ausgesprochenermaßen für das Marionettentheater
rungen werden von den Herren Paul Brann und Fritz
Menschen darzustellen
bestimmt waren, geschrieben.
Holl vom Stadttheater in Augsburg mit vorzüglichem Aus¬
wie die Marionetten
Heinrich v. Kleist widmete dem Marionettentheater
druck gesprochen. Für Fräulein Munthe=Kaas, die durch
Gesetz der Schwere
eine längere Plauderei, in der er erzählt, wie er in dem
anderweitige Verpflichtungen gezwungen war, wieder in die
rionettenspiel ruft in
Konzertgarten einer deutschen Stadt M. .. mit einem Herrn
Heimat zurückzukehren, hat Direktor Brann in einer vielver¬
durchlebe er einen T#
C., dem ersten Tänzer an der Oper, zusammengetroffen sei
sprechenden jungen Sängerin vom Bayreuther Opernhaus,
den beschäftigt, von
und ihm sein Erstaunen darüber ausgesprochen habe, daß er
Fräulein Elli Thoma, guten Ersatz gefunden.
gelöst ist und Wirklich
ihn schon mehrere Male als Zuschauer in einem Marionetten¬
Während die meisten Stücke, die im Münchener Mario¬
ohne daß der Träum
theater gesehen hätte, „das auf dem Markte zusammengezim¬
mert worden war, und den Pöbel durch kleine dramatische nettentheater gegeben werden, in er, Linie auf den Ge= aufhört und Unwirkl
17.2. Der tapfere Cassian
Der fin Schulring, also die Tarsache, daß eine preußische
]Vereinsmehrheit strikte zuwiderlaufe.., seurren
Regierungsbehörde der Ansicht ist, ein Bürgermeister habe
ein unentwegtes Festhalten an dem Kurse, der die unabhängige ein doppelter ist.
den von ihm zu erwartenden Takt so gröblich verletzt, daß ein
Entwicklung des Flottenvereins als deutschen Volksvereins ver¬
England selbst berech
Disziplinarverfahren geboten erscheint, soll dazu angetan sein,
bürgt, und der den Deutschen Flottenverein groß gemacht hat. Eine der alte durchsichtig
Burlesken, mit Gesang und Tanz durchwebt, belustigte. Er
schmack und das Ver
Nachdruck verboten.
Von
versicherte mir, daß ihm die Pantomimik dieser Puppen viel
42
„Der tapfere C
Vergnügen machte, und ließ nicht undeutlich merken, daß ein
haltung jugendlicher
marionettentheater.
2
Tänzer, der sich ausbilden wolle, mancherlei von ihnen lernen
nur wegen einiger
könne". — Es folgt dann in Rede und Gegenrede eine kleine
Wer einmal als Kind der Vorstellung eines herumreisen¬
derber Stellen, über
höchst geistvolle Abhandlung, die jeder, der sich dafür näher
hinhören würde, so
den Marionettentheaters beiwohnte, behielt wohl meistens die
interessiert, in Kleists „Kleineren Schriften, unter dem Ab¬
Die groteske Satir#
Erinnerung daran als eine der fesselndsten Schaustellungen
schnitt „Aus den Abendblättern“ nachlesen möge.
nachdenkliche, bald he
im Gedächtnis. Es weht so ein eigenartiger Zauber um das
Ob dies M ..., in dem Heinrich v. Kleist das Mario¬
uralte Puppenspiel, der nicht nur das naive Gemüt des Kin¬
nicht verstanden; um
nettentheater kennen gelernt hat, München gewesen ist?
eignet, einem für phi
des gefangen nimmt, sondern dem sich auch der Erwachsene,
Jedenfalls ist München für die Erhaltung dieser alten!
ironie empfänglichen
wenn er nicht ein ganz und gar blasierter Mensch ist, nicht
Stunde zu verschaffe
Volksbelustigung während des ganzen vorigen Jahrhunderts
entziehen kann und vor allem auch meistens nicht entziehen
mit bemerkenswerter Zähigkeit eingetreten und in der zweiten
Der tapfere Cas
will. Sich diesem Zauber gelegentlich einmal ganz hingeben
Hälfte des 19. Jahrhunderts ist dem Marionettentheater
trefflicher Abenteure
zu können, darin liegt der große Reiz, der dem hübschen
dessen bedeutendster Dichter und Förderer in dem Münchener
ebenso großer Maul
Marionettentheater der Ausstelluna Mün¬
Hofmusikintendanten Grafen Franz v. Pocci erstan¬
Vetter Martin, der
chen 1908 tagtäglich zu jeder seiner Vorstellungen eine so
schnöde zu verlassen,
den, dessen Puppenspiele zu dem besten gehören, was für die
große Schar von Besuchern zuführt, daß man fast immer von
dern sich die Gunst
Marionettenbühne je geschrieben worden ist. Poccis Stücke
einem vollen Hause reden kann.
bilden auch den Grundstock des Repertoires der jetzt in neuer
Lambriani zu erkau
Das Bühnen=Puppenspiel hat eine Geschichte, die bis in
Geselle, der mit Vor
künstlerischer Form entstandener Marionettenbühne des
die Zeit der alten Griechen und Römer zurückreicht. In
Schriftstellers Paul Brann (Brann, nicht Braun), der nach
Martin nimmt i
der Mitte des 17. Jahrhunderts fand das Marionettentheater
mehrfachen wohlgelungenen Versuchen in Düsseldorf, Berlin
ab und leiht dem
eine ganz besondere Pflege durch den Franzosen Brioché,
und Wien das Theater im heutigen Münchener Ausstellungs¬
Dukaten, mit dem
der häufig als der Erfinder des Marionettenspiels genannt
park eingerichtet hat und mit großem Erfolg leitet.
nicht nur sein gesat
worden ist, obwohl er es nur vervollkommnet hatte. In
des Vetters Martin
Von den Stücken des Grafen Pocci sind es hauptsäch¬
Frankreich und Italien hat das Marionettentheater schon
lich die verschiedenen Kasperlkomödien, die den Spielplan
Als dann obendrein
lange in hoher Blüte gestanden. Von den romanischen Län¬
dem schneidigen Vett
beherrschen und das Entzücken der kleinen wie der großen
dern kam es dann auch nach Deutschland, wo es jedoch bald
wirft, packt den sonst
Welt bilden; daneben werden aber auch hochmoderne Werke
zur niedrigsten Volksbelustigung herabsank und bis in die
aufgeführt, wie z. B. „Der tapfere Cassian“ von
den tapferen Cassian
neueste Zeit sich zu keiner künstlerischen Höhe wieder erhob.
lieben Vetter einen
Arthur Schnitzler und eine uralte Oper „Laserva
Immer hat es aber das lebhafte Interesse hervorragender
padrona“, zu Deutsch „Wie die Zofe Herrinwird“
spricht dem am Bod
Literaturgrößen erweckt, sobald sie mit einer dieser meistens
von Giovanni Pergolese.
zur Lambriani reisen
wohl recht primitiven Darstellungen bekannt wurden.
Als Sophie das hört
Diese kleine zweiaktige Oper eignet sich für die Darstel¬
Der erste, der das Marionettenstück in die deutsche Lite¬
lung auf der Puppenbühne mit ihrer zierlichen Rokokodeko¬
kammer, in der die
ratur eingeführt hat, war Goethe 1774 mit seinem Jahr¬
Cassian denselben W#
ration und den der Nymphenburger Porzellan=Manufaktur
marktsfest zu Plundersweiler. Goethe läßt dort
den beiden nach und
entstammenden, vom Münchener Bildhauer Josef
das Marionettenspiel von Hamann und Esther aufführen, wo
Wackerle modellierten Möbeln ganz hervorragend gut. Der
sich ereignet. Der sp
in der ersten, später umgeänderten Form in lustigen Knittel¬
gesangliche Teil der Oper, der an Länge dem gesprochenen
lein in der Luft eing
versen nach dem Muster von Hans Sachs die verschiedenartigen
angelangt.
Inhalt ungefähr gleichkommt, wurde bis jetzt von einer jun¬
charakteristischen Tendenzen der Zeit in Gestalt guter Be¬
gen Norwegerin, Fräulein Elisabeth Munthe=Kaas
Martin spielt sich
kannter des Dichters aus dem Kreise der Romanschriftstellerin
und dem Mitgliede des Kieler Stadttheaters Herrn Emil
aber gleich darauf i
Sophie von La Roche in Ehrenbreitenstein unter den Puppen
Grifft, den sich Herr Brann als Gast für sein Theater ver¬
„Wahrlich, es ist ein
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schrieben hat, in musterhäfter Weise durchgeführt, während
gar nicht gelau
Auch Iffland, Kotzebue, Tiek, Arnim und
als Sprecherin Fräulein Helene Weißer vom Kgl. Hof¬
streckt er sich und stir
Joseph Freiherr von Eichendorff haben Dichtun¬
theater mitwirkt. Die männlichen Sprechrollen aller Auffüh¬
Solch ein Stück
gen, die ausgesprochenermaßen für das Marionettentheater
rungen werden von den Herren Paul Brann und Fritz
Menschen darzustellen
bestimmt waren, geschrieben.
Holl vom Stadttheater in Augsburg mit vorzüglichem Aus¬
wie die Marionetten
Heinrich v. Kleist widmete dem Marionettentheater
druck gesprochen. Für Fräulein Munthe=Kaas, die durch
Gesetz der Schwere
eine längere Plauderei, in der er erzählt, wie er in dem
anderweitige Verpflichtungen gezwungen war, wieder in die
rionettenspiel ruft in
Konzertgarten einer deutschen Stadt M. .. mit einem Herrn
Heimat zurückzukehren, hat Direktor Brann in einer vielver¬
durchlebe er einen T#
C., dem ersten Tänzer an der Oper, zusammengetroffen sei
sprechenden jungen Sängerin vom Bayreuther Opernhaus,
den beschäftigt, von
und ihm sein Erstaunen darüber ausgesprochen habe, daß er
Fräulein Elli Thoma, guten Ersatz gefunden.
gelöst ist und Wirklich
ihn schon mehrere Male als Zuschauer in einem Marionetten¬
Während die meisten Stücke, die im Münchener Mario¬
ohne daß der Träum
theater gesehen hätte, „das auf dem Markte zusammengezim¬
mert worden war, und den Pöbel durch kleine dramatische nettentheater gegeben werden, in er, Linie auf den Ge= aufhört und Unwirkl