II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 379

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16. 1. Lebendige Stunden zukIus
Paris, Rom, Stockhol.
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Bildergalerie. Dort hängt u ein Bild, das eine Dames und tröstet ihn nun mit schönen Aussichten für die Zukunft.
heater.
mit einem Dolche darstellt. Sie ähnelt angeblich der Frau Rademacher möge jetzt sagen, was er von dem Freunde, den
Einakter=Cyklus von
Pauline, die von dem bisherigen Freunde Leonhard — ihrser rufen ließ, wünsche. Doch der Kranke starrt den Sprechen¬
nitzler.
Geliebter zu werden hat er, wie sie sagt, verscherzt — Ab=den nur an und — schweigt. Schließlich sagi er, daß er #
er Chorführer der modernen
Schauspiel „Liebelei“ ent= schied nehmen will, um mit dem Gatten nach Italien zu reisen.! Weihgast noch einmal sehen wollte. Der geht darauf und
ches Programm: Schilderung Leonhard beschwört sie, ihn an diesem letzten Abend zu de= Rademacher stirbt — wieder wie Camoëns bei Halm.
chlich durchaus eindentiger suchen, da verfällt Pauline in einen seltsamen Zustand — sie Der tiefe Ernst der Enthüllung des alten Journalisten
lbstverständlich also als ganzs phantasirt und darüber fällt zum Staunen des Zuschauers kontrastirt bedenklich mit der Form, die ihr der Verfasser ge¬
en hingestellt werden. Ueber der Zwischenvorhang. Als er sich wieder gehoben, sehen wirgeben: der Schauspieler hat nämlich eine Probe für den Empfang
nserer Zeit, in der die „freie ein Maleratelier in Italien. Pauline im weißen Gewande, Weihgast's vorgeschlagen, in der der Schauspieler diesen vor¬
die Meinungen noch aus=Leonhard im Malerkostüm der Renaissancezeit. Wir erfahren, stellt. Herr Turriau gab ein ergreifendes Bild des schwer¬
t als leichtlebig bezeichneten daß Leonhard die letzte Nacht bei Pauline zugebracht, daß sie kranken Rademacher, dessen Pendant, den Schauspieler Jack¬
tzlec anscheinend hauptsächlich die Rückkehr des lange abwesend gewesenen Gatten Remigiowerth, Herr Meltzer=Burg recht angemessen darstellte.
alter=Serie trägt durchaus erwartet und diesem „alles“ gestehen will. Das muß doch Den großen Dichter Weihgast vertrat Herr Dapper mit be¬
bis auf die falschen Verbal= wohl zu einem bösen Rencontre zwischen den beiden Männern scheidener Würde. Man hat bei dieser Bluette die Empfindung,
evölkerungskreisen dort üblich führen? Nur zum Theil. Remigio kommt zurück, erfährt sich hier einer Studie aus Schnitzlers ärztlicher Praxis gegen¬
den Gesammttitel „Lebendige „alles“ bleibt aber kalt; es ist ihm gleichgiltig. Er weistl über zu befinden. Es weht echte Krankenhausluft darin.
Das letzte Stück des Einakter=Cyclus betitelt sich,Lite¬
Weiteres klar. Wir haben dem Liebhaber seiner Frau nur die Thür. Da will Leon¬
unabhängige, also selbständige hard den Gatten erdolchen, doch Pauline entwindet ihm densratur“ und nennt sich Lustspiel. Es ist im wesentlichen
gemeinsam ist, daß sie lite= Dolch und ersticht Leonhard. Alles wird hier in Versen ge=Isatirisch und wirkt, auch wenn es sich wieder auf dem be¬
sprochen. Wieder deckt der Zwischenvorhang eine Verwand=Trühmten „Verhältniß“ aufbaut, namentlich nach dem vorange¬
Schaffen berühren.
Stückchen theilweise zu, aus=lung der Scene. Wir sind dann wieder in der Bildergalerie gangenen Opusculum, förmlich befreiend. Hier wird das
Spezialtitel „Lebendige Leonhard und Pauline stehen noch, wie im Anfang, im weibliche Literaturthum, sofern es sich über die sonst üblichen
Straßenanzug bei einander. Es werden nur noch einige Schranken hinwegsetzt, indiskrete Lieder dichtet und ebensolche
Grunde genommen nur ein
jungen Dichter und einem Worte zwischen ihnen gewechselt, aus denen man entnehmen Romane schreibt, humoristisch gegeißelt. Margarethe hat sich
verstorbenen Mutter. Diese kann, daß Pauline eine Vision gehabt hat, die der Verfasser von ihrem Mann, einem Baumwollen=Fabrikanten, scheiden
eit bedrückte den Sohn und uns dramatisch vorführte. Und ist Pauline dadurch vielleicht lassen, sich dann in allerlei Liebesabenteuer gestürzt, ist in die
er die seelische Ruhe völlig „abgeschreckt?“ Nicht doch sie sagt Leonhard das erbetenelliterarische Bohème gerathen und hat endlich einen Band Ge¬
e. Das ging andererseits letzte Zusammensein zu. Der hier angewendete Tric ist neu dichte à la Ada Christen herausgegeben, die ihrem neuesten
und frappirt. Das Gemüth geht freilich bei der ganzen Sache Liebhaber, einem Baron, ein Greuel sind. Als er gar erfährt,
enn sie liebte den talentvollen
gen. Da fiel ihr vermuthlich leer aus. Man versteht die Frau nicht recht. Die BluetteMargarethe habe auch einen Roman verfaßt, der sich unter
fand durch Frl. Betke (Pauline) und die Herren Brückner der Presse befinde, kündigt er ihr die Freundschaft und geht.
Motte Stieglitz, die Gattin des
en, die sich bekanntlich lödtete, (Leonhard) und Weiß (Remigio) eine vortreffliche Darstel= Sie ist außer sich, denn er wollte sie schließlich heirathen. Da
besucht sie ein Genosse früherer glücklicher Stunden, der Literat
ersunkenen Gatten durch einen lung, die sehr applaudirt wurde.
Mehr innere Theilnahme erweckt die dritte Piece „Die Gilbert. Er bringt ihr seinen neuesten Roman und bemüht
as freilich nicht eintrat. Im
lletzten Masken“, obwohl hier die Tragik auf so scharfer sich, Margarethe wieder zu gewinnen. Es glückt auch beinahe,
Mutter, um dem Sohn die
geben, ohne die poetisches Spitze steht, daß sie leicht ins Komische umschlägt. Der er=doch da kehrt der Baron zurück; es ist ihm gelungen, die
die Erzählung und Erörte= graute Journalist Rademacher liegt todtkrank im öffentlichen ganze Auflage ihres Romans zu unterdrücken, nur ein Exem¬
ken ganzen Inhalt des ersten Krankenhause — ähnlich wie Camoëns in Halm's gleichnamigem plar wurde gerettet, das er selbst lesen will. Margarethe ist
ser hier auf das sonst bei ihm Dramolet. Rademacher hat nur noch einen Wunsch im Leben: aber ebenfalls großmüthig: sie wirft das Exemplar ins Feuer,
verzichtet? Als Grundlage seinen einstigen Freund“ Weihgast zu sehen, der ein großer damit der Baron nicht wahrnehme, daß dieser Roman dieselben
streift: der Vater Heinrichs Dichter geworden ist, während Rademachers Werke unbekannt Liebesbriefe enthält, die Gilbert einst mit Margarethe gewechselt
erlassen, um mit einer Anderen in seinem Schreibtisch liegen. Zu jenem Wunsche bewegt ihn und nun auch in seinen Roman ausgenommen hat. Die letzten
von den Herren Brückner aber nicht etwa Liebe, sondern — Haß. Er will WeihgastScenen sind ganz lustig und so endet der Spaß zu allgemeiner
usdorfer) stimmungsvoll vor= durch eine Mittheilung geistig vernichten, weil er den armen Zufriedenheit. Auch hier wurde vorzüglich gespielt: Frl.
Journalisten immer „von oben herab“ ansah. Der revidirende[ Friedeck als muntere, leichtlebige Schriftstellerin, Herr
ollbesetzte Haus doch nur ge¬
Arzt läßt sich bewegen, Weihgast in später Abendstunde her=[Weiß als Baron mit wienerischer Färbung und Herr
weite Einakter „Die Frau beizuholen. Mittlerweile enthüllt Rademacher einem Kranken=[Schaper als fein komischer Bohêminen waren gleich ausge¬
zeichnet.
pielt in den Realismus des genossen, dem Schauspieler Jackwerth, sein Geheimniß: Weih¬
Alles in allem: eine Reihe dramatischer Novellen, die
ganz unerwartete und des=gast's Frau ist zwei Jahre lang Rademachers Geliebte ge¬
ein. Leonhard und Pauline, wesen! Das soll nun Weihgast erfahren! Er kommt auch sanzusehen sich verlohnt, schon der Darstellung wegen.
ben ein Rendezvous in einer wirklich, weiß natürlich, daß Rademacher in Kürze sterben wird.