17.2. Der tanfere Cassian
box 22/7
(Gasllenaagese ### .
Ausschnitt aus: Freindenblatt, Wien
18. Mz.Abendblatt
vom:
uaA
Theater und Kunst.
7 7„, Coneordick“=Vörstellung im Carl=Theater.) Gestern
nachmittags veranstaltete der Journalisten= und Schriftstellerverein
„Concordia“ eine Vorstellung, man spielte drei Einakter, und in der
glücklichen Zusammenstellung des Programms, das neben Schnitzler,
Oskar Straus, Peter Nansen und das reizende „Brüderlein fein“ von
Leo Fall brachte, erwies sich der feine gleichermaßen auf
Kunst und Unterhaltung gerichtete Geschmack der Veranstaltung.
Den Anfang machte Peter Nausens Einakter „Kameraden“, mit
dem Peter Nansen, der feine Novellist, in Wien als Dramatiker
zum erstenmal zu Worte kam. Eine charmante Szene zwischen
Mann und Frau, entzückend im Dialog, der eine leichte
humoristische Färbung, eine wirklich noble Heiterkeit hat. Vielleicht
entschließt sich nach diesem guten Anfang, den die „Concordia“ mit
Nansen gemacht hat, irgend ein Direktor, „Die glückliche Ehe“ zu geben.
Die „Kameraden“ wurden ausgezeichnet gespielt. Herr Kramer
spielt derartige Plauderrollen immer sehr reizend, mit viel Eleganz und
Liebenswürdigkeit und Fräulein v. Wagner bewies wieder Schönheit und
Tiefe ihres großen Talents, Anmut des Ausdrucks und eine alles überstrahlende
Wärme der Empfindung. Das Pubtikum applaudierte dem Stück und beiden
Künstlerin aufs herzlichste. Nun kam „Der tapfere Kassian“
ein Einakter Schnitzlers, den wir schon vom Volkstheater her
kennen. Freilich: gestern sahen wir ihn als Singspiel wieder
mit einer geistreichen Musik von Oskar Straus, eine Musik,
die die künstlerischen Qualitäten der Strausschen Begabung, sein
Talent zur wahrhaftigen Oper wieder einmal bestätigte. In
diesem „Kassiau“ gibt es eine Menge sehr schöner musikalischer
Einfälle, der Grundton der Schnitzlerschen Welt, diese Mischung
von stiller Bürgerlichkeit und bramarbasierender Romantik
Seßhaftigkeit und Abenteuer, wurde von Strauß äußerst glücklich fest¬
gehalten und zum Schluß bei Martins Tod glaubt man in dieser
Musik einen Ton grotesker Tragik zu hören, wie ihn Offenbach in
„Hoffmanns Erzählungen“ anschlug. Daß Schnitzler seiner Wirkung
sicher war, die romantische Stimmung des Einakters sich für Musik sehr
empfänglich zeigte, braucht nicht erst versichert zu werden. Das Werk fand
eine Darstellung, die fast zur Gänze von der Wiener Hofoper bestritten wurde,
im Orchester waren Mitglieder der Philharmoniker, am Dirigentenpult
die Meisterschaft Franz Schalks und auf der Bühne waltete die
kluge Regie Herrn v. Wymetals. Herr Hofbauer sung
den Kassian und erschöpfte den schauspielerischen musikalischen Ausdruck
der Figur vollendet. Und der Kassian ist auch für den Nurschauspieler
immer eine der schwersten Aufgaben gewesen. Herrn Maikls schöne
Stimme verlieh dem Martin schöne Innigkeit und Wärme und
Fräulein Francillo=Kaufmann erspielte und ersang sich mit
ihrer reizenden Soubrettenanmut einen großen Erfolg. Noch ist Herr
iMarkhoff zu nennen, der als Diener schätzenswerte Qualitäten
einer schönen Stimme und eines vortrefflichen Schauspielers aufwies.
Hierauf die eigentliche Sensation des Nachmittags: Alexander
Girardi. Man hatte angekündigt, er werde ein neues „Fiakerlied“
zum Besten geben; der Meister des echten „Fiakerliedes“ werde ein
paar neue Strophen zum Besten geben, die den Schmerz des Fiakers
in unserer Automobilzeit besingen. Girardi, bei seinem Erscheinen mit
dem „Stösser“ stürmisch und jubelnd begrüßt, sang dann den witz¬
sprühenden Text eines neuen Fiakerliedes, das in bewegten Worten
klagt, wie der Fiaker unter dem Fortschritt zu leiden habe. Eine witzige
und auch auf die Melancholie der Sache bedachte Musik des begabten
Ludwig Engländer illustrierte vortrefflich. Und Girardi sang mit
der Meisterschaft des Gefühls, das aus seinem älteren Fiakerlied etwas
Unvergeßliches macht, auch dieses neue „Fiakerlied“ und erzielte jubelnden
Enthusiasmus, der nicht früher ruhte, als bis Girardi nicht eine Strophe
wiederholt hatte. Den Schluß des Abends machte Leo Falls
Brüderlein fein“ mit dem Text von Julius Wilhelm,
#eses entzückende Idyll aus dem alten Wien, das schon überall populär
#worden ist. Charmant wurde dieses Stück gespielt. Von Fritz
Werner mit gewohnter Meisterschaft, mit der er alle seine Figuren
auf die Bühne stellt, von der Zwerenz mit allem Humor ihrer
großen Kunst, von Gerda Walde wit vollendeter Grazie, entzückender
Liebenswürdigkeit. Sie alle verhalfen, von Kapellmeister Holzer und
Oberregisseur Wallner verständnisvollst unterstüllt, Falls Musik zu
neuen verdienten Ehren.
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(Gasllenaagese ### .
Ausschnitt aus: Freindenblatt, Wien
18. Mz.Abendblatt
vom:
uaA
Theater und Kunst.
7 7„, Coneordick“=Vörstellung im Carl=Theater.) Gestern
nachmittags veranstaltete der Journalisten= und Schriftstellerverein
„Concordia“ eine Vorstellung, man spielte drei Einakter, und in der
glücklichen Zusammenstellung des Programms, das neben Schnitzler,
Oskar Straus, Peter Nansen und das reizende „Brüderlein fein“ von
Leo Fall brachte, erwies sich der feine gleichermaßen auf
Kunst und Unterhaltung gerichtete Geschmack der Veranstaltung.
Den Anfang machte Peter Nausens Einakter „Kameraden“, mit
dem Peter Nansen, der feine Novellist, in Wien als Dramatiker
zum erstenmal zu Worte kam. Eine charmante Szene zwischen
Mann und Frau, entzückend im Dialog, der eine leichte
humoristische Färbung, eine wirklich noble Heiterkeit hat. Vielleicht
entschließt sich nach diesem guten Anfang, den die „Concordia“ mit
Nansen gemacht hat, irgend ein Direktor, „Die glückliche Ehe“ zu geben.
Die „Kameraden“ wurden ausgezeichnet gespielt. Herr Kramer
spielt derartige Plauderrollen immer sehr reizend, mit viel Eleganz und
Liebenswürdigkeit und Fräulein v. Wagner bewies wieder Schönheit und
Tiefe ihres großen Talents, Anmut des Ausdrucks und eine alles überstrahlende
Wärme der Empfindung. Das Pubtikum applaudierte dem Stück und beiden
Künstlerin aufs herzlichste. Nun kam „Der tapfere Kassian“
ein Einakter Schnitzlers, den wir schon vom Volkstheater her
kennen. Freilich: gestern sahen wir ihn als Singspiel wieder
mit einer geistreichen Musik von Oskar Straus, eine Musik,
die die künstlerischen Qualitäten der Strausschen Begabung, sein
Talent zur wahrhaftigen Oper wieder einmal bestätigte. In
diesem „Kassiau“ gibt es eine Menge sehr schöner musikalischer
Einfälle, der Grundton der Schnitzlerschen Welt, diese Mischung
von stiller Bürgerlichkeit und bramarbasierender Romantik
Seßhaftigkeit und Abenteuer, wurde von Strauß äußerst glücklich fest¬
gehalten und zum Schluß bei Martins Tod glaubt man in dieser
Musik einen Ton grotesker Tragik zu hören, wie ihn Offenbach in
„Hoffmanns Erzählungen“ anschlug. Daß Schnitzler seiner Wirkung
sicher war, die romantische Stimmung des Einakters sich für Musik sehr
empfänglich zeigte, braucht nicht erst versichert zu werden. Das Werk fand
eine Darstellung, die fast zur Gänze von der Wiener Hofoper bestritten wurde,
im Orchester waren Mitglieder der Philharmoniker, am Dirigentenpult
die Meisterschaft Franz Schalks und auf der Bühne waltete die
kluge Regie Herrn v. Wymetals. Herr Hofbauer sung
den Kassian und erschöpfte den schauspielerischen musikalischen Ausdruck
der Figur vollendet. Und der Kassian ist auch für den Nurschauspieler
immer eine der schwersten Aufgaben gewesen. Herrn Maikls schöne
Stimme verlieh dem Martin schöne Innigkeit und Wärme und
Fräulein Francillo=Kaufmann erspielte und ersang sich mit
ihrer reizenden Soubrettenanmut einen großen Erfolg. Noch ist Herr
iMarkhoff zu nennen, der als Diener schätzenswerte Qualitäten
einer schönen Stimme und eines vortrefflichen Schauspielers aufwies.
Hierauf die eigentliche Sensation des Nachmittags: Alexander
Girardi. Man hatte angekündigt, er werde ein neues „Fiakerlied“
zum Besten geben; der Meister des echten „Fiakerliedes“ werde ein
paar neue Strophen zum Besten geben, die den Schmerz des Fiakers
in unserer Automobilzeit besingen. Girardi, bei seinem Erscheinen mit
dem „Stösser“ stürmisch und jubelnd begrüßt, sang dann den witz¬
sprühenden Text eines neuen Fiakerliedes, das in bewegten Worten
klagt, wie der Fiaker unter dem Fortschritt zu leiden habe. Eine witzige
und auch auf die Melancholie der Sache bedachte Musik des begabten
Ludwig Engländer illustrierte vortrefflich. Und Girardi sang mit
der Meisterschaft des Gefühls, das aus seinem älteren Fiakerlied etwas
Unvergeßliches macht, auch dieses neue „Fiakerlied“ und erzielte jubelnden
Enthusiasmus, der nicht früher ruhte, als bis Girardi nicht eine Strophe
wiederholt hatte. Den Schluß des Abends machte Leo Falls
Brüderlein fein“ mit dem Text von Julius Wilhelm,
#eses entzückende Idyll aus dem alten Wien, das schon überall populär
#worden ist. Charmant wurde dieses Stück gespielt. Von Fritz
Werner mit gewohnter Meisterschaft, mit der er alle seine Figuren
auf die Bühne stellt, von der Zwerenz mit allem Humor ihrer
großen Kunst, von Gerda Walde wit vollendeter Grazie, entzückender
Liebenswürdigkeit. Sie alle verhalfen, von Kapellmeister Holzer und
Oberregisseur Wallner verständnisvollst unterstüllt, Falls Musik zu
neuen verdienten Ehren.