II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 55

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16.1. Lebendige Stunden—Zyklus
Se
wiegt, dieses Drama gewollt als die „Lebendigen Stunden“ fällen giebt, nur
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gekonnt zu haben, so viel bequemer ist es, statt einer Vers- fertige Konflikte, von des
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4 Bureau für
tragödie vier einaktige „Stücke“ zu geben, deren geistigerles ist auch in der beg
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Gehalt von einem Theaterpublikum gerade noch bewältigt gründet, soweit wir ihn
Zeitungsausschnitte und Verlag
werden kann. Wer vieles bringt, wird manchem etwas von hellem Kunstversta
der Wissenschaftlichen Revue.
bringen, und ganz unbefriedigt ging am Sonnabend keiner ein Artist und ein Poet
aus dem Haus, in dem man vier an Art und Wert grund= Stunden“, die den Auft
BERLIN N., Auguststr. 87 part.
verschiedene Nippes aneinandergekoppelt hatte, ein geben, ist am Schluß
Telephon Amt III. No. 3051.
Dramolet, ein Traumstück, eine Tragikomödie und Was vorhergeht, ist

einen Schwank. Eine Laune des Autors hält siel skizzirten Figuren, die
Ausschnitt
zusammen, die als Motto das Wort Paul Bourgets nahme zu erwecken. Si
T en unm Züreer
aus
vertrügen: tout est matière pour vous, für euch Künstler, Dolche“ verweigert,
GOLDSCHMID T. Auguststr. 87.
die ihr eurn Freuden und Schmerzen, tiefste und weheste, Halbkunst — in der
eurer Kunst dienstbar macht und machen müßt. Und immer
„Jenseits von Gut un
wieder klingt an, verweilend oder flüchtig, der Gedanke vom wenig individuellen Ver
Marionettenspiel des Lebens, der in der leicht melancho= Seelenwanderung
Die Woit am Hontag, Berlin
lischen Welt Schnitzlers häufig wiederkehrt, an letzte Fragen korrupte Bühner
des rätselvollen Menschendaseins wird hier und da zaghafr sind unentbehr
gerührt, die in der dramatischen Kleinarbeit nicht zu beant= Dienste
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65 JAN. 1902
worten, nur zu bereden sind. Derlei stimmungvolle Erf
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Spielereien weiß dieser Autor, dem eine Handlung auszu= v
spinnen Mühe kostet, mit einer oft raffinirten, doch nie
aufdringlichen Technik zu schaffen, säuberliche Erzeugnisse eines
vorgeschrittenen Kunsthandwerks, die dem Scharfblick und den
Jakt ihres mit weicher Grazie und kosender Anmut, mi
kgketter Ironie und leiser Lyrik begabten Bildners Ehre
machen, die nicht nachhaltig wirken, aber angenehm unter
chalten, ohne daß hinterher das ästhetische Gewissen mi
Vorwürfen sich einzustellen hätte. Doch daß die seelisch
ist
Ergriffenheit ausbleibt, daß das Zwingende fehlt, das von
der Notwendigkeit der Dinge überzeugt, das fällt nicht nur
besonde
Herr Brahm hat nicht den littera=[der Kunstform des „Einakters“ zur Last, dessen natürliche
Bühnenwirksamkeit von Schnitzlers Unausgeführtheit statt eines lebensvollen Gesamtbildessn
rworben
zu erproben. So viel schwerer es die Augenblicksaufnahme von Einzelzügen und Ein-zahll
dringendere Aufg