II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 333

n
Ausschnitt aus:

N 1772
Das Gastspiel des „Deutschen Theaters.
Im Karltheater eröffnete am 6. d. das
„Deutsche Theater“ aus Berlin sein dies¬
jähriges Gastspiel mit Arthur Schnitzlers vier Einaktern
„Lebendige Stunden", „Die Frau mit.,
dem Dolche“
„Die letzten Masken" und
„Literatur.“
Für
Der Inhalt dieser außerhalb Wiens schon vielfach jnelusive
aufgeführten Stücke darf als bekannt vorausgesetzt werden.
Porto.

Das erste ist voll feiner Stimmung, die in der Dar= Zahlbar
stellung auch gut herauskam. Mit großer Kunst hat im Voraus.
n
1 Schnitzler Repräsentanten zweier verschiedener Lebens¬
auffassungen gestaltet. Wenn wir auch dem alten Freunde itte ist das
stcht es d.:
Abom der in einen freiwilligen Opfertod gegangenen Frau die adern.
Abom stärkere Sympathie zuwenden, so können wir doch dem
Sohne die Berechtigung seiner Anschauung nicht ganz/sthaltend
absprechen — vorausgesetzt, daß er sich nicht als posieren= Morge
Inha
der Schwächling erweist. Rudolf Rittner bewies durch ser Zeitung
die Diskretion seines Spieles, durch den Verzicht auf sthschaftlic
wodi
Lebe
allzu naheliegende Effekte volles Verständnis für seine.. Diese M
theil Rolle. Max Reinhardt brachte eine ungemein lebens¬
wahre, sympathische, in jedem Ton und jeder Be¬
wegung harmonische und echte Figur heraus.
In dem zweiten Stücke wurde der Autor von seinen
Darstellern einigermaßen im Stiche gelassen, am meisten
von Friedrich Kayßler, dem zum Liebhaber die
Gewandtheit und die Innerlichkeit fehlten. Auch Irene
Triesch blieb hinter ihrer Aufgabe zurück. Leidenschaft
und Hoheit scheinen ihr versagt zu sein Für die Rolle
des Remigio fand Albert Bassermann nicht den
zeisigen, überlegenen Ton. Aber auch in der vollkommensten
Darstellung würde „Die Frau mit dem Dolche“
l schwerlich einen reinen Eindruck machen. Die
juren sind etwas blutlos geraten, sie überzeugen nicht,
die leider unvermeidliche Störung, welche der wei¬
e Szenenwechsel herbeiführt, beeinträchtigt noch
überdies stark die Wirkung.
„Die letzten Masken“ hatten stärkeren Er¬
folgs Die Detailmalerei in der Schilderung der Szene,
und der Charakterisierung der Personen ist auf's glück¬
Fichste gelungen, die grotesken Gegensätze zwischen Leben
und Sterben, zwischen dem wahren Gesicht und der
Maske sind packend herausgearbeitet. Max Reinhardt
bot in dem Sterbenden, der in seiner letzten Stunde sich
an dem glücklicheren Jugendfreunde zu rächen sucht, in¬
dem er ihm die Maste herunterreißen will, dann aber
absteht, als er erfährt, zu welch geringem Glücke der
seine Maske trug, eine außerordentlich ergreifende
Leistung voll Innerlichkeit und Ausdruckskraft. Albert
Bassermann begieng den Fehler, seine Rolle zu
äußerlich anzulegen, man glaubte ihm nickt recht das
Unglücksgefühl, die Unbefriedigtheit und damit wurde es
auch nicht ganz verständlich, daß der Sterbende auf seine
Rache verzichtete. Innerhalt der einmal getroffenen An¬
lage aber führte der Schauspieler seine Rolle konsequent
und feinsinnig durch.
Das letzte der vier Stücke „Literatur“ ist wohl
das bühnengerechteste, und hatte auch den stärksten Erfolg.
Es ist voll Lehen und Wirklichkeit, voll Humor und
Satire, vortreffliche Beobachtungen sind bestens aus¬
gedrückt, die drei Figuren bis ins kleinste Detail charak¬
terisiert. Man sollte nach dieser Probe glauben, daß
Schnitzler auf dem Gebiete des fein satirischen Lust
spieles seine stärksten Erfolge erzielen wird. Die Dar¬
stellung war über jedes Lob erhaben. Irene Triesch
zeigte sich als Konversationsschauspielerin ersten Ranges,
Rudolf Rittner war ungemein echt und vermied auch
hier aufs glücklichste jede Uebertreibung, aber das Beste
brachte Albert Bassermann.
Der Beifall war sehr lebhaft, Schnitzler konnte
häufig danken. Der Applaus war stellenweise sogar
demonstrativ — man hörte eine Anklage heraus gegen
die Wiener Bühnen, zu denen das stärkste und feinste
dramatische Talent Oesterreichs mit diesen Stücken den
Weg nicht finden durfte.
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Ausschnitt
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Ausschnitt aus:
Waetieit sneg Klun kuht
vom 287 772
Das Gastspiel des Deutschen Theaters aus Berlin
wurde, wie immer, froh und freudig ausgenommen und
Schnitzlers „Lebendige Stunden“ besonders freudig
begrüßt. „Lebendige Stunden“ im engeren Sinne wurden leider
so undeutlich gesprochen, daß ich ohne die Bekanntschaft mit dem
Buche kaum gewußt hätte, um was es sich handelt. — Die Dar¬
stellung der „Frau mit dem Dolch“ war szenisch und schauspielerisch
durchaus unzulänglich, sodaß erst „Die letzten Masken“ und
noch mehr „Literatur“ zu voller Geltung kamen. In den
beiden letzten Einaktern gefiel besonders Herr Bassermann,
Für
im letzten Frl. Triesch. Ueberhaupt ließ die Darstellung des
vorletzten Einakters kaum etwas, die des letzten nichts zu le

.

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