17.2. Der tanfere Gassian
„OUULNE..
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Gaellenangebe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Kölnische Zeitung
1
3-NOTIE
vom:
Letpzig. Die hiesige Oper hat bis dahin in dieser Spielzeit
noch nicht viel von sich reden gemacht. Einzig Hoffmanns Erzählungen
waren neu Anstudiert worden, am Samstag meldeten sich die ersten
Novitäten 4 Gestalt oreier Eihakter von Oskar Straus, die zeigen
sollten, was der „Komponist des Walzgskracs gußerhalb der Operette
zu leisten verfah.=Vor diesch-Stükeperlchten„Ver tapfere Kassian,
ein einaktiges Singspiet, und das FästnachtsPpiel Venus im Grünen
ihre Uraufführung, die einaktige=Oper Coloméine.-ihre hiesige Erst¬
aufführung. Einen wirklichen Eefolg erzielte der Komponist einzig mit
der Venus im Grünen, und Wes deshalb, weil er sich hier ganz als
der geben kann, der er ist, Als melodienreicher Operettenkomponist.
Das Stück ist eine launige Farce Rudolf Lothars — des Textverfassers
won Tiefland — karnevalistisch gedacht und auch so durchgeführt. Zwei
von einer Maskerade heimkehrende, als Männer verkleidete junge
Damen — wir sind im Räuberitalien des 18. Jahrhunderts — werden
überfallen, von einem richtigen und einem Pseudoräuber, der, ein junger
Freiersmann, ebenfalls vorher bis aufs Hemde geplündert wurde. Die
Damen sollen ihre Kleider hergeben, und da ergibt sich die Haupt¬
situation von selbst. Indessen dürfen sie sich im Grünen verstecken,
hin und her fliegen die Kleider, die die beide. Parteien auswechseln.
Et cetern. Die Musik von Straus ist reichlich mit Walzern getränkt, überall
frisch und zwanglos, ohne indessen eine neue Seite in der Melodie¬
erfindung zu zeigen. Das leichte Stück ist seiner Wirkung überall
sicher. Der Text zum tapfern Kassian stammt von Autor Schnitzler;
man erwartete also etwas Besonderes. Das ist nur teilweise der Fall,
denn das sehr ernste Stück stellt sich als ein allerdings geschickter Ab¬
leger von Hoffmanns Erzählungen heraus. Der tapfere Kassian ist der
Teufel selhst — ein Dapertutto oder Dr. Mirakel in Offenbachs Werk
er nimmt dem Studenten Martin, der einer dämonischen Frauens¬
person nachjagen will, im Spiel rundweg alles ab; zuletzt auch sein
blondes Mädchen, das er in sich vernarrt gemacht hat, und tötet ihn
im Zweikampf. Lachend springt Kassian dem Mädchen, das sich zum
Fenster hinausstürzte, nach und holt es noch im Sprunge ein. Die
beiden feiern Liebesfest, auf der Bühne stirbt Martin; andern
Tags wird Kassian bei der dämonischen Schönen, wegen der de
Kamps sich enspann, weiten. Das alles kömte Hosmanm=Ofendach
sein; der Reiz der Originalität fehlt jedenfalls. Auch Straus lehnt
sich für die dämonischen Stellen feiner Musik an Offenbach an, und
zwar reichlich stark, aber er verfährt dabei immerhin sehr geschickt. Das
Hauptstück, das Lied Kassians, trifft den unheimlichen Charakter vor¬
züglich. Im übrigen wimmelt es in der Musik, besonders auch in bezug
auf die Instrumentation, von stereotypen Wendungen. Der Erfolg
des Stückes war nicht sehr bedeutend. In Colombine versagte Straus
als Komponist fast völlig; es handelt sich um ein überarbeitetes Früh¬
werk, das eine im Charakter ganz verfehlte und höchst unbeständige,
wösserige Musik ausweist. Der Schluß des Pserhoferschen Stückes ist
sehr kraß: Man sieht den Knochenmann mit der Sense, dann ein Schuß
— Bajazzn, ein Spieler und verratener Ehemann hat sich erschossen.
Die laue Aufnahme des Stückes glich beinahe einer Abweisung. Ge¬
geben wurden die Einakter sehr gut. Besonders zeichneten sich die
Herren Schroth, Kase und Lüppertz aus.
Rari# Machdan. ### ## „
box 22/7
Telephon 12.801.
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„OUSENVER
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Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneabolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Qualienangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt älsinburger Oner
gespanden)
vom: 11 1809
Kleines Feuilleton.
Leipziger Cheater.
Man schreibt uns aus Leipzig:
rs. Im Leipziger Stadttheater fand die Aufführung von
drei musikalischen Einaktern statt, die Oskar Straus kompo¬
nierte und von denen zwei am Sonnabend abend zum ersten Mal
gespielt wurden, während der dritte, Colombine von dem
verstorbenen Arthur Pserhofer nach einer Idee von Erich Korn
bereits bekannt ist. Die drei Texte sind ebenso verschieden zu
werten wie die Musik, nur daß es unverkennbar ist, daß alle drei
in verschiedenen Stilen verlaufende Einakter von demselben Kom¬
ponisten vertont wurden und daß überall die prickelnde Melodik
sich mit origineller Erfindung paart und durch vortreffliche In¬
strumentierung zu effektvoller Geltung gelangt. Während der
Text zur Colombine von dem althergebrachten nicht abweicht,
bietet er auch der Komposition wenig dankbare Gelegenheit und
ist mit leichter, gefälliger Melodik bis zum Schluß behandelt, wo
er kurz vor dem Fallen des Vorhanges in falscher Pathetik aus¬
t. Ihm bereitete das Publikum einen warnen Achtungs¬
für den sich der anwesende und selbst dirigierende Oskar
s bedanken konnte. Der tapfese Kassian, Arthur
er allerliebster Einakter, interessierte den feinsinnigeren
s Püblikums auf das lebhafteste, ebenso wie seine geist¬
und seine Vertonung. Aber dies Puppenspiel wurde nicht
en Zuhörern verstanden und befremdete deshalb ein wenig.
autesten Erfolg des Abends erzielte Venusim Grünen
von Rudolf Lothar, trotzdem es im Grunde nur ein netter, mit
der betährten Technik des Verwechslungsschwankes gearbeiteter
Text ist. Aber der ihn schrieb, ist ein erfolgreicher routinierter
Man und weiß nicht nur durch witzige Pointen, die jedesmal
Lachsailven auslösten, zu unterhalten, sondern auch den Kompo¬
nisten die Unterlagen zu jenen Stücken zu bieten, die eine sichere
Erfolgsaussicht in sich schließen. So wurden ein schöner Walzer
und ein Chor auf offener Szene ebenso laut akklamiert, wie ein
Duett und hatten zum Schluß etwa zwanzig Hervorrufe zur Folge,
denen Strauß und Lothar Folge leisteten. Die Darstellung und
Ausstattung waren sehr gelungen. Die Herren Schroth und Kase
gefielen von den männlichen Darstellern am besten, während sich
von den Damen Fräulein Fladnitzer und das liebenswürdige und
beliebte Fräulein Sanden den meisten Beifall holten.
rand h
„OUULNE..
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Gaellenangebe ohne Gewähr).
Ausschnitt aus:
Kölnische Zeitung
1
3-NOTIE
vom:
Letpzig. Die hiesige Oper hat bis dahin in dieser Spielzeit
noch nicht viel von sich reden gemacht. Einzig Hoffmanns Erzählungen
waren neu Anstudiert worden, am Samstag meldeten sich die ersten
Novitäten 4 Gestalt oreier Eihakter von Oskar Straus, die zeigen
sollten, was der „Komponist des Walzgskracs gußerhalb der Operette
zu leisten verfah.=Vor diesch-Stükeperlchten„Ver tapfere Kassian,
ein einaktiges Singspiet, und das FästnachtsPpiel Venus im Grünen
ihre Uraufführung, die einaktige=Oper Coloméine.-ihre hiesige Erst¬
aufführung. Einen wirklichen Eefolg erzielte der Komponist einzig mit
der Venus im Grünen, und Wes deshalb, weil er sich hier ganz als
der geben kann, der er ist, Als melodienreicher Operettenkomponist.
Das Stück ist eine launige Farce Rudolf Lothars — des Textverfassers
won Tiefland — karnevalistisch gedacht und auch so durchgeführt. Zwei
von einer Maskerade heimkehrende, als Männer verkleidete junge
Damen — wir sind im Räuberitalien des 18. Jahrhunderts — werden
überfallen, von einem richtigen und einem Pseudoräuber, der, ein junger
Freiersmann, ebenfalls vorher bis aufs Hemde geplündert wurde. Die
Damen sollen ihre Kleider hergeben, und da ergibt sich die Haupt¬
situation von selbst. Indessen dürfen sie sich im Grünen verstecken,
hin und her fliegen die Kleider, die die beide. Parteien auswechseln.
Et cetern. Die Musik von Straus ist reichlich mit Walzern getränkt, überall
frisch und zwanglos, ohne indessen eine neue Seite in der Melodie¬
erfindung zu zeigen. Das leichte Stück ist seiner Wirkung überall
sicher. Der Text zum tapfern Kassian stammt von Autor Schnitzler;
man erwartete also etwas Besonderes. Das ist nur teilweise der Fall,
denn das sehr ernste Stück stellt sich als ein allerdings geschickter Ab¬
leger von Hoffmanns Erzählungen heraus. Der tapfere Kassian ist der
Teufel selhst — ein Dapertutto oder Dr. Mirakel in Offenbachs Werk
er nimmt dem Studenten Martin, der einer dämonischen Frauens¬
person nachjagen will, im Spiel rundweg alles ab; zuletzt auch sein
blondes Mädchen, das er in sich vernarrt gemacht hat, und tötet ihn
im Zweikampf. Lachend springt Kassian dem Mädchen, das sich zum
Fenster hinausstürzte, nach und holt es noch im Sprunge ein. Die
beiden feiern Liebesfest, auf der Bühne stirbt Martin; andern
Tags wird Kassian bei der dämonischen Schönen, wegen der de
Kamps sich enspann, weiten. Das alles kömte Hosmanm=Ofendach
sein; der Reiz der Originalität fehlt jedenfalls. Auch Straus lehnt
sich für die dämonischen Stellen feiner Musik an Offenbach an, und
zwar reichlich stark, aber er verfährt dabei immerhin sehr geschickt. Das
Hauptstück, das Lied Kassians, trifft den unheimlichen Charakter vor¬
züglich. Im übrigen wimmelt es in der Musik, besonders auch in bezug
auf die Instrumentation, von stereotypen Wendungen. Der Erfolg
des Stückes war nicht sehr bedeutend. In Colombine versagte Straus
als Komponist fast völlig; es handelt sich um ein überarbeitetes Früh¬
werk, das eine im Charakter ganz verfehlte und höchst unbeständige,
wösserige Musik ausweist. Der Schluß des Pserhoferschen Stückes ist
sehr kraß: Man sieht den Knochenmann mit der Sense, dann ein Schuß
— Bajazzn, ein Spieler und verratener Ehemann hat sich erschossen.
Die laue Aufnahme des Stückes glich beinahe einer Abweisung. Ge¬
geben wurden die Einakter sehr gut. Besonders zeichneten sich die
Herren Schroth, Kase und Lüppertz aus.
Rari# Machdan. ### ## „
box 22/7
Telephon 12.801.
46
„OUSENVER
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, Mailand, Minneabolis, New-Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Qualienangabe ohne Gewähr).
Ausschnitt älsinburger Oner
gespanden)
vom: 11 1809
Kleines Feuilleton.
Leipziger Cheater.
Man schreibt uns aus Leipzig:
rs. Im Leipziger Stadttheater fand die Aufführung von
drei musikalischen Einaktern statt, die Oskar Straus kompo¬
nierte und von denen zwei am Sonnabend abend zum ersten Mal
gespielt wurden, während der dritte, Colombine von dem
verstorbenen Arthur Pserhofer nach einer Idee von Erich Korn
bereits bekannt ist. Die drei Texte sind ebenso verschieden zu
werten wie die Musik, nur daß es unverkennbar ist, daß alle drei
in verschiedenen Stilen verlaufende Einakter von demselben Kom¬
ponisten vertont wurden und daß überall die prickelnde Melodik
sich mit origineller Erfindung paart und durch vortreffliche In¬
strumentierung zu effektvoller Geltung gelangt. Während der
Text zur Colombine von dem althergebrachten nicht abweicht,
bietet er auch der Komposition wenig dankbare Gelegenheit und
ist mit leichter, gefälliger Melodik bis zum Schluß behandelt, wo
er kurz vor dem Fallen des Vorhanges in falscher Pathetik aus¬
t. Ihm bereitete das Publikum einen warnen Achtungs¬
für den sich der anwesende und selbst dirigierende Oskar
s bedanken konnte. Der tapfese Kassian, Arthur
er allerliebster Einakter, interessierte den feinsinnigeren
s Püblikums auf das lebhafteste, ebenso wie seine geist¬
und seine Vertonung. Aber dies Puppenspiel wurde nicht
en Zuhörern verstanden und befremdete deshalb ein wenig.
autesten Erfolg des Abends erzielte Venusim Grünen
von Rudolf Lothar, trotzdem es im Grunde nur ein netter, mit
der betährten Technik des Verwechslungsschwankes gearbeiteter
Text ist. Aber der ihn schrieb, ist ein erfolgreicher routinierter
Man und weiß nicht nur durch witzige Pointen, die jedesmal
Lachsailven auslösten, zu unterhalten, sondern auch den Kompo¬
nisten die Unterlagen zu jenen Stücken zu bieten, die eine sichere
Erfolgsaussicht in sich schließen. So wurden ein schöner Walzer
und ein Chor auf offener Szene ebenso laut akklamiert, wie ein
Duett und hatten zum Schluß etwa zwanzig Hervorrufe zur Folge,
denen Strauß und Lothar Folge leisteten. Die Darstellung und
Ausstattung waren sehr gelungen. Die Herren Schroth und Kase
gefielen von den männlichen Darstellern am besten, während sich
von den Damen Fräulein Fladnitzer und das liebenswürdige und
beliebte Fräulein Sanden den meisten Beifall holten.
rand h