16.1. Lebendige Stunden zuklus
box 21/3
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSERYER“
Nr. 6
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1.ünkenstrasse 12.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt austnshe-Anze-
Tebacken
vom:
9/6 440 1
ue
(Nachdruck verboten.)
Tkeit, dem Enthusiasmus die Thüren weit aufgemacht der Autor sich durch ein scharfes Feuill
hätte, damit der Künstler, der fünfzig Jahre am Burg=gemacht hatte; der kluge Dr. Brahm ##
::: Wiener Theaterbrief.
#theater glänzend gewirkt, doch auch bei seiner „in= Einakter den Wienern als gepfefferte #
Der wunderschöne Monat Mai, der Wonnemonat, timen“ Feier die Intimität mit seinen vielen Ver¬macht damit gute Geschäfte. Dennoch
hat diesmal gestreick.. Aus hätten wir schon übergenug sehrern und Freunden sichtbar genossen hätte. Aberbendigen Stunden“ nur teilweise einen
Poesie und soltet uns tim Alten genügen lossen be¬
„wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch den druck gemacht. Von jeher interessierte
Für
kamen alle Poet#####d Frühlingssänger Serien.
Verstand dazu“ und mit diesem altaristokratischen jungen Dichter die geheimnisvolle Linis
Warme Mäntek, Gamaschen, namentlich Regenschirme
Grundsa#schloß man die misera plebs von der In=ben und Tod. Mit einer Art von philo
traten an die Stelle von Lenzlüften, Blumendüften ktimität aus. Aber just Baumeister gegenüber wirktl nießen behandelt er das Thema von „S
2 1
und schwellenden Terzinen. Heinrich Heine selbst,
ksolch Unnatur doppelt befremdend. Wenn es je einen
sein“ und er weiß aus dem blühenden
wenn er noch lebte, hätte für Winterstrümpfe und ge=fnaiven Schauspieler gab, so ist es Baumeister, ein
Abonth
eine Art von Todesgenuß zu deduziere
Abom bratene Kastanien eher geschwärmt als für „mond¬
Mensch und Künstler, dessen Wesen und Kunst ohne
derer Stelle den kalten Tod energisch zu
scheintrunkene Lindenblüten“ oder „schluchzende Bül=Ueberlegung und abgrundtiefes Studium lediglich
sich nur dem prangenden Leben durstig
büls“ wenn er diesen kalten, nassen, griesgrämigen seinem wunderbaren Instinkte entspringt. Vielleicht
Arzt und Dichter — Schnitzler ist bek
Inhal Mai hätte besingen sollen. Aber die Bauernregel sagt:
ist seine ganze Kunst nichts anderes als die Ausgestal¬
blä
ziner — setzen wechselsweise die Virtuo
„Ist der Mai kühl und naß, füllt er Keller und Faß!“stung seiner Natur. Er weist weder Schule noch Tra¬
wodu
bensanschauung ein, beide mit starker
Lebei
Die Theaterdirektoren fanden, daß die Bauernpoesie dition auf, die Rollen, die er spielt, spielt er mit sei=erste Stück „Lebendige Stunden“, das
theil
die schönste Poesie sei, und jauchzend tranponierten sienem ureigensten Wesen, seine Liebe, sein Haß, sein!
den Namen giebt, ist quasi ein lever d
„Keller und Faß“ in Parquet, Logen und Gallerien,4 Zern, seine Gutmütigkeit spricht aus den verschiedenen
Prolog zu den folgenden Gaben und ma
die der kalte; nasse Mai in der That kräftig füllte. Das [Gestalten, er empfindet und handelt, wieelden Iskizzenhaften Eindruck. Das zweite „I
einzige Theater, das nicht gefüllt erschien, war das kempfinden und handeln müssen. Sein Talent suchtl dem Dolche“ ist ein Stück lebendig ge#
Burgtheater an dem Vormittag, als Baumeister's lund findet das Innerste, Tiefste der Charaktere und er
mantik, das durch breitere und tiefer
Jubiläum „imim“, gefeiert wurde. Warum Dr. shat das Größte, Erhabenste, Schwerste in der Kunst wohl auch mehr Bedeutung hätte gew
Schlenther bloß das Parquet öffnete und nur nominell gefunden — die Einfachheit. Hätte Schlenther ein! „Die letzten Masken“, das dritte Stück,
vorher angemeldeten Besuchern den Eintritt dorthin bischen über Baumeister nachgedacht, hätte er seine mistische Zurückschauen eines Sterbend
gewährte, ist unbegreiflich. Wäre es nicht der Feier
Bedeutung und sein Verhältnis zum Publikum richtig aufregenden Leben, dem der nahe Tod I
würdiger gewesen, wenn das Burgtheater weit auf sertannt, so wäre auch ihm das Beste, Einfachstel versöhnenden Schlußaccord verleiht. An
gemacht worden wäre, um alle Freunde, alle Verehrer eingefallen, er hätte den Beamten des k. k. Hofburg¬
ist der letzte Einakter „Litteratur“ in
herzlich zu begrüßen, welche den alten Baumeister zu sthaters für den Vormittag spazieren geschickt und ein¬
dernen Dichterinnen in keineswegs si
feiern gedachten? Wie bei einer Nihilistenversamm¬
fach gesagt: „Kinder, da ist der alte Baumeister, den
Weise die Wahrheit gesagt wird, ohne
lung wurde jedem ängstlich der Name abgefragt, dann jwollen wir heute intim feiern, kommt herein, er wird
geistvoller Grazie aufgegeben würde.
in einer langen, langweiligen Liste erst nachgesehen, ob
sich furchtbar freuen, wenn er die vielen Intimen
die Stücke, war auch die Darstellung.
der Mann oder die Frau, die nicht Neugierde, sondern
sehen wird, die ihn ehren und grüßen wollen!“ Aber
Bassermann der einzige, der bedingung
warme Verehrung und Teilnahme leitete— ordnungs¬
wie gesagt, das Einfachste ist immer das Schwerste und
ist, die übrigen konnten in den rasch
gemäß und orthgraphisch angemeldet und vorgemerkt
daher nicht jedermanns Sache.
schwirrenden Szenen sichtlich nicht recht
sei, und wenn das nicht der Fall war, so mußten sie
Dr. Brahm vom deutschen Theater in Berlin hat
aber wo die einzelnen etwas hinter der
ohne weiteres „raus!“ „Wir brauchen keine Freunde,
für das Einfache viel mehr Sinn. Er bringt uns als
rückblieben, entschädigte, wie immer
keine Verehrer; für die offiziellen Persönlichkeiten ist
Novitäten, was in Berlin schon abgespielt und abge¬
und feste Band des Ensembles und der
das Parquet da, das ist bereits voll und — damit haspelt ist. Es ist so furchtbar einfach, das Wiener
Regie.
basta!“ So sehen wir Freunde und Gönner, Künstler Element richtig zu erkennen und zu benutzen. Schnitz¬
Eine merkwürdige Wirkung machte
von der Thüre weisen, statt daß man der Dankbar=lers „Lebendige Stunden“ waren für Wien tot, weil vität, die uns das deutsche Theater brac
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Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSERYER“
Nr. 6
I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1.ünkenstrasse 12.
— Filiale in Budapest: „Figyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt austnshe-Anze-
Tebacken
vom:
9/6 440 1
ue
(Nachdruck verboten.)
Tkeit, dem Enthusiasmus die Thüren weit aufgemacht der Autor sich durch ein scharfes Feuill
hätte, damit der Künstler, der fünfzig Jahre am Burg=gemacht hatte; der kluge Dr. Brahm ##
::: Wiener Theaterbrief.
#theater glänzend gewirkt, doch auch bei seiner „in= Einakter den Wienern als gepfefferte #
Der wunderschöne Monat Mai, der Wonnemonat, timen“ Feier die Intimität mit seinen vielen Ver¬macht damit gute Geschäfte. Dennoch
hat diesmal gestreick.. Aus hätten wir schon übergenug sehrern und Freunden sichtbar genossen hätte. Aberbendigen Stunden“ nur teilweise einen
Poesie und soltet uns tim Alten genügen lossen be¬
„wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch den druck gemacht. Von jeher interessierte
Für
kamen alle Poet#####d Frühlingssänger Serien.
Verstand dazu“ und mit diesem altaristokratischen jungen Dichter die geheimnisvolle Linis
Warme Mäntek, Gamaschen, namentlich Regenschirme
Grundsa#schloß man die misera plebs von der In=ben und Tod. Mit einer Art von philo
traten an die Stelle von Lenzlüften, Blumendüften ktimität aus. Aber just Baumeister gegenüber wirktl nießen behandelt er das Thema von „S
2 1
und schwellenden Terzinen. Heinrich Heine selbst,
ksolch Unnatur doppelt befremdend. Wenn es je einen
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wenn er noch lebte, hätte für Winterstrümpfe und ge=fnaiven Schauspieler gab, so ist es Baumeister, ein
Abonth
eine Art von Todesgenuß zu deduziere
Abom bratene Kastanien eher geschwärmt als für „mond¬
Mensch und Künstler, dessen Wesen und Kunst ohne
derer Stelle den kalten Tod energisch zu
scheintrunkene Lindenblüten“ oder „schluchzende Bül=Ueberlegung und abgrundtiefes Studium lediglich
sich nur dem prangenden Leben durstig
büls“ wenn er diesen kalten, nassen, griesgrämigen seinem wunderbaren Instinkte entspringt. Vielleicht
Arzt und Dichter — Schnitzler ist bek
Inhal Mai hätte besingen sollen. Aber die Bauernregel sagt:
ist seine ganze Kunst nichts anderes als die Ausgestal¬
blä
ziner — setzen wechselsweise die Virtuo
„Ist der Mai kühl und naß, füllt er Keller und Faß!“stung seiner Natur. Er weist weder Schule noch Tra¬
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bensanschauung ein, beide mit starker
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Die Theaterdirektoren fanden, daß die Bauernpoesie dition auf, die Rollen, die er spielt, spielt er mit sei=erste Stück „Lebendige Stunden“, das
theil
die schönste Poesie sei, und jauchzend tranponierten sienem ureigensten Wesen, seine Liebe, sein Haß, sein!
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„Keller und Faß“ in Parquet, Logen und Gallerien,4 Zern, seine Gutmütigkeit spricht aus den verschiedenen
Prolog zu den folgenden Gaben und ma
die der kalte; nasse Mai in der That kräftig füllte. Das [Gestalten, er empfindet und handelt, wieelden Iskizzenhaften Eindruck. Das zweite „I
einzige Theater, das nicht gefüllt erschien, war das kempfinden und handeln müssen. Sein Talent suchtl dem Dolche“ ist ein Stück lebendig ge#
Burgtheater an dem Vormittag, als Baumeister's lund findet das Innerste, Tiefste der Charaktere und er
mantik, das durch breitere und tiefer
Jubiläum „imim“, gefeiert wurde. Warum Dr. shat das Größte, Erhabenste, Schwerste in der Kunst wohl auch mehr Bedeutung hätte gew
Schlenther bloß das Parquet öffnete und nur nominell gefunden — die Einfachheit. Hätte Schlenther ein! „Die letzten Masken“, das dritte Stück,
vorher angemeldeten Besuchern den Eintritt dorthin bischen über Baumeister nachgedacht, hätte er seine mistische Zurückschauen eines Sterbend
gewährte, ist unbegreiflich. Wäre es nicht der Feier
Bedeutung und sein Verhältnis zum Publikum richtig aufregenden Leben, dem der nahe Tod I
würdiger gewesen, wenn das Burgtheater weit auf sertannt, so wäre auch ihm das Beste, Einfachstel versöhnenden Schlußaccord verleiht. An
gemacht worden wäre, um alle Freunde, alle Verehrer eingefallen, er hätte den Beamten des k. k. Hofburg¬
ist der letzte Einakter „Litteratur“ in
herzlich zu begrüßen, welche den alten Baumeister zu sthaters für den Vormittag spazieren geschickt und ein¬
dernen Dichterinnen in keineswegs si
feiern gedachten? Wie bei einer Nihilistenversamm¬
fach gesagt: „Kinder, da ist der alte Baumeister, den
Weise die Wahrheit gesagt wird, ohne
lung wurde jedem ängstlich der Name abgefragt, dann jwollen wir heute intim feiern, kommt herein, er wird
geistvoller Grazie aufgegeben würde.
in einer langen, langweiligen Liste erst nachgesehen, ob
sich furchtbar freuen, wenn er die vielen Intimen
die Stücke, war auch die Darstellung.
der Mann oder die Frau, die nicht Neugierde, sondern
sehen wird, die ihn ehren und grüßen wollen!“ Aber
Bassermann der einzige, der bedingung
warme Verehrung und Teilnahme leitete— ordnungs¬
wie gesagt, das Einfachste ist immer das Schwerste und
ist, die übrigen konnten in den rasch
gemäß und orthgraphisch angemeldet und vorgemerkt
daher nicht jedermanns Sache.
schwirrenden Szenen sichtlich nicht recht
sei, und wenn das nicht der Fall war, so mußten sie
Dr. Brahm vom deutschen Theater in Berlin hat
aber wo die einzelnen etwas hinter der
ohne weiteres „raus!“ „Wir brauchen keine Freunde,
für das Einfache viel mehr Sinn. Er bringt uns als
rückblieben, entschädigte, wie immer
keine Verehrer; für die offiziellen Persönlichkeiten ist
Novitäten, was in Berlin schon abgespielt und abge¬
und feste Band des Ensembles und der
das Parquet da, das ist bereits voll und — damit haspelt ist. Es ist so furchtbar einfach, das Wiener
Regie.
basta!“ So sehen wir Freunde und Gönner, Künstler Element richtig zu erkennen und zu benutzen. Schnitz¬
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von der Thüre weisen, statt daß man der Dankbar=lers „Lebendige Stunden“ waren für Wien tot, weil vität, die uns das deutsche Theater brac