II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 396

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16.1. Lebendige Stunden zukius

D AE
tlisch
schon einmal, vielleicht in einem früheren Dasein,
in eiserner Nothwendigkeit nach dem in solcher
gethau, gewisse Worte schon einmal gesprochen zu
Stunde geschmiedeten Ringe weiter bildet und

haben. Vor dem florentinischen Gemälde einer
formt, so wird uns oft erst ganz spät klar, daß

Frau, in deren rechter Hand ein Dolch blitzt, tressen
grade damals der Wendepunkt des Lebens war,
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sich in der Kunstausstellung zwei Liebende; sie, eine
daß damals der Grund zum heutigen Glück oder
träume.
verheirathete Fr u. wird von ihm, einem jungen
Unglück gelegt ward. Dann treten die bestimmen¬
bar, den
schönen Maune, mit Liebesanträgen bestürmt. Dem
den Einzelheiten, die unser Heil oder unser Ver¬
Bursche
Weibe, das an der Seite eines brutalen Gatten
hängniß waren, mehr oder minder deutlich in der
trockene
nicht ihr Lebensglück gefunden, klingen die Worte
Erinnerung hervor, und wir segnen oder verwünschen
fieberha
des Verehrers wie Zaubermusik in den
jene Augenblicke, je nachdem die Zeit, die zwischen
Grau
Ohren, sie giebt seinen Bitten um ein
einst und jetzt liegt, unser Gemüth mildern oder
Monto
Stelldichein, schon halb nach. Da fällt ihr
verbittern konnte. Weichere, schwächere Charaktere
Blick auf das Gemälde, und ihr Sinn umslort sich,
Färbung
werden sich, zum Trost für erlittenes
wie von Geisterhänden fühlt sie sich davon getragen
di
Ungemach oder zur Entschuldigung für ver¬
und in längst entschwundene Zeiten entrückt. Die
aufgel
Wahn
dem
Handeln,
häugnißvolles
nehmen
Bühne verdunkelt sich, und wie es wieder hell
hingeben, daß sie jene Stunden anders, besser,
voll di
wird, sieht man das Paar in mittelalterlichem
kätten durchleben können, aber der Starke, kiar
Gewande in einem altflorentinischen Gemach, wo
Fräulei
Denkende, sieht, daß sie nichts als das unabänder¬
sondere
sich Das abspielt, was in verschwommenen Formen
liche Ergebniß einer endlosen Reihe früherer That¬
Das
gleich einer verwischten Erinnerung, durch den
sachen bilden, und daß sie ihrem ganzen unsächlichen
Geist der modernen Frau bei dem Er¬
Zusammenhang gemäß so feste Form gewinnen
blicken des Gemäldes huschte. Die Florentinerin
mußten, daß sie wie lebendige Wesen mit starker
tödtet den kecken Maler Leonardo, der das Glück
tect in
Hand in unser Geschick eingreiten konnten.
ihrer Liebe genossen. Wieder wird es dunkel, und
lich un
Diesem Gedanken entspringen die vier Einacter,
wieder sehen wir die Bildergalerie mit den beiden
doch mi
die Schnitzler uns in ernster, mystischer, schauriger
modernen Menschen; die Frau erwacht aus ihrer
Eine j
und heiterer Ferne unter dem Gesammttitel „Le¬
Starrheit, und in dem festen Bewußtsein, daß dem
eine be
beneige Stunden“ bietet. Der erste Act, der den¬
bestimmten Geschick kein Sterblicher auszuweichen
Aussich
selben Titel trägt, wie der ganze Cyclus, schilder:
vermag, reicht sie dem Liebenden die Hand und
gelang
in einkönigen, wenig erfreulichen Farben, den Kampf
und n
gelobt. zum Stelldichein zu kommen.
zwischen dem ernsten, verbitterten Alter und der
ihre
Man kann das Stückchen nur als einen Scherz
lebensfrohen Ingend. Die Mutter eines erfolg¬
des Dichters hinnehmen, dem er, eigentlich über¬
Gilber
reichen jungen Dichters, die in schwerer Krankheit
flüssiger Weise, einen so finstern Hintergrund
1
Telephon 12891.
dahinsiecht, hat sich selber ein schnelles Ende bereitet,
gegeben. Herr Montor und Frau Doré gaben
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um in dem Sohn durch ihr Dasein nicht den Schaffens¬
dem merkwürdigen Paare Leben und Daseins¬
Ausschnitt
drang zu ertödten; sie vertraut dies einem lang¬
per wacge Verseen ie Selehesente
berechtigung; ihr Spiel war fein nnancirt und
hat
4jährigen Freunde, dem alten Hausdorfer, der sich
Nr.
frei von jeder Uebertreibung. Bedauerlich war
seinen
ihrer in schweren Zeiten in edelster Weise
nur, daß das in Frage kommende Gemälde der
Roman
augenommen hat, durch einen hinterlassenen
„OBSERVER“
„Frau mit dem Dolche“ als Kunstwerk von äußerst
aber
Brief an, und hofft, daß ihr Sohn nie von dem
geritcken ven Kenesene en
zweifelhaftem Werthe erschien, das berechtigte
verfloch
Geheimniß Kunde erhalten werde. Aber in einer
Heiterkeit hervorrief.
dem
erregten Aussprache zeigt der Alte dem Jungen
Wen Re. Partenuranse 1
„Die letzten Masken“ führt uns in ein Kranken¬
beider
rmate in Badspest „Piepel. —
haus, in dem der ganz heruntergekommene Jour¬
letzten
ins Gemüth des scheinbar zu leicht Getrösteten zu
ptangen in Berlin, Chleage, Oent, London, Nenpork, Parts, Rom, Ser biesen Sitef und glanbt katurch, ewige Vorwarte
nalist Rademacher, von Herrn Nhil erschütternd
Weise
senken; aber der Jungling wälzt die Last der Ver¬
und künstlerisch vollendet dargestellt, im Sterben
sich äu
antwortung kraftvoll von sich, er empfindet deutlich,
liegt; der Kranke hat es trotz großer Begabung zu
daß die lebendigen Stunden, die die Entschlafene
Nichts gebracht und muß nun hier elend zu Grunde
se
al
in das Herz des hochstrebenden Sohnes blicken
ehen. Er fühlt sein Ende und bittet den Arzt,
reich
lehrte, diese Opierthat gebieierisch von der Mutter
bsschnitt aus:
ihm den berühmten Dichter Weigast, seinen ehe¬
Geleg
forderten, und daß sein Gewissen durch keinen Vor¬
maligen langjährigen Freund, ans Schmerzenslager
stische
wurf getrübt werden könne.
zu rufen. Dieser Dichter ist ein seichter Gesell, den
von v
Uebermäßig interessont ist der Einacter nicht; die
Glück und Geschicklichkeit so hoch empor getragen
1L
Vertr
Unterhaltungen sind viel zu lang, und die Idee
haben, und diesem Menschen will der sterbende
ni
ist zu schwer aus dem Ganzen herauszuschälen.
Rademacher gern noch in letzter Stunde seine wahre
Darstellung und Regie aber überboten sich in
Meinung ins Besicht schleudern; als aber der Hei߬
meisterhaften Leistungen. Die Herbststimmung der
ersehnte hereintritt, da packt den Kranken ein Ekel
Decoration mit dem fallenden Laub der absterbenden
vor der Jämmerlichkeit des Lebens mit allen Ent¬
Bäume war mit wundervoller Feinheit getroffen,
täuschungen und Ungerechtigkeiten — er schweigt
##n Herr Forst als Hausdorfer, Herr Schroth
und stirbt.
#l Sohn, Herr Stettner als Gärtner spielten
Dentsches Schanspieihaus.
Hier scheint die didee am wenigsten heraus¬
hre Rollen ganz ausgezeichnet.
gearbeitet zu sein was sind renn die lebendigen
Ein mir völlig unbegreiflicher Eutschluß der
„Lebendige Stunden“.
Stunden? Etwa# e, in denen der damals noch
Direction verheimlicht seit gestern den Namen des
Vier Einacter von Arthur Schnitzler.
gesunde Rademacher den eitlen, vertrauenden
jeweiligen Regisseurs; deshalb kann fortab
Weigast mit seiner Frau betrog? Man sieht hier
„Lebendige Stunden.“
nicht der Person sondern nur der Sache — der
nicht den Zusammenhang mit den anderen Stücken,
„Die Frau mit dem Dolche.“
Regie das Urtheil gelten; für den gestrigen
sondern nur eine sehr geschickte, fein berechnete
„Die letzten Masken.“
Abend darf dies Urtheil als großes Lob für wirk¬
Theatermache. Die Darsteller können sich übrigens
„Litteratur.“
lich ganz hervorragende Thaten gespendet werden,
nicht beilagen, denn sie haben außergewöhnlich
doppelt schade, daß Der, dem es zukommt, dem
In jedes Menschen Dasein giebt es Stunden, die
gute Rollen vom Autor erhalten, und das
Publicum gegenüber im Tunkel bleiben soll.
50 Z für das ganze spätere Schicksal entscheidend sind,
Für
ist immer schon Etwas! Herrn Nhil's meister¬
100
„Die Frau mit dem Dolche“ illustrirt dramatisch
Stunden der Wonne oder der Qual, des ernsten,
haftes Spiel ist schon erwähnt worden. Ferner
200
den geheimnißvollen Vorgang in der Menschenseele,
tiefsten Empfindens oder der lächelnden Ober¬
500
der oft die Ueberzeugung vorspiegelt, gewisse Thaten verdient Herr Brahm höchstes Lob, der einen
1000 flächlichkeit. Und wie die Kette der Geschehnisse sich
mi
Abonnement durek Keine —
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