II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 284

16. 1
C
Lebendige-stunden Zyklus
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Lisherige Jahlesiner.
Ein ähnliches Geseg wall auch en und in von zwei Millionen auszahlt, dagegen erhielt
der Schweiz nötig.
und morgen in ant
der Kongostaat noch die Subvention des Königs
Frankreich. Paris, 17. Januar. In der gest¬
Sie einmal. Sie werden auch einen O##z###
im Betrage von einer Million.
#rigen Kammersitzung meldete sich der Abgeord¬
Nachrichtendienst brauchen. (Mit einem ei
nete Gnieysse nochmals mit seiner Interpellation über
streifte er alle Offiziere, die ihn umgaben, #
die Rückberufung des Generals Geslin de
sich dann an einen von ihnen, der erst tags
einer sehr mühseligen Expedition zurückgekehn
Vergangenheit einen Aristokraten geangelt, sieht so ihr
matischen Zwillingsbruder die fettesten Bissen reichte.
Vorleben bloßgestellt; in der Furcht vor einem euro¬
kurrenten über, wo das höhere Honorar w
Da kein Redner für sie sorgte, mußten sie die Sache
nügender Ersatz war nicht auf der Stelle zu
päischen Skandal schleudert sie, die eben noch auf ihre
allein in die Hand nehmen. Also giengen sie hin und
Schriftstellerei nicht verzichten zu können meinte, das
so mußte er unzulänglichere Kräfte hinaus
gründeten die Ueberbrettel. Sie erfanden schnell eine
Manuskript ihres Romans ins Feuer. Schnitzler kennt
der Zwischenzeit hatte er sich zwar ein
neue Schutzgöttin, die zehnte Muse. Am 18. Januar
sich als echter Wiener in dieser Welt der Bohémiens
bauen lassen, ein funkelnagelneues, mit allen
1901, am Tage der preußischen Zweijahrhundertfeier,
aus. Ein Witzwort jagt das andere; mit guter Laune
Schikanen, aber es lag in einer so unmöglich
wurde sie in der Eröffnungsvorstellung des „Bunten
läßt er von diesen Karikaturen seine ernsthaften Ge¬
das das die Theaterbesucher nicht ermutigte.
Theaters“ unter Leitung Ernst von Wolzogens auf
len jetzt die Dichter; ihm fehlen die Darste
stalten ein wenig persiflieren. „II est grand dans son
den Thron erhoben. Ein halbes Jahr lang hatte sie
genre, mais son genre n’est pas grand“. Das Deutsche
fehlt das beifallsfreudige Publikum, das an
ungeahnten Zulauf. Sie gieng bald auf Reisen und
Theater, das eine ausgezeichnete Aufführung bot, hat
willig auf seine Absichten einging. Es kann
auch außerhalb Berlins schien ihr der Erfolg treu zu
mit diesen Spielsachen feinster Schnitzerei (man wäre
eine Frage der Zeit sein, wie lange er es
bleiben. Herr von Wolzogen war im Handumdrehen
fast versucht, „Schnitzlerei“ zu sagen) in diesem Winter
Konstellation aushält — wenn er nicht vor
ein reicher Mann geworden.
unseres Mißvergnügens seinen ersten Treffer gezogen.
mäde wird und sein Scepter niederlegt. Er
Das lockte die Nachahmer. Kaum hatte ein Unter¬
Von zwei Nieten ist in aller Kürze zu melden. Georg
zu recht verzweifelten Maßregeln, um die #
nehmen seine Daseinsberechtigung erwiesen, so hielten
Reicke hat sich mit unzulänglichem Können an „die
Aufmerksamkeit zu stacheln: so will er jetzt y
sich zehn andere für befugt, in die Oeffentlichkeit hin¬
schöne Melusine“ herangewagt. Dieses Fischweib,
ner Faschingsredoute am Ufer der Spree
auszutreten. Zum Glück ward auch hier nicht so heiß
eine Lieblingsgestalt der Romantiker, ist nicht Mensch
Berlin hat bekanntlich nie einen Fasching be
gegessen wie gekocht, d. h. es blieben uns mehrere die¬
noch Fisch. Die Leute übernehmen sich an Worten und
ist zu kritisch veranlagt, um ihn je zu be
ser geplanten Ueberbrettl, Cabarets, Künstlervereini¬
halten es mehr oder minder für ihre einzige Aufgabe,
Norddeutsche mit seiner schärferen Beobach
gungen oder wie sie sonst heißen mögen, erspart.
die guten Verse anderer ins Banale hinabzuzerren. Die
und seinem kühleren Temperament eignet sich
Immerhin war die Zahl derer, die sich nicht schrecken
mangelnde Fähigkeit des Gestaltens hat auch dem Lyriker
harmlosen Maskenscherz. Herr v. Wolzog#
ließen, beträchtlich genug, und Berlin schien nicht genug
Rainer Maria Rilke einen üblen Streich gespielt, da
viel zu guter Kenner des Münchner Lebens,
Säle zu haben, um all diese Variêtés zu beherbergen.
er seinen ersten dramatischen Gehversuch, „Das täg¬
zu wissen, daß es sich nicht importieren läßt
Unter solchen Umständen konnte die Uebersättigung nicht
liche Leben“ unternahm. Alle Stimmunggebung
dunkle Gerstensaft. Münchner Redoute in
lange auf sich warten lassen. Eine Sache, die so schnell
wirkt im Reich der Kulisse leicht als Stimmungsmache,
nickerstraße, wo das unverfälschte Berlinert#
in Mode gekommen war, mußte eigentlich noch schneller
wenn ihr die Elemente des Handwerksmäßigen fehlen.
„wär' der Gedank' nicht so verwünscht geschei
aus der Mode kommen. Das Publikum war zu seinen
So mußte er, der unentwegt lyrisch sein wollte, auf der
Nach Wolzogen stellte sich Detlev v. Lil
alten Göttern, zur Bühne und zur Spezialitätenbühne,
Bühne kläglich Schiffbruch leiden.
in den Dienst der zehnten Muse. Er ließ sich
zurückgekehrt. Und selbst das Ur=Ueberbrettl, das in
An der Lyrik sollte der Dramatik eine Konkurrentin
Hergabe seines freiherrlichen Namens taus
der Gunst der Menge festsaß, litt unter der Ungunst
werden. In dem Gedanken schmeichelten sich die geistigen
monatlich bezahlen — diese Verhältnisse w
des Massenangebots. Die bewährtesten Kräfte, die nur
Väter der Ueberbrettelei. Deutschland war lange genug
einfach ziffernmäßig, mit der ganzen Realistik
dem Managertalent des Herrn v. Wolzogen ihren rasch
eingeschlossen ist, berichtet sein —, übernahm
für die Lyriker eine Stiefmutter, während es dem dra= erworbenen Ruf dankten, gingen in das Lager der Kon= kung eines Ueberbrettls und trug eigene Ged