16.1. Lebendige Stunden zuklus
box 21/2
Anglings, der sich!
wünsche, was er, Weichhold, für ihr thun könne. Gegenüber diesem I vollendete Darstellung jedes einzelnen durch die besten Künstler des
tt ein und findet
äußerlich so stattlichen, innerlich so erbärmlichen und unglücklichen
Deutschen Theaters, die genialen Meister Reinhardt, Sommerstorff,
en und bekennt
Patron verrauchen der Zorn und der Haß des Sterbenden. Er starrt
Bassermann, Fischer, Rittner, Frl. Triesch, brachte alle ihre Schön¬
r betrogene Gatte
ihn nur an, hört seinen Herzensergießungen schweigend zu und
heiten und Feinheiten zur vollen Geltung. Aber seltsam — sie
Schüler gehen.
duldet es, daß der Besuch mit ermunternden, herzlich klingenden
scheinen dennoch „Caviar fürs Volk“ zu bleiben. Bei der dritten
Hand des Be¬
Worten von ihm Abschied nimmt. Der ist genug gestraft für alle
Vorstellung am Dinstage schon war das Haus nur halb gefüllt.
wüthende Schmä¬
gegen mich begangenen Nichtswürdigkeiten und seinen falschen
Eines der schönsten und bedeutendsten Ereignisse in unserem
leibt kalt. Doch
Ruhm! sagt er sich, und beruhigt streckt er sich zum letzten
öffentlichen Musikleben war der „Beethovenabend“ des Stern'schen
das Opfer seiner
Schlummer nieder.
Vereins am Montag in der Philharmonie. Mit dessen Sänger¬
tsetzen über die
Das vierte Stück, „Literatur" betitelt, ist ein lustiger
chor, dem Philharmonischen Orchester und den Solisten Frau
n dieser Stellung
Schwank. Ein wiener Baron und Sportsmann hat in München
Herzog, Frau Gmeiner, den Herren Eweyk und Fischer brachte
endet sein Bild,
in der Künstler= und Schriftsteller=Bohème ein munteres Mädchen
Professor Gernsheim die „Neunte Symphonie“ in ganz wunder¬
Situation, das
gefunden, das er da heraus und mitgenommen hat und ernstlich zu
voller Weise zur Ausführung. Im ersten Theile des Concertes
zu haben meint.
heirathen gedenkt. Nur eines verlangt er von der Geliebten: sie dürfe
aber hörten wir die Ouverture zur „Weihe des Hauses“ die beiden von
r. Das Mittag¬
nie wieder Dichtungen schreiben und drucken lassen, da der erschienene
Frau Herzog bezaubernd gesungenen Klärchenlieder aus" Egmont“ und
in die Gallerie.
ältere Band Gedichte von ihr die compromittirendsten Dinge und
eine fast unbekannte Arie „Die schöne Schusterin“ voll reizender,
selhaften Traum¬
Bekenntnisse enthält. Als sie ihm gestehen muß, sie habe neuerdings!
schalkhafter Grazie und Anmuth, den prächtigen Derwischchor und den
bedanken gebracht,
einen Roman geschrieben, der bereits im Druck befindlich, ja wahr¬
gemischten Chor „Schmückt die Altäre“ aus den „Ruinen von Athen“.
ingeflößt. „Ich
scheinlich schon erschienen sei, übermannt ihn der Zorn, und er eilt
Der ganze Abend bot eine Kette der edelsten und erlesensten
lächelnd. Sie
davon mit der Drohung, nicht wieder zu der Geliebten zurückzu¬
musikalischen Genüsse. Die am tiefsten ergreifende, hinreißendste
Forhang fällt.
kehren. In seiner Abwesenheit erscheint sein münchener Vorgänger
und erhabendste Wirkung aber verdankten wir wie immer der
nkenhauses spielt
bei der einstigen Freundin, zu der es ihn, trotz alledem und
„Neunten“, der unergründlich herrlichen und gewaltigen Schöpfung
von allen. Ein
alledem, wieder hingezogen hat. Er bringt ihr seinen neuen, eben
des herrlichsten und gewaltigsten aller Tondichter.
fzig Jahre alter
erschienenen Roman mit. Sie erzählt ihm von dem ihrigen und
Am nächstfolgenden Abende versammelte sich die Grünfeld¬
ssen seine letzte
gesteht, daß sie alle zwischen ihnen beiden gewechselten Liebes¬
Gemeinde vollzählig auf den gewohnten Plätzen in der Sing¬
ermeintlich schon
briefe darin aufgenommen habe. „Unglückliche, wo hast Du denn
akademie, um dem zweiten Abonnementsconcerte des allbeliebten
vergebens mit
die von Dir an mich geschriebenen herbekommen?" „Die habe ich
Cellisten beizuwohnen. Sein wiener Bruder, der mindestens ebenso
n. Ebensowenig
ja vorher aufgesetzt,“ ist die Antwort. Alle diese leidenschaftlichen
gefeierte Pianist Alfred Grünfeld, und die anmuthige Sängerin
eiß, das seine
Episteln, auch die angeblichen in tiefer Nacht („mir fallen die
Frl. Stägemann aus Leipzig waren zur Unterstützung herbeigeeilt.
rzt, ihm einen
Augen zu"!) geschriebenen, waren vorher entworfen. Er fällt aus
Der hiesige Kammermusiker Herr Hasse verband sich mit den Brüdern
Eöhe gekommenen
allen seinen Himmeln. Und die Sache ist noch schlimmer
Grünfeld und dem Geiger Zajic zur Ausführung des hier erst einmal
Ppreis vor seinem
für ihn, denn auch in seinem Romane, von dem er ein
durch das Böhmische Streichquartett gespielten Esdur=Quartetts
Affen. Der Arzt
gedrucktes Exemplar mitbringt, sind dieselben Briefe aufgenommen.
von Dvorak. Die junge Sängerin trug mit zarter, reizvoller
ks. Der Schau¬
„Und wo haft Du denn die von Dir an mich geschriebenen!
Stimme, mit feiner Empfindung und liebenswürdiger Grazie
dringt in den
herbekommen?“ fragte die ehemalige Geliebte entsetzt.
— „Ich
Lieder von Schubert, Schumann, Liszt, Linke u. a. vor. Zajic,
Kothwendiges mit
habe sie abgeschrieben, ehe ich sie absendete,“ ist die Antwort. Das
Alfred und Heinrich Grünfeld glänzten mit der meisterlichen Aus¬
er es denn auch
Unheil ist geschehen, und kein Ausweg zeigt sich. Obenein kehrt
führung glücklich ausgewählter kleinerer Concertstücke deutscher,
eitlen, hohlen,
der Baron zurück. Der Fremde stellt sich vor und überreicht ihm
italienischer und französischer Componisten und ernteten den ge¬
iner ganzen Er¬
sein Werk. Und da kommt es heraus, das jener eben das erste
wohnten herzlichen Beifall. Wie immer aber waren nicht wenige
as Leben zu ver¬
Exemplar ihres Romanes gekauft hat und es lesen will. Da
Hörer genöthigt, das Concert schon vor dem Schlusse zu verlassen,
mnisses, daß des
greift die Verfasserin zu einem heroischen, auf seiien kurzen Ver¬
da sie verpflichtet waren, direct von der Singakademie noch in
und bewundert
stand berechneten Mittel. Sie entreißt ihm den Band und wirft
späte Abendgesellschaften zu eilen, um dort zunächst nur wieder ein
Sterbenden Ge¬
ihn in die Flammen des Kamins. „Du sollst Dich nicht mehr über
neues Concert beginnen und noch einmal ein bis zwei Stunden
zunächst eine
meine Dichtungen ärgern. Ich vernichte mein Buch.“ Und er
Musik zu hören. Aber wenn es so gute und von so eminenten
wohei er den
schließt sie, von diesem Opfer gerührt, in die Arme und vergißt,
Geigern, Pianisten, Sängern und Sängerinnen vorgetragene ist,
In einer köstlichen
daß bald tausend andere Abdrucke circuliren werden. Sein Vor¬
wie ich sie noch in jener Nacht in einem befreundeten Hause als
Sonnenthal's zu
gänger giebt lachend seinen Segen zu der Versöhnung, und der
Einleitung zu einem der glänzendsten und geschmackvollsten Zauber¬
Hende Invectiven
Vorhang fällt.
feste unter allen je von mir erlebten zu genießen bekam, so
ist die Probe
Man kann gegen diese Einacter eine Legion von begründeten
läßt sich auch das ertragen. Man darf nur keine Nerven, aber
n Pelz als vor¬
Einwänden erheben. Sie bleiben trotzdem ganz eigenartig und
einen gesunden geistigen Magen haben.
lich, warum ihn
kühn erfundene, den Zuschauer unwiderstehlich in ihren Bann
L. P.
was er von ihm ziehende und festhaltende, geist= und phantasievolle Dichtungen. Die!
box 21/2
Anglings, der sich!
wünsche, was er, Weichhold, für ihr thun könne. Gegenüber diesem I vollendete Darstellung jedes einzelnen durch die besten Künstler des
tt ein und findet
äußerlich so stattlichen, innerlich so erbärmlichen und unglücklichen
Deutschen Theaters, die genialen Meister Reinhardt, Sommerstorff,
en und bekennt
Patron verrauchen der Zorn und der Haß des Sterbenden. Er starrt
Bassermann, Fischer, Rittner, Frl. Triesch, brachte alle ihre Schön¬
r betrogene Gatte
ihn nur an, hört seinen Herzensergießungen schweigend zu und
heiten und Feinheiten zur vollen Geltung. Aber seltsam — sie
Schüler gehen.
duldet es, daß der Besuch mit ermunternden, herzlich klingenden
scheinen dennoch „Caviar fürs Volk“ zu bleiben. Bei der dritten
Hand des Be¬
Worten von ihm Abschied nimmt. Der ist genug gestraft für alle
Vorstellung am Dinstage schon war das Haus nur halb gefüllt.
wüthende Schmä¬
gegen mich begangenen Nichtswürdigkeiten und seinen falschen
Eines der schönsten und bedeutendsten Ereignisse in unserem
leibt kalt. Doch
Ruhm! sagt er sich, und beruhigt streckt er sich zum letzten
öffentlichen Musikleben war der „Beethovenabend“ des Stern'schen
das Opfer seiner
Schlummer nieder.
Vereins am Montag in der Philharmonie. Mit dessen Sänger¬
tsetzen über die
Das vierte Stück, „Literatur" betitelt, ist ein lustiger
chor, dem Philharmonischen Orchester und den Solisten Frau
n dieser Stellung
Schwank. Ein wiener Baron und Sportsmann hat in München
Herzog, Frau Gmeiner, den Herren Eweyk und Fischer brachte
endet sein Bild,
in der Künstler= und Schriftsteller=Bohème ein munteres Mädchen
Professor Gernsheim die „Neunte Symphonie“ in ganz wunder¬
Situation, das
gefunden, das er da heraus und mitgenommen hat und ernstlich zu
voller Weise zur Ausführung. Im ersten Theile des Concertes
zu haben meint.
heirathen gedenkt. Nur eines verlangt er von der Geliebten: sie dürfe
aber hörten wir die Ouverture zur „Weihe des Hauses“ die beiden von
r. Das Mittag¬
nie wieder Dichtungen schreiben und drucken lassen, da der erschienene
Frau Herzog bezaubernd gesungenen Klärchenlieder aus" Egmont“ und
in die Gallerie.
ältere Band Gedichte von ihr die compromittirendsten Dinge und
eine fast unbekannte Arie „Die schöne Schusterin“ voll reizender,
selhaften Traum¬
Bekenntnisse enthält. Als sie ihm gestehen muß, sie habe neuerdings!
schalkhafter Grazie und Anmuth, den prächtigen Derwischchor und den
bedanken gebracht,
einen Roman geschrieben, der bereits im Druck befindlich, ja wahr¬
gemischten Chor „Schmückt die Altäre“ aus den „Ruinen von Athen“.
ingeflößt. „Ich
scheinlich schon erschienen sei, übermannt ihn der Zorn, und er eilt
Der ganze Abend bot eine Kette der edelsten und erlesensten
lächelnd. Sie
davon mit der Drohung, nicht wieder zu der Geliebten zurückzu¬
musikalischen Genüsse. Die am tiefsten ergreifende, hinreißendste
Forhang fällt.
kehren. In seiner Abwesenheit erscheint sein münchener Vorgänger
und erhabendste Wirkung aber verdankten wir wie immer der
nkenhauses spielt
bei der einstigen Freundin, zu der es ihn, trotz alledem und
„Neunten“, der unergründlich herrlichen und gewaltigen Schöpfung
von allen. Ein
alledem, wieder hingezogen hat. Er bringt ihr seinen neuen, eben
des herrlichsten und gewaltigsten aller Tondichter.
fzig Jahre alter
erschienenen Roman mit. Sie erzählt ihm von dem ihrigen und
Am nächstfolgenden Abende versammelte sich die Grünfeld¬
ssen seine letzte
gesteht, daß sie alle zwischen ihnen beiden gewechselten Liebes¬
Gemeinde vollzählig auf den gewohnten Plätzen in der Sing¬
ermeintlich schon
briefe darin aufgenommen habe. „Unglückliche, wo hast Du denn
akademie, um dem zweiten Abonnementsconcerte des allbeliebten
vergebens mit
die von Dir an mich geschriebenen herbekommen?" „Die habe ich
Cellisten beizuwohnen. Sein wiener Bruder, der mindestens ebenso
n. Ebensowenig
ja vorher aufgesetzt,“ ist die Antwort. Alle diese leidenschaftlichen
gefeierte Pianist Alfred Grünfeld, und die anmuthige Sängerin
eiß, das seine
Episteln, auch die angeblichen in tiefer Nacht („mir fallen die
Frl. Stägemann aus Leipzig waren zur Unterstützung herbeigeeilt.
rzt, ihm einen
Augen zu"!) geschriebenen, waren vorher entworfen. Er fällt aus
Der hiesige Kammermusiker Herr Hasse verband sich mit den Brüdern
Eöhe gekommenen
allen seinen Himmeln. Und die Sache ist noch schlimmer
Grünfeld und dem Geiger Zajic zur Ausführung des hier erst einmal
Ppreis vor seinem
für ihn, denn auch in seinem Romane, von dem er ein
durch das Böhmische Streichquartett gespielten Esdur=Quartetts
Affen. Der Arzt
gedrucktes Exemplar mitbringt, sind dieselben Briefe aufgenommen.
von Dvorak. Die junge Sängerin trug mit zarter, reizvoller
ks. Der Schau¬
„Und wo haft Du denn die von Dir an mich geschriebenen!
Stimme, mit feiner Empfindung und liebenswürdiger Grazie
dringt in den
herbekommen?“ fragte die ehemalige Geliebte entsetzt.
— „Ich
Lieder von Schubert, Schumann, Liszt, Linke u. a. vor. Zajic,
Kothwendiges mit
habe sie abgeschrieben, ehe ich sie absendete,“ ist die Antwort. Das
Alfred und Heinrich Grünfeld glänzten mit der meisterlichen Aus¬
er es denn auch
Unheil ist geschehen, und kein Ausweg zeigt sich. Obenein kehrt
führung glücklich ausgewählter kleinerer Concertstücke deutscher,
eitlen, hohlen,
der Baron zurück. Der Fremde stellt sich vor und überreicht ihm
italienischer und französischer Componisten und ernteten den ge¬
iner ganzen Er¬
sein Werk. Und da kommt es heraus, das jener eben das erste
wohnten herzlichen Beifall. Wie immer aber waren nicht wenige
as Leben zu ver¬
Exemplar ihres Romanes gekauft hat und es lesen will. Da
Hörer genöthigt, das Concert schon vor dem Schlusse zu verlassen,
mnisses, daß des
greift die Verfasserin zu einem heroischen, auf seiien kurzen Ver¬
da sie verpflichtet waren, direct von der Singakademie noch in
und bewundert
stand berechneten Mittel. Sie entreißt ihm den Band und wirft
späte Abendgesellschaften zu eilen, um dort zunächst nur wieder ein
Sterbenden Ge¬
ihn in die Flammen des Kamins. „Du sollst Dich nicht mehr über
neues Concert beginnen und noch einmal ein bis zwei Stunden
zunächst eine
meine Dichtungen ärgern. Ich vernichte mein Buch.“ Und er
Musik zu hören. Aber wenn es so gute und von so eminenten
wohei er den
schließt sie, von diesem Opfer gerührt, in die Arme und vergißt,
Geigern, Pianisten, Sängern und Sängerinnen vorgetragene ist,
In einer köstlichen
daß bald tausend andere Abdrucke circuliren werden. Sein Vor¬
wie ich sie noch in jener Nacht in einem befreundeten Hause als
Sonnenthal's zu
gänger giebt lachend seinen Segen zu der Versöhnung, und der
Einleitung zu einem der glänzendsten und geschmackvollsten Zauber¬
Hende Invectiven
Vorhang fällt.
feste unter allen je von mir erlebten zu genießen bekam, so
ist die Probe
Man kann gegen diese Einacter eine Legion von begründeten
läßt sich auch das ertragen. Man darf nur keine Nerven, aber
n Pelz als vor¬
Einwänden erheben. Sie bleiben trotzdem ganz eigenartig und
einen gesunden geistigen Magen haben.
lich, warum ihn
kühn erfundene, den Zuschauer unwiderstehlich in ihren Bann
L. P.
was er von ihm ziehende und festhaltende, geist= und phantasievolle Dichtungen. Die!