II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 204

box 21/2
16.1. Lebendige Stunden Zuklus
begeben muß; sie darf ohne Zumme! bengt sich dem stethensseinblichen Joche nicht: Wenn Ale un leger er ist, nicht von Am. Ain Hondesilüiter gestern erwahnten
kein neues Anlehen aufnehmen. Redner ##eu werden, wir bleiben ewig treu! (Stürmischer Beifall!) Revolverjournalisten den Artikel erhalten habe, der Incorrectheiten
finden vielleicht gerade im joup hinenschenfreundliche Arzt kann es nicht über sich bringen,] und Weihgaft oben gesagt wurde, ist zum geringen Theile
t hat, wo unablässig das Lebenndem Sterbenden diesen letzten Wunsch abzuschlagen, und in dem Stück enthalten; das Meiste muß man sich hinzu¬
ngewirkt hat — welcher stets)be¬ geht selbst Weihgast holen, den er zufälligerweise persön¬
denken. Das Drama des Journalisten, das seit Langem
Charaktere und die Erscheinzngen
lich kennt. Währenddem hält Florian Jackwerth, der Co¬
reif ist, geschrieben zu werden, ist nur mit flüchtiger Hand
sen — und welcher in Tausenden
mödiant, mit Rademacher eine Art Generalprobe ab, da¬
angedeutet. Allerdings, im Einacter mangelt der Raum zur
m Tage entstanden, mit dem Tage
mit dieser nur ja nichts vergißt von Allem, was er zu
Ausbreitung und zur Vertiefung, und die Einacter=Kunst
ie Persönlichkeit kundgegeben hat,
sagen hat. O, es sind zerschmetternde Worte. Weihgast's
kann eben nicht mehr sein als eine Kunst der Andemungen.
cum nicht begriffen hat, weil das
Glück wird in Trümmer gehen bei diesem Besuche im
Darum soll aber ein Dichter der nach dem Höchsten strebt,
ndheit für die Persönlichkeit nur
Hospital. Und er kommt. Er kommt in seinem eleganten
sich nicht damit begnügen, Einacter zu schreiben oder selbst
durch die Etikette „literarisch“
Pelze, mit seinem glänzend gebügelten Cylinder. Er ist
Einacter=Cyklen. Und da Arthur Schnitzler berechtigt ist,
d weil es heutzutage nun ein¬
voll herablassender Freundlichkeit. Wie traurig, den
nach dem Höchsten zu streben — da er vor fast allen
6
der Journalismus nicht zur
Jugendfreund so wiederzufinden: Aber es hätte nicht da¬
Dramatikern seiner Generation den Vorzug hat, daß
der Weihgast hingegen hat alle
hin zu kommen brauchen. Er hätte in jeder Weise zur
er ein geistvoller Mann und ein Poet ist —
er keine Zeitungsartikel geschrieben
Verfügung gestanden. Und noch jetzt ist er bereit, Alles
da seine Technik, wie seine neuen Werke zeigen,
r Theaterstücke, weil er die Ge¬
zu chun, was in seinen Kräften steht. Er wird Billette
zur
vollen Reife gediehen ist
diese
in seinen Romanen oder in seinen
zu seiner nächsten Première schicken, obwol das Blatt, dem
neuen Werke wieder einmal den größten Erfolg der
des Publicums zu treffen, und
Rademacher angehört, sich gar nicht freundlich gegen ihn
Saison am „Deutschen Theater“ davongetragen haben, und
als Romancier oder Dramatiker
benimmt. Und wenn er mit Geld dienen kann, so soll
da Talent und Erfolg Verpflichtungen auferlegen, so ist
ist, für die Armseligkeit seiner
Rademacher sich nur ja keinen Zwang auferlegen. Rade¬
jetzt die Zeit gekommen, wo der Autor der „Lebendigen
Flachheit seiner Weltanschauung
macher hat mehrmals die Lippen geöffnet, als wolle er
Stunden“ wird versuchen müssen, in einem Drama großen
finden. Rademacher, der Jour¬
reden. Doch er bringt nur gleichgiltige Worte heraus. Was
Styls etwa# vom Geiste unserer Zeit zum Ausdrucke zu
Schriftsteller — es ist selbstver¬
er sagen wollte, bleibt ungesagt; und Weihgast geht und
bringen. Das nn ein Schauspiel oder auch ein Lustspiel
sich für Weihgast entschieden hat.
kann es sich nicht erklären, warum Rademacher ihn hat
sein. Der vierte, so viel belachte Einacter des Cyklus, der
erkt, daß da ein Unrecht ge
rufen lassen. Florian Jackwerth, der Comödiant, eilt durch
Schwank „Literatur“ der eine glänzende komische Begabung
emand hat es bemerkt: Weih¬
die Thür, in höchster Spannung. „Also, was ist gewesen?
zeigt (es ist leider nicht mehr Raum genug, um auch
Nichtigkeit und Hohlheit ihres Es zeigt sich, daß gar nichts gewesen ist. Florian Jack¬
dieses Stück ausführlich zu behandeln), weist eher auf den
erkannt, daß der Andere, der werth ist verblüfft. „Wie? Sie haben ihn gehen lassen?“
Weg des Lustspiels. Jedenfalls schuldet uns Arthur Schnitzler
in echter Mensch war, und sie ist Und Rademacher sagt: „Was hab' ich mit ihm zu schaffen?
nach seinem anmuthreichen Jugenddrama „Liebelei“ jetzt das
bei Jahre lang. Und wie Rade¬
Was geht mich sein Glück, was geh'n mich seine Sorgen
starke Werk seiner Mannesjahre. In diesem Werke wird seine
Stunden das Alles bedenkt; wie
an? Was haben wir Zwei mit einander zu reden ge¬
Kunst sich auch von den Liebeleien freimachen (müssen, in
es Jugendfreundes vergleicht;
habt? He! Was?“ .. Was hat Unsereiner mit den
denen sie, wie zum Theile wieder der jüngste Ein cter¬
hergegenwärtigt, in seinem schönen
Leuten zu schaffen, die morgen noch auf der Welt sein
Cyklus darthut, immer noch befangen ist. Arthur Schnitzler's
und dem Behagen der Familie
werden?“ Dann sinkt er in seinen Sessel zurück und stirbt.
Dichtungen handeln fast immer zunächst von einer Lieb¬
bst einsam und verlassen im Er hat geschwiegen, weil er den Tod so nahe fühlte. Es
schaft und von allem Andern nebenbei. Man könnte diese
n muß, da flammt der Haß in
kann keinen Haß mehr geben im Augenblicke des Todes.
Kunst unter Vari##ung einer bekannten Erklärung des
chsal keine Gerechtigkeit geübt Denn der Haß gehört zum Leben; und für denjenigen,
Wesens der Kunst definiren, als: „Un coin de la vie,
r will dem Andern seinen Un¬
der stirbt ist das Leben so unendlich gleichgiltig!
vu à travers une amourette“. Diese Art der Darstellung
Er will Abrechnung mit ihm
Dieses Stück hat eine besonders starke Wirkung aus¬
jedoch gibt ein unrichtiges Bild. Denn die Liebe, obwol
gen, jenes unverdiente Behagen,
geübt, weil es in seiner Handlung und in seinem Dialog,
sie eine nicht unwichtige Angelegenheit des Daseins bildet,
en durch die Worte: „Deine
der wieder reich ist an feinen und bedeutenden Worten,
ist doch immer nur eine Episode im Leben, während in
ewesen.“ Dieses Werk des Hasses
das Allermenschlichste berührt. Freilich wird aber Alles nur
Arthur Schnitzler's Schriften umgekehrt das Leben oft als
„Rufen Sie Weihgast zu mir,“
berührt. Die großen Probleme werden lediglich gestreift,
eine Episode in der Liebe erscheint.
zur Nachtvisite kommt. Der die Charaktere skizzenhaft umrissen. Was über Rademacher
Paul Goldmann.