II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 7

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16.1. Lebendige Stunden Zuklus
Goldlschon
Bureau für 4
8
sschnitte und Verlag
nschaftlichen Revue.
Auguststr. 87 part.
n Amt III. No. 3051.
B
usschnitt
rächt ihr ganzes Geschlecht, indem sie dem Liebhaber das zuerst ver¬
muß. Im letzten Moment wird ihm ein Schnippchen geschlagen.
weigerte Stelldichein bewilligt. Schnitzler hat hier keinen Klang zum
“ von Arthur Schnitzler.
Fester noch als bisher wird er an Margarethens Treue glauben, ein
reinen Tönen gebracht. Er quält sich viel, um wenig zu sagen. Nur
im Deutschen, Thegter.
##armer und doch in seiner Ahnungslosigkeit glücklicher Tropf.
Hintergrund, ohne echte Menschen.
Schnitzler hat die Figuren brillant abgehoben, den Edelmann
ein recht beträchtlicher, beinahe ein
Auch in dem Titelstück „Lebendige Stunden“ bleibt er aka¬
mit dem Stallgeruch und der geräuschvollen Tugendprotzerei,
egtheit im Publikum, viele Hervor¬
demisch ohne Fleisch und Blut. Zudem stellt er eine These auf, die
das schmucke buhlerische und dabei sehr berechnende Weibchen und
tzler hat vier Einakter geschrieben und
Niemand zu vertheidigen braucht, weil sie Niemand angreift, die These,
den nonchalanten Kaffeehauszigenner voll Geist, Cynismus und Ver¬
rologisirenden Stückes die nicht gerade
daß das Leben den Todten nicht geopfert werden darf. Zweierlei Aet
achtung gegen alles Korrekte.
Lebendige Stunden“ gegeben. Vier
Liebe stellt er gegeneinander. Die Alles gebende Liebe des reifen
In dem Schauspiel, das vorherging, ist Schnitzler vor
dreitheiliger! Der Zettel las sich fast
Alters und die Liebe der Jugend, die Opfer verlangt und annimmt.
Im
hallem der Meister diskreter und leise andemender Kunst.
Er hätte Einem die Stimmung ver¬
Von der Darstellung kann man viel Gutes sagen, besonders wenn
Krankenhaus, wo der Tod hinter jedem Bette winkbereit steht, fallen
es zu spät ist, auf schwächere Punkte eingehend hinzuweisen.
„die letzten Masken“ von den Seelen der Menschen. Der
dann in dem zweiten „Die Frau
Max Reinharbt war als Rabemacher voll erschütternder
lungenkranke Schauspieler enthüllt sich in seiner ganzen kleinen
itzter nach Kränzen gegriffen, die ihm
Einfachheit, Hanns Fischer als Schauspieler — ebenfalls in den
Gespreiztheit, und der abgezehrte Journalist Karl Rademacher,
chönem Streben, aber mit Unvermögen
ganz von der wehmüthigen Drolligkeit
„letzten Masken“
deckt sein armes, stumm gewesenes Herz auf und
ußspitzen und langt in die kühle
der Rolle erfüllt. Rittner zeigte sich als Münchener
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sich gegen die Falschheit
den Trotz ausströmen, der
en Thurmhöhen des Pathetischen. Es
Bohémien (mit der Maske eines bekannten Antors) in
alle,
Schickfals aufgehäuft hat, und die Abgunst gegen
nur halb, nur unter Schweißans¬
seinem kantigen Phlegma höchst ergötzlich. Bassermann nahm
Vor
en sich selbst. Dann aber, in dem ernsten denen es besser beschieden war. Rademacher fühlt sich sterb
zweimal Gelegenheit, zu zeigen, wie er in Aussehen und Spiel,
dem Tode will er noch einmal dem Jugendgenossen, dem erühmt
sken“ und in dem Uebermuthschwank
bis in die kleinste Bewegung hinein, sich in die Gestalten des
gewordenen Dichter Alexander Weihgast sagen, wie er ihn de echschaue
ge die Züge wieder, die wir herziich an
Dichters zu finden wußte. Der Jockey=Edelmann des letzten
in seiner geistigen Hohlheit, und wie er ihn verachte wegen seiner un¬
hn von Neuem als oühnengerechten Voll¬
der süßholzraspelnde, in sich selbst verliebte
Stückes und
verdienten Erfolge. Er will ihm sogar sein häusliches
die literarische Schule aufgestellt hat,
Dichter des dritten Stückes waren Beide von absoluter
Glück zerstören, indem er ihm die Untreue seiner Frau
Seine Gedanken sind zart un ohne
Lebenskraft erfüllt. Irene Triesch, die Vielumstrittene, trat
verräth. Das alles übt er sich vor dem schwindsüchtigen
. Leben, Spiegelungen der Wirklichkeit,
ebenfalls in zwei Stücken heraus. In „Literatur“ schien sie
Schauspieler wie in einer Generalprobe ein. Als dann aber Weih¬
hächst geschickt den Bedingungen der
der inneren Komik der Rolle nur zum Theil gewachsen zu sein.
gast wirklich erscheint, als Rademacher ihn mi dem Hellblick des
und Geist ein Künstler, mit der
Man kann sich das alles ohne Aufdringlichkeit noch viel markanter
Stei benden völlig durchschaut in seiner Aufgeblasenheit, in
ndwerker, stellt er eine Gattung
seinem eitlen Geckenthum, in seinem unerschütterlich selbst= und unterhaltender denken. Aber in der „Frau mit dem Dolche“
nur zu nothwendig bedarf. Und
er, der viel¬ war sie im Reden und Schweigen vortrefflich. Nur ganz
da empfindet
biesen beiden letzten Stücken an sich
zufriedenen Glücksgefühl,
zart punktirend, mit versteckter Leidenschaft, brachte sie den
geschundene Zeilenschreiber, sein eigenes Loos nicht mehr
ser Stoffwahl, wenn er, der frühere
besten Ausdruck für dieses halb verträumte, halb gierige, durch
so unerträglich. Die vollkommene Lüge dieses Daseins entwaffnet ihn
n“ in der beklemmenden Atmosphär¬
die Gesellschaftskultur nur wenig gebändigte Frauennaturell. In dem
und stimmt seinen bitteren Wahrheitsmuth milde. Er schweigt und
t es, wenn er in „Literatur“ das alte
florentinischen Zwischenspiel wiederum hätte sie sich mehr entfalten
schweigend stirbt er. Szenenführung des Stückes ist gewagt, aber sie
n und demimondainen Liebe erörtert.
müssen und nach dem Umsang ihres Temperauients auch sicher mehr
löst sich in diesem Schluß harmonisch und mit edler Wirkung auf.
es macht, mit welcher galauten
entfalten können. Aber immer hatte man wieder das Gefühl, einer
Das Krankenhausmilieu ist ausgezeichnet definirt.
eite der Frauen schlägt, wie er lächelnd
sehr interessanten künstlerischen Persönlichkeit gegenüber zu stehen.
Noch ein Wort von den ersten beiden Stücken. „Die Frau
hinstellt und den Sünden des Weibes
Imit dem Dolche“ zeigt eine Episode im Museum vor dem be¬
die Schlechtigkeit oder Bornirtheit des
kannten so genannten Bilde aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Frau
ergötzlich schildert.
Pauline und ihr Liebhaber flirten halb feurig, halb sentimental.
nd „Liebelei“, das hat er im Anatole¬
Die junge Frau träumt vor dem Bilde, daß sie es selbst
ren erotischen „Reigen“ gethan. Erthut
darstelle. Die Bühne verdunkelt sich, ihr Traum wird
rau hat eine Vergangenheit. Sie war
szenische Wirklichkeit. Frau Pauline ist in eine Florentinerin
hat sich frei gemocht, ist „Dichterin“
Paola verwandelt, die ihrem Gatten, dem berühmten Maler
hliche Bohsmien=Tage und Nächte ver¬
Remigio, zu der „Frau mit dem Doche" Modell gestanden
em rangiren, indem sie sich von dem
hat. Ein anderer Maler, Leonardo, hat ihre Gunst genossen.
Sportsman in die Ehe fuhren läßt.
Sie beichtet es dem heimkehrenden Gatten und ersticht den
ristrokratische Vorurtheile eingelnöpft,
Freund einer Nacht. Aber Remigiv sieht, während sie den Dolchstoß
noch weiter schrifistedere. Er findet
Eführt, in ihr nicht die reuigeund opferbereite Gattin. Er sieht nur
enn sie nur erfunden sind, in Form
verkaufen. Oh, wenn er wüßte, daß Pihre hervische Geste. Just, wie er sie für das Bild da auf der
den hat. Wenn er wüßte, daß dieses Staffelei braucht. Er greift, während Leonardo am Boden
tlichen will, und welches er zum Ein= verröchelt, nach Pinsel und Palette. So sind die Männer, sagt
daß es ein Bericht ihrer Abenteuen mit Schnitzler. Die Frau aber möge sich schadlos halten. Wiederum
Die Handlung ist sehr witzig bis zu dem#sehen wir den Museumssaal. Frau Pontine erwacht aus
traurige Gewißheit erlangen undin dem###deTraum, den wir eben leibhaftig genossen haben.
orbesitzer seiner Braut kennen lernen###d sie rächt die längst verschollene Florentinerin, sie