II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 44

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17.1. Der Punpenspieler
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Straßenbild des nächtigen Brügge nach Entwürfen des großen bel= Klub der Sturmgesellen nahr das Verhängnis. Der Landrat, der
Wissenschaft.
alte Todfeind der Revolutionäre, ist in eine der geheimen Sitzungen
gischen Malers Fernand Khnopff.
eingedrungen und hat den Hochverrätern eine fürchterliche Angst eu¬
Das Lessingtheater eröffnete seine Premierensaison
Eleben.
gejagt. Die bösen Klub=Protokolle werden zwar in Eile unter dem
mit einem vieraktigen Volksstück: Geschwister Lemke
Bett der Kellnerin verborgen, aber die Gefahr ist noch lange nicht be¬
von Richard Skowronnck und Leo Walther Stein.
seitigt. Man sieht vielmehr der Auflösung des Vereins und der Be¬
Das Drama schildert die bemerkenswerten Schicksale dreier
fall hat das Deutsche
strafung der Mitglieder wegen Geheimbündelei entgegen. Zur letzten¬
bende begonnen. Arthe; Berliner Vollwaisen. Zwei davon, die Schwestern Mathilde
enspieler und d Eva, sind glänzende Musterbeispiele von Tugend, Fleiß, Herzens= Sitzung erscheint der greise Präses, ein demokratischer Freiherr, den
den verdutzten Sturmgesellen ein Bekenntnis des neuen Glaubens
[Georges Rodenbach, güte, Edelsinn und Opferfreudigkeit, während die dritte, der Bruder
ablegt: Die politischen Ideale von 48 seien tot, Bismarck habe sie mit
Alfred Lemke, als typische Verkörperung menschlicher Sündhaftigkeit
en Dichter, wurden ziemlich
Königgrätz und Sedan über den Haufen gerannt, so daß sie heute
gelten darf. Die Schwestern haben sich nicht nur das Brot, sondern
t. Schnitzlers Stück, das der
nichts weiter wert seien, als den Dung abzugeben für die nächste
sogar einen Bräutigam vom Leibe abgespart, um mit dem kargen Er¬
t, ist eine flüchtige und wir¬
Generation. Der Sturmgeselle Sokrates widerspricht solch ketzerischen
löse ihres Putzgeschäfts den Bruder studieren zu lassen. Bald aber
Helden, eines Sonderlings,
Reden und es kommt beinahe zu einer Prügelei. Die Genossen gehen
#ellt sich heraus, daß der junge Lemke solcher Opfer nicht würdig ist.
und sein Glück in dem Wahr
auseinander, der Klub löst sich auf. Nur Sokrates bleibt als letzte
Um Karriere zu machen, verlobt sich das Scheusal mit einer Mini¬
genschicksalen wie mit Puppen
Säule übrig. Er beschließt, allen Gefahren zu trotzen, sieht sich bereits
sterialratstochter. Die Schwestern sagen sich blurenden Herzens von
en und plastischen Gestaltung.
im Zuchthause und erwartet stündlich die Häscher Denn die kompro¬
ihm los. Und schon naht die Vergeltung: Mathilde und Eva kommen
war, besorgte Albert Basser¬
mittierenden Protokolle sind aus dem Schlafzimmer der Kellnerin
unter die Haube und ernten Wohlstand und Eheglück, während der
Flüssigem virtuosen Kleinkram
böse Alfred an der Seite einer hochnäsigen und kaltherzigen Gatti#entwendet und dem Landrat übergeben worden. Und schon erscheine
ms vollends verwirrte, der die
— es ist gerade Sedantag — der Landrat in der Behausung des alten
ein freudeloses Dasein führen muß. Es ist eine wahre Herzensfreude,
begreifen die löbliche Absicht
Sturmgesellen. Er bringt ein Kästchen, das in sein eigenes, von
in den gegenwärtigen herben Zeitläuften zwei so vortrefflichen
om Dichter selbst herrührende
Sokrates unterschriebenes Todesurteil eingewickelt ist. Der Sturm¬
Menschenkindern zu begegnen, wie den Herren Richard Skowronnek
tote Brügge, der seiner Zeit
en.
geselle öffnet angstschlotternd das Kästchen und findet — ein
und Leo Walther Stein. Zwei Wackere, die aus der Ueberfülle ihres
gefunden hat. Das Drama
den der dankbare Prinz dem Vater seines Hundedoktors ver
goldigen Gemüts, ihrer weltfremden Naivetät und kindlich heiteren
zustände eines Witwers, der
Und der Hochverräter heftet das glitzernde Sternlein an
Lebensauffassung der in Pessimismus versauernden Menschheit köst¬
die verstorbene Gattin geweiht
eit
und tritt vor den Spiegel. Eitelkeit und Gesinnung
liche Gaben spenden. Es wäre gemein, den beiden Edelnaturen
annten Trauerkultus lernt er
sinkb
kämpfen eine Weile in seiner Seele, dann reißt er den Orden
durch nörgelnde Kritik das fein ausgeknobelte Geschäft zu verderben.
m als ein vollkommenes Eben¬
auf einen Stuhl und bricht in Thränen aus. Was Herr Sudermann
Denn von allen Spekulationen auf die Urteilslosigkeit des Theater¬
ng, die er bisher den leblosen
mit seiner Farce beabsichtigt hat? Er wollte den Niedergang der
publikums ist diejenige, die in der Branche: Deutsches Gemüt arbeitet,
Haarlocken usw., gewidmet
bürgerlichen Demokratie in Deutschland darstellen. Als Vertreter
zur Zeit noch immer die einträglichste — freilich auch die wider¬
dieser Demokratie stellt er einen Haufen von närrischen Trotteln,
wärtigste.
ure eteher 1
Lumpen und Possenhanswürsten auf die Bühne und versucht uns
Als zweite Novität servierte uns das Lessingtheater ein neues
che Verworfenheit des Wesens,
einzureden, daß zur Niederwerfung dieser Kretins Bismarck König¬
Stück Sudermanns: Der Sturmgeselle Sokrates,
ten ihn umgiebt, zerstört seine
Skrant
grät und Sedan heraufbeschwören mußte! Die Handlung soll sich in ##
Komödie in vier Akten. Die Handlung soll sich während der siebziger
s Mädchen, eine kleine, auf
Ostpreußen zutragen. Aber sie könnte ebensogut im Westen oder
Jahre in einem ostpreußischen Krähwinkel zutragen. Hier existiert
ielerin, in einer frech=über¬
Süden des Vaterlandes spielen, sie wäre überall in gleicher Weise
ein politischer Geheimklub alter achtundvierziger Revolutionäre, die
Spott treibt, erwürgt er es
unmöglich, denn ihre Träger sind nichts weiter als internationale
sich Sturmgesellen nennen. Die Vereinsthätigkeit dieser Sturm¬
on den poetischen Reizen und
Kulissenschemen, deren Heimat die Possenbühne ist. Es wird in dem
gesellen besteht in allerhand hochverräterischen Unternehmungen, Auf¬
g konnte, wie das bei solchen
Stück über allerhand aktuelle Themata gesprochen und debattiert, über
rufen zum Barrikadenbau, Erlaß von Todesurteilen gegen mißliebige
npflegt, nur ein kleinwinziger
die Judenfrage, über modernes Studententum, über alte und neue
Staatsstützen usw. Die Mitglieder haben sich die Namen von be¬
Akte hindurch wird uns in end¬
Zahnheilmethoden usw., aber was Herr Sudermann uns hören läßt,
rühmten Philosophen beigelegt und ihr Wortführer, der Zahnarzt
feelische Zerrüttung des armen
ist trivialste Binsenweisheit, in der knotigen Form dialogisierten
Hartmeyer, heißt z. B. Sokrates. Dieser Sturmgeselle Sokrates besitzt
st ein schönes und kluges Wort
Feuilletons vorgetragen. Man langweilte sich herzlich während der
zwei Söhne, die er zur Auffrischung des revolutionären Blutes dem
mungen werden erzeugt, um
beiden ersten Akte, amüsierte sich im dritten ein weniges über ein
Geheimbund als neue Mitglieder zuführt. Aber es stellt sich heraus,
kommen dann ein paar
paar derbe Possenszenen und bewunderte zum Schluß den Mut des
daß alle beide einer solchen Ehre unwürdig sind. Der ältere, der das
ten wie Peitschenhiebe
Autors, der trotz einer sehr hörbaren Opposition imme, wieder,
Gewerbe des Vaters betreibt, kompromittiert sich dadurch, daß er einen
cen. Einige nerven¬
freundlich dankend, auf der Bühne erschien.
prinzlichen Jagdhund von einem Zahngeschwür befreit, und der
es Vorhangs und
John Schikowskt.
jüngere, ein schneidiger Studiosus, muß gestehen, daß er nicht, wie der
ickte Arbeit eines
Strückes brachte Vater wünschte, Burschenschafter geworden, sondern in ein Korps ein¬
furs und ein stimmungsvolles getreten ist. Der Alte jagt sie beide aus dem Hause. Aber auch dem
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