16.1. Lebendige Stunden zyklus
—elephon 12801.
e Unternohmen für Zeltungs-Ausschnite
Ausschnitt
OBSERYED“
Nr. 85
I. aren dur-Seiansterichte n Persenstnschniene
IX4, Türkenstnasse 12.
Pillale in Budapest: „Pigyelau
enesge, Gen Londen, Senpent, Paris, Rem, Sockleln
Alnn ung hn
legt ihr Verhältniß zu einem früheren Liebhaber, einem Dichter,
endige Stunden.
in einem Roman nieder, wobei sie auch den Briefwechsel
rthur Schnitzler. — Aufführung im
mit dem einstigen Geliebten benutzt, denn sie hat stets Ab¬
eutschen Theater.
schriften von ihren Briefen genommen. Der Zufall fügt es,
daß jener Liebhaber wieder bei ihr auftaucht. Sie weist ihn
e geworden, aß die Bühnenschriftsteller
zurück, er enthüllt ihr, daß er ebenfalls einen Roman ge¬
imenfügen und sie anstatt eines längeren
schrieben, der die gleichen Erlebnisse behandle, auch mit Zu¬
id darbieten. Dreyer, Sudermann, selbst
grundelegung derselben Briefe. Der Baron bewahrt Marga¬
chens so und auch der Jungwiener
rethe unbewußt vor dem drohenden öffentlichen Skandal; er
unter dem Titel „Der grüne Kakadu“
hat die ganze Auflage ihres Romans aufgekauft und ein¬
engethau und erscheint jetzt wieder mit
stampfen lassen und das letzte Exemplar, das er ihr noch mit¬
dige Stunden“ benennt, dort wie hier
bringt, wirft sie in den Kamin unter dem Vorwande, ihm so
er Novellisten den Titel nach dem ersten
den Beweis zu liefern, daß sie aller Schriftstellerei abhold ge¬
ndsten Stück wählend. Allerdings könnte
1#
worden sei. Dieser Einakter, witzig, graziös, von Frl. Dühren
der Zusammenstellung der vier Einakter
und den Herren Reusch und Karl Müller mit guter Laune
„Die Frau mit dem Dolche“, „Die letzten
gespielt, gefiel am meisten und erhielt lebhaften Beifall. Nur
ur“ eine tiefere Absicht erblicken und sagen,
wenig dagegen zündeten die „Lebendigen Stunden“, das erste
Heinrich im ersten Stück dem wirklichen
Stück. Der Einfall ist zu skizzenhaft und novellistisch, und die
he Gestaltung desselben gleichstellt, ja dem
lange Unterhaltung zwischen dem jungen Poeten Heinrich und
f für die künstlerische Gestaltungsgabe die
dem alten Hausdorfer, dem Freunde seiner Mutter, wirkt trotz
den Künstler jeder Art zuerkennt, so kehre
der psychologischen Lichter, doch nur matt. Eine kranke Mutter
desmal anderer Wendung, in jedem der
befreit ihren jungen Sohn, einen Dichter, von der Last,
Auch könnte man hinzufügen, daß die
sie zu pflegen, da seine Produktivität darunter leidet,
bensmomente dem Künstler die wahre
indem sie sich mit Morphium tödtet. Ein Brief an
nedeutet, die er in ihrer Gestaltung dann
den alten Freund enthüllt ihm das mütterliche Motiv;
Macherleben und Nachempfinden darbietet.
eutung gesucht, die erste aber im Inhalt
er theilt, gegen die ausgesprochene Absicht der Todten, ihrem
Sohne den Zusammenhang mit, und dieser wird nun entweder
iefer begründet. Den Obertitel kann
Grünen Kakadu“ nur willkürlich gewählt
sich tödten oder durch seine Leistungen beweisen, daß er das
der Uebung der Novellisten, die einen
-Opfer der Mutter werth gewesen. „Sind die Leute nicht be¬
neidenswerth, die sich schnell hinausretten in ihre Kunst? die
ner der darin befindlichen Novellen be¬
es charakteristisch für unsere dramatische.
vielleicht sogar die wunderbare Fähigkeit haben, ihren Schmerz
ter in dieser Weise verfahren. Man darf
in ihrer Weise zu gestalten, statt ihn in nutzlosen Thränen hin¬
strömen zu lassen?“ Der alte Beamte ist anderer Meinung;
eine Stunde Lebens mehr dünkt ihn werthvoller als alle künst¬
Pflegern gehört Arthur Schnitzler —,
lerische Gestaltung. Der Gegensatz zwischen Leben und Kunst,
itergehen und behaupten, daß wir heute
wie ihn Ibsen in seinem dramatischen Epilog behandelt, findet
der Bühne begegnen, dem Epos, dem
dem Liede u. s. w., nur einer einzigen
sich hier, freilich sehr verflacht, wieder, und man kann ihn auch
in den übrigen Einaktern auffinden.
matisch wirkt von den vier Gaben dieses
Aus Tragische streifen „Die Dame mit dem Dolche“ und
„Die letzten Masken“. In dem ersten giebt Schnitzler einem
nur die oberflächlichste, an den Schluß
bizarren romantischen Einfall Gestaltung: Die Frau eines
stspiel „Litteratur“. Es ist insofern ein
Dichters, der seine eigene Untreue in einem erfolgreichen Schau¬
, als es mit allerdings etwas starker
spiel dargestellt hat, trifft sich mit einem jungen Liebhaber in einer
esverhältnisse einer schriftstellernden Dame
Gemäldegallerie vor einem alten florentinischen Bilde, das eine
ein sehr komisches Licht rückt. Marga¬
Dame mit einem Dolche in der erhobenen Hand vorstellt. Das
Frau, verkehrt in der Münchener Bohême
Bild hat Aehnlichkeit mit ihr. Bei dem Liebeswerben des jungen
hrungen in ihren Dichtungen wieder. Ein
Mannes entsinnt sie sich plötzlich der Geschichte jenes Bildes,
nur den Sport liebt und der Litteratur
s dem Grunde feindlich ist — gerade
d. h. diese Geschichte wird lebendig in ihr, als das Erlebniß
eines früheren Daseins. Der Dichter läßt die bekannte Traum¬
fer im ersten Einakter dem jungen Dichter
verwandlung eintreten; wir erleben die romantische Geschichte.
,weil sie diskrete Erlebnisse sehr in¬
Pauline ist Paola geworden, die Gattin eines florentinischen
sie, lernt jene Dame kennen und nimmt
aber das Schriftstellern nicht lassen und ! Malers Remigio; sie hat sich dem iungen Lionardo hingegeben,
box 21/3
den sie dunn, bei der Rückkehr des Gatten, erdolcht. Der
Maler aber verwerthet das Motiv auf der Stelle zur
Vollendung jenes Bildes. Die Szene verwandelt sich wieder in
die moderne Gallerie, Pauline erwacht aus der Erinnerung an
das schon einmal Dagewesene und, unter dem Banne des Schick¬
sals, verspricht sie dem jungen Geliebten am Abend ein Stell¬
dichein. Ob er nun „wieder“ getödtet werden wird, fragt sich
der Zuschauer. Die oberflächliche szenische Verwerthung der
Rernkarnationslehre wirkt ein wenig lächerlich. Sehr bezeichnend
war auch die Beobachtung, daß viele Zuschauer bei der ersten
Verwandlung glaubten, dieser Einakter sei schon zu Ende. So
sehr ist der moderne Theaterbesucher an willkürlich Abgerissenes,
gar nicht Beendetes und Abgerundetes gewöhnt. Frau Stra߬
mann stellte die Dame mit dem mystischen Gedächtniß lieblich
und heroisch dar; Hugo Brandes spielte den Remigio ange¬
messen, und Klein=Rhoden versuchte, aus dem ganz oberflächlich
skizzirten Leonhard etwas zu machen. Der „florentinische“
Theil des Stückes wickelt sich in Jamben ab. — Am gehalt¬
vollsten sind „Die letzten Masken“. Wir befinden uns in
einem Wiener Krankenhause. Ein 50jähriger Journalist liegt
auf den Tod darnieder, trotz seiner Talente ist er zu
nichts gekommen, während sein früherer Freund Weihgast,
ein Streber und Flachkopf, zu Stellung und Reichthum ge¬
langt ist. Im Krankenhause ist ein schwindsüchtiger Todes¬
kaudidat, ein Komiker, sein Kamerad, dem selbst der Jammer
um ihn herum nur zum „Studium“ dient; er ahmt die
Sterbenden nach, die letzten Masken. Durch sein Gebahren
kommt der Journalist auf den Gedanken, den reichen Freund
herzubitten. Er will sich rächen und ihm sagen, daß dessen
Frau jahrelang ihn, den Armen, aber Talentvollen, bevorzugt
und ihren eigenen Mann als Hohlkopf und Schwindler ver¬
achtet habe. Und der Komiker soll dann das Gesicht seines
Freundes vor und nach dieser Enthüllung beobachten. Der
Freund kommt, aber der Sterbende ist des gemeinen Verraths
im Tode unfähig, er stirbt. Vor dem Besuche des Freundes
aber hat er doch auch diese Szene des Verraths noch „gestaltet“,
d. h. er probte sie mit dem Komiker auf dessen Ersuchen durch. Auch
hier erkennt man die Grundidee der vier Einakter deutlich wieder;
auch hier sieht man, wie das Leben, die lebendige Stunde, sich in
einem künstlerisch empfänglichen Geiste spiegelt und als Refler ge¬
staltet. Dieser tragische Einakter wurde sehr gut gespielt; Rudolf
Klein=Rhoden gab ein vollendetes Bild des leidenden Kranken und
aufgeregten Sterbenden; Karl Müller charakterisirte den Komiker
Jackwerth mit bestem Gelingen; Ernst Hille gab sich als Weihgast
mit gewollter Einfachheit. Leider regte sich nach diesem originellen
Werkchen kaum eine Hand. War es der tiefere Eindruck, den
es hervorbrachte, war es Mangel an Verständniß oder einfache
Ablehnung eines so ernsten, tragisch=komischen Sujets? Jedenfalls
erholte man sich bei dem nachfolgenden Schwank „Litteratur“
und spendete den drolligen Auftritten zwischen Frl. Dühren
und Herrn Karl Müller selbst bei offener Szene Beifall.
Dr. Hamel.
—elephon 12801.
e Unternohmen für Zeltungs-Ausschnite
Ausschnitt
OBSERYED“
Nr. 85
I. aren dur-Seiansterichte n Persenstnschniene
IX4, Türkenstnasse 12.
Pillale in Budapest: „Pigyelau
enesge, Gen Londen, Senpent, Paris, Rem, Sockleln
Alnn ung hn
legt ihr Verhältniß zu einem früheren Liebhaber, einem Dichter,
endige Stunden.
in einem Roman nieder, wobei sie auch den Briefwechsel
rthur Schnitzler. — Aufführung im
mit dem einstigen Geliebten benutzt, denn sie hat stets Ab¬
eutschen Theater.
schriften von ihren Briefen genommen. Der Zufall fügt es,
daß jener Liebhaber wieder bei ihr auftaucht. Sie weist ihn
e geworden, aß die Bühnenschriftsteller
zurück, er enthüllt ihr, daß er ebenfalls einen Roman ge¬
imenfügen und sie anstatt eines längeren
schrieben, der die gleichen Erlebnisse behandle, auch mit Zu¬
id darbieten. Dreyer, Sudermann, selbst
grundelegung derselben Briefe. Der Baron bewahrt Marga¬
chens so und auch der Jungwiener
rethe unbewußt vor dem drohenden öffentlichen Skandal; er
unter dem Titel „Der grüne Kakadu“
hat die ganze Auflage ihres Romans aufgekauft und ein¬
engethau und erscheint jetzt wieder mit
stampfen lassen und das letzte Exemplar, das er ihr noch mit¬
dige Stunden“ benennt, dort wie hier
bringt, wirft sie in den Kamin unter dem Vorwande, ihm so
er Novellisten den Titel nach dem ersten
den Beweis zu liefern, daß sie aller Schriftstellerei abhold ge¬
ndsten Stück wählend. Allerdings könnte
1#
worden sei. Dieser Einakter, witzig, graziös, von Frl. Dühren
der Zusammenstellung der vier Einakter
und den Herren Reusch und Karl Müller mit guter Laune
„Die Frau mit dem Dolche“, „Die letzten
gespielt, gefiel am meisten und erhielt lebhaften Beifall. Nur
ur“ eine tiefere Absicht erblicken und sagen,
wenig dagegen zündeten die „Lebendigen Stunden“, das erste
Heinrich im ersten Stück dem wirklichen
Stück. Der Einfall ist zu skizzenhaft und novellistisch, und die
he Gestaltung desselben gleichstellt, ja dem
lange Unterhaltung zwischen dem jungen Poeten Heinrich und
f für die künstlerische Gestaltungsgabe die
dem alten Hausdorfer, dem Freunde seiner Mutter, wirkt trotz
den Künstler jeder Art zuerkennt, so kehre
der psychologischen Lichter, doch nur matt. Eine kranke Mutter
desmal anderer Wendung, in jedem der
befreit ihren jungen Sohn, einen Dichter, von der Last,
Auch könnte man hinzufügen, daß die
sie zu pflegen, da seine Produktivität darunter leidet,
bensmomente dem Künstler die wahre
indem sie sich mit Morphium tödtet. Ein Brief an
nedeutet, die er in ihrer Gestaltung dann
den alten Freund enthüllt ihm das mütterliche Motiv;
Macherleben und Nachempfinden darbietet.
eutung gesucht, die erste aber im Inhalt
er theilt, gegen die ausgesprochene Absicht der Todten, ihrem
Sohne den Zusammenhang mit, und dieser wird nun entweder
iefer begründet. Den Obertitel kann
Grünen Kakadu“ nur willkürlich gewählt
sich tödten oder durch seine Leistungen beweisen, daß er das
der Uebung der Novellisten, die einen
-Opfer der Mutter werth gewesen. „Sind die Leute nicht be¬
neidenswerth, die sich schnell hinausretten in ihre Kunst? die
ner der darin befindlichen Novellen be¬
es charakteristisch für unsere dramatische.
vielleicht sogar die wunderbare Fähigkeit haben, ihren Schmerz
ter in dieser Weise verfahren. Man darf
in ihrer Weise zu gestalten, statt ihn in nutzlosen Thränen hin¬
strömen zu lassen?“ Der alte Beamte ist anderer Meinung;
eine Stunde Lebens mehr dünkt ihn werthvoller als alle künst¬
Pflegern gehört Arthur Schnitzler —,
lerische Gestaltung. Der Gegensatz zwischen Leben und Kunst,
itergehen und behaupten, daß wir heute
wie ihn Ibsen in seinem dramatischen Epilog behandelt, findet
der Bühne begegnen, dem Epos, dem
dem Liede u. s. w., nur einer einzigen
sich hier, freilich sehr verflacht, wieder, und man kann ihn auch
in den übrigen Einaktern auffinden.
matisch wirkt von den vier Gaben dieses
Aus Tragische streifen „Die Dame mit dem Dolche“ und
„Die letzten Masken“. In dem ersten giebt Schnitzler einem
nur die oberflächlichste, an den Schluß
bizarren romantischen Einfall Gestaltung: Die Frau eines
stspiel „Litteratur“. Es ist insofern ein
Dichters, der seine eigene Untreue in einem erfolgreichen Schau¬
, als es mit allerdings etwas starker
spiel dargestellt hat, trifft sich mit einem jungen Liebhaber in einer
esverhältnisse einer schriftstellernden Dame
Gemäldegallerie vor einem alten florentinischen Bilde, das eine
ein sehr komisches Licht rückt. Marga¬
Dame mit einem Dolche in der erhobenen Hand vorstellt. Das
Frau, verkehrt in der Münchener Bohême
Bild hat Aehnlichkeit mit ihr. Bei dem Liebeswerben des jungen
hrungen in ihren Dichtungen wieder. Ein
Mannes entsinnt sie sich plötzlich der Geschichte jenes Bildes,
nur den Sport liebt und der Litteratur
s dem Grunde feindlich ist — gerade
d. h. diese Geschichte wird lebendig in ihr, als das Erlebniß
eines früheren Daseins. Der Dichter läßt die bekannte Traum¬
fer im ersten Einakter dem jungen Dichter
verwandlung eintreten; wir erleben die romantische Geschichte.
,weil sie diskrete Erlebnisse sehr in¬
Pauline ist Paola geworden, die Gattin eines florentinischen
sie, lernt jene Dame kennen und nimmt
aber das Schriftstellern nicht lassen und ! Malers Remigio; sie hat sich dem iungen Lionardo hingegeben,
box 21/3
den sie dunn, bei der Rückkehr des Gatten, erdolcht. Der
Maler aber verwerthet das Motiv auf der Stelle zur
Vollendung jenes Bildes. Die Szene verwandelt sich wieder in
die moderne Gallerie, Pauline erwacht aus der Erinnerung an
das schon einmal Dagewesene und, unter dem Banne des Schick¬
sals, verspricht sie dem jungen Geliebten am Abend ein Stell¬
dichein. Ob er nun „wieder“ getödtet werden wird, fragt sich
der Zuschauer. Die oberflächliche szenische Verwerthung der
Rernkarnationslehre wirkt ein wenig lächerlich. Sehr bezeichnend
war auch die Beobachtung, daß viele Zuschauer bei der ersten
Verwandlung glaubten, dieser Einakter sei schon zu Ende. So
sehr ist der moderne Theaterbesucher an willkürlich Abgerissenes,
gar nicht Beendetes und Abgerundetes gewöhnt. Frau Stra߬
mann stellte die Dame mit dem mystischen Gedächtniß lieblich
und heroisch dar; Hugo Brandes spielte den Remigio ange¬
messen, und Klein=Rhoden versuchte, aus dem ganz oberflächlich
skizzirten Leonhard etwas zu machen. Der „florentinische“
Theil des Stückes wickelt sich in Jamben ab. — Am gehalt¬
vollsten sind „Die letzten Masken“. Wir befinden uns in
einem Wiener Krankenhause. Ein 50jähriger Journalist liegt
auf den Tod darnieder, trotz seiner Talente ist er zu
nichts gekommen, während sein früherer Freund Weihgast,
ein Streber und Flachkopf, zu Stellung und Reichthum ge¬
langt ist. Im Krankenhause ist ein schwindsüchtiger Todes¬
kaudidat, ein Komiker, sein Kamerad, dem selbst der Jammer
um ihn herum nur zum „Studium“ dient; er ahmt die
Sterbenden nach, die letzten Masken. Durch sein Gebahren
kommt der Journalist auf den Gedanken, den reichen Freund
herzubitten. Er will sich rächen und ihm sagen, daß dessen
Frau jahrelang ihn, den Armen, aber Talentvollen, bevorzugt
und ihren eigenen Mann als Hohlkopf und Schwindler ver¬
achtet habe. Und der Komiker soll dann das Gesicht seines
Freundes vor und nach dieser Enthüllung beobachten. Der
Freund kommt, aber der Sterbende ist des gemeinen Verraths
im Tode unfähig, er stirbt. Vor dem Besuche des Freundes
aber hat er doch auch diese Szene des Verraths noch „gestaltet“,
d. h. er probte sie mit dem Komiker auf dessen Ersuchen durch. Auch
hier erkennt man die Grundidee der vier Einakter deutlich wieder;
auch hier sieht man, wie das Leben, die lebendige Stunde, sich in
einem künstlerisch empfänglichen Geiste spiegelt und als Refler ge¬
staltet. Dieser tragische Einakter wurde sehr gut gespielt; Rudolf
Klein=Rhoden gab ein vollendetes Bild des leidenden Kranken und
aufgeregten Sterbenden; Karl Müller charakterisirte den Komiker
Jackwerth mit bestem Gelingen; Ernst Hille gab sich als Weihgast
mit gewollter Einfachheit. Leider regte sich nach diesem originellen
Werkchen kaum eine Hand. War es der tiefere Eindruck, den
es hervorbrachte, war es Mangel an Verständniß oder einfache
Ablehnung eines so ernsten, tragisch=komischen Sujets? Jedenfalls
erholte man sich bei dem nachfolgenden Schwank „Litteratur“
und spendete den drolligen Auftritten zwischen Frl. Dühren
und Herrn Karl Müller selbst bei offener Szene Beifall.
Dr. Hamel.