17.2. Der tapfere Cassian box 227
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1589
67. Jahrg. No. 45.
SIGNALE
schauspiele. Dabei hat er ein beneidenswertes Stimmaterial, aber einen Stil, der
fast unerträglich ist. Frau Mäta von Klintberg als Begleiterin war weit
interessanter.
H. W. Draber.
Musikbriefe
aus
Leipzig, Paris und Moskau.
(V. Gewandhaus-Konzert: „Oberon“-Ouvertüre, E-moll¬
Leipzig,
Violinkonzert von Spohr, „Sommernachtstraum“-Ouver¬
4. November
türe, Solostücke für Violine, und E-moll-Symphonie von
Brahms; Solist Prof. Willy Burmester.) Auch heute wieder hat es einen in
jeder Hinsicht herrlichen Gewandhausabend gegeben; altliebe Meisterschöpfungen in
schöner, und ganz vorübergehend durch ein paar widerspens' ge Horntöne getrübter
Ausführungsvollkommenheit, und ein wirklich begnadeter Feingeiger als Solist ver¬
halfen zu reicher Ohr- und Geisteslabe. Mit der „Sommernachtstraum“-Ouvertüre
wurde auf den Todestag Mendelssohns hingedeutet, und zwischen den beiden in
vollem Klangzauber erschimmernden Elfen-Ouvertüren hörte man freudig-befriedigt
Prof. Willy Burmester mit seine wunderbar tonedlen Darbietung des E-moll¬
Konzertes op. 38 ein würdig-schönes Ilangdenkmal über dem Grabe des vor fünfzig
Jahren dahingeschiedenen Meisters Spohr errichten. Dabei feierten denn auch des
Künstlers reiche Bogentechnik und reife Vortragskunst schöne Triumphe, und tief¬
beglückt dankte man Burmester für die edle Spohr-Gabe sowie weiterhin auch für
seinen entzückenden Vortrag einiger von ihm bearbeiteter alter Tanzstücke von
Mändel, Dussek, Mehul, Cramer und Milandre. Den ernsten, tiefer greifenden
Scnluss des Konzertes bildete eine vorzüglich gelingende Vorführung der E-moll¬
Symphonie von Brahms, mit deren gewaltiger, den ersten Satzschluss ganz zum
leidenschaftlichsten Seelendrama ausgestaltender und die Final-Variationen in ihrer
vollen Erhabenheit erschöpfender Interpretation Herr Prof. Arthur Nikisch auch
diesmal wieder sein intimstes Verhältnis zur Brahmsischen Kunst und insonderheit
zu der E-moll-Symphonie als einer symphonischen Autobiographie des grossen
„Abseiters“ offenbarte.
(Oscar Straus und seine drei Einakter ,Colombine“
Leipzig.Der täpfere Kassian- und „Venus im Grünen“.
29. Okt.—4. Nov.
J II. Philharmonisches Konzert: Kapellmeister Richard
Hagel, Solist Télémaque Lambrino, Novität „Hero und Leander“ von
Paul Ertel. Brahms-Abend der von Gustav Wohlgemuth geleiteten
Vereine „Leipziger Männerchor“ und „Leipziger Singakademie“;
Solistin Kgl. Hofopernsängerin Margarete Ober. Ellen Saatweber.
Schlieper und Henri Marteau. Der Klavierspieler Ernst Münch und
sein Lehrer Eduard Reuss als Instrumentator der Lisztschen „Dan.e¬
Fantasie“. Meta Diestel und Adolf Benzinger. Clara Birgfeld, Käte
Hörder und Carola Lorey-Mikorey und William Pitt Chatham.) Vom
Schauspiele her, wo sie aus Sudermanns „Morituri“ aufgekommen war und weiterhuif!
eifrig nachgebildet worden ist, pflanzt sich die Einakter-Trilogie nun auch auf die
Opernbühne fort, und bezeichnenderweise hat man dem von der „bunten Bühne“
herkommenden „Walzertraum“-Komponisten Oscar Straus den ersten bunten
Opernabend zu verdanken. Im Neuen Theater gab es am 30. Oktober unter
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schauspiele. Dabei hat er ein beneidenswertes Stimmaterial, aber einen Stil, der
fast unerträglich ist. Frau Mäta von Klintberg als Begleiterin war weit
interessanter.
H. W. Draber.
Musikbriefe
aus
Leipzig, Paris und Moskau.
(V. Gewandhaus-Konzert: „Oberon“-Ouvertüre, E-moll¬
Leipzig,
Violinkonzert von Spohr, „Sommernachtstraum“-Ouver¬
4. November
türe, Solostücke für Violine, und E-moll-Symphonie von
Brahms; Solist Prof. Willy Burmester.) Auch heute wieder hat es einen in
jeder Hinsicht herrlichen Gewandhausabend gegeben; altliebe Meisterschöpfungen in
schöner, und ganz vorübergehend durch ein paar widerspens' ge Horntöne getrübter
Ausführungsvollkommenheit, und ein wirklich begnadeter Feingeiger als Solist ver¬
halfen zu reicher Ohr- und Geisteslabe. Mit der „Sommernachtstraum“-Ouvertüre
wurde auf den Todestag Mendelssohns hingedeutet, und zwischen den beiden in
vollem Klangzauber erschimmernden Elfen-Ouvertüren hörte man freudig-befriedigt
Prof. Willy Burmester mit seine wunderbar tonedlen Darbietung des E-moll¬
Konzertes op. 38 ein würdig-schönes Ilangdenkmal über dem Grabe des vor fünfzig
Jahren dahingeschiedenen Meisters Spohr errichten. Dabei feierten denn auch des
Künstlers reiche Bogentechnik und reife Vortragskunst schöne Triumphe, und tief¬
beglückt dankte man Burmester für die edle Spohr-Gabe sowie weiterhin auch für
seinen entzückenden Vortrag einiger von ihm bearbeiteter alter Tanzstücke von
Mändel, Dussek, Mehul, Cramer und Milandre. Den ernsten, tiefer greifenden
Scnluss des Konzertes bildete eine vorzüglich gelingende Vorführung der E-moll¬
Symphonie von Brahms, mit deren gewaltiger, den ersten Satzschluss ganz zum
leidenschaftlichsten Seelendrama ausgestaltender und die Final-Variationen in ihrer
vollen Erhabenheit erschöpfender Interpretation Herr Prof. Arthur Nikisch auch
diesmal wieder sein intimstes Verhältnis zur Brahmsischen Kunst und insonderheit
zu der E-moll-Symphonie als einer symphonischen Autobiographie des grossen
„Abseiters“ offenbarte.
(Oscar Straus und seine drei Einakter ,Colombine“
Leipzig.Der täpfere Kassian- und „Venus im Grünen“.
29. Okt.—4. Nov.
J II. Philharmonisches Konzert: Kapellmeister Richard
Hagel, Solist Télémaque Lambrino, Novität „Hero und Leander“ von
Paul Ertel. Brahms-Abend der von Gustav Wohlgemuth geleiteten
Vereine „Leipziger Männerchor“ und „Leipziger Singakademie“;
Solistin Kgl. Hofopernsängerin Margarete Ober. Ellen Saatweber.
Schlieper und Henri Marteau. Der Klavierspieler Ernst Münch und
sein Lehrer Eduard Reuss als Instrumentator der Lisztschen „Dan.e¬
Fantasie“. Meta Diestel und Adolf Benzinger. Clara Birgfeld, Käte
Hörder und Carola Lorey-Mikorey und William Pitt Chatham.) Vom
Schauspiele her, wo sie aus Sudermanns „Morituri“ aufgekommen war und weiterhuif!
eifrig nachgebildet worden ist, pflanzt sich die Einakter-Trilogie nun auch auf die
Opernbühne fort, und bezeichnenderweise hat man dem von der „bunten Bühne“
herkommenden „Walzertraum“-Komponisten Oscar Straus den ersten bunten
Opernabend zu verdanken. Im Neuen Theater gab es am 30. Oktober unter