II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 13

17.1. Der Punbenspieler
doch ein bischen! Warum hat er dann geheiratet?“
„Seine Frau hat viel Geld.“
„Muß sie auch haben. Mit dem Aufzug! So aufge¬
donnert! Und Clotilde trotz ihren vollen Siebenunddreißig
so reizend! Keine Frau in Paris zieht sich besser an. Un¬
eigentlich? (Mit einem plötzlichen Entschlusse:) Schreibst du
denn noch?
Georg: Schreiben. ... In dem Sinne, den du dem
Worte gibst — nein! In einem andern — ja.
Eduard: Ich wußt' es ja!
Georg: Nichts weißt du! Es ist euch jedenfalls be¬
kannt, daß man essen muß — wenigstens zuweilen. Nur
aus diesem Grunde mache ich zuweilen kleine Arbeiten für
ein Journal. Nicht unter meinem Namen natürlich. Ich
könnte ebenso gut Kohlen tragen oder Pfeifenrohre schnitzen.
Womit ich ausdrücken will, daß diese Arbeit mit meiner
Seele nichts zu thun hat, mir nichts von meiner inneren
Freiheit raubt. Aber genug von mir! Genug! (Pause. Blick
zwischen Anna und Eduard.) Es ist seltsam.
Eduard: Was findest du seltsam?
Georg: Wie ihr nun da in einem behaglichen Heim
haust; die Lampe hängt überm Tisch; ein Kind wachst
euch auf... (Das Dienstmädchen kommt herein.) Eine Zofe
bedient euch; wahrscheinlich seid ihr auch gegen Unfall und
Feuersbrunst versichert —
Anna (nimmt dem Dienstmädchen das Tischtuch aus der
Hand und beginnt selbst aufzudecken. Das Dienstmädchen ab.)
Georg: Ja, wer hätte das Alles vor zehn Jahren
geahnt.
Eduard: Ja, wer hätte das geahnt, vor elf Jahren
am 28. April!
Georg (als besänne er sich plötzlich): Nun versteh' ich
aber nicht, wie sich all das gefügt hat. Es war doch
ein Spaß.
Eduard: Ist aber Ernst daraus geworden. Nicht
wahr, Anna? (Er nimmt Anna, die eben aufdeckt, um die Taille;
sie wehrt leicht ab.) Wundervoller Ernst.
Georg: Aber wie ist es denn gekommen, daß
ihr euch —
Eduard: Ueberlege doch nur, Georg. Das war
wol das Geringste, was sie mir schuldig war.
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Ehebunde, andererseits aber auch keine Spur von niedriger auf ihrem Kopfe in
einem gelben Stich a
Berechnung. Das junge Paar hatte die classische Hochzeits¬
Rosen, einer Aigret
reise nach Italien gemacht und dann seine nicht minder
Brillanten geschmuckt.
classische Rückkehr für die Pariser Saison bewerkstelligt,
um dort eine comfortablere Wohnung als das Jung= Schwiegermutter, trug
S
Georg: Wier
Anna: Sag' das nicht, Eduard! — Wäre es nur
Anna: Ja, von
meine Schuldigkeit gewesen, die hätt' ich auch damit getilgt,
wenig verstand.
daß ich dir die Wahrheit eingestand.
Georg: Inwick
Georg (sieht von Einem zum Andern): Ach so — nun
muthung, daß Irene
ist mir Alles klar.
Eduard: Soll
Eduard: Da irrst du dich aber sehr! Denn das
zeichnen? Sie hielt d
Interessanteste weißt du noch lange nicht!
Georg: Mich
Georg: Und das wäre?
Anna: Nun,
Eduard: Das eigentlich Interessante an der
daß du damals, nach
ganzen Sache ist, daß Anna früher eine Neigung für dich im
daß du aus dem Am
Herzen trug.
dein sicheres Einkomn
Georg: Für mich? Ach so, nun soll wol mit mir
Georg: Sie
ein Scherz verübt werden.
nicht, daß ich meine
Anna (deckt ruhig auf): Ja, ich liebte dich damals.
lichen Berufes ketten
Sonst hätt' ich mich zu der ganzen Comödie nicht hergegeben.
Anna: Nun ja
Georg: Das versteh' ich nicht.
wir, daß du trotz dei
Anna: Das war nämlich meine letzte Hoffnung.
Georg: Was
Georg: Deine letzte? Ach so. Hm, Eduard, es muß
Anna: Daß d
doch eigentlich unangenehm sein, das anzuhören?
dir
Georg: Daß
Eduard: Unangenehm? Mir? Du bist aber selt¬
Anna: Nun,
sam! Ja, merkst du denn nicht, daß ich soeben den größten
Irene wäre für dich
Triumph meines Daseins erlebe?
ja so gut gekannt.
Georg: Nun ja, wenn es so ist, dann erzählen Sie
in Sicherheit und Ry
mir die Geschichte doch weiter, Anna.
dergleichen bei Irene
Anna: Es ist nichts mehr zu erzählen. (Lächelnd):
Georg
Die Sache ist mir mißglückt, wie du weißt. Du wurdest
die für mich jemals
durchaus nicht eifersüchtig. Aber es ist auch möglich, diß
Anna: Ich g
es mit meiner Liebe nicht so weit her war.
auch nach jenem Aben
Eduard: Das hab' ich für meinen Theil immer
Georg: Inwic
behauptet.
Anna: Ich h
Anna: Es war vielleicht mehr eine Art Sehnsucht,
warter. Mir war, al
dich auf den rechten Weg zu bringen.
bist nicht gekommen.
Georg: Auf den rechten Weg?
zu schämen. Nicht nun
Anna: Den ich eben für den rechten hielt. Und
Ja wirklich, bis in d
dazu hielt ich es für nothwendig, dich von Irene zu
Beide geschämt. Am
befreien.