II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 57

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17.1. Der Punnenspieler
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(Quellenangabe ohne Gewähr.)
dusschritt aus Tur hur 2%
vom
Intimes Theater. Ob der Gast, ob sich die Spiel¬
leitung das gegenwärtige Einakter=Repertoirk aus¬
wählte, wissen wir nicht. Wohl aber sind wir der
Ueberzeugung, daß die Wahl keine glückliche. Der
Einakter „Der Puppenspieler“ von Ar¬
thur Schnitzler ist wohl das Gequälteste, was
deser Autor hervorgebracht hat. Während eines
Abschiedssoupers ist Schnitzler ein ganz sym¬
pathischer Kauseur. Im Ernstfall bringens solche
Temperamente über einen Katzenjammer aber nicht
hinaus. Der Katzenjammer übertreibt bekanntlich
in der Anschauung der Dinge. Er macht, daß seine
Opfer die Welt im Zerrbild sehen. Sö gings auch
hier. Ein alternder Mann quasselt einen Akt auf
der Bühne von seinem freien Menschentum. Und
wodurch wird uns vom Autor dieses freie Menschen¬
tum charakterisiert? Der Held will nicht an einem
gedeckten Tisch essen, er will seine Mahlzeiten auf
der Straße oder in der Anlage „aus dem Papier
essen“ wie man hierorts sagt. Fürwahr, ein ge¬
waltiges Zeichen von freiem Menschentum! Man
ist öfter versucht, das Alles für Parodie zu nehmen,
— aber Schnitzler macht keinerlei Anstalten, uns
von einer parodistischen Absicht zu überzeugen.
Das zweite Stück? Es heißt „Der Bär: Der
Held ein furchtbar reicher Mann. Ganz Bär. Und
dann eine „Sie“, welche den Bären furchtbar haßt,
anfangs, und furchtbar liebt, schließlich. Nach der
Inhaltsangabe könnte der Leser die Verfasserin in
Frl. Marlitt vermuten. Aber die alte Mamsell ist
unschuldig an der Backfischiade. Denn ein Russe
hat das Stück geschrieben, ein russischer Dichter,
Anton Tschechow. So gartenlauberisch der

Konflikt, so banal die Durchführung. Max
Bayrhammer wirkt in beiden Stücken mit.
Der Künstler, ein Münchener, ist zur Zeit ein an¬
gesehenes Mitglied des Frankfurter Schauspiel¬
hauses. Ein hervorragendes Mitglied eines Ca¬
barets wird er wohl nie werden. Dazu kann er zu
viel. Vor allem technisch. Er erinnert zu viel an
die Bühne und läßt uns daher doppelt und dreifach
den großen Unterschied zwischen Cabaret und Bühne
empfinden. Er fügt seine Kunst nicht in den
Rahmen der Ueberbrettelei. Bayrhammers Platz ist
auf der Bühne, — dort möchten wir ihm gerne hier
begegnen ... Frl. Jenny Hummel spielt mit
sehr viel Temperament. Herr Wagner erfreut
durch einige behaglich ausgemalte Dialektsachen
von Rosegger. Emmy Nelson, Dorg
[Stratton und Heinrich Lautensack be¬
reichern durch gute Vorträge das Programm.