II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Der tapfere Cassian. Puppenspiel in einem Akt (Generalprobe), Seite 52

Fernsprech, Anschlust: Amt III. =
Telegramm=Adresse: „Charivari Berlin“.
Vertretung unserer Firma im Auslande:
Inhalt dieser Nummer.
Für Oesterreich: Dr. O. F. Eirich, Wien II., 38 Praterstraße.
Kassian“, „Venus im Grünen“ (Leipzig, Stadtth.; Uraufführung).
Ungarn: Dr. O. F. Eirich, Savanyukut, Ungarn.
Zur Aufführung gelangte Werke Geschäftsverkehr unseres Verlages.
Frankreich: Felix Bloch Erben, Paris, 3 bis rue Rosa Bonheur (Telegramm=Adr.:
Cheatralia=Paris).
e König“ (Berlin, Königl. Schauspielh.: Uraufführung).
Rußland und Polen: P. Neldner, Buch= und Musikalienhandlung, Riga.
assel, Königl. Th., Uraufführung). „Die ewige Lampe“ (Berlin,
Schweden, Finnland: O. Wijkander, Königl. Hof=Intendant, Stockholm.
aufführung).
Dänemark, Norwegen: Folmer Hausen, Kopenhagen, Vester Baulevard 36, St.
al“ (Le scandale.) (Wien, Disch. Volksth.). „Baron Trenck“ (Wien,
„ Verein. Staaten von Nordamerika und Cauada: Haus Bartsch, Gaiety Theatre
Building, 1547, Broadway, New York (Telegr.=Adr.: Charivari=New York).
el“ (Braunschweig, Hofth.). Anzeigen.

Vaneh.
Sttas in

Kusstall.
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Musikalisches Scherzspiel in einem Akt von Rudolph Lothar.
in einem Akt von Arthur Schnitzler.
Musik von Oscar Straus.
m Geifall gingen die neuen musikalischen Sinakter von Oscar Straus am 30. Oktober am Stadttheater in Leipzig
g in Szene. Den vieken Hervorrufen mußte Straus, der seine (Werke persönlich dirigierte, durch sein Erscheinen vor
Folge keisten. Ihm schloß sich zuketzt auch der anwesende Autor von „Venus im Grünen“, (R. Lothar, an. Dieser hat in
ek einen sehr amüsanken, in wirksamen Gühnensikuationen sich darstellenden Text gekiefert. Die (Musik ist von echtem
rf# und eine ganze (Reihe der dankbarsten Schlager wurden vom (ubkikum jubelnd begrüßt. Das außerordentlich
tete Libretto zum „Tapferen Kassian“ bietet Straus Gelegenheit zu einer sehr stimmungsvollen (Musik, die sich in einzelnen
volk dramatisch steigert. Die Einakter, zu denen auch die bereits bekannte „Tokombine“ gehörte, Boten dem Oremieren¬
abwechsekungoreichen und unterhaktsamen Abend. (Wir geben im nachstehenden die Gesprechungen auszugsweise wieder.
Gestalten stehen, scheint unterhöhlt, erzittert leise, von dämonischen
wirkung einiger just an der lex Heinze vorbeischlüpfenden
ndzeitung“. Das muß man Straus
Kräften bewegt. Als Phantom tritt der Kassian in die Handlung,
Situationen brachte hier — in den beiden letzten Stücken wenigstens,
n, hält er für eine Todsünde. Der glück¬
als Phantom wirft sich auch der Schatten einer wilden Tänzerin
in dem sehr hübschen Quartette „Ein herrlich Bild, das muß ich
der am Sonnabend die Erstaufführungen
herein.
sagen“ und in dem flotten Tanz=Duettino „Wer im Küssen nicht
nKapellmeisterpulte leitete, vermeidet sie
Auf seinem Gebiete bewegte sich Straus, als er „Venus im
sattelfest“ — auch die Musik einiges wirklich erfreuende Operetten¬
verstand auch diesmal die Anteilnahme
Grünen“ schrieb. Er hat damit eine Operettenbluette geliefert,
klingen, und so gab es denn am Schluß des Abends befrie¬
s zu gewinnen mit einer guterfundenen,
die man sich gefallen lassen kann. Da auch Rudolf Lothar nur
digtes Händeklatschen und mehrfache Hervorrufe des
ehandlung vorgetragenen Tonsprache, die
skizzierte, in Karnevalslaune, zum Faschingsspaß — warum hätte
Komponisten=Dirigenten Oscar Straus, der übrigens auch schon
weist. Die Mischung von Romantik und
Straus sich mehr den Kopf zerbrechen sollen? Man belachte dies
nach den voraufgegangenen Einaktern von der Bühne herab für
Dte, volkstümliche Wendungen, Stimmungs¬
Stücklein, darin etwas Räuberulk und etwas Laszivität aufge¬
beifällige Aufnahme hatte danken können, und dem jetzt zuletzt
dramatische Akzente, als wir sonst an ihm
stapelt sind: es hatte den unbestrittensten Erfolg des Abends
auch noch der Librettist Rudolf Lothar zur Seite trat.
kommt zu wohlberechneter Wirkung. Ist
In diesem Stücke (Venus
„Leipziger Volkszeitung“.
„Leipziger Neueste Nachrichten“. Oscar Straus, der
ausgesprochen rassig, so läßt sich ihr indes
im Grünen) ist Straus in seinem Element, handelt es sich doch
bekannte, erfolgreiche Operettenkomponist, wagte gestern den
sante und unterhaltsame Cha¬
um nichts andres als um eine launige Farce, um eine unver¬
Sprung auf die Opernbühne. Seine „Venus im Grünen“ frei¬
Freilich greift Straus in einem gewissen
fälschte Operette. Zwei von einer Maskerade heimkehrende, als
lich, die hier gestern ihre Urauffuhrung erlebte und wohl nicht
Kränzen, wenn er z. B. das durchaus
Männer verkleidete junge Damen werden überfallen, von einem
ohne Absicht als Reserve an den Schluß des Abends gestellt war,
Fastnachtsspiel „Venus im Grünen“ in
richtigen und einem Pseudoräuber — einem jungen Freiersmann,
rechnen wir nicht zur Oper. In ihren Adern fließt unverfälschtes
einreiht. Damit sei aber durchaus nicht
der ebenfalls vorher bis aufs Hemde geplündert wurde — über¬
Operettenblut, und der Geist, der sie beherrscht, ist der prickelnde,
nachtsspiel in seiner Art durchaus reiz¬
fallen zu dem Zwecke, daß sie ihre Kleider hergeben. Die
schmachtende, lüsterne, bis zur Frivolität lüsterne Geist des mo¬
eschmack erfunden wurde. Der Flöte
Situation für die Damen ergibt sich nun von selbst, die beiden
dernen Wiener Walzers. Diese Verkleidungs=, oder besser Ent¬
hren Kassian“ eine entzückende
Parteien wechseln die Kleider, wobei sich die Damen im Grünen
kleidungsposse enthält Bühnensituationen, die ihre Wirkung
von einem gewissen archaistischen Reiz um¬
verstecken dürfen. Etcetera. Dazu hat Straus eine fröhliche
niemals verfehlen werden, und musikalisch eine Reihe
nitzlerschen Texte liegt der tiefe Sinn zu
]Operettenmusik geschrieben, die freichlich mit Walzern ge¬
dankbarer Schlager, ja in der famosen Gavotte des
Glück erst schätzen, wenn wir es verlieren.
tränkt ist, er gibt sich hier, wie er ist, als zwangloser Komponist
Fierrabras und der Giulietta ein Duett von wirklichem Opern¬
der einer Courtisane nachlaufen will, liebt
leichter, eingänglicher Melodien. Der Hauptanteil an dem Erfolg
rang. Den in Stimmung und Sprache hochinteressanten Text
ophie erst dann, als sie dem dämonischen
gebührt dem Verfasser, Rudolf Lothar, der den ungefährlichen
zum „Tapfern Kassian“ hat ein Dichter von Rang, Arthur Schnitzler,
en Kassian erliegt.
Räuberton sehr gut traf und die paar dankbaren Situationen sehr
geschrieben. Die Zeitstimmung, die volkstümliche Strophe des 17.Jahr¬
n„Venus im Grünen“ Rudolph
geschickt ausnützte, nicht lasziv, aber auch nicht philiströs wird.
der naturalistisch knappe, von Sentimentalität noch unberührte
em Publikum neben Oscar Straus. Herr
Kurz, eine unschuldige Farce, an der ein fröhliches Publikum
hunderts, Stil jener Tage ist ausgezeichnet getroffen. Aber die Charak¬
hdieses reizende Stück in sorgsältiger
seinen Spaß haben kann. Der Cyarakter des Stückes (Der tapfere
terisierung der beiden männlichen Hauptfiguren ist nicht eindeutig
1 Szene gesetzt. Der junge fremde Freier
Kassian) ist getroffen. Das Stück ist übrigens sehr geschickt
und klar, wurde es zum wenigsten nicht in der gestrigen Auf¬
n Briganten geplündert wurde und zwei
gearbeitet, wie es von einem so geistreichen Manne wie Schnitzler
führung. Das, Wort, mit dem der Kriegersmann Kassian im
t, ihre Kleider abzulegen, damit er sich
kaum anders zu erwarten ist. Man wird sich den tapferen Kassian
Zweikampf den Studentin Martin den tödlichen Stoß versetzt:
orstellen kann, ist ebenso wie sein humor¬
merken. Auch Straus hat sich Offenbach verschrieben, so ziemlich
„Du bärst was geworden, Martin! — Schade!“ scheint zugleich
kunig gezeichnete Figur. Daß f.) aus den
mit Haut und Haar, und er steht sich gut dabei. Das unheim¬
das Urteil des Dichters über den lebensdurstigen Jungen einzu¬
n schließlich jene Braut und ihre Zofe
schließen, dem in der Liebe und dem Spiel das Glück blüht, so= liche Terzett, in dessen Mittelpunkt das Lied Kassians steyt, ist
Die Sänger
Pointe, die stets zündet...
1 vorzüglich gegeben: es klappt alles, und mehr wolle man von
lange er nur sein Leben einsetzt, der aber alles verliert, sobald
Stücken gute Darstellungsgabe offenbaren.
einem Operettenkomponisten, der sich auch einmal in der Maske
er ruchlos auch die Geliebte aufs Spiel setzt. Straus' Musik zu
Es wurde sehr frisch gesungen und ge¬
des Tragikers zeigen will, nicht verlangen.
diesem Schnitzler ist einfach und sehr stimmungsvoll in
Ursache zufrieden zu sein.
„Berliner Börfen-Courier“. Im Leipziger Neuen Stadt¬
den Strophenliedern, phantasievoll dramatisch in den Würfel¬
ung". Die „bunie Bühne“ ist tot,
theater wurden gestern, wie unser Korrespondent berichtet, „Der
szenen. Das Orchesterkolorit (Flöte, Cembalo) verwertet glücklich
Oscar Straus, der sich nach seinem
1
tapfere Kassian“ und „Venus im Grünen“, zwei musikalische Ein¬
und in eigener Weise, das Zeitbild Schnitzlers musikalisch er¬
Ebütieren dem Operettentheater zugewandt
atter von Oscar Straus bei der Uraufführung sehr beifällig
gänzend, Klänge und Klangmittel aus alten Tagen. Der Kom¬
ravestierenden Werken Die lustigen Nibe¬
aufgenommen.
ponist selbst leitete am Dirigenpulte die Aufführung seiner Opern,
s Brautfahrt" und „Der tapfere Soldat“
„Berliner Lokal-Anzeiger“. Das einaktige Singspiel
1 von denen der Kassian wohl noch einer sorgfältigeren Vor¬
erhand Simplizissimushumoren durchwürzten
„Der tapfere Kassian“, das einaltige musikalische Scherzspiel „Venus
bereitung bedurft hätte.
nzweisen durchtlungenen „Walzertraum“ be¬
im Grünen“ und die einaktige Oper „Colomvine“ wurden gestern
„Teipziger Tageblatt“. Nun kommt „Der tapfere
auch auf die Opernbühne vorgedrungen.
im Leipziger Neuen Theater zum ersten Male aufgeführt. Alle
Kossian“, ein Singspel, dessen Buch von Arthur Schnitzler
ine=Musik möchte ich die im wesentlichsten
Stücke boten, einem Telegramm zufolge, bei humorvollster Dar¬
stammt, es kommt zugleich das Scherzspiel Venus im Grünen“,
Dton eingestimmte Komposition zum Sing¬
stellung einen amüsanten, abwechslungsreichen
Tixt von Rudolf Lothar. Im „tapferen Kassian“ strebt einer, der
ssian“ bewerten. Hier ist es tatsächlich die
Abend.
kein Starker ist, der in der Enge glücklich war, dort in Spiel
mmung durchtränkte und mit dem Drein¬
„Berliner Tageblatt“. Im Leipziger Neuen Theater
ung Liebe gewann, hinaus ins Weite strebt, einem dämonischen
und Flötentönen recht eigenartig gefärbte
nahm man Oscar Straus' Einakter mit warmer Liebenswürdig¬
Weibe zu Da tritt ihm ein Größerer entgegen, der „tapfere
ur Schnitzlers dramatische Ueberbrettl=Ballade
keit auf. Den Strausschen Partituren darf man gewiß Leichtigkeit,
Kassian“, eine Art Uebermensch, dem keine Gefahr verderblich wird,
und Schwärmer=ausstechenden Renommisten
Grazie und melodiöse Einfälle nachrühmen.
eine Art Vampyr, der an sich reißt, was ihm naht. Und er
her bringt.
„Wiener Fremdenblatt“. Im Leipziger Stadttheater fand
nimmt dem andern im Würfelspiel Hab und Gut, nimmt ihm
en wirkte gestern das von Rudolf Lothar und
die Aufführung von drei musikalischen Einaktern statt, die Oscar
I das Liebchen, das, entflammt von des Uebermächtigen Größe,
keicher Operettenlaune gedichtete und kom¬
Straus komponierte. Zum Schlusse gab es etwa zwanzig Hervor¬
aufjauchzt, nimmt dem Gegner, da Zweikampf entbrennt, auch
Zur dem er¬
Bel „Benus im Grünen“.
en=Humore der Dichtung und der Vexier= I das Leben. Die Stimmung ist mystisch, die Basis, darauf die rufe, denen Straus und Lothar Folge leisteten.