II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 324

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16.1. Lebendige Stunden zuklus
Telephon 12801.
Alex. Welgl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschil..
Ausschnitt
„OBSERYER“
Nr. 38
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/* Türkenstrasse 17.
Filiale in Budapest: „Figyeló“
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Ausschnitt aus:
Mls Tien
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Das zweite Ereigniß der Woche bildete das
Gastspiel des Berliner Deutschen Theaters im
Carl=Theater. Die berühmten Gäste brachten
einen Einactercyklus von Arthur Schnitzler,
und wir wollen gleich von vorneherein constatiren,
daß sowohl der genannte österreichische Autor wie
die Berliner Künstler einen vollen, ehrlichen Er¬
folg errungen haben, der um so erfreulicher ist
Für 50 Zeitu
100
im Hinblick auf die fortschreitende Entwicklung gsive
des hochbegabten Schriftstellers, wie auf die voll= rto.
500
te Darstellungskunst des von Director Doctor lbar
1000

Brahm so vorzüglich geschulten Personals, oraus.
im Gege
„Lebendige Stunden“ ohne todte Punkte, st das
Abonnement auf
die mögen in der Wirklichkeit gezählt sein. Die es den
Abonnenten frej
„Lebendigen Stunden“ bilden einen Cyklus von
Der „0ß vier Einactern, drei Schauspielen und einem
nd die
Inhaltsangabe
Schwanke. Die Wirkung der vier Stücke war „gen¬
blätter (Tag
nicht gleichmäßig, was übrigens mit vollster tung")
wodurch eine 1
Exactheit zu berechnen auch nicht gut möglich er= ftliche
Leben des In¬
scheint, aber auch das Gute kann gesteigert werden: e Mit¬
Stheilungen werd
gut, besser, am besten. In ihrer Gesammtheit
sollen die dramatisirten psychologischen Studien zu
dem Endergebniß führen, daß der Lebende immer
Recht behält, auch wenn er den Tod seinen geistigen
und sittlichen Zwecken dienstbar macht. Im ersten
Stücke, das den Gesammttitel trägt, vergiftet sich
eine seit Jahren qualvoll leidende Frau, weil sie
ihrem Sohne, einem poetisch schaffenden jungen
Mann, der an sich glaubt, wie auch die Mutter
an ihn glaubte, die Stimmung wiedergeben will,
um die ihn die trostlose Situation gebracht.
Einige Wochen nach dem Ableben der Mutter
erfährt er, daß sie ihren Tod aus dem erwähnten
Grunde beschleunigt hat und findet sich mit dem
Gedanken, daß sich die Mutter seiner Gemüthsruhe
geopfert habe, recht bald ab. Max Reinhardt
und Rudolf Bittner führten den in
glänzenden Worten zum Ausdruck gebrachten Ge¬
danken mit virtuoser Technik aus. Die Stim¬
mung im Publicum schlug jedoch trotzdem nicht
durch, was aber nur das etwas unerquickliche
Verhältniß zwischen dem jungen Poeten und dem
„Freunde“ der verstorbenen Mutter verschuldet
haben mag. Unvergleichbar größer war die Wirkung
des zweiten Schauspieles „Die Frau mit dem
Dolche", in welchem phantastisch angelegten
Stücke Schnitzler eine seiner schönsten Dich¬
tungen verwerthet. Es handelt sich um einen
Maler, der in dem Augenblicke, da seine Gattin
vor seinen Augen ihren Liebhaber ersticht, die
richtige Pose für sein Bild: Die Frau mit dem
Dolche“ erfaßt. Das Ganze ist als Delirium einer
Dame dargestellt, die sich mit ihrem Geliebten in
1 einer Bildergalerte ein Stelldichein gegeben. Irene