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16.1. Lebendige Stunden— Zykius
—
„O —
I. östegr. behördl. conc. Burean für Zeitungsberten
Wien, IX/, Türkenstrasse 17.—
- Filiale in Budapest: „Figyelé“ —
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, l’aris, Lom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
vom%%
Sariner Börsenemgier
mit dem Dolche“, die ihr ähnlich ist. Wie wunder¬
Vor den Coulissen.
same Erinnerung aus alten Zeiten steigt es in ihr
Hinter einem Schleier
Aus dem „Deutschen Theater“ strömtsempor. . .. Verwandlung.
ein farbenglühendes, leidenschafterfülltes
soeben, lebhaft angeregt und voll Eifer disputirend, lebt
eine gar bunie Gesellschaft. Aber so verschieden die! Stückchen Renaissance vor uns auf. Die Gattin#
Elemente sind, die sich da für einen Abend zu jener des berühmten Malers Remigio hat sich
Für
gleich täumliger Sinnenwirrniß einem Schüler¬
wunderlichen Einheit mischten, zu jenem noch immer
ihres Mannes hingegeben, dem heimkehrenden¬
„ 2 nicht erforschten Fabelwesen, das man Publikum
Gatten bekennt sie ihre Schuld, denn „das Geständniß
„ 5 nennt — drei Stunden lang waren sie eben alle einig.
ist der Muth der Schuldigen“. Als der Gatte e##
„ 10 Sie waren einig in der Reihenfolge mannichfacher
verschmäht, den verachteten Nebenbuhler zu tödten,
1 Stimmungen und Empfindungen. Auch in diesem
erdolcht sie ihn selbst, und er erkennt jetzt, daß die
Abonne, Augenblicke sind sie alle gleich erfüllt von einer Summe
Abonne, verschiedenartiger Eindrücke, die noch lange nachwirken,Größe dieser That für ihn die künstlerische Befreiung“
aus langem Bann, die Erlösung, der Ruf zum
und in denen sie erst nach einiger Zeit sich völlig
Schaffen ist, und in der Stimmung der Stunde malt
r zurechtfinden werden.
— die Frau mit dem Dolche ..
Ein vierblätteriges Kleeblatt haben wir auf dem
er seine Frau
Inhalts dürren, in diesem Theaterjahre bisher besonders unfrucht= Verwandlung. Wir sind wieder im Galerie=Saale.
ge= Wie aus einen Moment der Erstarrung erwachend,
blütt paren Boden unseres „Deutschen Theaters“
wodurch
des in- funden — dabei zeigte es sich wieder einmal, daß vier=verspricht Pauline dem Verführer, dessen Züge eben
der Erdolchte trug, Abends zu ihm zu kommen. Mani
werden Hlätterige Kleeblätter Glück bringen.
hat das Gefühl, daß der Traum da zur blutigen!
Mit vier Einactern von Arthur Schnitzler
Wirklichkeit werden kann.
hat das „Deutsche Theater“ gestern einen vierfachen,
Wie unrecht würde man thun, das kleine Stück für
der, sagen wir der Sicherheit wegen einen drei¬
ein dramatisches Bekenntniß des Glaubens an die
fachen Erfolg errungen.
Seelenwanderung, für eine mystisch=spiritistische
Die Zeit der Einacter schien vorbei. Die Theater
hatten ein Vorurtheil gegen die dramatischen Nippes= Tendenz=Dichtung zu halten. Eine Dichtung ists
sie eben. Sonst nichts. Stark empfunden, in leuchten¬
Sachen. Sie waren allenfalls einmal einzeln zur
den Farben ausgeführt, eine Schöpfung mehr
Ausfüllung eines Theaterabends gut. „Die Einacter
musikalischen Charakters, eine Träumerei, ein
machen nichts,“ sagten unsere Theater=Geschäftsleute,
farbeuprangender Einfall Fräulein Triesch war
„die Einacter sind todt!“ Ein anderer Aberglaube
in Wesen, Ton, in Haltung und Bewegung ganz die
kam da wieder einmal zu seinem Recht: Todtgesagte
Phantasiegestalt des Dichters. An einer fremdartigen,
leben sehr lange.
schwierigen Aufgabe hat sich hier ihr echtes, sicher zu¬
Mit einem Einacter=Cyklu führte sich Arthur
greifendes Gestaltungstalent erwiesen, ihr nachdichtendes
Somitzler in die Bühnenliteratur ein, einem Strauß
Empfinden. Herr Richard Hahn war weniger der
k.einer Dichtungen, die aus einem Gedanken, einer
Leonhard und Lionardo der Dichtung, Herr Otto!
Stimmung geboren schienen. Mitder „Anatol“=Einacter¬
Sommerstorff gab der Traumgestalt des Malers
sammlung, die aus einem skeptischen, kritischen Ent¬
Schön ausgestattet und
Analyse
der
charakteristische Züge.
wicklungszustand erwuchsen
von Emil Lessing mit nachspürendem Ver¬
moderner Conventionen, gesellschaftlicher Einrichtungen
ständniß inscenirt, fanden die drei kleinen Bilder
ihre Aufgabe suchte. In „Paracelsus“, dem „grünen
Kakadn“, in seinem zweiten Einacter=Bouquet, warleinen starken, dem Eindruck entsprechenden Beifall, der
Schnitzler schon gestaltender Dichter, und nicht mehr den Verfasser sehr oft vor den Vorhang rief. Fräu¬
suchender, grübelnder, zwischen Selbstbespiegelung und klein Triesch, der dieser Beifall ebenfalls galt, durfte
natürlich nicht erscheinen.
Spott verlegen einhertaumelnder, zwischen Keckheit
Einen feinen und tiefen Gedanken übersetzt das dritte
und Schüchternheit schwankender, innerlich verzagter
der vier kleineren Stücke in Leben. Das in Noth
Anfänger. Die Zusammenstellung durch eine Grundidee
und Elend verkommende starke Talent empört sich
und einen gemeinsamen Titel verbundener kleiner
vor dem Ende gegen die in Glück protzende Hohlheit.
Bühnendichtungen war inzwischen Mode, oder sagen
Der Journalist Rademacher liegt im Sterben. Jetzt
wir besser: Ausdruck einer Zeitströmung geworden.
Wir fahen auch Sudermann, Hartleben mit dieser
endlich will er dem Flachkopf Weihgast, der einst
Strömung in der Fluth des Erfolges schwimmen.
sein Freund gewesen, seine ganze Berachtung ins
Gestern brachte uns Arthur Schnitzler die neuesten
Gesicht schleudern, will ihm sagen, wie seine Frau,
Blüshen aus dem üppig wuchernden, an phantastischen
selbst
Leere, angewidert,
von seiner
Künstgewächsen reichen Garten seiner Dichtung. Von
des armen Rademacher Geliebte ge¬
lange
wesen. Er spielt diese Befreiungsscene einem Spital¬
der ikeptischen Kritik der Gesellschaft, ihrer
genossen auch vor. Da aber endlich Weihgast in aller
Conventionen und Moral=Begriffe ist Schnitzler
verlegenen Freundlichkeit, in aller banalen Wohl¬
jetzt zum Studium und zur Untersuchung der
ästhetischen Conventionen, der Kunstanschauungen! meinung vor ihm steht, von seinen armseligen Freuden
und Leiden spricht, überkommt den Sterbenden eine
und Kunstgesetze vorgedrungen.
unendliches, aus tiefer Verachtung fließendes
Das Leben in der Kunst behandeln die
W
16.1. Lebendige Stunden— Zykius
—
„O —
I. östegr. behördl. conc. Burean für Zeitungsberten
Wien, IX/, Türkenstrasse 17.—
- Filiale in Budapest: „Figyelé“ —
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf, London, Newyork, l’aris, Lom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
vom%%
Sariner Börsenemgier
mit dem Dolche“, die ihr ähnlich ist. Wie wunder¬
Vor den Coulissen.
same Erinnerung aus alten Zeiten steigt es in ihr
Hinter einem Schleier
Aus dem „Deutschen Theater“ strömtsempor. . .. Verwandlung.
ein farbenglühendes, leidenschafterfülltes
soeben, lebhaft angeregt und voll Eifer disputirend, lebt
eine gar bunie Gesellschaft. Aber so verschieden die! Stückchen Renaissance vor uns auf. Die Gattin#
Elemente sind, die sich da für einen Abend zu jener des berühmten Malers Remigio hat sich
Für
gleich täumliger Sinnenwirrniß einem Schüler¬
wunderlichen Einheit mischten, zu jenem noch immer
ihres Mannes hingegeben, dem heimkehrenden¬
„ 2 nicht erforschten Fabelwesen, das man Publikum
Gatten bekennt sie ihre Schuld, denn „das Geständniß
„ 5 nennt — drei Stunden lang waren sie eben alle einig.
ist der Muth der Schuldigen“. Als der Gatte e##
„ 10 Sie waren einig in der Reihenfolge mannichfacher
verschmäht, den verachteten Nebenbuhler zu tödten,
1 Stimmungen und Empfindungen. Auch in diesem
erdolcht sie ihn selbst, und er erkennt jetzt, daß die
Abonne, Augenblicke sind sie alle gleich erfüllt von einer Summe
Abonne, verschiedenartiger Eindrücke, die noch lange nachwirken,Größe dieser That für ihn die künstlerische Befreiung“
aus langem Bann, die Erlösung, der Ruf zum
und in denen sie erst nach einiger Zeit sich völlig
Schaffen ist, und in der Stimmung der Stunde malt
r zurechtfinden werden.
— die Frau mit dem Dolche ..
Ein vierblätteriges Kleeblatt haben wir auf dem
er seine Frau
Inhalts dürren, in diesem Theaterjahre bisher besonders unfrucht= Verwandlung. Wir sind wieder im Galerie=Saale.
ge= Wie aus einen Moment der Erstarrung erwachend,
blütt paren Boden unseres „Deutschen Theaters“
wodurch
des in- funden — dabei zeigte es sich wieder einmal, daß vier=verspricht Pauline dem Verführer, dessen Züge eben
der Erdolchte trug, Abends zu ihm zu kommen. Mani
werden Hlätterige Kleeblätter Glück bringen.
hat das Gefühl, daß der Traum da zur blutigen!
Mit vier Einactern von Arthur Schnitzler
Wirklichkeit werden kann.
hat das „Deutsche Theater“ gestern einen vierfachen,
Wie unrecht würde man thun, das kleine Stück für
der, sagen wir der Sicherheit wegen einen drei¬
ein dramatisches Bekenntniß des Glaubens an die
fachen Erfolg errungen.
Seelenwanderung, für eine mystisch=spiritistische
Die Zeit der Einacter schien vorbei. Die Theater
hatten ein Vorurtheil gegen die dramatischen Nippes= Tendenz=Dichtung zu halten. Eine Dichtung ists
sie eben. Sonst nichts. Stark empfunden, in leuchten¬
Sachen. Sie waren allenfalls einmal einzeln zur
den Farben ausgeführt, eine Schöpfung mehr
Ausfüllung eines Theaterabends gut. „Die Einacter
musikalischen Charakters, eine Träumerei, ein
machen nichts,“ sagten unsere Theater=Geschäftsleute,
farbeuprangender Einfall Fräulein Triesch war
„die Einacter sind todt!“ Ein anderer Aberglaube
in Wesen, Ton, in Haltung und Bewegung ganz die
kam da wieder einmal zu seinem Recht: Todtgesagte
Phantasiegestalt des Dichters. An einer fremdartigen,
leben sehr lange.
schwierigen Aufgabe hat sich hier ihr echtes, sicher zu¬
Mit einem Einacter=Cyklu führte sich Arthur
greifendes Gestaltungstalent erwiesen, ihr nachdichtendes
Somitzler in die Bühnenliteratur ein, einem Strauß
Empfinden. Herr Richard Hahn war weniger der
k.einer Dichtungen, die aus einem Gedanken, einer
Leonhard und Lionardo der Dichtung, Herr Otto!
Stimmung geboren schienen. Mitder „Anatol“=Einacter¬
Sommerstorff gab der Traumgestalt des Malers
sammlung, die aus einem skeptischen, kritischen Ent¬
Schön ausgestattet und
Analyse
der
charakteristische Züge.
wicklungszustand erwuchsen
von Emil Lessing mit nachspürendem Ver¬
moderner Conventionen, gesellschaftlicher Einrichtungen
ständniß inscenirt, fanden die drei kleinen Bilder
ihre Aufgabe suchte. In „Paracelsus“, dem „grünen
Kakadn“, in seinem zweiten Einacter=Bouquet, warleinen starken, dem Eindruck entsprechenden Beifall, der
Schnitzler schon gestaltender Dichter, und nicht mehr den Verfasser sehr oft vor den Vorhang rief. Fräu¬
suchender, grübelnder, zwischen Selbstbespiegelung und klein Triesch, der dieser Beifall ebenfalls galt, durfte
natürlich nicht erscheinen.
Spott verlegen einhertaumelnder, zwischen Keckheit
Einen feinen und tiefen Gedanken übersetzt das dritte
und Schüchternheit schwankender, innerlich verzagter
der vier kleineren Stücke in Leben. Das in Noth
Anfänger. Die Zusammenstellung durch eine Grundidee
und Elend verkommende starke Talent empört sich
und einen gemeinsamen Titel verbundener kleiner
vor dem Ende gegen die in Glück protzende Hohlheit.
Bühnendichtungen war inzwischen Mode, oder sagen
Der Journalist Rademacher liegt im Sterben. Jetzt
wir besser: Ausdruck einer Zeitströmung geworden.
Wir fahen auch Sudermann, Hartleben mit dieser
endlich will er dem Flachkopf Weihgast, der einst
Strömung in der Fluth des Erfolges schwimmen.
sein Freund gewesen, seine ganze Berachtung ins
Gestern brachte uns Arthur Schnitzler die neuesten
Gesicht schleudern, will ihm sagen, wie seine Frau,
Blüshen aus dem üppig wuchernden, an phantastischen
selbst
Leere, angewidert,
von seiner
Künstgewächsen reichen Garten seiner Dichtung. Von
des armen Rademacher Geliebte ge¬
lange
wesen. Er spielt diese Befreiungsscene einem Spital¬
der ikeptischen Kritik der Gesellschaft, ihrer
genossen auch vor. Da aber endlich Weihgast in aller
Conventionen und Moral=Begriffe ist Schnitzler
verlegenen Freundlichkeit, in aller banalen Wohl¬
jetzt zum Studium und zur Untersuchung der
ästhetischen Conventionen, der Kunstanschauungen! meinung vor ihm steht, von seinen armseligen Freuden
und Leiden spricht, überkommt den Sterbenden eine
und Kunstgesetze vorgedrungen.
unendliches, aus tiefer Verachtung fließendes
Das Leben in der Kunst behandeln die
W