17.2. Der tanfere Gassian
DTRH
□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
6
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
—
1 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minncapolis, Neu-Nekt,
Fmnnefst. FEEIsbINE“
Paris, Rom, San
Wellea ud 6e-Hs
* Ausschnitt aus:
15
7—ARE 1909
E vom:
(Marionettentheater in der „Fledermaus“
Eine künstlerische Wiederhelebung der alten Puppenspiele be¬
absichtigt mit seiner Gründung des Marionettentheaters der
Münchener Schriftsteller Paul Braun, an dessen Seite# mit ihrer
Mitwirkung Künstler wie Jakob Bradl, Ignatius Taschner und
Alexander v. Salzmann, von denen die Dekorationen und die Figuren
herrühren, stehen. Ihr Repertoire bilden alte und moderne
Puppenspiele, Komödien und alte Opern von Pergolese und Jean
Jacques Rousseau. Gestern fand die Generalprobe vor einem aus
Künstlern, Schriftstellern und Journalisten zusammengesetzten Publikum
statt, das im stilvollen Raum der „Fledermaus“ die künstlerische
Sensation genoß. Die Spiele, die wir sahen, passen gut in den
Rahmen des mit künstlerischem Raffinement ausgestatteten Kabaretts.
Mit künstlerischem Raffinement auch wird in diesen Puppenspielen
an das naive Empfinden gerührt. Eindrücke aus unserer Jugend¬
zeit, in der das Primitivste der Theaterspiele unser Ent¬
zücken erregte, werden mit diesen modernen Puppenspielen
mit seinen künstlerischen Mitteln wieder erweckt. Das erste
der vorgeführten Stücke, Schnitzlers „Tapferer
Cassian“, paßt mit seinen tragisch anmutenden Vorgängen
nicht recht in dieses Spiel, das auf Naivität, Einfachheit und
Humor gestellt werden muß. Die kleine Dichtung ist ein echter
Schnitzler, eine der von melancholischer Weisheit erfüllten Dichtungen
unseres feinsinnigen Poeten, ein Drama, das von letzten Dingen
handelt, von Liebe und Tod, Schmerz und Lust. Von Puppen
dargestellt, erhält das Stück etwas Groteskes, ungewollte Komik
durch die zappelnden und eckigen Bewegungen der
Figuren; gesprochen wurde in trefflich charakterisierender Weise
und auch die Bilder waren voll Reiz und anmutiger Stilisierung.
Die entsprechendere Marionettenwirkung erzielte jedoch das Zauber¬
spiel „Das Eulenschloß“ von Franz v. Pocci, das mit
seinen drastischen und drolligen Vorgängen die heiterste Stimmung
erregte. Auch hier sind die Figuren und die Interieurs mit großer
künstlerischer Feinheit hergestellt und die Charakteristik durch eine
markante Nüancierung der Deklamation eine treffliche. Ein wenig,
litt jedoch „Das Eulenschloß“ durch die Teilung in vier Akte und
durch einige Längen.
(Ungesundes Blut) und solches, in welchem gewisse
notwendige Elemente fehlen, um den Körper aufzubauen und in
gutem Zustande zu erhalten, ist die Folge von mangelhafter Er¬
nährung, und zwar Störung in der Verdauung und Assimilation.
Die Speisen werden, statt in gutes Blut verwandelt zu werden,
nur teilweise verdaut und es entstehen Herzklopfen, Nervosität, Kopf¬
schmerzen, blasses Aussehen, große Müdigkeit bei der geringsten
Anstrengung, Neuralgie 2c. Durch den Gebrauch von Ferro¬
manganin wird ein gesunder und normaler Blutzustand ge¬
sichert und ernste Krankheiten vermieden. Ferromanganin ist in
fast allen Apotheken zu haben.
(Das anerkannt beste Bier) ist Spatenbräu; es ist ebenso
wohlschmeckend als bekömmlich und nahrhaft. Es ist das Tafelbier des
Allerhöchsten Hofes und der feinen Familien.
(Unseren ganzseitigen Anzeiger) „Beliebte
Geschäftshäuser“
und bewährte Wiener
empfehlen wir als wertvollen Wegweiser bei allen Einkäufen.
box 2277
Telephon 12801.
DR SR
*
MInMKLEI
1
4
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
2
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New- Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Quellenangabe ohne Gewähr.)
& Ausschnitt aus:
REICHSPOST, WIEN
2
7- 3. 1918
E vom:
Fheater, Aunst, Musik.
Das Marionettentheiter der Münchener
Künstler. Unsere üherkusthierko Welt verlangt dringend
nach einem Erholunhe#ntttsl'für ihre überreizten, künstle¬
rischen Geschmacksorg## und sucht es, wie mitunter der
übersättigte Gourmans in kräftiger Bauerkost, in der naiven
Kunst. Ab
Rie ##nierten Verdauungskräfte verhindern in
beiden Fällsyin der Regel den Erfolg. Darum ist auch, wie
man bereits heute anläßlich einer Generalprobe in der
„Fledermaus“ bemerken konnte, das Marionettentheater der
Münchener Künstler im Kabarett doch „fehl am Ort“. Ein¬
mal ertönte in der heutigen Generalprobe ein herzhaftes
Gelächter aber der beneidenswerte, fröhliche Lacher war
ein — Kind. Das ist bezeichnend. Naive Kunst setzt eken
eine naive Empfindung voraus; wer den letzten Rest
davon verloren, auf den versagt sie ihre wesentliche Wir¬
kung. Darum ist es schade, daß ihre Kräfte sie in unserem
Falle in einem modernen Kabarett verpufft und nicht dort
ausgenützt werden, wo sie nötig und nützlich wären: vor
dem naiven Volke, das heute mehr denn je nach mühevollem
Tagesringen einer drastisch harmlosen Erheiterung von
künstlerischem Charakter bedürftig ist. Stürme von Heiterkeit
würden die wirklich famosen Marionettendarstellungen der
Münchener mit ihrer derbeu Satire, ihrem kräftigen Humor,
die schon in den Figuren und in den Dekorationen zum
Ausdruck kommen, vor einem besseren Wiener Volkspublikum
erregen. Und darum sollte man sie dort verwerten, wo sie
wirklich ihren vollen Anwert finden, denn sie sind in ihrer
Art einfach unvergleich famos. Zumal: „Das Eulen¬
schloß — ein mit unglaublicher Zauberei vermischtes
Drama von Franz Graf von Pocci“ istechte volkstümliche
humoristische Kunst, die in ihren poetischen Grundzügen an
Ferdinand Raimund erinnert. Und gespielt wird die Ko¬
mödie vorzüglich. Der Kontrast der „hölzernen" Beweglich¬
keit der Marionetten mit der kunstvollen dramatischen
Durchführung des Spieles ergibt einen förmlichen Reigen¬
drastisch belustigender Momente. „Der tapfere Cassian“
von Artur von Schnitzler besitzt allerdings nicht die
gleiche Wirkungskraft, denn ihm fehlt die Ursprünglichkeit
des Humors, und einige erotische Ingredienzien geben ihm
einen fremden Beigeschmack. Die Marionettenfiguren be¬
weisen in erquickender Art daß sie von Künstlern geschaffen
wurden, denen der naive Humor noch nicht ganz abhanden
gekommen ist.
DTRH
□ l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
6
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
—
1 in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minncapolis, Neu-Nekt,
Fmnnefst. FEEIsbINE“
Paris, Rom, San
Wellea ud 6e-Hs
* Ausschnitt aus:
15
7—ARE 1909
E vom:
(Marionettentheater in der „Fledermaus“
Eine künstlerische Wiederhelebung der alten Puppenspiele be¬
absichtigt mit seiner Gründung des Marionettentheaters der
Münchener Schriftsteller Paul Braun, an dessen Seite# mit ihrer
Mitwirkung Künstler wie Jakob Bradl, Ignatius Taschner und
Alexander v. Salzmann, von denen die Dekorationen und die Figuren
herrühren, stehen. Ihr Repertoire bilden alte und moderne
Puppenspiele, Komödien und alte Opern von Pergolese und Jean
Jacques Rousseau. Gestern fand die Generalprobe vor einem aus
Künstlern, Schriftstellern und Journalisten zusammengesetzten Publikum
statt, das im stilvollen Raum der „Fledermaus“ die künstlerische
Sensation genoß. Die Spiele, die wir sahen, passen gut in den
Rahmen des mit künstlerischem Raffinement ausgestatteten Kabaretts.
Mit künstlerischem Raffinement auch wird in diesen Puppenspielen
an das naive Empfinden gerührt. Eindrücke aus unserer Jugend¬
zeit, in der das Primitivste der Theaterspiele unser Ent¬
zücken erregte, werden mit diesen modernen Puppenspielen
mit seinen künstlerischen Mitteln wieder erweckt. Das erste
der vorgeführten Stücke, Schnitzlers „Tapferer
Cassian“, paßt mit seinen tragisch anmutenden Vorgängen
nicht recht in dieses Spiel, das auf Naivität, Einfachheit und
Humor gestellt werden muß. Die kleine Dichtung ist ein echter
Schnitzler, eine der von melancholischer Weisheit erfüllten Dichtungen
unseres feinsinnigen Poeten, ein Drama, das von letzten Dingen
handelt, von Liebe und Tod, Schmerz und Lust. Von Puppen
dargestellt, erhält das Stück etwas Groteskes, ungewollte Komik
durch die zappelnden und eckigen Bewegungen der
Figuren; gesprochen wurde in trefflich charakterisierender Weise
und auch die Bilder waren voll Reiz und anmutiger Stilisierung.
Die entsprechendere Marionettenwirkung erzielte jedoch das Zauber¬
spiel „Das Eulenschloß“ von Franz v. Pocci, das mit
seinen drastischen und drolligen Vorgängen die heiterste Stimmung
erregte. Auch hier sind die Figuren und die Interieurs mit großer
künstlerischer Feinheit hergestellt und die Charakteristik durch eine
markante Nüancierung der Deklamation eine treffliche. Ein wenig,
litt jedoch „Das Eulenschloß“ durch die Teilung in vier Akte und
durch einige Längen.
(Ungesundes Blut) und solches, in welchem gewisse
notwendige Elemente fehlen, um den Körper aufzubauen und in
gutem Zustande zu erhalten, ist die Folge von mangelhafter Er¬
nährung, und zwar Störung in der Verdauung und Assimilation.
Die Speisen werden, statt in gutes Blut verwandelt zu werden,
nur teilweise verdaut und es entstehen Herzklopfen, Nervosität, Kopf¬
schmerzen, blasses Aussehen, große Müdigkeit bei der geringsten
Anstrengung, Neuralgie 2c. Durch den Gebrauch von Ferro¬
manganin wird ein gesunder und normaler Blutzustand ge¬
sichert und ernste Krankheiten vermieden. Ferromanganin ist in
fast allen Apotheken zu haben.
(Das anerkannt beste Bier) ist Spatenbräu; es ist ebenso
wohlschmeckend als bekömmlich und nahrhaft. Es ist das Tafelbier des
Allerhöchsten Hofes und der feinen Familien.
(Unseren ganzseitigen Anzeiger) „Beliebte
Geschäftshäuser“
und bewährte Wiener
empfehlen wir als wertvollen Wegweiser bei allen Einkäufen.
box 2277
Telephon 12801.
DR SR
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MInMKLEI
1
4
O l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
2
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New- Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
Quellenangabe ohne Gewähr.)
& Ausschnitt aus:
REICHSPOST, WIEN
2
7- 3. 1918
E vom:
Fheater, Aunst, Musik.
Das Marionettentheiter der Münchener
Künstler. Unsere üherkusthierko Welt verlangt dringend
nach einem Erholunhe#ntttsl'für ihre überreizten, künstle¬
rischen Geschmacksorg## und sucht es, wie mitunter der
übersättigte Gourmans in kräftiger Bauerkost, in der naiven
Kunst. Ab
Rie ##nierten Verdauungskräfte verhindern in
beiden Fällsyin der Regel den Erfolg. Darum ist auch, wie
man bereits heute anläßlich einer Generalprobe in der
„Fledermaus“ bemerken konnte, das Marionettentheater der
Münchener Künstler im Kabarett doch „fehl am Ort“. Ein¬
mal ertönte in der heutigen Generalprobe ein herzhaftes
Gelächter aber der beneidenswerte, fröhliche Lacher war
ein — Kind. Das ist bezeichnend. Naive Kunst setzt eken
eine naive Empfindung voraus; wer den letzten Rest
davon verloren, auf den versagt sie ihre wesentliche Wir¬
kung. Darum ist es schade, daß ihre Kräfte sie in unserem
Falle in einem modernen Kabarett verpufft und nicht dort
ausgenützt werden, wo sie nötig und nützlich wären: vor
dem naiven Volke, das heute mehr denn je nach mühevollem
Tagesringen einer drastisch harmlosen Erheiterung von
künstlerischem Charakter bedürftig ist. Stürme von Heiterkeit
würden die wirklich famosen Marionettendarstellungen der
Münchener mit ihrer derbeu Satire, ihrem kräftigen Humor,
die schon in den Figuren und in den Dekorationen zum
Ausdruck kommen, vor einem besseren Wiener Volkspublikum
erregen. Und darum sollte man sie dort verwerten, wo sie
wirklich ihren vollen Anwert finden, denn sie sind in ihrer
Art einfach unvergleich famos. Zumal: „Das Eulen¬
schloß — ein mit unglaublicher Zauberei vermischtes
Drama von Franz Graf von Pocci“ istechte volkstümliche
humoristische Kunst, die in ihren poetischen Grundzügen an
Ferdinand Raimund erinnert. Und gespielt wird die Ko¬
mödie vorzüglich. Der Kontrast der „hölzernen" Beweglich¬
keit der Marionetten mit der kunstvollen dramatischen
Durchführung des Spieles ergibt einen förmlichen Reigen¬
drastisch belustigender Momente. „Der tapfere Cassian“
von Artur von Schnitzler besitzt allerdings nicht die
gleiche Wirkungskraft, denn ihm fehlt die Ursprünglichkeit
des Humors, und einige erotische Ingredienzien geben ihm
einen fremden Beigeschmack. Die Marionettenfiguren be¬
weisen in erquickender Art daß sie von Künstlern geschaffen
wurden, denen der naive Humor noch nicht ganz abhanden
gekommen ist.