II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 123

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16.1. Lebendige Stunden— Zuklus
Telefon 12801.
Sterden am Krenze zu sehen und einen Krüzisixus zu malen. Dritte. Einat
Man erzählt von einem anderen Maler, daß er, der ein
einem Men
ganzes Leben hindurch ein Stümper war, ein unsterbliches
Alex. Weial’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
und der Ver
Ausschnitt
Werk schuf, als er seinen einzigen Sohn malte, der tot vor
der Leb
ihm lag. In wenigen Worten, in wenigen Begriffen ist hier
ratur“ der
„OBSERVER“ Nr. 54
die ganze Tragödie des lebenschaffenden Todes gegeben. Dem
lustiges Bill
Dichter Arthur Schnitzler — und er ist ein Dichter — ent= Kaffeehaus¬
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
faltete sich diese Tragödie zu einer Reihe neuer Bilder, zu
guten Anst
einer Kette seelischer Prozesse. Aber er sah diese Bilder
seiner Anspn
Wien, IXX, Türkenstrasse 17.
gleichsam in ihrer Abstraktion, sie wurden ihm nicht lebendig,
sein sollend
sondern sie blieben in der Idee. Sie waren in seinem Geiste
— Filiale in Budapest: „Fisyelé“ -
menschliche A
Novellen mit feinster Schilderung mit innigster Ausmalung
Vertretungen in Berlin. Chicago, Genf. London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
von Moment zu Moment. Und diese feinen seelischen Pro¬
zesse nahm er und zerschlug sie, vergröberte sie und machte
Einakter daraus. Die größten und letzten Momente des
Lebens, der tiefinnerste Prozeß der Natur und des schaffen¬
Ausschnitt aus:
Mact delute Aertug
den Geistes im Lichte der Bühnenlampen! Und es wurde
auch danoch. „Lebendige Stunden“ der erste Einakter soll
zeigen, wie ein junger Dichter, dessen Schaffenskraft plötzlich
von 0N
erlahmt ist, zu einem echten Dichter wird, als er erfährt, daß
seine geliebte Mutter Selbstmord beging, um den Sohn, den
ihre Krankheit im Schaffen hinderte von sich zu befreien.
Eine innerlich unwahre Idee, eine Barbarei und eine psy¬
chologische Ungeheuerlichkeit dazu. Eine vollständig unge¬
ratene Soche, denn es ist Schnitzler weder gelungen, den
Schmerz des Sohnes zu schildern, noch sieht man irgend eine
Spur davon, daß der Tod hier das Erwachen neuen geistigen
Lebens schafft. Dieser junge Dichter ist nur ein neurastheni¬
scher Dichterling und ein Phrasenheld. Und weiter auch
Kunst, Wissenschaft und Leben.
nichts.
„Die Frau mit dem Dolche“, der zweite Einakter,
17 Im Deutschen Theater in Berlin hatten am Samstag vier
schlägt andere Töne an. Ein sonderbares Gemisch von Rea¬
Enakter von Arthur Schnitzler mit ihrem Gesamttitel „Le¬
lismus und Spukromantik, die sich als Symbolismus, als
bendige Stunden“ ein etwas spätes, aber gutes Ende. Der
Schilderung der ahnenden Ueberströmungen der Seele geriert,
Berliner Lokal=Anzeiger schreibt darüber u. a.: Ein Gedanke,
die aber in ihrem wahren Wesen nur grobe Theatralik ist.
eine These, ein psychologisches Ariom vereinigt die drei ersten] Eine Frau giebt sich mit ihrem Liebhaber ein Rendezvous
Stücke Es ist der Gedante, daß die Todesstunde des Steiben= im Museum vor dem Bilde der „Frau mit dem Dolche“.
den dem Lebenden, und zwar dem schaffenden Künstler die e¬
Dieses Bild ist der jungen Frau sehr ähnlich. Und vor dem
bendigen Stunden schafft. Das quellende Leben sprießt aus
Eilde philosophiert sie, ob sie dem geliebten Gatten treu
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dem Tode, wo das Vergehen einsetzt, beginnt das Werden.
bleiben oder dem ungeliebten Liebhaber ein recht heimliches
100 Wenn der Geist eines Menschen entflieht, der nur eine kurze
Stelldichein in dessen Wohnung geben soll. Plötzlich sieht sie
200 Episode im Alltagsgetriebe war, schafft sein Schmerz, sein
sich einige Jahrhunderte vorher, als Florentinerin und Zeit¬
Dahinscheiden dem beobachtenden, dem mitfühlenden leben¬
100
genossin der Medici. Sie sieht sich als Gattin eines Künst¬
den Künstler das wahre Leben, die kürzere oder längere Un¬
lers, am Morgen einer Nacht, die sie mit einem ungeliebten
sterblichkeit. Dieser Gedanke ist nicht neu, er ist oft in anderer
Geliebten verlebt hat. Der Gatte kommt plötzlich an, und die
Abonnen
Form ausgesprochen worden, er wird täglich zur That. Der
Abonnen
treulose Frau ersticht vor den Augen ihres Mannes, den
Dichter, der durch den Tod eines geliebten Menschen er¬
sie liebt, den „ungeliebten“ Jüngling, der ihr eben die
schüttert wird, und dem der Schmerz die schönsten Worte
Schäferstunden verschafft hatte. Und den Moment des Ster¬
Unkalte giebt, der Musiker, der in tiefster Traurigkeit die gewaltigsten bens benutzt der Gatte, um seine Frau mit dem Dolche und
Töne und Harmonien findet, der Maler und der Bildhauer,
brütt
den Sterbenden dazu zu malen. Der Vorhang fällt plötzlich,
wodure
die unter stärkstem seelischen Tiefdruck den Tod beobachten geht wieder auf, die junge Frau und ihr Galan stehen wieder!
und nachbilden, der Schauspieler, der das Sterben an seinen im Museum, und sie sagt dem liebegirrenden Jüngling, daß
werden
liebsten Angehörigen studiert — sie haben ihre lebendigen
sie am Abend zu ihm kommen werde. Ein böser Traum mit
Stunden, wenn Herrscher Tod seine dunkeln Fittiche aus¬
einer cynischen Pointe, eine Anekdote mit verzwickter Psy¬
breitet. Man erzählt von einem Maler die furchtbare That, chologie, mit einem großen Bühnena#parak, mit großen
daß er einen seiner Schüler ans Kreuz genagelt hat, um das! Worten und kleinen Gedanken. — „Die letzten Mäsken“, der