II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 75

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17.1. Der Puppenspieler
Telephon 12801.
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„UBSERVEN
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapost, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York „Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Qualladangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus
ssische Zeitung. Berlin
B
— —
Wien, 5. Mai. (Eig. Drahtber.) Das Gesamtgastspiel des
Berliner Lessing=Theaters begann gestern mit Schnitzlert.
„Puppenspieler“ und Hauptmanns „Elga“. Die novellisti
schen Feinheiten von Schnitzlers Einakter interessierten dank
Bassemanns überlegenerarstellung. Hauptmanns Dramatisie
rung der Grillparzuschen Erzählung hinterließ keinen wärmeren
Anteil.
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Telephon 12801.
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„UbSERVEN
I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis, New-York, Paris, Rom,
Sen Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus: n
Iaublatt
vom:
—5e
.— Eusemvle=Gasispiel des Berliner Lessing¬
Theaters in Wien. Aus Wien wird uns tele¬
phoniert: Im Theater an der Wien begann heute
das für mehrere Wochen anberaumte Gastspiel
des Berliner Lessing=Theaters unter Führung des
Direktors Dr. Otto Brahm mit Gerhart Haupt¬
manns „Elga“ und Artur=Schnitzters=Studie
„Der Puppenspieler". Das Hauptmannsa
Stück ging in Wien zum erstenmale in Szer
und fand viel Beifall. Sehr freundlich wuri
auch Schnitzlers feingebauter Einakter aufgenon
men. Was aber die Wiener mehr als die Stüc
interessierte, das war die ungetrübte Harmon
der Darstellung, das abgetönte, ausgeglichene Zu
sammenspiel, welches eine sehr verstandige Le¬
tung vereint. Rudolf Rittner und Iren
Triesch fanden im Haptmannschen Stücke, Al¬
bert Bassermann im „Puppenspieler“ durch
ihr glänzendes Spiel Bewunderung. Die Berline
Gäste wurden mit großer Sympathie begrüßt.
hox 22/6
Telephon 19801.
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I. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs-Aussehnitte
Wien, I., Concordiaplatz 4.
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in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopenhagen,
London, Madrid, Mailand, Minneapolis. New-York. Paris, Rom,
San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus
WIENER ABENDPOST
vom:

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#
Theater und Kunstl
Direktor Brahm eröffnete gestern im Theater
san ded Wien mit seinem Ensemble ein Gastspiel.
[Schnitzler und ein von Hauptmann auf die
Bühne gestellter Grillparzer leiteten ein. Eine
schöne Huldigung; gleich ganz durchdrungen
von
Lokalfarbe. Schnitzlers „Puppenspieler" und
Grillparzer selber sind Kinder einer Kultur. Innen¬
Menschen! Aus Güte zu Menschenfeinden gewordene
Schweiger, Einsame, Dichter, die nichts niederschreiben!
Hauptmann hat auch dem gräflichen Mönch Starschenski
diese Züge gegeben. Er hat die Rovelle nicht der
Bühne, dem Drama einzuformen vermocht; er hat
aber mit einem feinen Kunstverstand den Nokturnus
„Elga“ der Grillparzerschen Art näherzubringen ge¬
wußt als Grillparzer selbst sein „Kloster von Sen¬
domir“. Die wenigen Minuten, als Bassermann
seine Puppen spielen ließ, waren von starker, fesseln¬
der Macht. Ein Hauch von Mitterwurzers aller¬
menschlichster Schauspielkunst wehte herüber. Mancher
Blick, hin und wieder der Ton der Stimme,
vor allem ein scharfer Geist unerbittlicher Wahrheit
schlugen tief ein. Das war das Kostbarste des Abends,
denn Hauptmanns Umdichtung läßt kalt, ist kaum als
Bramaturgischer Versuch interessant. Viele Schönheiten
ruhen taub und blind in diesem leblosen Werke, kost¬
baren Steinen zu vergleichen, die, dem Lichte ab¬
gekehrt, gefaßt wurden. Doch davon später mehr.
Frau Triesch als Elga ist sehr gescheit; sie läßt
keinen Zug ungenützt: man kann sich dieses Weib in
seinen Lannen und Lüsten, ungebändigt in seinen In¬
stinkten, ungebärdig in ihrem Willen, verkommen im
Raffinemnent einer alten Rasse, zügellos und gierig in
seinoch heißen Barbarenblute, nicht besser „demonstriert“
dencken. Herr Rittner spielt den Grafen Starschenski.
„Fa — auch er „spielte“ tadellos. Vielleicht ist er
viel zu hell, viel zu deutsch, viel zu kraftvoll
für diese Nachtgestalt, vielleicht ist die Dichtung
selhst nur in der inneren Phantasie des Lesers
lebensfähig.
—er.