II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 285

16. 1
S
Lebendige Junden zyklus
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Asherige Jahlesinere
von zwei Millionen auszahlt, dagegen erhielt
und morgen in aur. —
der Kongostaat noch die Subvention des Königs
Sie einmal. Sie werden auch einen Oinzu.
im Betrage von einer Million.
Nachrichtendienst brauchen. (Mit einem einzigen Blick
Der König serost soll sich trzlch i basen Stnee
streifte er alle Offiziere, die ihn umgaben, und wandte
ausgesprochen haben.
sich dann an einen von ihnen, der erst tags vorher von
Pest, 19. Januar. Bei Landvermessungs¬
einer sehr mühseligen Expedition zurückgekehrt war, mit! arbeiten in Also=Idees wurde ein Stuhlrichter
matischen Zwillingsbruder die settesten Bissen reichte,
kurrenten über, wo das höhere Honorar winkte. Ge¬
Da kein Redner für sie sorgte, mußten sie die Sache
wofür ihn das Publikum anzischte, nur den Recitator,
nügender Ersatz war nicht auf der Stelle zu beschaffen;
allein in die Hand nehmen. Also giengen sie hin und
nicht etwa die Gedichte. Lautlos ist er seitdem von der
so mußte er unzulänglichere Kräfte hinausstellen. In
Bildfläche verschwunden.
gründeten die Ueberbrettel. Sie erfanden schnell eine
der Zwischenzeit hatte er sich zwar ein neues Heim
neue Schutzgöttin, die zehnte Muse. Am 18. Januar
Nicht besser ergeht es der Künstlervereinigung
bauen lassen, ein funkelnagelneues, mit allen modernen
1901, am Tage der preußischen Zweijahrhundertfeier,
„Schall und Rauch“. Schauspieler des Deutschen
Schikanen, aber es lag in einer so unmöglichen Gegend,
wurde sie in der Eröffnungsvorstellung des „Buni
Theaters haben sie ins Leben gerufen; ihre Veranstal¬
das das die Theaterbesucher nicht ermutigte. Ihm feh¬
Theaters“ unter Leitung Ernst von Wolzogens auf
tungen vor geladenem Publikum waren der Höhepunkt
len jetzt die Dichter; ihm fehlen die Darsteller; ihm
den Thron erhoben. Ein halbes Jahr lang hatte sie
des Ulks, ein Gipfel der Frohlaune und Ausgelassen¬
fehlt das beifallsfreudige Publikum, das anfänglich so
ungeahnten Zulauf. Sie gieng bald auf Reisen und
heit. In dem Augenblick, da sie zur ständigen Einrich¬
willig auf seine Absichten einging. Es kann nur noch
auch außerhalb Berlins schien ihr der Erfolg treu zu
tung wurden, war der Zauber fort. Nun spielt die
eine Frage der Zeit sein, wie lange er es bei dieser
bleiben. Herr von Wolzogen war im Handumdrehen
denkbar mäßigste Truppe in einem wundervollen Saal
Konstellation aushält — wenn er nicht vorher amts¬
ein reicher Mann geworden.
„Unter den Linden“ die denkbar mäßigsten Einakter.
müde wird und sein Seepter niederlegt. Er greift schon
Das lockte die Nachahmer. Kaum hatte ein Unter¬
Ein gähnend leerer Zuschauerraum, frostig leere Rei¬
zu recht verzweifelten Maßregeln, um die erschlaffende
nehmen seine Daseinsberechtigung erwiesen, so hielten
mereien! Hier ist die Gestalt des Serenissimus, jenes
Aufmerksamkeit zu stacheln: so will er jetzt die Münch¬
sich zehn andere für befugt, in die Oeffentlichkeit hin¬
Herrschertrottels aus dem „Simplicissimus“, zu Hause.
ner Faschingsredoute am Ufer der Spree einführen.
auszutreten. Zum Glück ward auch hier nicht so heiß
Aber selbst dieser gute Einfall wirkt, da er Abend für
Berlin hat bekanntlich nie einen Fasching besessen und
gegessen wie gekocht, d. h. es blieben uns mehrere die¬
Abend zu Tode gehetzt wird, auf die Dauer unsäglich
ist zu kritisch veranlagt, um ihn je zu besitzen. Der
albern.
ser geplanten Ueberbrettl, Cabarets, Künstlervereini¬
Norddeutsche mit seiner schärferen Beobachtungsgabe
gungen oder wie sie sonst heißen mögen, erspart.
Zuletzi kam Otto Julius Bierbaum, der be¬
und seinem kühleren Temperament eignet sich nicht zum
Immerhin war die Zahl derer, die sich nicht schrecken
kannteste der modernen Lyriker. Dem „lustigen Ehe¬
harmlosen Maskenscherz. Herr v. Wolzogen ist ein
ließen, beträchtlich genug, und Berlin schien nicht genug
mann“ hat er seine Popularität zu verdanken. Schnell
viel zu guter Kenner des Münchner Lebens, um nicht
Säle zu haben, um all diese Variêtés zu beherbergen.
mußte sie fruchtbar, ich könnte auch sagen: klingend ge¬
zu wissen, daß es sich nicht importieren läßt, wie der
Unter solchen Umständen konnte die Uebersättigung nicht
macht werden, obwohl uns der Klingklang der Verse
dunkle Gerstensast. Münchner Redoute in der Köpe¬
lange auf sich warten lassen. Eine Sache, die so schnell
schon auf die Nerven gefallen war. Auch ihn gelüstete
nickerstraße, wo das unverfälschte Berlinertum haust:
in Mode gekommen war, mußte eigentlich noch schneller
es, Theaterdirektor zu werden. So entstand das Trianon¬
„wär' der Gedank' nicht so verwünscht gescheit“....
aus der Mode kommen. Das Publikum war zu seinen
Theater. Es sollte die Heimstätte der Lyrik werden. Zu
Nach Wolzogen stellte sich Detlev v. Lilieneron!
alten Göttern, zur Bühne und zur Spezialitätenbühne,
diesem Zwecke verlegte man es in einen Stadtbahnbogen
in den Dienst der zehnten Muse. Er ließ sich für die
zurückgekehrt. Und selbst das Ur=Ueberbrettl, das in
der Friedrichstraße. Oben rollt alle zwei Minuten ein
Hergabe seines freiherrlichen Namens tausend Mark
der Gunst der Menge festsaß, litt unter der Ungunst
Zug mit tückischem Gepolter, unten tändelt und spreizt¬
monatlich bezahlen — diese Verhältnisse wollen eben
des Massenangebots. Die bewährtesten Kräfte, die nur
sich die zersungene oder zertanzte Lyrik. So zeigte sich
einfach ziffernmäßig, mit der ganzen Realistik, die darin¬
dem Managertakent des Herrn v. Wolzogen ihren rasch
von vornherein das Unternehmen allen künstlerischen¬
eingeschlossen ist, berichtet sein —, übernahm die Lei¬
Gewissens bar. Dazu kam ein überlang gestreckter Saal,
erworbenen Ruf dankten, gingen iit das Lager der Kon= tung eines Ueberbrettls und trug eigene Gedichte vor, I der vielleicht als Reitbahn nicht geräumig genug wäre..
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