II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 14

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17.1. Der Punbensnieler
Ehebunde, andererseits aber auch keine Spur von niedriger auf ihrem Kopfe in allzu festgeflochtenen Zopfen mit fast
dann geheiratet?“
einem gelben Stich aufbaute, hatte sie mit knallenden
Berechnung. Das junge Paar hatte die classische Hochzeits¬
reise nach Italien gemacht und dann seine nicht minder
Rosen, einer Aigrette und einer schweren Spange in
dem Aufzug! So aufge¬
Brillanten geschmückt. Die Diamanten ein Geschenk ihrer
n vollen Siebenunddreißig
classische Rückkehr für die Pariser Saison bewerkstelligt,
um dort eine comfortablere Wohnung als das Jung= Schwiegermutter, trugen mit ihrer massiven Fassung schlie߬
s zieht sich besser an. Un¬
Mnn
Anna: Sag' das nicht, Eduard! — Wäre es nur
Georg Wied
Entschlusse:) Schreibst du
Anna: Ja, von Irene, die dich — nun, die dich so
meine Schuldigkeit gewesen, die hätt' ich auch damit getilgt,
wenig verstand.
daß ich dir die Wahrheit eingestand.
i dem Sinne, den du dem
Georg (sieht von Einem zum Andern): Ach so — nun
Georg: Inwiefern? Was bringt dich auf die Ver¬
andern — ja.
muthung, daß Irene -
ist mir Alles klar.
!
Eduard: Soll ich's mit einem kräftigen Worte be¬
Eduard: Da irrst du dich aber sehr! Denn das
Es ist euch jedenfalls be¬
zeichnen? Sie hielt dich zum Narren —
Interessanteste weißt du noch lange nicht!
benigstens zuweilen. Nur
Georg: Mich? — Irene — mich?
Georg: Und das wäre?
weilen kleine Arbeiten für
Anna: Nun, sie war doch eigentlich schuld darau,
Eduard: Das eigentlich Interessante an der
mNamen natürlich. Ich
daß du damals, nach deinem ersten Erfolg, Alles aufgabst;
ganzen Sache ist, daß Anna früher eine Neigung für dich im
der Pfeifenrohre schnitzen.
daß du aus dem Amt austratest, wo du doch wenigstens
diese Arbeit mit meiner
Herzen trug.
dein sicheres Einkommen hattest —
ichts von meiner inneren
Georg: Für mich? Ach so, nun soll wol mit mir
Georg: Sie hat an mich geglaubt. Sie wollte
mir! Genug! (Pause. Blick
ein Scherz verübt werden.
daß ich meine freie Seele in die Bande eines täg¬
nicht,
Anna (deckt ruhig auf): Ja, ich liebte dich damals.
seltsam.
lichen Berufes ketten sollte.
Sonst hätt' ich mich zu der ganzen Comödie nicht hergegeben.
seltsam?
Anna: Nun ja — aber sie wußte doch so gut wie
Georg: Das versteh' ich nicht.
in einem behaglichen Heim
wir, daß du trotz deiner freien Seele —
Anna: Das war nämlich meine letzte Hoffnung.
Tisch; ein Kind wachst
Georg: Was wußte sie?
Georg: Deine letzte? Ach so. Hm, Eduard, es muß
kommt herein.) Eine Zofe
Anna: Daß du nicht von der Luft leben konntest.
ihr auch gegen Unfall und dir doch eigentlich unangenehm sein, das anzuhören?
Georg: Daß ist noch eine Streitfrage.
Eduard: Unangenehm? Mir? Du bist aber selt¬
Anna: Nun, wie immer. Ich dachte jedenfalls,
sam! Ja, merkst du denn nicht, daß ich soeben den größten
Das Dienstmädchen ab.)
Irene wäre für dich nicht ganz die Rechte. Ich habe sie
Triumph meines Daseins erlebe?
s Alles vor zehn Jahren
ja so gut gekannt. Und dich auch. Ich hätte dich so gern
Georg: Nun ja, wenn es so ist, dann erzählen Sie
in Sicherheit und Ruhe gewußt; und ich fürchtete, daß du
mir die Geschichte doch weiter, Anna.
dergleichen bei Irene nicht finden würdest.
das geahnt, vor elf Jahren
Anna: Es ist nichts mehr zu erzählen. (Lächelnd):
Georg: Sicherheit — Ruhe... sind das Dinge,
Die Sache ist mir mißglückt, wie du weißt. Du wurdest
plötzlich): Nun versteh' ich
die für mich jemals Werth hatten?
durchaus nicht eifersüchtig. Aber es ist auch möglich, daß
efügt hat. Es war doch
Anna: Ich glaubt' es eben. Und darum hab' ich
es mit meiner Liebe nicht so weit her war.
Eduard: Das hab' ich für meinen Theil immer
auch nach jenem Abend nicht gleich aufgehört zu hoffen.
daraus geworden. Nicht
Georg: Inwiefern?
behauptet.
eben aufdeckt, um die Taille;
Anna: Ich habe ein paar Tage lang auf dich ge¬
Anna: Es war vielleicht mehr eine Art Sehnsucht,
Ernst.
wartet. Mir war, als müßtest du selbst. (Pause). Aber du
dich auf den rechten Weg zu bringen.
bist nicht gekommen. Und dann — hab' ich angefangen, mich
Georg: Auf den rechten Weg?
s denn gekommen, daß
zu schämen. Nicht nur für mich, auch für ihn, für Eduard.
Anna: Den ich eben für den rechten hielt. Und
Ja wirklich, bis in die tiefste Seele hab' ich mich für uns
dazu hielt ich es für nothwendig, dich von Irene zu
nur, Georg. Das war
Beide geschämt. Am allerliebsten wär' ich -
befreien.
schuldig war.