16.1. Lebendige stunden - zyklus
box 21/2
Eeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
R“ Nr. 62
ichte u. Personalnachrichten
strasse 17.
rk, Paris, Rom, Stockholm.
SS
wonach er so heiß begehrt. Das alte Bild einer „Frau mit dem das frühere Verhältnis an den Tag zu kommen und einen vo
Strich durch die beabsichtigte Heirat der Federheldin mit einem Baron
Dolche“ zieht sie mächtig an, und in einer Vision sieht sie das Schick¬
9
zu machen, aber durch einen schlau ersonnenen Tric wird im letzt
sal jenes Bildes. Remiaio, ein Maler der farbenfrohen Renaissance¬
Augenblick noch alles zum Guten gekehrt, und die Heirat kann statt
ck verboten.)
epoche, überrascht sein Weib mit einem seiner Schüler. Die Un¬
(Nachdr
finden. Schnitzler hat in seinen „Lebendigen Stunden“ wieder
getreue hat den Mut, die Schuld zu gestehen, und als Remigio zögert,
die
meisten
schritten,
dem Vollen geschöpst und in dem Publikum eine willige Geleitick
an dem Räuber seiner Ehre Vergelung zu üben, stößt sie selbst dem
das Theaterpublikum,
gefunden, die ihm dankbar durch dick und dünn, durch alle St
Geliebten den Dolch in die Brust. Der Anblick des rächenden Weibes
e haben in diesem
sen.
mungen folgte und allen das rechte Verständnis entgegentrug. Er
weckt den großen Künstler in Remigios Brust — er malt die „Frau
bracht und aufs neue be¬
darf zufrieden sein, und wir dürfen es auch.
mit dem Dolche“, sein Meisterstück. Die Vision verschwindet, die
en eigentlich nur noch von
Gegenwart tritt wieder in ihre Rechte. Wie aus einer Erstarrung
rschwer frische Lorberen
erwacht Pauline und verspricht Leonhard, dessen Züge der eben Er¬
dolchte trug, ihn am Abend zu besuchen. Aus dem Traumbild wird
rote Hahn“ wurde
Wahrheit werden.
auch die enragiertesten
Krankenhaus=Milien. Im
„Die letzten Masken“.
ßten zugeben, daß „ihr“
Hospital liegt sterbend der Jeurnalist Rademacher. Er war ein
froffen. Aber, wie Reuter
ern sin Nachtigal“ — der starkes, tiefes, feines Talent, dem zum Vollbringen nur jenes kleine
Etwas fehlte, das man Glück nennt. Glück aber hat sein Freund
Schnitzlers „Leben¬
Weihgast, das Prototyp schwachköpfiger Halbheit, in unverdientem
Weise schneller, als beab¬
Maße. Während Rademacher hungrig beiseite stehen mußte, durfte
konnten. Und Schnitzler
jener an den reichen Tischen des Lebens schwelgen und in satter
der da kam, um die leere
Selbstgefälligkeit sich in der Gunst der Menge spiegeln. Und doch
logie lachte die Sonne des
hat die ausgleichende Gerechtigkeit gewaltet — Rademachers Leben
mungen, die er anklingen
ist nicht ganz arm gewesen, denn des Freundes Weib, das des
er kleinen Stücke entstanden
Gatten innere Leere erkannte und ihn verachtete, hat den Sonnen¬
st, des Leben der Künstler
schein hineingetragen, ist des armen Teufels Geliebte gewesen. Rade¬
in jene Sphäre, psycho¬
macher liegt im Sterben, und nun, da dieses elende Dasein sich dem
us dem Gegensatz zwischen
Ende neigt, will er Abrechnung halten, will er dem einstigen Ge¬
nnen, aus dem Zusammen¬
nossen einmal, nur ein einziges Mal die ganze nackte Wahrheit
Enteressen heraus, geboren.
Lebendige Stunden“ ins Gesicht schleudern. Wie er ihm alles vorhalten, was er sagen
r der einzige, der nicht so wird, das zeigt er in einer bewegten Szene einem Spitalgenossen.
weniger um ein Erlebnis, Aber dann kommt Weihgast, und vor seiner banalen Freundlichkeit
absvielte, als um eine Er= und mitleidsvollen Milde hält Rademachers Ingrimm nicht stand:
war mehr theoretisch ge¬ aus der Verachtung, die er für des anderen Wesen empfindet, er¬
Wirkung auszuüben. Der wächst ihm ein höherer Gesichtsvunkt der ihn über kleinliche Rache¬
ie Mutter eines Künstlers, gelüste, über menschliche Schwäche hinaushebt. Das Wort bleibt
kenlager gefesselt ist, giebt ungesprochen, aber auch ungesprochen hat es Rademacher die innere
Befreiung gebracht, und friedlich lehnt er sich zurück und stirbt.
hn von dem seelischen Druck
„Die letzten Masken“ sind vielleicht das wertvollste der
hn ausübt, um ihn wieder
vier Stücke, sie wirken am unmittelbarsten und fanden auch den
denmütige Opferthat mußte
aber erfahren wir sie durch stärksten Erfolg Und mit einer tollen Satire klang dann der Abend
der sie dem Sohne erzählt harmonisch aus, mit dem Schwank „Litteratur“ der mit köst¬
licher Laune die Münchener Schriftsteller=Bohême schildert. Das
nen erlösenden Folgen illu¬
übermütige Werkchen gipfelt in einer originellen Enthüllung: ein
Schriftsteller und eine Schriftstellerin, die einst ein verschwiegenes
8 „Die Frau mit dem
illegitimes Glück genossen, habe ihre Erfahrungen von damals in
Frau eines Künstlers, mit
Romanen verwertet und haben beide in diesen Romanen auch ihren
ochte; noch schwankt sie in
ob sie ihm gewähren solle Brieswechsel von damals wörtlich zum Abdruck gebracht. So broht
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Eeitungs-Ausschnitte
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strasse 17.
rk, Paris, Rom, Stockholm.
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wonach er so heiß begehrt. Das alte Bild einer „Frau mit dem das frühere Verhältnis an den Tag zu kommen und einen vo
Strich durch die beabsichtigte Heirat der Federheldin mit einem Baron
Dolche“ zieht sie mächtig an, und in einer Vision sieht sie das Schick¬
9
zu machen, aber durch einen schlau ersonnenen Tric wird im letzt
sal jenes Bildes. Remiaio, ein Maler der farbenfrohen Renaissance¬
Augenblick noch alles zum Guten gekehrt, und die Heirat kann statt
ck verboten.)
epoche, überrascht sein Weib mit einem seiner Schüler. Die Un¬
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finden. Schnitzler hat in seinen „Lebendigen Stunden“ wieder
getreue hat den Mut, die Schuld zu gestehen, und als Remigio zögert,
die
meisten
schritten,
dem Vollen geschöpst und in dem Publikum eine willige Geleitick
an dem Räuber seiner Ehre Vergelung zu üben, stößt sie selbst dem
das Theaterpublikum,
gefunden, die ihm dankbar durch dick und dünn, durch alle St
Geliebten den Dolch in die Brust. Der Anblick des rächenden Weibes
e haben in diesem
sen.
mungen folgte und allen das rechte Verständnis entgegentrug. Er
weckt den großen Künstler in Remigios Brust — er malt die „Frau
bracht und aufs neue be¬
darf zufrieden sein, und wir dürfen es auch.
mit dem Dolche“, sein Meisterstück. Die Vision verschwindet, die
en eigentlich nur noch von
Gegenwart tritt wieder in ihre Rechte. Wie aus einer Erstarrung
rschwer frische Lorberen
erwacht Pauline und verspricht Leonhard, dessen Züge der eben Er¬
dolchte trug, ihn am Abend zu besuchen. Aus dem Traumbild wird
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Krankenhaus=Milien. Im
„Die letzten Masken“.
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Hospital liegt sterbend der Jeurnalist Rademacher. Er war ein
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ern sin Nachtigal“ — der starkes, tiefes, feines Talent, dem zum Vollbringen nur jenes kleine
Etwas fehlte, das man Glück nennt. Glück aber hat sein Freund
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Weihgast, das Prototyp schwachköpfiger Halbheit, in unverdientem
Weise schneller, als beab¬
Maße. Während Rademacher hungrig beiseite stehen mußte, durfte
konnten. Und Schnitzler
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der da kam, um die leere
Selbstgefälligkeit sich in der Gunst der Menge spiegeln. Und doch
logie lachte die Sonne des
hat die ausgleichende Gerechtigkeit gewaltet — Rademachers Leben
mungen, die er anklingen
ist nicht ganz arm gewesen, denn des Freundes Weib, das des
er kleinen Stücke entstanden
Gatten innere Leere erkannte und ihn verachtete, hat den Sonnen¬
st, des Leben der Künstler
schein hineingetragen, ist des armen Teufels Geliebte gewesen. Rade¬
in jene Sphäre, psycho¬
macher liegt im Sterben, und nun, da dieses elende Dasein sich dem
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Ende neigt, will er Abrechnung halten, will er dem einstigen Ge¬
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Lebendige Stunden“ ins Gesicht schleudern. Wie er ihm alles vorhalten, was er sagen
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weniger um ein Erlebnis, Aber dann kommt Weihgast, und vor seiner banalen Freundlichkeit
absvielte, als um eine Er= und mitleidsvollen Milde hält Rademachers Ingrimm nicht stand:
war mehr theoretisch ge¬ aus der Verachtung, die er für des anderen Wesen empfindet, er¬
Wirkung auszuüben. Der wächst ihm ein höherer Gesichtsvunkt der ihn über kleinliche Rache¬
ie Mutter eines Künstlers, gelüste, über menschliche Schwäche hinaushebt. Das Wort bleibt
kenlager gefesselt ist, giebt ungesprochen, aber auch ungesprochen hat es Rademacher die innere
Befreiung gebracht, und friedlich lehnt er sich zurück und stirbt.
hn von dem seelischen Druck
„Die letzten Masken“ sind vielleicht das wertvollste der
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vier Stücke, sie wirken am unmittelbarsten und fanden auch den
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aber erfahren wir sie durch stärksten Erfolg Und mit einer tollen Satire klang dann der Abend
der sie dem Sohne erzählt harmonisch aus, mit dem Schwank „Litteratur“ der mit köst¬
licher Laune die Münchener Schriftsteller=Bohême schildert. Das
nen erlösenden Folgen illu¬
übermütige Werkchen gipfelt in einer originellen Enthüllung: ein
Schriftsteller und eine Schriftstellerin, die einst ein verschwiegenes
8 „Die Frau mit dem
illegitimes Glück genossen, habe ihre Erfahrungen von damals in
Frau eines Künstlers, mit
Romanen verwertet und haben beide in diesen Romanen auch ihren
ochte; noch schwankt sie in
ob sie ihm gewähren solle Brieswechsel von damals wörtlich zum Abdruck gebracht. So broht