box 21/2
16. 1. Lebendige Stunden Zyklus
####:
Sterden am Kreuze zu sehen und einen Krüzisizus zu malen, dritte Einatter, beschließt den Cyklus. Ein Sterbender will
Man erzählt von einem anderen Maler, daß er, der ein einem Menschen, den er haßt, das ganze Maß des Haffes
ganzes Leben hindurch ein Stümper war, ein unsterbliches und der Verachtung offenbaren. Aber er kommt nicht dazu
Beitungs-Ausschnitte
— der Lebende ist zu klein, geistig zu wertlos. — „Litte¬
Werk schuf, als er seinen einzigen Sohn malte, der tot vor
Ausschnltt
ratur“, der gute Beschluß, ist ohne „tiefere“ Idee. Ein
ihm lag. In wenigen Worten, in wenigen Begriffen ist hier
lustiges Bild aus dem Leben der Münchener und Wiener
die ganze Tragödie des lebenschaffenden Todes gegeben. Dem
ER“ Nr. 54
Kaffeehaus=Litteraten, voll Witz und Bosheit, mit allerlei
Dichter Arthur Schnitzler — und er ist ein Dichter — ent¬
guten Anspielungen, ein Einakter, der unterhält und sich in
faltete sich diese Tragödie zu einer Reihe neuer Bilder, zu
richte u. Personninachrichten
seiner Anspruchslosigkeit länger behaupten wird, als die tief
einer Kette seelischer Prozesse. Aber er sah diese Bilder
gleichsam in ihrer Abstraktion, sie wurden ihm nicht lebendig, sein sollenden Ideendichtungen ohne echtes Empfinden, ohne
strasse 17.
menschliche Wahrheit.
sondern sie blieben in der Idee. Sie waren in seinem Geiste
Figyelö“ —
Novellen mit feinster Schilderung mit innigster Ausmalung
von Moment zu Moment. Und diese feinen seelischen Pro¬
Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
zesse nahm er und zerschlug sie, vergröberte sie und machte
Einakter daraus. Die größten und letzten Momente des
Lebens, der tiefinnerste Prozeß der Natur und des schaffen¬
chen Kertu
den Geistes im Lichte der Bühnenlampen! Und es wurde
auch danach. „Lebendige Stunden“ der erste Einakter soll
zeigen, wie ein junger Dichter, dessen Schaffenskraft plötzlich
erlahmt ist, zu einem echten Dichter wird, als er erfährt, daß
seine geliebte Mutter Selbstmord beging, um den Sohn, den
ihre Krankheit im Schaffen hindert von sich zu befreien,
Eine innerlich unwahre Idee, eine Barbarei und eine psy¬
chologische Ungeheuerlichkeit dazu. Eine vollständig unge¬
ratene Sache, denn es ist Schnitzler weder gelungen, den
Schmerz des Sohnes zu schildern. noch sieht man irgend eine
Spur davon, daß der Tod hier das Erwachen neuen geistigen
Lebens schafft. Dieser junge Dichter ist nur ein neurastheni¬
scher Dichterling und ein Phrasenheld. Und weiter auch
chaft und Leben.
nichts. — „Die Fran mit dem Dolche“, der zweite Einakter,
Berlin hatten am Samstagvier schlägt andere Töne an. Ein sonderbares Gemisch von Rea¬
ler mit ihrem Gesamttitel „Le= lismus und Spukromantik, die sich als Symbolismus, als
s spätes, aber gutes Ende. Der Schilderung der ahnenden Ueberströmungen der Seele geriert,
keibt darz iber u. a.: Ein Gedanke, die aber in ihrem wahren Wesen nur grobe Theatralik ist.
ks Axion vereinigt die drei ersten! Eine Frau giebt sich mit ihrem Liebhaber ein Rendezvous
im Museum vor dem Bilde der „Frau mit dem Dolche“.
Ddaß die Todesstunde des Steiben¬
r dem schaffenden Künstler diesle. Dieses Bild ist der jungen Frau sehr ähnlich. Und vor dem
Das quellende Leben sprießt aus! Bilde philosophiert sie, ob sie dem geliebten Gatten treu
en einsetzt, beginnt das Werden. bleiben oder dem ungeliebten Liebhaber ein recht heimliches
Stelldichein in dessen Wohnung geben soll. Plötzlich sieht sie
schen entflieht, der nur eine kurze
sich einige Jahrhunderte vorher, als Florentinerin und Zeit¬
war, schafft sein Schmerz, sein
genossin der Medici. Sie sieht sich als Gattin eines Künst¬
enden, dem mitfühlenden leben¬
lers, am Morgen einer Nacht, die sie mit einem ungeliebten
en, die kürzere oder längerg Un¬
Geliebten verlebt hat. Der Gatte kommt plötzlich an, und die
eist nicht neu, er ist oft in anderer
treulose Frau ersticht vor den Augen ihres Mannes, den
,er wird täglich zur That. Der
sie liebt, den „ungeliebten" Jüngling, der ihr eben die
deines geliebten Menschen er¬
Schäferstunden verschafft hatte. Und den Moment des Ster¬
der Schmerz die schönsten Worte
bens benutzt der Gatte, um seine Frau mit dem Dolche und
esster Traurigkeit die gewaltigsten
den Sterbenden dazu zu malen. Der Vorhang fällt plötzlich,
,der Maler und der Bildhauer,
geht wieder auf, die junge Frau und ihr Galan stehen wieder
1 Tiefdruck den Tod beobachten
im Museum, und sie sagt dem liebegirrenden Jüngling, daß
pieler, der das Sterben an seinen
sie am Abend zu ihm kommen werde. Ein böser Traum mit
sie haben ihre lebendigen
einer cynischen Pointe, eine Anekdote mit verzwickter Psy¬
Tod seine dunkeln Fittiche aus¬
inem Maler die furchtbare That, chologie, mit einem großen Bühnena#parak, mit großen
ans Kreuz genagelt hat, um das Worten und kleinen Gedanken. — „Die letzten Masken“, der
16. 1. Lebendige Stunden Zyklus
####:
Sterden am Kreuze zu sehen und einen Krüzisizus zu malen, dritte Einatter, beschließt den Cyklus. Ein Sterbender will
Man erzählt von einem anderen Maler, daß er, der ein einem Menschen, den er haßt, das ganze Maß des Haffes
ganzes Leben hindurch ein Stümper war, ein unsterbliches und der Verachtung offenbaren. Aber er kommt nicht dazu
Beitungs-Ausschnitte
— der Lebende ist zu klein, geistig zu wertlos. — „Litte¬
Werk schuf, als er seinen einzigen Sohn malte, der tot vor
Ausschnltt
ratur“, der gute Beschluß, ist ohne „tiefere“ Idee. Ein
ihm lag. In wenigen Worten, in wenigen Begriffen ist hier
lustiges Bild aus dem Leben der Münchener und Wiener
die ganze Tragödie des lebenschaffenden Todes gegeben. Dem
ER“ Nr. 54
Kaffeehaus=Litteraten, voll Witz und Bosheit, mit allerlei
Dichter Arthur Schnitzler — und er ist ein Dichter — ent¬
guten Anspielungen, ein Einakter, der unterhält und sich in
faltete sich diese Tragödie zu einer Reihe neuer Bilder, zu
richte u. Personninachrichten
seiner Anspruchslosigkeit länger behaupten wird, als die tief
einer Kette seelischer Prozesse. Aber er sah diese Bilder
gleichsam in ihrer Abstraktion, sie wurden ihm nicht lebendig, sein sollenden Ideendichtungen ohne echtes Empfinden, ohne
strasse 17.
menschliche Wahrheit.
sondern sie blieben in der Idee. Sie waren in seinem Geiste
Figyelö“ —
Novellen mit feinster Schilderung mit innigster Ausmalung
von Moment zu Moment. Und diese feinen seelischen Pro¬
Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
zesse nahm er und zerschlug sie, vergröberte sie und machte
Einakter daraus. Die größten und letzten Momente des
Lebens, der tiefinnerste Prozeß der Natur und des schaffen¬
chen Kertu
den Geistes im Lichte der Bühnenlampen! Und es wurde
auch danach. „Lebendige Stunden“ der erste Einakter soll
zeigen, wie ein junger Dichter, dessen Schaffenskraft plötzlich
erlahmt ist, zu einem echten Dichter wird, als er erfährt, daß
seine geliebte Mutter Selbstmord beging, um den Sohn, den
ihre Krankheit im Schaffen hindert von sich zu befreien,
Eine innerlich unwahre Idee, eine Barbarei und eine psy¬
chologische Ungeheuerlichkeit dazu. Eine vollständig unge¬
ratene Sache, denn es ist Schnitzler weder gelungen, den
Schmerz des Sohnes zu schildern. noch sieht man irgend eine
Spur davon, daß der Tod hier das Erwachen neuen geistigen
Lebens schafft. Dieser junge Dichter ist nur ein neurastheni¬
scher Dichterling und ein Phrasenheld. Und weiter auch
chaft und Leben.
nichts. — „Die Fran mit dem Dolche“, der zweite Einakter,
Berlin hatten am Samstagvier schlägt andere Töne an. Ein sonderbares Gemisch von Rea¬
ler mit ihrem Gesamttitel „Le= lismus und Spukromantik, die sich als Symbolismus, als
s spätes, aber gutes Ende. Der Schilderung der ahnenden Ueberströmungen der Seele geriert,
keibt darz iber u. a.: Ein Gedanke, die aber in ihrem wahren Wesen nur grobe Theatralik ist.
ks Axion vereinigt die drei ersten! Eine Frau giebt sich mit ihrem Liebhaber ein Rendezvous
im Museum vor dem Bilde der „Frau mit dem Dolche“.
Ddaß die Todesstunde des Steiben¬
r dem schaffenden Künstler diesle. Dieses Bild ist der jungen Frau sehr ähnlich. Und vor dem
Das quellende Leben sprießt aus! Bilde philosophiert sie, ob sie dem geliebten Gatten treu
en einsetzt, beginnt das Werden. bleiben oder dem ungeliebten Liebhaber ein recht heimliches
Stelldichein in dessen Wohnung geben soll. Plötzlich sieht sie
schen entflieht, der nur eine kurze
sich einige Jahrhunderte vorher, als Florentinerin und Zeit¬
war, schafft sein Schmerz, sein
genossin der Medici. Sie sieht sich als Gattin eines Künst¬
enden, dem mitfühlenden leben¬
lers, am Morgen einer Nacht, die sie mit einem ungeliebten
en, die kürzere oder längerg Un¬
Geliebten verlebt hat. Der Gatte kommt plötzlich an, und die
eist nicht neu, er ist oft in anderer
treulose Frau ersticht vor den Augen ihres Mannes, den
,er wird täglich zur That. Der
sie liebt, den „ungeliebten" Jüngling, der ihr eben die
deines geliebten Menschen er¬
Schäferstunden verschafft hatte. Und den Moment des Ster¬
der Schmerz die schönsten Worte
bens benutzt der Gatte, um seine Frau mit dem Dolche und
esster Traurigkeit die gewaltigsten
den Sterbenden dazu zu malen. Der Vorhang fällt plötzlich,
,der Maler und der Bildhauer,
geht wieder auf, die junge Frau und ihr Galan stehen wieder
1 Tiefdruck den Tod beobachten
im Museum, und sie sagt dem liebegirrenden Jüngling, daß
pieler, der das Sterben an seinen
sie am Abend zu ihm kommen werde. Ein böser Traum mit
sie haben ihre lebendigen
einer cynischen Pointe, eine Anekdote mit verzwickter Psy¬
Tod seine dunkeln Fittiche aus¬
inem Maler die furchtbare That, chologie, mit einem großen Bühnena#parak, mit großen
ans Kreuz genagelt hat, um das Worten und kleinen Gedanken. — „Die letzten Masken“, der