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17.1. Der Punpensnieler
Dr. Max Goldschmict“
Bureau für.
Zeitungsausschnitte
Seelin R.24. Poiepohon In. on
Ausschnitt aus
den sind; man spricht sich sehr offen über das Glück
geschener Nouoste Machrichtes
aus, das der Poet versäumte, doch resumiert die¬
ser, um seiner gottähnlichen Unabhängigkeit wil¬
len „sei es doch so am Besten gekommen“ und kehrt
seine Einsamkeit zurück. Ist der souveräne
Optimismus des Helden ernst und aufrichtig ge¬
eint? Wahrscheinlicher ist scharfe Selbstironie
Seele dieser „Studie“ die den Kontrast der
S. 8. 04
ünstlerischen und praktischen Lebensauffassung
ganz ähnlich zum Ausdruck bringt wie Schnitzlers
Einakter „Lebendige Stunden“ Herr Bayr¬
* Im Rahmen des „Intimen Theaters“
hammer gab den „Puppenspieler“ in guter
eröffnete gestern Herr Max Bayrhammer
vom Schauspielhause in Frankfurt a. M. ein auf Maske und im ganzen treffender Kennzeichnung,
im einzelnen aber übertrieb er zu stark, namentlich
sieben Abende berechnetes Gastspiel. Herr Bayr¬
im Mienenspiel, und zog die Gestalt dadurch zu
hammer ist bekanntlich ein Münchner Kind
sehr ins Pathologische. Das Stückchen, in dem
und durch seine Wiedergabe des „Robert Guis¬
Herr Wagner den Freund ganz gut, Fräulein
card“ hier noch in guter Erinnerung; ein gewand¬
Hummel die Frau gerade noch leidlich dar¬
ter Verstandesschauspieler, pflegt er das Charak¬
stellte, fand bei dem Publikum freundlichsten Bei¬
teristische der einzelnen Rollen richtig zu erfassen,
fall; Herr Bayrhammer wurde lebhaft her¬
in der Ausgestaltung aber freilich auch oft in
vorgeklatscht und erhielt auch eine Blumenspende.
äußerliche Theatralik zu verfallen. Er trat dies¬
Schlimmer erging es der zweiten dramatischen
mal in den Hauptrollen dreier moderner Einakter
auf, in Artur Schnitzlers Sludie „De##sleinigkeit des Abends, dem Charakterbild
PuppenspielerK.He#es Cha= „Arm“, einer grellen Armeleut=Elendsschilde¬
rakterbild „Arm“ und Tschechows Groteskei rung von primitivster Mache, die den letzten Akt
der „Büchse der Pandora“ ins Altmodisch=Rühr¬
„Der Bär“. Das erste Stückchen ist für den
same übersetzt und mit unzulänglichen Mitteln
Problematiker Schnitzler sehr bezeichnend, doch
satirisch wirken möchte. Herr Bayrhammer
zeigt sich die Muse des Wieners hier affektierter,
spielte darin einen blutarmen und schwerkranken
wirklichkeitsfremder, auch technisch ungeschickter
Familienvater, dem die notgedrungene Prostitu¬
und zerfahrener als sonst. Ein Dichter hat das
Spielen mit bloßen Phantasiegebilden satt bekom=tion seines Weibes den Rest gibt. Wiewohl der
men, es reizt ihn jetzt, mit lebendigen Menschen! Gast seine Rolle so wirksam als möglich gab und
als schöpferischer Meister ihres Schicksals ein Frl. Hummel für die gepeinigte Frau zuweilen
so bestimmt er die auch natürlichere Töne fand, wurde das Stück
Puppenspiel aufzuführen;
vorwiegend abgelehnt. Mit dem letzten der drei
schöne Freundin seiner Geliebten, seinem an
jungen Einakter, der Tschechow schen Groteske „Der
Selbstbewußtseinsmangel leidenden
Freund bei einem Gelage Verliebtheit zu simu=[Bär“, hat hier schon weiland das „Lyrische
lieren, um den Schüchternen zu einem resoluten Theater“ bekannt gemacht; es ist damals auch an
Menschen zu machen. Er ahnt indessen nicht, daß dieser Stelle bereits beurteilt worden. In seiner
die dirigierte Schöne ihn selbst liebt, daß sie Gequältheit kann es nur dann einigermaßen wir¬
nur aus diesem Grunde zu der Komödie sich her#ken wenn beide Hauptrollen, die des groben Guts¬
beiläßt und seine eigene Liebeserklärung erwartet; besitzers und die der leidenschaftlichen Gutsbe¬
als Spielzeug ihrer Freundin, die seiner nicht sitzerin, mit vollendeter Ausprägung dieser elemen¬
taren Eigenschaften verkörpert werden; aber Herrn
würdig ist, verschwindet er vom Schauplatze. Nach
langen Jahren, von der Unwürdigen verlassen Bayrhammer liegt die massive Grobheit ebenso¬
und zum einsamen, wenn auch dauernd selbstbe=wenig als Frl. Hummel die slavische Leidenschaft,
haher brachte es auch diese Aufführung zu keinem
wußten Sonderling geworden, trifft er mit seinen
lebendigen „Puppen“ wieder zusammen, die mitt= rechten Erfolge, wenngleich ihr der Widerspruch
lerweile, dank seiner Blindheit, ein Paar gewor=lerinart bliebVor und amischen den drei Stück¬
chen behauptete sich das Soloprogramm der „Tan¬
tenmörder“ mit beifällig aufgenommenen Vorträ¬
gen der Damen Nelson und Stratton und
des Herrn Wagner, der einige Scherze von
H. v. G.
Rosegger zum besten gab.
17.1. Der Punpensnieler
Dr. Max Goldschmict“
Bureau für.
Zeitungsausschnitte
Seelin R.24. Poiepohon In. on
Ausschnitt aus
den sind; man spricht sich sehr offen über das Glück
geschener Nouoste Machrichtes
aus, das der Poet versäumte, doch resumiert die¬
ser, um seiner gottähnlichen Unabhängigkeit wil¬
len „sei es doch so am Besten gekommen“ und kehrt
seine Einsamkeit zurück. Ist der souveräne
Optimismus des Helden ernst und aufrichtig ge¬
eint? Wahrscheinlicher ist scharfe Selbstironie
Seele dieser „Studie“ die den Kontrast der
S. 8. 04
ünstlerischen und praktischen Lebensauffassung
ganz ähnlich zum Ausdruck bringt wie Schnitzlers
Einakter „Lebendige Stunden“ Herr Bayr¬
* Im Rahmen des „Intimen Theaters“
hammer gab den „Puppenspieler“ in guter
eröffnete gestern Herr Max Bayrhammer
vom Schauspielhause in Frankfurt a. M. ein auf Maske und im ganzen treffender Kennzeichnung,
im einzelnen aber übertrieb er zu stark, namentlich
sieben Abende berechnetes Gastspiel. Herr Bayr¬
im Mienenspiel, und zog die Gestalt dadurch zu
hammer ist bekanntlich ein Münchner Kind
sehr ins Pathologische. Das Stückchen, in dem
und durch seine Wiedergabe des „Robert Guis¬
Herr Wagner den Freund ganz gut, Fräulein
card“ hier noch in guter Erinnerung; ein gewand¬
Hummel die Frau gerade noch leidlich dar¬
ter Verstandesschauspieler, pflegt er das Charak¬
stellte, fand bei dem Publikum freundlichsten Bei¬
teristische der einzelnen Rollen richtig zu erfassen,
fall; Herr Bayrhammer wurde lebhaft her¬
in der Ausgestaltung aber freilich auch oft in
vorgeklatscht und erhielt auch eine Blumenspende.
äußerliche Theatralik zu verfallen. Er trat dies¬
Schlimmer erging es der zweiten dramatischen
mal in den Hauptrollen dreier moderner Einakter
auf, in Artur Schnitzlers Sludie „De##sleinigkeit des Abends, dem Charakterbild
PuppenspielerK.He#es Cha= „Arm“, einer grellen Armeleut=Elendsschilde¬
rakterbild „Arm“ und Tschechows Groteskei rung von primitivster Mache, die den letzten Akt
der „Büchse der Pandora“ ins Altmodisch=Rühr¬
„Der Bär“. Das erste Stückchen ist für den
same übersetzt und mit unzulänglichen Mitteln
Problematiker Schnitzler sehr bezeichnend, doch
satirisch wirken möchte. Herr Bayrhammer
zeigt sich die Muse des Wieners hier affektierter,
spielte darin einen blutarmen und schwerkranken
wirklichkeitsfremder, auch technisch ungeschickter
Familienvater, dem die notgedrungene Prostitu¬
und zerfahrener als sonst. Ein Dichter hat das
Spielen mit bloßen Phantasiegebilden satt bekom=tion seines Weibes den Rest gibt. Wiewohl der
men, es reizt ihn jetzt, mit lebendigen Menschen! Gast seine Rolle so wirksam als möglich gab und
als schöpferischer Meister ihres Schicksals ein Frl. Hummel für die gepeinigte Frau zuweilen
so bestimmt er die auch natürlichere Töne fand, wurde das Stück
Puppenspiel aufzuführen;
vorwiegend abgelehnt. Mit dem letzten der drei
schöne Freundin seiner Geliebten, seinem an
jungen Einakter, der Tschechow schen Groteske „Der
Selbstbewußtseinsmangel leidenden
Freund bei einem Gelage Verliebtheit zu simu=[Bär“, hat hier schon weiland das „Lyrische
lieren, um den Schüchternen zu einem resoluten Theater“ bekannt gemacht; es ist damals auch an
Menschen zu machen. Er ahnt indessen nicht, daß dieser Stelle bereits beurteilt worden. In seiner
die dirigierte Schöne ihn selbst liebt, daß sie Gequältheit kann es nur dann einigermaßen wir¬
nur aus diesem Grunde zu der Komödie sich her#ken wenn beide Hauptrollen, die des groben Guts¬
beiläßt und seine eigene Liebeserklärung erwartet; besitzers und die der leidenschaftlichen Gutsbe¬
als Spielzeug ihrer Freundin, die seiner nicht sitzerin, mit vollendeter Ausprägung dieser elemen¬
taren Eigenschaften verkörpert werden; aber Herrn
würdig ist, verschwindet er vom Schauplatze. Nach
langen Jahren, von der Unwürdigen verlassen Bayrhammer liegt die massive Grobheit ebenso¬
und zum einsamen, wenn auch dauernd selbstbe=wenig als Frl. Hummel die slavische Leidenschaft,
haher brachte es auch diese Aufführung zu keinem
wußten Sonderling geworden, trifft er mit seinen
lebendigen „Puppen“ wieder zusammen, die mitt= rechten Erfolge, wenngleich ihr der Widerspruch
lerweile, dank seiner Blindheit, ein Paar gewor=lerinart bliebVor und amischen den drei Stück¬
chen behauptete sich das Soloprogramm der „Tan¬
tenmörder“ mit beifällig aufgenommenen Vorträ¬
gen der Damen Nelson und Stratton und
des Herrn Wagner, der einige Scherze von
H. v. G.
Rosegger zum besten gab.