I. österr. behördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichte
Wien, IX/1. Türkenstrasse 17.
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Ausschnitt aus:
Resbarder Faahr
Wom: /2720 2-
Theater und Minun.
T. München. Der Erstaufführung von Arthur
(Schnitzlers Einacter-Cyclus „Lebendige
Stunden“ am Residenztheater wurde mit so
großem Interesse entgegengesehen, daß in dieser
eigenthümlichen Steigerung der Theilnahme vielleicht
der Grund für die leichte Herabstimmung liegt, die
sich während der Aufführung bemerkbar machte und
erst mit dem Heiterkeitserfolg des letzten Stückes
beseitigt war.
Wie Suvermann in seinem „Morituri=Cyclus sucht
50 Zeitun
Schnitzler in den vier Episoden einen einheitlichen
100
nelusive
Grundgedanken von verschiedenen Seiten und unter Porto.
200
wechselnden Verhältnissen beizukommen; einen zahlbar
500
Grundgedanken, der freilich so nebelhaft ver¬
00
Voraus.
schwommen bleibt, wie seine Bezeichnung „Lebendige
m Geger
Stunden“ und der zudem jeweils durch einen ##ist das
ment durc
anderen Erfahrungssatz, dessen Beweisführung der iht es den
enten frei
Dichter dramatisch darthun will, verdeckt wird. So sth.
sind im ersten Einacter, der den Titel
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nhaltsangabe
des Ganzen trägt, die Gegensätz: zwisch orgen¬
lätter (Tag
einem alternden Manne, dem der Tod der Freund Leitung
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den letzten Lebenssinn geraubt hat, und der Jugend, schaftliche
Leben des In¬
die über dem Schmerz des Verlustes der Mutter
liese Mit¬
heilungen werd
hinweg zu neuer Lebenskraft sich durchringen
will, dargestellt. Das Stück ist leider kein Drama,
sondern nichts als eine principielle Aus¬
sprache verschiedener Lebensauffassungen, die sich
schon deshalb nicht ernstlich kreuzen können, weil
sie sich nicht verstehen, und daher ungehindert
nebeneinander herlaufen. „Die Frau mit dem
Dolche" bringt in neuer, anziehender Form das
Problem der Seelenwanderung, zeigt aber auch
aufs Neue, daß der concrete Materialismus der
Bühne doch zu sehr Alles an das Aeußerlich Wahr¬
nehmbare bindet und daß es die Kraft des Theaters
übersteigt, über die Zeit und — die Logik gehende
innere Vorgänge glaubwürdig und intuitiv zur
Darstellung zu bringen. Trotzdem wir für
die „Vision“ der Heldin und deren übersinnliche
Einführung in der Drehbühne ein technisch brillau¬
tes Mittel besitzen, schien aber die vom Dichter
beabsichtigte Bindung über drei Jahrhunderte hin¬
weg zu zerreißen, und die Rückkehr zur Gegenwart
mit dem grausig sicheren Blick in die Zukunft erweckte
nicht Grauen, sondern — Heiterkeit.
Von eminenter psychologischer Feinheit sind „Die
letzten Masken“. Wie hier der Sterbende, der auf
ein Leben voller Entsagung und Unverständniß der
Mitwelt für sein ehrliches Lebenswerk zurück¬
blickt, dem innerlich jammerhaften aber erfolgs¬
gesegneten Berufsfreund, den Spiegel vor¬
halten will, aber, von der Nutzlosigkeit seiner
Abrechnung mit diesem leeren Kopf überzeugt,
sich auch den letzten Triumph versagt und mit der
„Maske vor dem Gesicht“ stirbt, das ist iunerlich
so wahr und treffend, und dramatisch so sicher
behandelt, daß hier eigentlich der Erfolg hätte
gesichert sein müssen, den erst die witzige Farce
auf das moderne Caiéhauslitteratenthum,
„Litteratur“ belitelt brachte. Das flotte Stück ist
an und für sich des großen Heiterkeits¬
Verfolgesnicht unwerth;
denn in ihm
bricht sich der geistvolle und von einer gewissen süd¬
ländischen weichen Schwüle beeinflußte Causeur
seine erfolgssichere Bahn. Künstlerisch aber wirkt
das Stück als Abschluß des Vorhergegangenen
nicht. Da der Künstler bewußtermaßen der fest¬
stehende Typus des ganzen Cycius ist, um den sich
jeweils „die Anderen“ gruppiren, so wäre der Aus¬
klang mit einem anderen Mittel, als dem der
Selbsttronisirung sicherlich von reinerer Rückwirkung
auf das Ganze gewesen.
Ausschültt
Alex. Weigl's Unternehmen für Zeitungs-Aussel
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Theater und Musik.
aa. München, 7. März. Gestern hatte die Mün¬
chener Hofbühne ihren Schnitzler=Abend. Die
vier Einakter, über die aus verschiedenen Städten
schon seit Monaten berichtet wurde, kamen endlich
auch hier, und zwar im Residenztheater, zur Auf¬
führung, unter Leitung des Herrn Oberregisseurs Savits
sorgfältig studirt und eingerichtet und im Allgemeinen sehr
gut ausgeführt. Gleichwohl kann man ernstlich bezweifeln,
ob auch nur eines der vier Stücke auf eine dauernde Be¬
deutung für den Spielp.an einer Hofbühne Anspruch machen inelueive
kann. Den Inhalt der Dichtungen hier wiederzugeben,
Porto.
dazu fehlt heute angesichts der umfangreichen Berichte aus Zahlbar
Für
Land= und Reichstag leider der Raum. Wir müssen uns
im Voraus.
daher mit einer kurzen Skizze begnügen. Schnitzler ist Arzt und
hat als solcher reichlich Gelegenheit, Verstand und Gemütlhuitte ist das
mit Eindrücken zu belasten, von denen er sich durch seinen sicht es den
poctische Kraft wieder befreien muß. Dafür sprechen deutlich ändern.
schon die „Lebendigen Stunden“ mit denen die Aufführung
# begann, ein sehr ernstes und eigenartiges Stimmungsbilde enthaltend die
das sich der Hauptsache nach unter zwei Männern, dener Morgen¬
Al
Sohne und dem alten, treuen Freunde einer eben geViener Zeitung)
storbenen, im Leben vielgeprüften Frau abwickelt. Die wirthschaftliche
Herren Monnard und Suske brachten ihre sehr von einwird. Diese Mit¬
ander verschiedenen Rollen vortrefflich zur Geltung. Auch
Herr Gura, der den alten Diener und Gärtner gab, ver¬
dient volle Anerkennung. Nicht minder gilt in Bezug auf
den Dichter das eben erwähnte von den „Letzten.
Masken“, gleichfalls einer Art von Stimmungsbild, und
gleichfalls fast nur unter Männern sich abspielend, den
die Pflegeschwester, die ab= und zugeht, ist nur von unter¬
geordneter Bedeutung. Die letzten Stunden eines in
Arbeit und Entbehrung aufgezehrten Schriftstellerlebens,
das im allgemeinen Krankenhause endet, werden ergreifend
geschildert. Dabei fehlt es aber nicht an scharsen Streif¬
lichtern auf ungesunde Zustände im Menschenleben¬
überhaupt und in den Wiener Krankenhäusern ins¬
besondere.
Herr Häusser lieh
dem
sterbenden
Jouxnalisten Rademacher seine sieghafte künstlerische Kraft¬
in edler Einfachheit und Wahrheit, die Herren v. Pindo,
Konig und Waldau sowie Frl. Schwarz unterstützten ihns
n den kleineren Rollen in durchaus dankenswerther Weise.
— Zwischen diese beiden Stücke trat „Die Frau mite
dem Dolche“ der Hauptsache nach eine Vision, die Ge¬
chichte eines Bildes von unbekannter Hand aus dem 16.
Jahrhundert, das ein modernes Liebespaar bei einem ver¬
wegenen Stelldichein in der Gallerie betrachtet; in der Vision,
zu der die Drehbühne gut verwendet wird, haben dann die
gleichen Personen die noch viel verwegeneren Liebesrollen
der Vergangenheit zu spielen. Pauline wird Paola, Leon¬
hard Leonardo, der Dichter (Gatte der sehr freidenkenden
Pauline) Maler. Die sogenannte Symbolistik ist wohl noch
nie schärfer als in dieser Vision verurtheilt worden. Fräu¬
lein Dandler und Herr Stury (das Ehepaar) waren vor¬
züglich, Herr Salfner (der Liebhaber) viel besser als Tags
vorher in der „Braut von Messina“ als Don Cesar; er
ließ aber auch gestern nicht verkennen, daß er noch in den
Lehrjahren sich befindet, und namentlich in Bezug auf die
Kunst der Rede noch recht viel zu lernen und zu vervoll¬
kommnen hat. — Den Schluß bildete eine Art von Satir¬
spiel, als Lustspiel bezeichnet, während die drei voran¬
gegangenen Stücke Schauspiele genannt sind; es führt.
den Titel „Literatur“ und behandelt die Auswüchse der
modernen Schriftstellerei, namentlich auf weiblicher Seite,
mit überlegenem Humor und beißendem Spott. Die Mün¬
chener Verhältnisse kommen dabei nicht zum Besten weg.
Frl. Swoboda im Vereine mit den Herren Waldau
und Basil verkörperten
die drei scharf gezeich¬
neten Figuren mit bestem Erfolge. Das „Lustspiel“
allein erzielte nämlich einen wirklichen, unbestrittenen und
andauernden Beifall. Nach dem ersten Stücke waren die
Beifallszeichen recht matt und schwach, nach dem zweiten
und dritten zwar lebhafter, aber auch von deutlichem Wider¬
spruch angestritten. An den „grünen Kakadu“ reicht keiner
der vier Einakter bin.