II, Theaterstücke 17, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 2), Der Puppenspieler. Studie in einem Aufzuge, Seite 117

17.1. Der Punnensnieler
gezupft. Heute erzählt er's ihm. Das war vor
langen Jahren. Da kartete er mit einem schönen,
blonden Mädchen, der Freundin seiner Geliebten,
eine häßliche Sache ab. Es galt ein Spiel mit
Eduard; ein verliebtes Spiel. Und es gelang. Der
Unsegen ward zum Segen. Eduard, der „gedrückte,
armselige" Junge wurde durch die gespielte Liebe
ein anderer. Das sieht Georg und stolz verrät er
seiner Puppe das Spiel. Da geht die Türe auf:
Frau und Kind des Musikers. Der Puppenspieler
starrt die Beiden an, Frau und Kind. Ach ja; aber
das ist ja Anna, seiner früheren Geliebten Freundin, die¬
selbe Anna, die damals so meisterhaft spielte. Jäh bricht
sein Bau zusammen. Aus dem Spiel ist Ernst geworden.
Und der Armselige erfährt, daß er damals am Glück
vorbeigegangen war, daß er wohl andere Menschen,
aber nicht sich selbst am Drahte hatte. Armer Kerl.
Und er küßt das Kind seiner Freunde. „Auch ich
hatte Frau und Kind,“ erzählt er dann bitter, „die
Frau ist von mir gegangen, das Kind ist gestorben.“
Und doch, er ist der Alte geblieben, dem ein Spazier¬
gang mehr erzählt als anderen eine Weltreise; er
bleibt bei seinen Puppen. Mögen die andern dort
bleiben, woran er sich nie gewöhnen konnte: bei
Ordnung, Glück und Zuversicht. — Marlitz bot als
Georg Merklin eine Prachtleistung, die gesehen werden
muß. Frl. May (Frau Jagisch) opferte ihr ganzes
Können, das in einer Fülle reicher Charakteristik
besteht. Sie hat nicht viel zu sprechen. Und doch
sagt sie mit Blicken, mit Miene und Bewegung so
viel
so viel. Herr Ehmann (Jagisch) scheint
mir ein wenig zurückhaltend, zu wenig lebhaft, für
box 22/6
einen Dutzendmenschen, der er doch ist, gar zu ab¬
Theater.
geklärt. Gewiß aber ist, abgesehen von der Szenen¬
Die dritte Eskadron.
stellung, der Einakter eines der bestgespielten Stücke
unserer Bühne. —
Buchbinder. Wenn alte. Hel
sehen, so gibt es für die jungen
Der Mäcen von Felix Dörmann zeigt diesen
Vergnügen, als Stücke, in
liebenswürdigen Wiener von der heitersten Seite.
„Liebhaber“ als schneidiger L##
Ein junger, begabter Maler ist in sein Modell ver¬
nant seinen edlen Wuchs
brannt. Ein wirklich schönes Mädchen, das ihn als
„Nach dem Zapfenstreich“, „Ku
letzten Notnagel betrachtet. Der Maler wohnt im
ohne diese Prämisse gewiß nich
Hause ihrer Mutter und die „Gefahr der Ehe“ droht
Häuser erzielt. — Was uns
wahrhaftig. Da erscheint der Mäcen: Kunst= und
in den drei Akten seiner „
Menschenkenner, aber doch nicht frei von den Leiden¬
führt, kennen wir aber scho
schaften alternder Sünder. Und so zeigt uns Meister
jonglieren abgebrauchte Bör
Dörmann, wie der Menschenkenner seine Kreise zieht,
daß unsere moderne Schwan
um zur Liebe zu gelangen. Wie er damit dem
Produkte zeitigt. Sie ist am
Künstler, dessen Modell und sich hilft. Er
Geschmack unseres Publikums
siegt auf der ganzen Linie. Den Maler überzeugt
betrifft, so ist zu berichten, de
er, daß Werra nur darauf lauert, sich gut zu ver¬
Meisterstück lieferte in der
kaufen; das Mädel, daß sich in eines Reichen Armen
Husarenrittmeisters. Fräulein
besser ruhen läßt und sich, daß er Recht hatte.
einer heftigen Heiserkeit und
Unser Staud ist der Erste auf den Grazer Bühnen.
Braun war wieder in ihren
Schade um ihn, denn wir werden ihn nicht lange] Sie, schöne Dame, aber die
haben. Den Genuß, ihn als Mäcen zu sehen, Ihnen am besten (Sie sind
werden uns sicher größere Bühnen rauben. Daß
mödiantin). Stramm und sch
Fräulein Schweikhardt als Modellmutter ur¬
Beraun und Köstlin.
komisch war, läßt sich denken. Fräulein Braun
wäre es gewiß auch gewesen
(Werra) konnte mir nicht gefallen. Vielleicht tut sie's
eine Uniform gesteckt hätte. A
anderen. Die Regie führte Staud und so klappte
händler der Monarchie“.
denn alles tadellos.
Hans Withalm.
Wie schade, meine jungen F#