e
eeeeerageengenh
ger Zeit, nahm sie ein Bilek und ging in
erwecken, damit Dich das wahre Glück be¬
nur halb die zierlichen Füße, die in gestick¬
für einen Tag. Und ein Tag ist lang,
Schiff und kam zu mir nach Boston. Ja,
reit fände, wenn es einmal erschiene. Und
ten Strümpfen und kleinen, koketten Halb¬
wenn man versteht, zu leben. Ich bin wie
Georg, hier steht ein Wesen, das mir nach
schuhen steckten.
so hab' ich — wie es Leuten meiner Art Harun=al=Raschid, der unerkannt im Volke
Amerika nachgereist ist, so sehr hat sie mich
Ueber die Veranda hinaus sah man den
wohl gegeben sein mag — vielleicht noch wandelt. Die Leute, mit denen ich da
geliebt. (Pause.)
Sund, der in der Sonne glitzerte und fun¬
tiefer gewirkt, als ich wollte. Ich habe draußen (große Geste) rede, ahnen nicht,
Georg (nachdenklich): Und wenn ich da¬
kelte.
Dich zu einem andern Menschen gemacht.
wer ich bin; und wer von mir Abschied
mals gekommen wäre, als Sie mich erwar¬
Mitten in einem Zug aus der Cigarre
Wahrhaftig, es ist ein edleres Vergnügen, nimmt, weiß nicht, ob er mich jemals wie¬
teten?
gähnte er.
mit Lebendigen zu spielen, als Luftgestal¬
derfindet. Es ist ein höchst interessantes
Anna: Da wäre wahrscheinlich Manches
ten im poetischen Tanze herumwirbeln zu
„Hans, — Du gähnst ja!“
Dasein.
anders geworden.
lassen.
„Ach ja, es ist so furchtbar warm!“
Eduard: Und wenn Du nicht spazieren
Georg: Es ist wohl möglich. Von wel¬
Eduard: Höre, Georg, Alles in Allem
Sie hielt jetzt geschäftig einen kleinen
gehst, was fängst Du denn dann an? Wo¬
chen Gefahren man manchmal bedroht ist,
genommen, finde ich, Du hättest mir das
chinesischen Fächer vor den Mund.
mit beschäftigst Du Dich eigentlich?, (Mit
ohne es zu ahnen.—
nicht sagen sollen.
Julie — Du gähnst ja!“
einem plötzlichen Entschlusse): Schreibst Du
Eduard: Wieso“
Georg: Warum?
„Das kommt vom schlechten Beispiel.
denn noch?
Georg: Wenn ich bedenke, es hätte mir
Sei bitte etwas unterhaltender!“
Eduard: Denke nur, ich hätte mir damals
Georg: Schreiben.... In dem Sinne,
passiren können, ein geordneter Hausvater
„Sieh, wie grün das Wasser da drau¬
Allerlei eingebildet; es wäre doch einiger¬
den Du dem Worte giebst — nein! In
ßen schimmert.“
zu werden, wie Du — unter einer Hänge¬
maßen beschämend.
einem andern — ja.
lampe zu sitzen und eine Zofe in Diensten zu
„Du bist unausstehlich! Sie schlug mit
Georg: Warum?
Eduard: Ich wußt' es ja!
haben. ... Nein, laßt uns Alle froh sein,
dem Fächer nach ihm.
Eduard (am Fenster): Ah, da ist sie!
Georg: Nichts weißt Du! Es ist Euch
daß ich damals nicht gekommen bin. Nein,
Er richtete sich im Stuhle auf, schob ihn
Meine Frau! Ah, wie wird sie sich freuen!
jedenfalls bekannt, daß man essen muß-
ich bin nicht dazu geboren, an einem wei߬
näher an die Chaiselongue heran, und
wenigstens zuweilen. Nur aus diesem
Georg: Nun, ich will allerdings bemer¬
gedeckten Tisch zu speisen.
beugte sich über sie, um sie zu küssen. Aber
Grunde mache ich zuweilen kleine Arbeiten
ken, daß ich nicht vorbereitet war. Du wirst
Gduard: Aber heute, Georg, heute wirst
sie wehrte ihn mit dem Fächer ab, als ob
für ein Journal. Nicht unter meinem Na¬
die Güte haben, mich bei ihr wegen meiner
Du es wohl doch einmal ausnahmsweise
er eine Fliege wäre, und sagte:
Toilette zu entschuldigen.
men natürlich. Ich könnte ebenso gut Koh¬
thun.
„Lieber Hans, Du weißt, daß ich Dich
len tragen oder Pfeifenrohre schnitzen. Wo¬
Eduard: Aber keine Umstände! Du wirst
Georg: Was denn?
sehr lieb habe; aber der Sommer ist nicht
mit ich ausdrücken will, daß diese Arbeit
meiner Frau gewiß willkommen sein.
Eduard: Du bleibst bei uns zu Tische.
die rechte Zeit, um verlobt zu sein — um
mit meiner Seele nichts zu thun hat, mir
Anna (kaum 30 Jahre, sehr hübsch, ein¬
Georg: O nein.
sich zu küssen, meine ich — es ist zu warw!“
nichts von meiner inneren Freiheit raubt.
fach, aber mit Geschmack gekleidet, und der
Eduard: Aber sieh' doch, Anna hat schon
Etwas verdrießlich zog er sich zurück und
achtjährige Bub' kommen herein).
Aber genug von mir! Genug! (Pause. Blick für Dich gedeckt.
lag nun wieder träge in seinem Schaukel¬
zwischen Anna und Eduard.) Es ist selt¬
Eduard: Nun endlich bist Du da! Sieh'
Georg: Nein — ich bitte sehr — laßt das.
stuhl.
sam.
einmal, Anna, wen ich Dir da mitgebracht
Ich wünsche nicht, in meiner Lebensführung
„Ja, liebste Julie, Du hast gewiß Recht
Eduard: Was findest. Du seltsam?
habe.
gestört zu werden. Ich bin nicht mehr jung
ach ja!“
Georg (verbeugt sich).
Georg: Wie Ihr nun da in einem behag¬
genug, um langjährige Gewohnheiten ab¬
Sie wandte sich zu ihm, stützte sich auf
lichen Heim haust; die Lampe hängt über'm
Anna (sieht ihn, erkennt ihn, ist sehr
zulegen.
den Ellbogen und sah ihn herausforbernd
überrascht, faßt sich; herzlich): Sie leben
Tisch; ein Kind wächst Euch auf.. (Das
Eduard: Um welche Gewohnheilen han¬
an.
also!
Dienstmädchen kommt herein.) Eine Zofe
delt es sich da?
„Kannst Du mir nicht lieber ein wenig
Georg (blickt auf).
bedient Euch; Jahrscheinlich seid Ihr auch
Georg: Ich bin gewohnt — ob Ihr nun
den Hof machen? Wie in der Zeit, als
gegen Unfall und Feuersbrunst versichert —
Anna (streckt ihm die Hände entgegen):
darüber lächelt oder nicht — mein Diner,
wir noch nicht verlobt waren? Das ist
Anna (nimmt dem Dienstmädchen das
Seien Sie mir willkommen.
wann es mir beliebt, im Freien, während
lange nicht so lästig — lange nicht! Es
Tischtuch aus der Hand und beginnt selbst
Georg (hat sie erkannt): Ist es denn
des Spazierengehens, zu mir zu nehmen — paßt viel besser für den Sommer.“
möglich? Anna! (Zu Eduard): Und dieser
aufzudecken. Das Dienstmädchen ab.)
und trage es daher gewöhnlich in der Tasche
„Ehrlich gestanden, Julie, finde ich, Du
Georg: Ja, wer hätte das Alles vor zehn
Mensch läßt mich meine ganze Geschichte zu
bei mir.
kannst zufrieden sein. Alle Welt macht
Ende erzählen. So ein Pfifikus ist aus
Jahren geahnt.
Dir ja den Hof, der Kammerjunker, der
Der Kleine (kommt herein): Ist die
diesem verschüchterten Burschen geworden.
Eduard: Ja, wer hätte das geahnt, vor
Suppe noch nicht da?
kleine Hilfsprediger, der Student, der —
Ihr habt Euch also geheirathet?
elf Jahren am 28. April!
Du bist doch nicht etwa eifersüchtig¬
Georg: Geduld mein Junge. Gleich
Georg (als besänne er sich plötzlich): Nun
Eduard: Ja, wie Du siehst. Und nun
Hans?“ Und sie wandte sich so scharf nach
wird sie da sein. Und da ich Euch auch nicht
versteh' ich aber nicht, wie sich all das ge¬
stelle Dir vor, wie wir uns auf diesen Au¬
ihm um, daß sie den einen Fuß auf den
in Euren Gewohnheiten zu stören wünsche,
fügt hat. Es war doch ein Spaß.
genblick gefreut, ja, wie wir ihn gewisser¬
Fußboden stützen mußte.
werdet Ihr mir erlauben, mich ergebenst zu
Eduard: Ist aber Ernst daraus geworden.
maßen herbeigesehnt haben. Ich und Anna
empfehlen.
„Gott sei Dank, nein, mein Her. 1 Mit
Nicht wahr, Anna? (Er nimmt Anna, die
auch.
Eduard: Aber Georg, was fällt Dir denn den Kinderstreichen wären wir fertig —
eben aufdeckt, um die Taille; sie wehrt leicht
Anna: Ja, ich auch! (Sie betrachtet
ein?
„Höre mal zu, Hans—“ Sie lehnteich
ab.) Wundervoller Ernst.
Georg lange).
Georg (bestimmt): Laßt mich.
wieder zurück und wandie den Blick nah
Georg: Aber wie ist es denn gekommen,
Eduard (zu Anna): Du mußt nämlich
Eduard (durch einen Blick Anna's aufge= oben. „Findest Du wirklich, daß es sie
daß ihr Euch—
wissen, daß wir seine Puppen waren. An
fordert, nicht weiter in ihn zu dringen): dumm ist, eifersüchtig zu sein?“
Eduard: Ueberlege doch nur, Georg. Das
seinen Drähten haben wir getanzt. Sie
Ja, aber man wird sich doch wiedersehen...
Er warf einen schnellen Seitenblick aufl
war wohl das Geringste, was sie mir schul¬
sind aber allmälig sehr lebendig geworden,
Georg: Es ist möglich, aber nicht gewiß.
sie. Sie lag unbeweglich.
dig war.
Deine Puppen; nicht wahr, Georg?
Wir wollen es dem Zufall überlassen. Ich
Anna: Sag' das nicht, Eduard! — Wäre
„Ja—a, siehst Du, wie man es nimmt,
Georg: Ja, das bemerk' ich. Das also
lebe nach keinem Programm. Und wenn
es nur meine Schuldigkeit gewesen, die hätt'
Wir z. B. eignen uns, meiner Meinung
ist Euer Sohn. Ein hübscher Junge. Wie
ihr etwa meine Wohnung erfährt — ich
nach, nicht im geringsten dazu. Es gehö¬
ich auch damit getilgt, daß ich Dir die
alt bist Du denn, kleiner Mann?
gebe nichts auf Formalitäten, ich erwarte
Wahrheit eingestand.
ren starke Gefühle dazu, ich möchte sagen
Der Kleine: Achteinviertel Jahre!
keinen Gegenbesuch.
Georg (sieht von Einem zum Andern):
leidenschaftliche, gewaltsame. Und wir
Der Kleine: Und wie heißt Du benn
Eduard: Ja, aber wenn Du auch nicht
sind beide so ruhig —
Ach so — nun ist mir Alles klar.
eigentlich? (Er hält ihn bei den Händen).
besucht werden willst, mein lieber Freund
Eduard: Da irrst Du Dich aber sehr!
„Ja, Du hast recht, so ruhig, zuweilen
Der Kleine: Ich heiße Georg Jagisch.
nimm's mir nicht übel auf — es wäre
Denn das Interessanteste weißt Du noch
wohl zu ruhig. Aber davon ahnst Du
Georg: Georg? (Zu den Anderen gewen¬
ja möglich, daß .... ich habe nämlich ge¬
lange nicht!
wohl nichts, Hans, von wirklicher Leiden¬
det): Georg? Wer von Euren Verwandten
wisse Verhindungen — am Ende könnt' ich
Georg: Und das wäre?
schaft? Es ist wohl kindisch von mir, sor
heißt denn Georg?
Dir in irgend welcher Weise dienlich sein.
etwas zu fragen?“
Eduard: Das eigentlich Interessante an
Eduard: Keiner. Wir haben uns eben
Georg: Dienlich? — Es scheint, Du willst
„Ich nein, — kindisch nöchte ich es nicht
der ganzen Sache ist, daß Anna früher eine
erlaubt, ihn nach einem alten Freund, nach
mir so irgend etwas wie eine Anstellung
gerade nennen. Aber Leldenschaft ist etwas
Neigung für Dich im Herzen trug.
einem gewissen Puppenspieler — (Er lacht
verschaffen?
so anstrengendes, noch bazu im Sommerl
Georg: Für mich? Ach so, nun soll wohl
vergnügt). Es war übrigens ein Einfall
Eduard: Nun, das wäre doch nicht das
Nein, ein stilles Sich=den=Hof=machen ist
mit mir ein Scherz verübt werden.
meiner Frau
Schlimmste.
viel angenehmer —“
Anna (deckt ruhig auf): Ja, ich liebte
Georg (sieht sie Alle an): Kinder, Ihr
Georg: Es duldet Dich wohl nicht, daß
„Ich glaube, Du willst Dich über mich
Dich damals. Sonst hätt' ich mich zu der
habt wohl keine Ahnung, wie abgeschmackt
lustig machen.“
Du mich so frei und unbeschränkt leben
ganzen Komödie nicht hergegeben.
Ihr seid. (Vor sich hin): Georg -
„Nein, mein liebes lleines Julchen, aber
siehst? Ich soll wohl ein Tropf werden wie
Georg: Das versteh' ich nicht.
Anna: Also, Bub' jetzt geh' hinein,
damals, da die Dummköpfe etwas von mir
Du sagtest es doch selbst.“
Anna: Das war nämlich meine letzte
bring' Deine Sachen in Ordnung, wasch'
hielten? Aber die Zeiten haben sich geändert.
„Ja, ja, natürlich. Und ich meinte es
Dir die Hände; dann kannst Du wieder
Hoffnung.
Als ich arm war, konnt' ich Euch geben,
auch wirklich, — Du doch auch, nicht
hereih ommen.
Georg: Deine letzte? Ach so. Hm, Edu¬
wahr?“
was ich besaß — heute bin ich zu reich, um
ard, es muß Dir doch eigentlich unangenehm
Georg: Ja, Georg, dann kannst Du wie¬
ein Verschwender zu sein.
„Ja, natürlich.“
sein, das anzuhören?
der zu uns hereinkommen — Georg. Wenn
Eduard: Ich denke ja nicht an eine An¬
Und wieder schwiegen Beide. Julie
wer Anderer so heißt wie wir selber, noch
Eduard: Unangenehm? Mir? Du bist stellung im gewöhnlichen Sinne. Aber es
betrachtete aufmerksam die Spitzen ihrer
aber seltsam! Ja, merkst Du denn nicht, daß
dazu so ein ganz kleines Individuum —
wäre ja möglich, daß Du bei einiger Ruhe,
Schuhe; Hans lag ausgestreckt im Schau¬
ich soeben den größten Triumph meines
es hat im Grunde was unbeschreiblich Ko¬
bei einigem Fleiß auf die leichteste Weise,
kelstuhl und folgte mit den Blicken den
Daseins erlebe?
misches. (Der Kleine ab).
ja ohne Deinen Willen zu Ruhm und zu
Rauchwolken seiner Cigarre.
(Eduard und Anna sehen einander an.
Georg: Nun ja, wenn es so ist, dann er¬
Reichthum kämest.
Plötzlich fragte sie:
Pause).
zählen Sie mir die Geschi###e doch weiter,
Georg: Ruhm? — Zehn Jahre — tau¬
„Hans, hast Du je zwei richtig Verliebte
Anna: So sieht man sich also wieder.
Anna.
send Jahre — zehntausend — sag' mir, in
Setzen Sie sich doch. Wollen Sie nich: ab¬
Anna: Es ist nichts mehr zu erzählen.
welchem Jahr die Unsterblichkeit anfängt,
das wirklich waren, was man in Romanen
legen? (Blick Eduard's.) Allerdings, es
(Lächelnd): Die Sache ist mir mißglückt,
und ich will um meinen Ruhm besorgt sein.
verliebt nennt? Zwei, die für einander
ist etwas kühl — wirklich, ich möchte mie
wie Du weißt. Du wurdest durchaus nicht
Reichthum? — Zehn Julden — tausend
sterben könnten?“
auch am liebsten was umnehmen.
eifersüchtig. Aber es ist auch möglich, daß
— eine Million? — Sag' mir, um wie viel
„Ich habe einmal zwei Menschen ge¬
Geora: Ja. es ist kübl. Aber außerdem es mit meiner Liebe nicht so weit her war. die Welt zu kaufen ist, und ich will mich um
kannt“. antwortete er nachdenklich, „die sich
eeeeerageengenh
ger Zeit, nahm sie ein Bilek und ging in
erwecken, damit Dich das wahre Glück be¬
nur halb die zierlichen Füße, die in gestick¬
für einen Tag. Und ein Tag ist lang,
Schiff und kam zu mir nach Boston. Ja,
reit fände, wenn es einmal erschiene. Und
ten Strümpfen und kleinen, koketten Halb¬
wenn man versteht, zu leben. Ich bin wie
Georg, hier steht ein Wesen, das mir nach
schuhen steckten.
so hab' ich — wie es Leuten meiner Art Harun=al=Raschid, der unerkannt im Volke
Amerika nachgereist ist, so sehr hat sie mich
Ueber die Veranda hinaus sah man den
wohl gegeben sein mag — vielleicht noch wandelt. Die Leute, mit denen ich da
geliebt. (Pause.)
Sund, der in der Sonne glitzerte und fun¬
tiefer gewirkt, als ich wollte. Ich habe draußen (große Geste) rede, ahnen nicht,
Georg (nachdenklich): Und wenn ich da¬
kelte.
Dich zu einem andern Menschen gemacht.
wer ich bin; und wer von mir Abschied
mals gekommen wäre, als Sie mich erwar¬
Mitten in einem Zug aus der Cigarre
Wahrhaftig, es ist ein edleres Vergnügen, nimmt, weiß nicht, ob er mich jemals wie¬
teten?
gähnte er.
mit Lebendigen zu spielen, als Luftgestal¬
derfindet. Es ist ein höchst interessantes
Anna: Da wäre wahrscheinlich Manches
ten im poetischen Tanze herumwirbeln zu
„Hans, — Du gähnst ja!“
Dasein.
anders geworden.
lassen.
„Ach ja, es ist so furchtbar warm!“
Eduard: Und wenn Du nicht spazieren
Georg: Es ist wohl möglich. Von wel¬
Eduard: Höre, Georg, Alles in Allem
Sie hielt jetzt geschäftig einen kleinen
gehst, was fängst Du denn dann an? Wo¬
chen Gefahren man manchmal bedroht ist,
genommen, finde ich, Du hättest mir das
chinesischen Fächer vor den Mund.
mit beschäftigst Du Dich eigentlich?, (Mit
ohne es zu ahnen.—
nicht sagen sollen.
Julie — Du gähnst ja!“
einem plötzlichen Entschlusse): Schreibst Du
Eduard: Wieso“
Georg: Warum?
„Das kommt vom schlechten Beispiel.
denn noch?
Georg: Wenn ich bedenke, es hätte mir
Sei bitte etwas unterhaltender!“
Eduard: Denke nur, ich hätte mir damals
Georg: Schreiben.... In dem Sinne,
passiren können, ein geordneter Hausvater
„Sieh, wie grün das Wasser da drau¬
Allerlei eingebildet; es wäre doch einiger¬
den Du dem Worte giebst — nein! In
ßen schimmert.“
zu werden, wie Du — unter einer Hänge¬
maßen beschämend.
einem andern — ja.
lampe zu sitzen und eine Zofe in Diensten zu
„Du bist unausstehlich! Sie schlug mit
Georg: Warum?
Eduard: Ich wußt' es ja!
haben. ... Nein, laßt uns Alle froh sein,
dem Fächer nach ihm.
Eduard (am Fenster): Ah, da ist sie!
Georg: Nichts weißt Du! Es ist Euch
daß ich damals nicht gekommen bin. Nein,
Er richtete sich im Stuhle auf, schob ihn
Meine Frau! Ah, wie wird sie sich freuen!
jedenfalls bekannt, daß man essen muß-
ich bin nicht dazu geboren, an einem wei߬
näher an die Chaiselongue heran, und
wenigstens zuweilen. Nur aus diesem
Georg: Nun, ich will allerdings bemer¬
gedeckten Tisch zu speisen.
beugte sich über sie, um sie zu küssen. Aber
Grunde mache ich zuweilen kleine Arbeiten
ken, daß ich nicht vorbereitet war. Du wirst
Gduard: Aber heute, Georg, heute wirst
sie wehrte ihn mit dem Fächer ab, als ob
für ein Journal. Nicht unter meinem Na¬
die Güte haben, mich bei ihr wegen meiner
Du es wohl doch einmal ausnahmsweise
er eine Fliege wäre, und sagte:
Toilette zu entschuldigen.
men natürlich. Ich könnte ebenso gut Koh¬
thun.
„Lieber Hans, Du weißt, daß ich Dich
len tragen oder Pfeifenrohre schnitzen. Wo¬
Eduard: Aber keine Umstände! Du wirst
Georg: Was denn?
sehr lieb habe; aber der Sommer ist nicht
mit ich ausdrücken will, daß diese Arbeit
meiner Frau gewiß willkommen sein.
Eduard: Du bleibst bei uns zu Tische.
die rechte Zeit, um verlobt zu sein — um
mit meiner Seele nichts zu thun hat, mir
Anna (kaum 30 Jahre, sehr hübsch, ein¬
Georg: O nein.
sich zu küssen, meine ich — es ist zu warw!“
nichts von meiner inneren Freiheit raubt.
fach, aber mit Geschmack gekleidet, und der
Eduard: Aber sieh' doch, Anna hat schon
Etwas verdrießlich zog er sich zurück und
achtjährige Bub' kommen herein).
Aber genug von mir! Genug! (Pause. Blick für Dich gedeckt.
lag nun wieder träge in seinem Schaukel¬
zwischen Anna und Eduard.) Es ist selt¬
Eduard: Nun endlich bist Du da! Sieh'
Georg: Nein — ich bitte sehr — laßt das.
stuhl.
sam.
einmal, Anna, wen ich Dir da mitgebracht
Ich wünsche nicht, in meiner Lebensführung
„Ja, liebste Julie, Du hast gewiß Recht
Eduard: Was findest. Du seltsam?
habe.
gestört zu werden. Ich bin nicht mehr jung
ach ja!“
Georg (verbeugt sich).
Georg: Wie Ihr nun da in einem behag¬
genug, um langjährige Gewohnheiten ab¬
Sie wandte sich zu ihm, stützte sich auf
lichen Heim haust; die Lampe hängt über'm
Anna (sieht ihn, erkennt ihn, ist sehr
zulegen.
den Ellbogen und sah ihn herausforbernd
überrascht, faßt sich; herzlich): Sie leben
Tisch; ein Kind wächst Euch auf.. (Das
Eduard: Um welche Gewohnheilen han¬
an.
also!
Dienstmädchen kommt herein.) Eine Zofe
delt es sich da?
„Kannst Du mir nicht lieber ein wenig
Georg (blickt auf).
bedient Euch; Jahrscheinlich seid Ihr auch
Georg: Ich bin gewohnt — ob Ihr nun
den Hof machen? Wie in der Zeit, als
gegen Unfall und Feuersbrunst versichert —
Anna (streckt ihm die Hände entgegen):
darüber lächelt oder nicht — mein Diner,
wir noch nicht verlobt waren? Das ist
Anna (nimmt dem Dienstmädchen das
Seien Sie mir willkommen.
wann es mir beliebt, im Freien, während
lange nicht so lästig — lange nicht! Es
Tischtuch aus der Hand und beginnt selbst
Georg (hat sie erkannt): Ist es denn
des Spazierengehens, zu mir zu nehmen — paßt viel besser für den Sommer.“
möglich? Anna! (Zu Eduard): Und dieser
aufzudecken. Das Dienstmädchen ab.)
und trage es daher gewöhnlich in der Tasche
„Ehrlich gestanden, Julie, finde ich, Du
Georg: Ja, wer hätte das Alles vor zehn
Mensch läßt mich meine ganze Geschichte zu
bei mir.
kannst zufrieden sein. Alle Welt macht
Ende erzählen. So ein Pfifikus ist aus
Jahren geahnt.
Dir ja den Hof, der Kammerjunker, der
Der Kleine (kommt herein): Ist die
diesem verschüchterten Burschen geworden.
Eduard: Ja, wer hätte das geahnt, vor
Suppe noch nicht da?
kleine Hilfsprediger, der Student, der —
Ihr habt Euch also geheirathet?
elf Jahren am 28. April!
Du bist doch nicht etwa eifersüchtig¬
Georg: Geduld mein Junge. Gleich
Georg (als besänne er sich plötzlich): Nun
Eduard: Ja, wie Du siehst. Und nun
Hans?“ Und sie wandte sich so scharf nach
wird sie da sein. Und da ich Euch auch nicht
versteh' ich aber nicht, wie sich all das ge¬
stelle Dir vor, wie wir uns auf diesen Au¬
ihm um, daß sie den einen Fuß auf den
in Euren Gewohnheiten zu stören wünsche,
fügt hat. Es war doch ein Spaß.
genblick gefreut, ja, wie wir ihn gewisser¬
Fußboden stützen mußte.
werdet Ihr mir erlauben, mich ergebenst zu
Eduard: Ist aber Ernst daraus geworden.
maßen herbeigesehnt haben. Ich und Anna
empfehlen.
„Gott sei Dank, nein, mein Her. 1 Mit
Nicht wahr, Anna? (Er nimmt Anna, die
auch.
Eduard: Aber Georg, was fällt Dir denn den Kinderstreichen wären wir fertig —
eben aufdeckt, um die Taille; sie wehrt leicht
Anna: Ja, ich auch! (Sie betrachtet
ein?
„Höre mal zu, Hans—“ Sie lehnteich
ab.) Wundervoller Ernst.
Georg lange).
Georg (bestimmt): Laßt mich.
wieder zurück und wandie den Blick nah
Georg: Aber wie ist es denn gekommen,
Eduard (zu Anna): Du mußt nämlich
Eduard (durch einen Blick Anna's aufge= oben. „Findest Du wirklich, daß es sie
daß ihr Euch—
wissen, daß wir seine Puppen waren. An
fordert, nicht weiter in ihn zu dringen): dumm ist, eifersüchtig zu sein?“
Eduard: Ueberlege doch nur, Georg. Das
seinen Drähten haben wir getanzt. Sie
Ja, aber man wird sich doch wiedersehen...
Er warf einen schnellen Seitenblick aufl
war wohl das Geringste, was sie mir schul¬
sind aber allmälig sehr lebendig geworden,
Georg: Es ist möglich, aber nicht gewiß.
sie. Sie lag unbeweglich.
dig war.
Deine Puppen; nicht wahr, Georg?
Wir wollen es dem Zufall überlassen. Ich
Anna: Sag' das nicht, Eduard! — Wäre
„Ja—a, siehst Du, wie man es nimmt,
Georg: Ja, das bemerk' ich. Das also
lebe nach keinem Programm. Und wenn
es nur meine Schuldigkeit gewesen, die hätt'
Wir z. B. eignen uns, meiner Meinung
ist Euer Sohn. Ein hübscher Junge. Wie
ihr etwa meine Wohnung erfährt — ich
nach, nicht im geringsten dazu. Es gehö¬
ich auch damit getilgt, daß ich Dir die
alt bist Du denn, kleiner Mann?
gebe nichts auf Formalitäten, ich erwarte
Wahrheit eingestand.
ren starke Gefühle dazu, ich möchte sagen
Der Kleine: Achteinviertel Jahre!
keinen Gegenbesuch.
Georg (sieht von Einem zum Andern):
leidenschaftliche, gewaltsame. Und wir
Der Kleine: Und wie heißt Du benn
Eduard: Ja, aber wenn Du auch nicht
sind beide so ruhig —
Ach so — nun ist mir Alles klar.
eigentlich? (Er hält ihn bei den Händen).
besucht werden willst, mein lieber Freund
Eduard: Da irrst Du Dich aber sehr!
„Ja, Du hast recht, so ruhig, zuweilen
Der Kleine: Ich heiße Georg Jagisch.
nimm's mir nicht übel auf — es wäre
Denn das Interessanteste weißt Du noch
wohl zu ruhig. Aber davon ahnst Du
Georg: Georg? (Zu den Anderen gewen¬
ja möglich, daß .... ich habe nämlich ge¬
lange nicht!
wohl nichts, Hans, von wirklicher Leiden¬
det): Georg? Wer von Euren Verwandten
wisse Verhindungen — am Ende könnt' ich
Georg: Und das wäre?
schaft? Es ist wohl kindisch von mir, sor
heißt denn Georg?
Dir in irgend welcher Weise dienlich sein.
etwas zu fragen?“
Eduard: Das eigentlich Interessante an
Eduard: Keiner. Wir haben uns eben
Georg: Dienlich? — Es scheint, Du willst
„Ich nein, — kindisch nöchte ich es nicht
der ganzen Sache ist, daß Anna früher eine
erlaubt, ihn nach einem alten Freund, nach
mir so irgend etwas wie eine Anstellung
gerade nennen. Aber Leldenschaft ist etwas
Neigung für Dich im Herzen trug.
einem gewissen Puppenspieler — (Er lacht
verschaffen?
so anstrengendes, noch bazu im Sommerl
Georg: Für mich? Ach so, nun soll wohl
vergnügt). Es war übrigens ein Einfall
Eduard: Nun, das wäre doch nicht das
Nein, ein stilles Sich=den=Hof=machen ist
mit mir ein Scherz verübt werden.
meiner Frau
Schlimmste.
viel angenehmer —“
Anna (deckt ruhig auf): Ja, ich liebte
Georg (sieht sie Alle an): Kinder, Ihr
Georg: Es duldet Dich wohl nicht, daß
„Ich glaube, Du willst Dich über mich
Dich damals. Sonst hätt' ich mich zu der
habt wohl keine Ahnung, wie abgeschmackt
lustig machen.“
Du mich so frei und unbeschränkt leben
ganzen Komödie nicht hergegeben.
Ihr seid. (Vor sich hin): Georg -
„Nein, mein liebes lleines Julchen, aber
siehst? Ich soll wohl ein Tropf werden wie
Georg: Das versteh' ich nicht.
Anna: Also, Bub' jetzt geh' hinein,
damals, da die Dummköpfe etwas von mir
Du sagtest es doch selbst.“
Anna: Das war nämlich meine letzte
bring' Deine Sachen in Ordnung, wasch'
hielten? Aber die Zeiten haben sich geändert.
„Ja, ja, natürlich. Und ich meinte es
Dir die Hände; dann kannst Du wieder
Hoffnung.
Als ich arm war, konnt' ich Euch geben,
auch wirklich, — Du doch auch, nicht
hereih ommen.
Georg: Deine letzte? Ach so. Hm, Edu¬
wahr?“
was ich besaß — heute bin ich zu reich, um
ard, es muß Dir doch eigentlich unangenehm
Georg: Ja, Georg, dann kannst Du wie¬
ein Verschwender zu sein.
„Ja, natürlich.“
sein, das anzuhören?
der zu uns hereinkommen — Georg. Wenn
Eduard: Ich denke ja nicht an eine An¬
Und wieder schwiegen Beide. Julie
wer Anderer so heißt wie wir selber, noch
Eduard: Unangenehm? Mir? Du bist stellung im gewöhnlichen Sinne. Aber es
betrachtete aufmerksam die Spitzen ihrer
aber seltsam! Ja, merkst Du denn nicht, daß
dazu so ein ganz kleines Individuum —
wäre ja möglich, daß Du bei einiger Ruhe,
Schuhe; Hans lag ausgestreckt im Schau¬
ich soeben den größten Triumph meines
es hat im Grunde was unbeschreiblich Ko¬
bei einigem Fleiß auf die leichteste Weise,
kelstuhl und folgte mit den Blicken den
Daseins erlebe?
misches. (Der Kleine ab).
ja ohne Deinen Willen zu Ruhm und zu
Rauchwolken seiner Cigarre.
(Eduard und Anna sehen einander an.
Georg: Nun ja, wenn es so ist, dann er¬
Reichthum kämest.
Plötzlich fragte sie:
Pause).
zählen Sie mir die Geschi###e doch weiter,
Georg: Ruhm? — Zehn Jahre — tau¬
„Hans, hast Du je zwei richtig Verliebte
Anna: So sieht man sich also wieder.
Anna.
send Jahre — zehntausend — sag' mir, in
Setzen Sie sich doch. Wollen Sie nich: ab¬
Anna: Es ist nichts mehr zu erzählen.
welchem Jahr die Unsterblichkeit anfängt,
das wirklich waren, was man in Romanen
legen? (Blick Eduard's.) Allerdings, es
(Lächelnd): Die Sache ist mir mißglückt,
und ich will um meinen Ruhm besorgt sein.
verliebt nennt? Zwei, die für einander
ist etwas kühl — wirklich, ich möchte mie
wie Du weißt. Du wurdest durchaus nicht
Reichthum? — Zehn Julden — tausend
sterben könnten?“
auch am liebsten was umnehmen.
eifersüchtig. Aber es ist auch möglich, daß
— eine Million? — Sag' mir, um wie viel
„Ich habe einmal zwei Menschen ge¬
Geora: Ja. es ist kübl. Aber außerdem es mit meiner Liebe nicht so weit her war. die Welt zu kaufen ist, und ich will mich um
kannt“. antwortete er nachdenklich, „die sich