II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 380

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16.1. Lebendige Stunden zuklus
Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSERYER‘
Nr. 17
I. österr, Eähördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
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Ausschnitt aus:
Ost-Schlosiech-Grekscho Zeitung
Bielitz-Biala
vom:
3 1407.

(Stadt=Theater.) Am Freitag, den 31. v. M.,
(versuchte sich die Direktion mit einem „literarischen Abend.“
Gegeben wurden Arthur Schnitzlers drei Einakter u. zw.
„Lebendige Stunden", „Die letzten Masken“:
und „Literatur.“ In den „Lebendigen Stun¬
den“ zieht er gegen er gegen das Gottesgnadentum und
die Ueberschätzung des Dichterlings zu Felde. Eine
kranke Frau beschleunigt mit selbstmörderischer Hand ihr Ende,
weil sie sieht, wie ihre Krankheit dem „gottbegnadeten“
Sohne die Kraft zum geistigen Schaffen raubt. — In
den „Letzten Masken“ weicht Schnitzlers zersetzender
F Witz selbst vor der Majestät des Todes nicht zurück.
inclusive
Porto.
Wir sehen ein dürftig ausgestattetes Spitalzimmer, darin
Zahlbar
einen sterbenden Journalisten und einen lungensüchtigen im Voraus.
„ Schauspieler, der nur mehr 8 Tage zu leben hat. Die
nitte ist das
# beklemmende Spitalsatmosphäre legt sich Einem förmlich sieht es den
Th auf die Brust, aber die ganze Sache ist von erschrecken= zudern.
der Natürlichkeit und Wahrheit und die Szene von
großer dramatischer Wirkung. Der letzte der Einakter,
Uthaltend die
Int, Literatur“, ist der feinste und geistreichste. Wir
Morgen¬
ner Zeitung“)
blbegegnen darin dem keineswegs nur der Phantasie des rthschaftliche
W
1e Dichters entsprungenen Typus der Schriftstellerin, welche 1. Diese Mit¬
thedie Geheimnisse ihres Boudoirs, die erotischen Erinne¬
rungen an vergangene Zeiten mit zynischer Unverhülltheit
jedem, der es lesen will, preisgibt. — Man sieht, die!
Schnitzlerschen Stücke haben, obgleich sie modern sind,
ein ihrer Art ihre Moral, die dadurch nichts an Wert
zt und Wahrheit einbüßt, daß der Dichter sie mit viel
Geist und großem theatralischer Geschick endigt. Ob
derartige „Literarische Abende“ bei unserem Pu¬
blikum auch das richtige Verständnis und entsprechendes
Gefallen finden werden, dürfte ja die Zukunft lehren.
Gespielt wurde im großen und ganzen recht brav und
wird bei genügender Vorbereitung solcher Werke der
Erfolg auch nicht ausbleiben. Gute Leistungen boten die
Herren Renner, Gleittner, Aman, Sprinz und
[Gutmann. In dem Einakter „Literatur“ ent¬
täuschte einigermaßen Frl. Henrici durch die Auffas¬
sung der Rolle der Margarethe. Hier ist der übliche
Konversationston doch nicht am Platze, die Marga¬
[rethe ist eine raffinierte, schlau berechnende Courtisane,
die einen sehr spitzen und schlagfertigen Dialog zu führen
hat und keine Sentimentalität aufkommen lassen darf.
Diese Rolle muß in überlegener Manier gespielt, die
Situationen müssen von ihr voll und ganz beherrscht
werden. Hingegen gelang Herrn Aman der saloppe
1Ton eines echten Wiener Salongigerls sehr gut, auch
Walther verstand es, in der Rolle des Gilbert
teressieren. Es war dies im ganzen jedenfalls ein
elungener Einakter=Abend, dessen Pflege sich die
in angedeihen lassen soll.