II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 401

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16.1. Lebendige Stunden—zyklus
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aufwachen! Wie der Neid auf den Begünstigten in
neigung. Kein Liebesschwur kann sie mehr bewegen.
seinem Herzen hohrt! Er muß den Freund noch ein¬
Sie ist bereit, dem über alles verehrten und geliebten
mal sehen und sprechen. Er muß ihm seine Verachtung
Gatten ihre Schuld zu gestehen. Und da Re nigio
ins Gesicht schleudern. Er muß ihm sagen, daß selbst
plötzlich zurückkehrt, verbirgt sie ihm nichts. Doch der
die eigene Frau seine Hohlheit durchschaut und deshalb
Künstler hat keine Vergeltung, hat nur Verachtung für
sich zu ihm, dem armen Winkeljournalisten, geschlichen
beide. Er weigert sich, Lionardo den Tod zu geben,
hat. Sein ist sie gewesen, sein die Frau des reichen
um den er ihn anfleht. Da, im Augenblick, als der
— So will er zu ihm sprechen.
gefeierten Dichters.
Jüngling mit glühendem Racheschwur davonstürzen
Er schwört es dem Genossen. Sein Herz bebt
will, trifft ihn Paola selbst. Der Meister aber ergreift
bereits in Sehnsucht nach dieser Rache am
Pinsel und Palette:
Schicksal. Doch als der Freund nun kommt, als er
„War dies der Sinn? Ist mein Gebet erhört,
ihm gütig die Hand reicht und Unterstützung verspricht,
Daß für mein Bildniß mir Erleuchtung werde?
als er von den vielen Sorgen und Kämpfen in seinem
Ja, so vollend ich's! Der Du dies gefügt,
Leven erzählt, als er in furchtbarer Selbsttäuschung
O Himmel, eine Stunde lang gemöcte
von der Treue, dem Glauben und der Hingabe seiner
Der Seele Frieden, Ruhe dieser Hand.“ —
Gattin plandert, da verliert der Todkranke den Muth
Der Traum ist aus. Die Mittagsglocken klingen
zur Rache, da erhebt er sich in später, spätester Stunde
wieder. Pauline fühlt, daß ein Schickal sie mit un¬
über die Eitelkeiten dieser Welt. Der Freund, der jetzt
barmherziger Geißel vorwärts treibt. Was sie gesehn,
im Bewußtsein des eigenen, wohl unverdienten Glückes
wird sich wiederholen. Aber trotzdem, oder nein,
vor ihm befangen ist, erscheint ihm bei all seinem Ruhm
gerade deshalb schaut sie Leonhard entschlossen ins Auge
so klein. Die lebendige Stunde an der Pforte des
und verspricht ihm: „Ich komme!“
Todes hat ihn, der sich sonst selbst verzehrte in Gram
Ein anderes Lebensalter! Ein Mann, dem Bart
um sein verlorenes Streben, von allem Egoismus des
und Haupthaar schon ergraut, am Ende eines zer¬
Künstlers befreit. Sie hat ihn geadelt. —
brochenen Daseins! Seine Pläne, sein Talent, seine
Und nun zum Schluß ein kleines Satyrspiel! Der
Hoffnungen sind zerschellt an der Ungunst der Ver¬
adlige Herrenreiter Clemens hat sich entschlossen, die
hältnisse. Den Freund, den vielgenannten Dichter
reizende kleine Margarethe zu heirathen. Aber sie darf
Weihgast, dem gewiß kein größres Können zur Seite
nicht mehr schriftstellern. Ihre Gedichte, die von Liebes¬
stand, ihn hat das Leben zu den Höhen des Ruhms
trunkenheit am Halse des Geliebten sprechen, sind ihm
hinaufgetragen, während er, das Stiefkind des Glücks,
verhaßt. Er findet es unkeuich, daß sie sich in solche
die beste Kraft im Kärrnerdienst des Zeilenschreibers
Dinge „hineindenkt“ und sich gar damit der Oeffentlich¬
vergeuden mußte. Jetzt liegt er hier im Spital, dem
keit preisgiebt. Doch Margarethe protestirt. Sie nicht
Tode nahe, an der Seite des todkranken Komikers, der noch
mehr schriftstellern? Sie hat ja soeben — erröthend
dem Sterbenden den Ausbruck vom Gesicht abliest, um
gesteht sie's ihm — heimlich einen Roman vollendet,
ihn für seine Kunst zu verwerthen. Wie jetzt all die alten
einen Roman, der von ihrer gemeinsamen Liebe handelt.
Träume von Berühmt= und Glücklichsein wieder in ihm
KEE ER
Clemens ist entsetzt und
davon.... Du erscheint ju
Freund von ihr, der Schrif
einst im Café Maximilian in
geziert und dem sie vor eine
nur niemand ahnt! —
einer glückseligen Nacht
taucht lebendig vor ihnen
glühende Briefe geschrieben
Margarethe die Briefe ver
Sie hatte sie ja immer
hört's, und dem Armen bi
in Trümmer. Die Brie
nebenbei, die Sache ist ihn
Roman stehen sie nämlich
ihr und die von ihm.
stets abgeschrieben, bevor
wie blamabel! Jetzt
alles entdecken! Lieber
ist's zu spät. Clemens ko
leger das Versprechen abge
zu lassen. Nur ein Exen
es, wie er ihr zärtlich
mit seiner kleinen Frau
will Margarete nicht —G
eines Tages in die Händ
Güte nicht an — ich will
wissen.“ Sie wirft das
den Kamin. „Clemens,
daß ich Dich liebe?“
So kehrt das Hauptn
Stunden vom Andante d
letzten in allen vier Eina
Resignation behandelt S#
Leben des Künstlers imm