box 2277
17.2. Der tanfere-Cassian
lich in der Instrumentierung klangliche Deli=] Der Komponist dirigierte die
katesse auf. Das Buch erzählt die alte Ge=[Aufführung selbst. Unsere Kräfte wa¬
schichte vom Bajazzo, der aus Liebe zur Colom=fren durchweg vorzüglich und der unbestrittene
bine zum Spieler und Diebe wird, ihr mit ge=] Erfolg der drei Einakter rief den Komponisten
stohlenem Gelde Reichtümer erwerben will, mit den Darstellern nach jedem Aktschluß vor
während daheim Baron Harlekin Colombine die Rampe, auch Rudolf Lothar durfte dankend
die Cour schneibet. In einem pantomimischenerscheinen. Eine große Anzahl auswärtiger
Zwischenspiel, das von der Musik in dramati= Theaterleiter und Journalisten wohnte dem
scher Steigerung illustriert wied, sieht Bajazzo
künstlerischen Ereignis bei.
noch einmal sein Leben traumhaft an sich vor¬
beiziehen, bis der „Knochenmann“ die Sense
— Der Begründer der „Frankfur¬
hebt und ein Schuß Bajazzos Leben ein Ende
ter Zeitung“ Leopold Sonnemann ist
Freitag abend gestorben.
macht. — „Der tapfere Kassian“, dessen Libretto
von Artur Schnitzler ist, figuriert auf dem Zet¬
In Frankfurt ist die Witwe Karl
tel als Singspiel. Die Musik ist in glücklicher
Gutzkows, seine zweite Gemahlin, im Alter
Weise auf einen etwas altertümelnden, volks¬
von 89 Jahren gestorben.
liedmäßigen Ton gestimmt und erhält in der
In Leipzig wird jetzt das Haus
Orchestrierung viele gefällige Lichter. Der In= Brühl 21 „Zum goldenen Apfel“ abge¬
halt ist der, daß Martin, der Student, an sei= brochen, in dessen schon früher ebenfalls yieder¬
nen Vetter Kassian alles verliert, Gut, Geld, gelegtem Nachbarhause einst Gocthe als täg¬
Mädel und selbst das Leben, als er sich von sei¬
licher Mittagsgast bei Käthchen Schönkopfs Va¬
nem Mädel trennen will. — Das dritte Wer##ter ein= und ausging und das bis jetzy (in den
des Abends, das musikalische Scherzspiel „Ve¬
Räumen des „Café Geßwein“) eine Anzahl
nus im Grünen“ zeigt Strauß ganz in seinem
wertvoller Erinnerungen an Goethey Leipziger
Element als Komponist gefälliger, prickelnder, Studentenzeit barg.
berauschender Walzermelodien, die ihre Her¬
kunft von der Donau blauem Strande nicht
verleugnen können. Rudolf Lothar hat das
lustige Buch zu dieser Burleske geschrieben, die
durchaus operettenhaft anmutet. Eine Um¬
kleideszene von unfehlbarer Wirkung und ein
gemütlicher Bandit, dessen Ahnen in „Fra Dia¬
volo“ und „Stradella“ zu suchen sind, sorgten
für den Humor der Situation, dem auch die
Musik in einer Fülle witziger und melodiöser
lephon 12.801.
Einfällerzusseinem vollen Rechtelverhilft.
44
„ODSLNVER
# österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
#in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewühr).
Ausschnitt aus: Schlesische Zeitung, Bresian
-1. N0U. 1909
m
vom
wunte Chronik.
A. H. über einen interessanten Oscar=Straus=Premierenabend wird
uns aus Leipzig geschrieben: Die einaktige Oper „Colombine“, Text
von Arthur Pserhofer (nach einer Bajazzade von Erich Korn), erlebte!
Sonnabend am Neuen Theater die Erstaufführung, das Singspiel „Der
tapfere Kassian“ von Arthur Schutzler und das Scherzspiel „Venus
im Grünen“ von Rudolf Lothe## Uraufführung heraus. Die
Musik zu sämtlichen drei Einaktern hat Oscar Straus geschrieben. Während
Straus in „Colombine“ allzusehr die Anlehnung an berühmte Muster,
u. a. an Humperdincks „Häusel und Gretel“ erkennen läßt, eine An¬
lehnung, die er allerdings durch Delikatesse der Instrumentierung und
durch eigenste Schattierung der Klangwirkung ausgleicht, schlägt er in
dem Singspiel „Der tapfere Kassiau“ einen volksliedmäßigen Ton an,
dem eine gewisse altertümelnde Art der Melodieführung einen eigenen
Reiz verleiht. Das Buch von Schnitzler ist in der Exponierung der
Charaktere nicht ganz klar, besonders kommt nicht zum Ausdruck, ob der
Kriegsmann Kassian nur ein derber Bramarbas oder ein Held ist. Burlesk
wirkt der Schluß, wo die Freundii Martins, des Studenten, und der
tapfere Kassian zum Fenster hinaus springen, während der todwunde
Martin auf der Flöte sein Sterbelied bläst. Eine Operette vom reinsten
Wasser ist das musikalische Scherzspiel „Venus im Grünen“, das eine
Umkleideszene und einen gemütvollen Banditen von der Art des Beppo
in Fra Diavolo bringt. Im musikalischen Part dieses Stückes entfallet
der Komponist des „Walzertraums“ seine ganze Verve im Ersinnen und
Verarbeiten prickelnder, graziöser, leichtflüssiger Walzermelodien, deren
Wirkung wiederum eine geschmackvoll charakterische Orchestrierung steigert.
Das volle Haus, in dem man viel auswärtige Theaterdirektoren und
Journalisten sah, nahm die Neuheiten, an deren Gelingen unseren Kräften
ein gutes Teil aufs Konto zu setzen ist, sehr warm, zum Teil begeistert:
auf, sodaß Straus, der am Dirigentenpult saß, nach jedem Stück#ankend
vor die Rampe treten durfte. Auch Rudolf Lothar erschien nach „Venus
im Grünen“ dankend mit dem Komponisten und den Darstellern.
17.2. Der tanfere-Cassian
lich in der Instrumentierung klangliche Deli=] Der Komponist dirigierte die
katesse auf. Das Buch erzählt die alte Ge=[Aufführung selbst. Unsere Kräfte wa¬
schichte vom Bajazzo, der aus Liebe zur Colom=fren durchweg vorzüglich und der unbestrittene
bine zum Spieler und Diebe wird, ihr mit ge=] Erfolg der drei Einakter rief den Komponisten
stohlenem Gelde Reichtümer erwerben will, mit den Darstellern nach jedem Aktschluß vor
während daheim Baron Harlekin Colombine die Rampe, auch Rudolf Lothar durfte dankend
die Cour schneibet. In einem pantomimischenerscheinen. Eine große Anzahl auswärtiger
Zwischenspiel, das von der Musik in dramati= Theaterleiter und Journalisten wohnte dem
scher Steigerung illustriert wied, sieht Bajazzo
künstlerischen Ereignis bei.
noch einmal sein Leben traumhaft an sich vor¬
beiziehen, bis der „Knochenmann“ die Sense
— Der Begründer der „Frankfur¬
hebt und ein Schuß Bajazzos Leben ein Ende
ter Zeitung“ Leopold Sonnemann ist
Freitag abend gestorben.
macht. — „Der tapfere Kassian“, dessen Libretto
von Artur Schnitzler ist, figuriert auf dem Zet¬
In Frankfurt ist die Witwe Karl
tel als Singspiel. Die Musik ist in glücklicher
Gutzkows, seine zweite Gemahlin, im Alter
Weise auf einen etwas altertümelnden, volks¬
von 89 Jahren gestorben.
liedmäßigen Ton gestimmt und erhält in der
In Leipzig wird jetzt das Haus
Orchestrierung viele gefällige Lichter. Der In= Brühl 21 „Zum goldenen Apfel“ abge¬
halt ist der, daß Martin, der Student, an sei= brochen, in dessen schon früher ebenfalls yieder¬
nen Vetter Kassian alles verliert, Gut, Geld, gelegtem Nachbarhause einst Gocthe als täg¬
Mädel und selbst das Leben, als er sich von sei¬
licher Mittagsgast bei Käthchen Schönkopfs Va¬
nem Mädel trennen will. — Das dritte Wer##ter ein= und ausging und das bis jetzy (in den
des Abends, das musikalische Scherzspiel „Ve¬
Räumen des „Café Geßwein“) eine Anzahl
nus im Grünen“ zeigt Strauß ganz in seinem
wertvoller Erinnerungen an Goethey Leipziger
Element als Komponist gefälliger, prickelnder, Studentenzeit barg.
berauschender Walzermelodien, die ihre Her¬
kunft von der Donau blauem Strande nicht
verleugnen können. Rudolf Lothar hat das
lustige Buch zu dieser Burleske geschrieben, die
durchaus operettenhaft anmutet. Eine Um¬
kleideszene von unfehlbarer Wirkung und ein
gemütlicher Bandit, dessen Ahnen in „Fra Dia¬
volo“ und „Stradella“ zu suchen sind, sorgten
für den Humor der Situation, dem auch die
Musik in einer Fülle witziger und melodiöser
lephon 12.801.
Einfällerzusseinem vollen Rechtelverhilft.
44
„ODSLNVER
# österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
#in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewühr).
Ausschnitt aus: Schlesische Zeitung, Bresian
-1. N0U. 1909
m
vom
wunte Chronik.
A. H. über einen interessanten Oscar=Straus=Premierenabend wird
uns aus Leipzig geschrieben: Die einaktige Oper „Colombine“, Text
von Arthur Pserhofer (nach einer Bajazzade von Erich Korn), erlebte!
Sonnabend am Neuen Theater die Erstaufführung, das Singspiel „Der
tapfere Kassian“ von Arthur Schutzler und das Scherzspiel „Venus
im Grünen“ von Rudolf Lothe## Uraufführung heraus. Die
Musik zu sämtlichen drei Einaktern hat Oscar Straus geschrieben. Während
Straus in „Colombine“ allzusehr die Anlehnung an berühmte Muster,
u. a. an Humperdincks „Häusel und Gretel“ erkennen läßt, eine An¬
lehnung, die er allerdings durch Delikatesse der Instrumentierung und
durch eigenste Schattierung der Klangwirkung ausgleicht, schlägt er in
dem Singspiel „Der tapfere Kassiau“ einen volksliedmäßigen Ton an,
dem eine gewisse altertümelnde Art der Melodieführung einen eigenen
Reiz verleiht. Das Buch von Schnitzler ist in der Exponierung der
Charaktere nicht ganz klar, besonders kommt nicht zum Ausdruck, ob der
Kriegsmann Kassian nur ein derber Bramarbas oder ein Held ist. Burlesk
wirkt der Schluß, wo die Freundii Martins, des Studenten, und der
tapfere Kassian zum Fenster hinaus springen, während der todwunde
Martin auf der Flöte sein Sterbelied bläst. Eine Operette vom reinsten
Wasser ist das musikalische Scherzspiel „Venus im Grünen“, das eine
Umkleideszene und einen gemütvollen Banditen von der Art des Beppo
in Fra Diavolo bringt. Im musikalischen Part dieses Stückes entfallet
der Komponist des „Walzertraums“ seine ganze Verve im Ersinnen und
Verarbeiten prickelnder, graziöser, leichtflüssiger Walzermelodien, deren
Wirkung wiederum eine geschmackvoll charakterische Orchestrierung steigert.
Das volle Haus, in dem man viel auswärtige Theaterdirektoren und
Journalisten sah, nahm die Neuheiten, an deren Gelingen unseren Kräften
ein gutes Teil aufs Konto zu setzen ist, sehr warm, zum Teil begeistert:
auf, sodaß Straus, der am Dirigentenpult saß, nach jedem Stück#ankend
vor die Rampe treten durfte. Auch Rudolf Lothar erschien nach „Venus
im Grünen“ dankend mit dem Komponisten und den Darstellern.