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16.1. Lebendige Stunden zvklus
Telephon.
Alex. Weigl’s Unternehmen für 2e.
□•
1
„OBSERVE
Lösterr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrn.
Wien, IX, Türkenstnasse 17.
- Filiale in Budapest: „Figyelö“ -
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
enet ven ialiak., Vemsecken
Buhn
s /1
Auch Arthur Schnitzler ist wieder auf der Bühne des deutschen Theaters
erschienen, vier einaktige Stücke von ihm wurden am Sonnabend, den 4. Januar]
aufgeführt: „Lebendige Stunden“ — „Die Frau mit dem Dolche“ —
„Die letzten Masken“ — „Literatur" Keines hat eine bedeutendere
Wirkung hervorgebracht. In den „Lebendigen Stunden“ theilt ein alter Mann
seinem jungen Freunde, einem angehenden Schriftsteller, mit, daß sich seine Mutter
selbst das Leben genommen habe, um ihm seine Arbeitsfreudigkeit, die er an ihrem
Krankenlager zu verlieren befürchtet, wieder zu geben, und brüstet sich, als der
Jüngling gewaltsam nach Fassung und Befreiung von dem furchtbaren Eindrucke
ringt, noch mit seiner Gefühlsroheit und seinem Vertrauensbruche der gestorbenen
Frau gegenüber: er kann dem jungen Freunde nicht verzeihen, daß sich die Mutter
ihm aufgeopfert hat, und er, der Alte, um die „lebendigen Stunden“ gekommen
ist, die er mit der Verstorbenen in seinem Garten zuzubringen pflegte. „Die Frau
mit dem Dolche“ spielt halb in der Gegenwart, halb in der Renaissance, einmal
in einem Museumssaale, wo eine verheirathete Frau ihrem Liebhaber ein Stell¬
dichein gegeben hat, und dann in einem Maleratelier, wo dieselbe Frau im Costüme
der Renaissance den Liebhaber, der jetzt einen Malerlehrling darstellt, ersticht. „Die
Frau mit dem Dolche“ liebt im Grunde ihren Mann, vergnügt aber ihre Sinn¬
lichkeit mit einem Liebhaber, den sie verachtet. „Die letzten Masken“ führen uns
zwei Sterbende in einem Wiener Krankenhause vor: einen jungen Schauspieler, der
an der Schwindsucht leidet, und einen alten Journalisten, der sein Müthchen an
einem Kameraden aus seinen literarischen Anfängen um jeden Preis kühlen möchte.
Weihgast ist ein berühmter Dichter geworden, Rademacher ein kleiner Journalist
geblieben, seit zwanzig Jahren sind sie einander kaum noch begegnet. Aber Rade¬
macher will, ehe er stirbt, noch seine Galle und seinen Neid gegen den Glücklichen
verspritzen: er läßt ihn durch den Arzt an sein Bett bitten. Der gutmüthige Weih¬
gast folgt, trotz der nächtlichen Stunde, der Aufforderung, setzt sich zu ihm, bietet
ihm seine Hülfe an und gesteht ihm, schlicht und aufrichtig, daß auch ihn der Schuh
drückt und daß er eben auch nichts anderes als ein Mensch ist. Darüber verstummt
Rademacher und verabschiedet ihn mit einigen höflichen Redensarten. „Literatur“
ist eine lustige Plauderei zwischen einer Dichterin, einer geschiedenen Frau, ihrem
jetzigen Liebhaber und Bräutigam Clemens, einem adligen reichen Sportsman,
und ihrem früheren Liebhaber, einem Schriftsteller Gilbert, den sie so rasch wie
möglich von sich abschütteln möchte. Schließlich wird Gilbert zur Thür hinaus
gewiesen, und Margarethe wirft ihren Roman ins Feuer: sie hat darin ihre eigenen
Liebesabenteuer erzählt und die Briefe wörtlich mitgetheilt, die sie und Gilbert
mit einander gewechselt haben — dieselben Briefe, die auch Gilbert in einem Roman
eben veröffentlicht hat. Margarethen's Werk wird der gefällige Clemens einstampfen
lassen, und die Briefe in Gilbert's Roman wird Margarethe als Hirngespinnste:
einer ausschweifenden Phantasie erklären. An witzigen Einfällen und fein zugespitzten
Scherzen, an Wendungen, die geistreich und originell klingen, fehlt es in keinem
der Stücke, aber Alles ist mehr ausgeklügelt und mühsam ersonnen, als lebendig
empfunden und scharf beooachtet. Der Reiz der Theaterdichtungen Schnitzler's be¬
steht weitaus in der Charakteristik der Figuren und in der glatten Führung des
prickelnden Dialogs, die Erfindung der Fabel und die dramatische Bewegung bleiben
dahinter bedenklich zurück. Seine Neigung für Stücke in einem Acte, in denen
sich das Ganze um die Schlagworte des Gesprächs und den Schlußeffect dreht, zieht
ihn immer mehr von jeder Arbeit, die anhaltenden Fleiß und längere Ueberlegung
erfordert, ab und hält ihn im Skizzenhaften fest. Noch unbedeutender als die
Sachen von Schnitzler erschienen die drei einactigen Stücke von Max Dreyer,
dem Verfasser der Schauspiele „Der Probecandidat" und „Der Sieger“, bei ihrer
ersten AufFührung am Sonnäbend, den 6.
März: Scelesta Triumphhans“- Puss“. and
Wolksaufklärung“. fur Mialog besitzt
nicht die Feinhait
16.1. Lebendige Stunden zvklus
Telephon.
Alex. Weigl’s Unternehmen für 2e.
□•
1
„OBSERVE
Lösterr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrn.
Wien, IX, Türkenstnasse 17.
- Filiale in Budapest: „Figyelö“ -
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
enet ven ialiak., Vemsecken
Buhn
s /1
Auch Arthur Schnitzler ist wieder auf der Bühne des deutschen Theaters
erschienen, vier einaktige Stücke von ihm wurden am Sonnabend, den 4. Januar]
aufgeführt: „Lebendige Stunden“ — „Die Frau mit dem Dolche“ —
„Die letzten Masken“ — „Literatur" Keines hat eine bedeutendere
Wirkung hervorgebracht. In den „Lebendigen Stunden“ theilt ein alter Mann
seinem jungen Freunde, einem angehenden Schriftsteller, mit, daß sich seine Mutter
selbst das Leben genommen habe, um ihm seine Arbeitsfreudigkeit, die er an ihrem
Krankenlager zu verlieren befürchtet, wieder zu geben, und brüstet sich, als der
Jüngling gewaltsam nach Fassung und Befreiung von dem furchtbaren Eindrucke
ringt, noch mit seiner Gefühlsroheit und seinem Vertrauensbruche der gestorbenen
Frau gegenüber: er kann dem jungen Freunde nicht verzeihen, daß sich die Mutter
ihm aufgeopfert hat, und er, der Alte, um die „lebendigen Stunden“ gekommen
ist, die er mit der Verstorbenen in seinem Garten zuzubringen pflegte. „Die Frau
mit dem Dolche“ spielt halb in der Gegenwart, halb in der Renaissance, einmal
in einem Museumssaale, wo eine verheirathete Frau ihrem Liebhaber ein Stell¬
dichein gegeben hat, und dann in einem Maleratelier, wo dieselbe Frau im Costüme
der Renaissance den Liebhaber, der jetzt einen Malerlehrling darstellt, ersticht. „Die
Frau mit dem Dolche“ liebt im Grunde ihren Mann, vergnügt aber ihre Sinn¬
lichkeit mit einem Liebhaber, den sie verachtet. „Die letzten Masken“ führen uns
zwei Sterbende in einem Wiener Krankenhause vor: einen jungen Schauspieler, der
an der Schwindsucht leidet, und einen alten Journalisten, der sein Müthchen an
einem Kameraden aus seinen literarischen Anfängen um jeden Preis kühlen möchte.
Weihgast ist ein berühmter Dichter geworden, Rademacher ein kleiner Journalist
geblieben, seit zwanzig Jahren sind sie einander kaum noch begegnet. Aber Rade¬
macher will, ehe er stirbt, noch seine Galle und seinen Neid gegen den Glücklichen
verspritzen: er läßt ihn durch den Arzt an sein Bett bitten. Der gutmüthige Weih¬
gast folgt, trotz der nächtlichen Stunde, der Aufforderung, setzt sich zu ihm, bietet
ihm seine Hülfe an und gesteht ihm, schlicht und aufrichtig, daß auch ihn der Schuh
drückt und daß er eben auch nichts anderes als ein Mensch ist. Darüber verstummt
Rademacher und verabschiedet ihn mit einigen höflichen Redensarten. „Literatur“
ist eine lustige Plauderei zwischen einer Dichterin, einer geschiedenen Frau, ihrem
jetzigen Liebhaber und Bräutigam Clemens, einem adligen reichen Sportsman,
und ihrem früheren Liebhaber, einem Schriftsteller Gilbert, den sie so rasch wie
möglich von sich abschütteln möchte. Schließlich wird Gilbert zur Thür hinaus
gewiesen, und Margarethe wirft ihren Roman ins Feuer: sie hat darin ihre eigenen
Liebesabenteuer erzählt und die Briefe wörtlich mitgetheilt, die sie und Gilbert
mit einander gewechselt haben — dieselben Briefe, die auch Gilbert in einem Roman
eben veröffentlicht hat. Margarethen's Werk wird der gefällige Clemens einstampfen
lassen, und die Briefe in Gilbert's Roman wird Margarethe als Hirngespinnste:
einer ausschweifenden Phantasie erklären. An witzigen Einfällen und fein zugespitzten
Scherzen, an Wendungen, die geistreich und originell klingen, fehlt es in keinem
der Stücke, aber Alles ist mehr ausgeklügelt und mühsam ersonnen, als lebendig
empfunden und scharf beooachtet. Der Reiz der Theaterdichtungen Schnitzler's be¬
steht weitaus in der Charakteristik der Figuren und in der glatten Führung des
prickelnden Dialogs, die Erfindung der Fabel und die dramatische Bewegung bleiben
dahinter bedenklich zurück. Seine Neigung für Stücke in einem Acte, in denen
sich das Ganze um die Schlagworte des Gesprächs und den Schlußeffect dreht, zieht
ihn immer mehr von jeder Arbeit, die anhaltenden Fleiß und längere Ueberlegung
erfordert, ab und hält ihn im Skizzenhaften fest. Noch unbedeutender als die
Sachen von Schnitzler erschienen die drei einactigen Stücke von Max Dreyer,
dem Verfasser der Schauspiele „Der Probecandidat" und „Der Sieger“, bei ihrer
ersten AufFührung am Sonnäbend, den 6.
März: Scelesta Triumphhans“- Puss“. and
Wolksaufklärung“. fur Mialog besitzt
nicht die Feinhait