II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 57

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16.1. Lebendige Stunden Zyklus
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Ausschnitt
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Ausschnitt aus:
vom %/7 „907.
Eheater.
wiegt, dieses Drama gewollt als die „Lebendigen Stun
gekonnt zu haben, so viel bequemer ist es, statt einer
Musik siehe zweite Beilage.
tragödie vier einaktige „Stücke“ zu geben, deren
Neue freie Volksbühne. Gestern Nachmittag sollte ein Werk
Gehalt von einem Theaterpublikum gerade noch
für die Bühne erobert werden, das noch niemas gespielt worden
ist und das bei der chaotischen Zerrissenheit seiner Form der Scene
werden kann. Wer vieles bringt, wird manche
zu spotten schien. Von Georg Büchners „Dantons Tod“, diesem
bringen, und ganz unbefriedigt ging am Sonnabe
ündel hochgenialer Szenen, das das Drama der großen Revo= aus dem Haus, in dem man vier an Art und A
ion geblieben und als solches auch von den Franzosen anerkannt verschiedene Nippes aneinandergekoppelt h
den ist, mag am nächsten Montag die Rede sein, nach der Vor= Dramolet, ein Traumstück, eine Tragikom
lung der „Freien Volksbühne". Aber auch sie wird über die einen Schwank. Eine Laune des Autors
lagkraft und über die Aufführbarkeit des Trauerspiels nicht ent= zusammen, die als Motto das Wort Paul
scheiden, da in diesen Vereinen die gleiche enthusiastische Aufnahme vertrügen: tout est matière pour rous, für eud
„Die rote Robe", „Das zweite Gesicht“ finden, und da der Dichter
nur mit beschränkten Mitteln zur Geltung gebracht, seine Dichtung die ihr eurn Freuden und Schmerzen, tiefste us
nur in Umrissen wiedergegeben werden kann. Daß gestern gleich= eurer Kunst dienstbar macht und machen mißt. U
wohl mehr als ein Schatten vom Wesen des Dichtwerkes herauf= wieder klingt an, verweilend oder flüchtig, der Gede
beschworen wurde, ist das Verdienst einiger ganz unbekannter Marionettenspiel des Lebens, der in der leicht
Schauspieler, die, vorläufig mit allen Lastern der Anfängerschaftlischen Welt Schnitzlers häufig wiederkehrt, an letzte
behaftet, anscheinend bloß Routine und Regie brauchten, um in
des rätselvollen Menschendaseins wird hier und da
jedem Ensemble bestehen zu können. Sie trafen überraschend den
gerührt, die in der dramatischen Kleinarbeit nicht zu
Ton des Dramas, Herr Danny Gürtler, ein Danton von impul¬
worten, nur zu bereden sind. Derlei stimmu
sivem Temperament und wüster Kraft, der freilich auf die Feinheiten
der Figur hingewiesen werden müßte, Herr Fritz Helmer — ein
Spielereien weiß dieser Autor, dem eine Handlung
nüchtern=tugendhafter Robespierre — der mit nicht gewöhnlichen spinnen Mühe kostet, mit einer oft raffinirten, d
geistigen Mitteln einen interessanten Gestaltungversuch unter= aufdringlichen Technik zu schaffen, säuberliche Erzeugnis
nahm, und Herr Emil Geyer, der dem Schmerz de Camille Desmon= vorgeschrittenen Kunsthandwerks, die dem Scharfblick un
lins in Gefühlstönen von einer schlichten Echtheit Luft machte, wie
Takt ihres mit weicher Grazie und kosender Anmut
sie nicht allzu oft laut werden ...
Der Bann ist also gebrochen,
koketter Ironie und leiser Lyrik begabten Bildners Ehre
der auf diesem gewaltigen Wurf eines begnadeten Dichters lagerte,
machen, die nicht nachhaltig wirken, aber angenehm unter¬
und hat sich gar der oder jener von unseren Theaterdirektoren,
halten, ohne daß hinterher das ästhetische Gewissen mit
deren gedankenschwere Charakterköpfe aus den Logen leuchteten, ans
regen lassen, das Wagnis in größerem Maßstabe zu wiederholen,
Vorwürfen sich einzustellen hätte. Doch daß die seelische
so hat die „Neue freie Volksbühne“ zu ihren zahlreichen Verdiensten Ergriffenheit ausbleibt, daß das Zwingende fehlt, das von
eineues, und nicht das geringste, gefügt.
S. J.
der Notwendigkeit der Dinge überzeugt, das fällt nicht nur
Deutsches Theater. Herr Brahm hat nicht den littera-dder Kunstform des „Einakters“ zur Last, dessen natürliche
(rischen Ehrgeiz, die Bühnenwirksamkeit von Schnitzlers Unausgeführ heit statt eines lebensvollen Gesamtbildes
Schleier der Beatrice“ zu erproben. So viel schwerer es die Augen icksaufnahme von Einzelzügen und Ein#

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