II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 253

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16.1. Lebendige Stunden zyklus
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Hus
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den Berliner Theatern.
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(Januar—Ilärz 1902.)
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Banns von Zobeltitz.
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Deutsches Cheater: Es lebe das Leben“, Drama in 5 Akten von Hermann Suder¬
mann; „Lebendige Stunden“, vier Einakter von Arthur Schnitzler. Kgl. Schau¬
spielhaus: „Der Herr von Abadessa“, Abenteurerstück von Felix Dörmann.
(Abdruck verboten.)
Sast bei jedem neuen Bühnenwerk von Hermann Zuschauer schließlich doch fragen muß: hast du
Sudermann kommen die Herren Berufskritiker dir nichts einreden lassen? Denn die beiden
mit hundert „Wenn und „Aber“ — und die Herren Hauptträger der Handlung reden verteufelt klug,
Direktoren und Kassierer reiben sich vergnügt die oder, richtiger, der Dichter beliebt eine Dialektik,
Hände. Der Kassenerfolg, die lebhafte Anteil¬
die auch das Unglaubliche glaublich oder mindestens
nahme des Publikums bleibt ihnen und dem
möglich erscheinen läßt.
Dichter; ob Herr Sudermann freilich, wie ich ihn
„Es lebe das Leben“ spielt in den Kreisen
zu kennen glaube, mit diesem Erfolg allein zu¬
der konservativen Fraktion. Es bringt eine An¬
frieden ist, muß ich bezweifeln. Er ist ein ernster,
zahl Typen konservativer Parteimänner, die an
selbstkritischer Arbeiter, der schwer mit seinen Stoffen
sich lebenswahr, echt, interessant und, vielleicht mit
ringt, ein Werk niemals leichtfertig oder voreilig
Ausnahme einer kleinen Übertreibung, ohne Vor¬
in die Offentlichkeit gibt, sondern stets erst, wenn
eingenommenheit geschildert sind. Allerdings geben
er es nach allen Richtungen hin geläutert zu sie in ihrer Gesamtheit durchaus kein wahres
haben glaubt. Er will
Bild der konserva¬
stets sein Bestes geben.
tiven Partei oder gar
Eine ernste Arbeit er¬
der Parteileitung in —
fordert aber auch eine
unseren Pariamenten.
ernste Würdigung —
Dazu tragen sie alle
mag man sachlich zu¬
der eine freilich
stimmend oder ab¬
mehr, der andere we¬
lehnend urteilen.
niger
zu aus¬
Eines vor allem
schließlich ostelbischen
ist auch dem jüngsten
Charakter.
Drama Sudermanns
Im Mittelpunkt
„Es lebe das Leben“
des Dramas steht die
zuzugestehen: es ist
Gräfin Beate. Eine
fesselnd und inter¬
ungemein komplizierte
essant. Es gibt ein
Natur, von dem Autor
neues oder doch selten
augenscheinlich mit
behandeltes Milien
ganz besonderer Liebe
und eigenartige Cha¬
ausgestaltet, in ge¬
raktere; es ist mit
wissem Sinne ein
großem Geschick auf¬
Gegenstück zur Magda
gebaut. Trotzdem der
in seiner „Heimat“.
Vorwurf vielleicht
nur daß diese ungleich
mehr für eine epische,
geschlossener und ein¬
als für eine drama¬
heitlicher erscheint.
tische Behandlung ge¬
Was hat der Dich¬
eignet erscheint, gelang
ter nicht alles in die
es der überlegenen
Gräfin Beate hinein¬
Kunst des erfahrenen
geheimnist! Sie ist
Bühnenpraktikers, die
die Egeria der Partei,
Spannung bis zum
aber zugleich längst
Schluß zu erhalten —
über diese hinaus¬
freilich eben nur durch
gewachsen. Sie ist
Fräulein Luise Dumont als Gräfin Beate
so große Kunst, daß
überaus klug, gro߬
1 „Es lebe das Leben.“ (Deutsches Theater.)
sich der unbefangene
(Aufnahme von C. J. von Dühren, Berlin.)
geistig, edel, fein¬