II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Der tapfere Cassian. Puppenspiel in einem Akt (Generalprobe), Seite 27

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17.2. Der tanfere-Cassian
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(Quellenangabe ohne Gewähr.
7 Ausschnitt aus:
Deutsches Volksblatt, Wien
S. 1300
E vom:
1
Marionettentheater in der „Fledermaus“. Die
moderne Kunst, die sich so vielfach um Dinge kümmert, die
sie nichts angehen, hat einmal das Richtige getroffen, als
sie sich mit dem Puppenspiele befaßte. Dieses, einst ein
wesentliches Anregungsmittel für das Volk — man weiß,
was ihm Lessing und Goethe verdanken — ist in der letzten
Zeit ganz in den Hintergrund getreten und höchstens
durch allerlei Grotesken, wie Fantoches, Théätre
sich
tintamaresque, erletzt worden. Nun haben
Ignatius
in München Künstler von Rang
Taschner und Jakob Bradl —
zusammen¬
getan, um neue Marionettentypen zu schaffen, und gestern
nachmittags hat das von ihnen konstruierte moderne
Marionettentheater im Kabarett „Fledermaus“ mit zwei
Komödien debütiert. Die erste, „Der tapfere Cassian“ stammt
von Artur S######### und nennt sich ein Puppenspiel.
ist eine scheinbar nachdenkliche und tiefsinnige, in
Wahrheit aber phantasielose, verdrehte und sinnleere
einem Ka¬
einem Maulhelden,
Geschichte von
der einem schwärmenden Liebhaber
pitäu Fracassa,
mit einem Schlag' Geld, Geliebte und Leben nimmt. Der
geschraubte Dialog der langweilig ernsthaften Komödie ist
geradezu ein Hohn auf das Puppenspiel. Ueberhaupt hat
„der täpfere Cassian“ zur Marionettenbühne nur diese eine
urgative Beziehung, daß er für das große Theater denn
doch zu dumm ist. Vielleicht bekommt Schnitzler den
Bauernfeld= oder Schiller=Preis dafür. Das zweite Stück
war endlich das einstige echte Puppenspiel: „Das Eulen=
schloß“, ein vieraktiges Zauberdrama von Franz Graf Pocci.
Graf Pocci, Zeremonienmeister und hernach Musikintendant
am Münchener Hofe unter Ludwig I. und Max, war ein
kunstgewandter, erfindungsreicher Mann, Zeichner, Musiker
und Poet zugleich, dessen liebenswürdiger, humorvoller
Geist namentlich der Jugend viel Ergötzliches widmete.!
Hieher gehört auch sein Puppenspiel „Das Eulenschloß“,
in dem Kasperl einen zum Uhn verwunschenen Ritter unter
mannigfachen Abenteuern erlöst. Phantastische Zaubereien,
drollige Situationen, Kasperl als Minister am Hofe, sich
unausgesetzt blamierend — das gibt für die Jugend
und auch
für andere nicht blasierte Gemüter
Stoff zum Totlachen. Mit Gesang und melodramatischer Be¬
gleitung weiß Pocci obendrein immer Stimmung zu machen
und sein Humor kommt dem gesunden Sinne entgegen. In
der simplen, naiven Kasperliade des Grafen steckt hundert¬
mal mehr Erfindung und dichterischer Wert als in der
anspruchsvollen Schalrednerei des Herrn Schnitzler. Die
Puppen nun, die Taschner und Bradl entwarfen, sind Meister¬
stücke der Charakteristik; welch' plebejisch dumme Verschlauen¬
heit in den Zügen des Kasperls, welch' vertrocknete Mienen
der Staatsräte, die sich von den Physiognomien der
Lakaien nur durch ein paar feinere Linien unterscheiden.
Beim „Cassian“ allerdings mußte sich Meister Taschner auf
Treue des Kostümes des XVII. Jahrhundertes beschränken
— oder hätte er aus den albernen Figuren Schnitzlers Typen
machen sollen? Ein Nachteil scheint es zu sein, daß' die
Figuren so winzige Dimensionen haben. Sie sind derart
klein, daß man ihre Einzelheiten nur auf
ein paar
Meter Distanz unterscheiden kann, also nur auf
berechnet. Auch sollte es
ein kleines Zimmer