Rehabilitirung. Schließlich wandte er sich in mehreren Eingaben
an den Cultusminister und bezeichnete darin das Verfahren der
Aerztekammer gegen ihn als Rechtsbeugung und brutale Gewalt.
Die heutige Strafkammer trat gar nicht in die materielle Be¬
weiserhebung ein, sondern billigte dem Angeklagten ohne Weiteres
die „Wahrung berechtigter Interessen“ zu und erwog lediglich, ob
eine formelle Beleidigung vorliege. Das verneinte der Gerichts¬
hof und sprach den Angeklagten kostenlos frei. Bemerkt sei
übrigens, daß das hiesige Landgericht ursprünglich die Klage¬
erhebung überhaupt abgelehnt hatte und ihr erst auf Anordnung
des Oberlandesgerichts in Celle stattgab. Typisch für die hiesigen
Dem
ärztlichen Verhältnisse ist die Genesis des Conflicts
Dr. Schürmeyer war ohne sein Zuthun eine Cassenarztstelle an¬
geboten unter bestimmten Honorarvorschlägen. In loyalster
Weise theilte er dies einem Collegen, der schon bei dieser Casse
angestellt war, mit, um sich vorher mit ihm zu verständigen und
ihn finanziell nicht zu schädigen. Dieser College aber denuncirte
ihn ohne Weiteres bei der Aerztekammer mit der unzatreffenden
Behauptung, Dr. Schürmeyer habe sich zur Erlangung einer
Cassenarztstelle unlauterer Mittel bedient. In Wahrheit hatte
gerabe jener College es durchgesetzt, daß Dr. Schürmeyer die
betr. Sielle nicht erhielt, weil jener sie allein behalten wollte.
Uebrigens wird die einträgliche Cassenpraxis in Hannover über¬
haupt gewissermaßen vertheilt. Wer nicht zur herrschenden Clique
gehört oder persona grata bei ihr ist, kommt auf keinen grünen
Zweig.“
-d. Christliche Wissenschaft (christian seience) und
Glaubensheilung Ueber dieses Thema findet Mittwoch, den
12. März, Abends 9 Uhr im Vereinshause des Christlichen
Männer= und Jünglingsvereins, Herrenstr. 8, noch einem einleiten¬
den Referat von Pastor Wevekind eine Discussion statt.
Nur jungen Männern von 17 Jahren an ist der Zutritt ge¬
stattet.
* Sonderbares Besitzverhältniß an einem Grund¬
stücke. Das „Hannoversche Tageblatt“ schreibt „Es ist wohl
bekannt, daß die Stadt Miteigenthümerin des Marktkirchen¬
thurmes ist, da ihr der Theil des Gebäudes über dem Gelänte
gehört. Hinsichtlich eines andern Grundstückes besteht ein
ähnliches Eigenthumsverhältniß. Das Grundstück des städtischen
Elektricitätswerkes ist nicht ganz Eigenthum der Stadt, denn ein
umfangreicher Keller gehört sammt dem Mauerwerk zu dem
angrenzenden Nachbargrundstücke, so daß die Stadt an der frag¬
lichen Stelle nur oberirdische, aber nicht unterirdische Gerechtsame
beanspruchen kann.
Der jetzige Landesbaurath bei der Provinzial=Verwaltung,
Dr. Wolff, soll sich sicherem Vernehmen nach bereit erklärt
haben, sich um die Stelle eines Stadtbaurathes zu be¬
werben.
Das Schiedsgericht in der Straßenbahn=Ange¬
legenheit wird erst Ende April zusammentreten.
th. Die Feuerwehr wurde Sonntag und Montag 5 Mal
alarmirt.
th. Verunglückt ist am Sonnabend der Fuhrmann Strote
aus Godshorn, der auf der Schulenburger Landstraße vom Wagen
gefallen war und dem beide Beine übergefahren wurden. Der
schwerverletzte Strote wurde mit dem Sanitätswagen ins Kranken¬
haus geschaffte
Theater und Concerte.
M. Hoftheater. Verschiedene Krankheiten und Indispositionen
„der Hauptdarstellenden haben auf das Wochenrepertoir Einfluß
gehabt, so daß zahlreiche Veränderungen haben Platz
greifen müssen. Die Freitagsdarstellung des „Freischütz¬
bot in sofern Interesse, als Herr Zarest zum ernen Male hier
den Fürsten sang. Ritterliches Auftreten und klangreiche Schön¬
heit ist dem Künstler nachzurühmen. Herr Schuiten sang den
Max vorzüglich, nur wäre ab und an lebhafteres Spiel er¬
wünscht gewesen. Fräulein Kühns giebt das Aennchen noch
viel zu manirirt. Man glaubt ihr nicht recht, was sie singt und
thut. Im Uebrigen war die Vorstellung der Königlichen Hof¬
bühne würdig.
ar. Residenz=Theater. Eine Besprechung der gestrigen
Aufführung von „Othello“ mit Matkowsky als Gast
muß Raummangels halber zurückgestellt werden.
§§ Residenz=Theater. „Alt=Heidelberg“ gelangt
heute Dienstag zum 48 Male zur Aufführung. Zu der
50 Aufführung von „Alt=Heidelberg“, welche am
Donnerstag in dieser Woche stattfindet, wird der Verfasser
dieses so epochemachudenpopulären Schauspiels, das mit
kurzen Unterbrechungen zum 50. Male in seiner Vaterstadt mit
sensationellee Erfolge zur Aufführung gebracht wurde, erwartet.
Die pächste Fremden=Vorstellung am kommenden Sountag bringt
die 76. Aufführung von „Flachsmann als Erzieher“
Deutsches Theater. Schnitzler=Abend. Zum
ersten Male, vier Einacter: Lebendige Stunden. Die
Frau mit dem Dolche. Die letzten Masken.
Litteratur.
Ein psychologisch genußreicher Abend! Arthur Schnitzler offen¬
bart uns in diesen vier Einactern seine Lebensanschauung. Er
ist ein bekannter Wiener Arzt und als Dramatiker steht sein
Drama „Liebelei“ hier noch bei allen Theaterbesuchern in Er¬
innerung. Der rührigen Direction des Deutschen Theaters gebührt
Dank, daß sie uns mit den neuesten We ken Schnitzlers bekannt
gemacht und daß sie für eine so ausgezeichnete Darstellung gesorgt
hat, denn ich glaube, daß der Erfolg der Schnitzlerschen Stücke,
der manchmal nur an einem seidenen Faden hing nur dem
ausgezeichneten Spiel sämmtlicher Darstellenden und der ausge¬
zeichneten Regie zu danken ist.
Weil du eine Sprache redest, die für dich dichtet und dinkt,
glaubst du schon Dichter zu sein? fragt einmal Schiller. Run,
Schnitzler ist ein subjectiver Autor, aber seine Auschanungen
werden von gewissen Kreisen in Kunst und Litteratur getheilt
an den Cultusminister und bezeichnete darin das Verfahren der
Aerztekammer gegen ihn als Rechtsbeugung und brutale Gewalt.
Die heutige Strafkammer trat gar nicht in die materielle Be¬
weiserhebung ein, sondern billigte dem Angeklagten ohne Weiteres
die „Wahrung berechtigter Interessen“ zu und erwog lediglich, ob
eine formelle Beleidigung vorliege. Das verneinte der Gerichts¬
hof und sprach den Angeklagten kostenlos frei. Bemerkt sei
übrigens, daß das hiesige Landgericht ursprünglich die Klage¬
erhebung überhaupt abgelehnt hatte und ihr erst auf Anordnung
des Oberlandesgerichts in Celle stattgab. Typisch für die hiesigen
Dem
ärztlichen Verhältnisse ist die Genesis des Conflicts
Dr. Schürmeyer war ohne sein Zuthun eine Cassenarztstelle an¬
geboten unter bestimmten Honorarvorschlägen. In loyalster
Weise theilte er dies einem Collegen, der schon bei dieser Casse
angestellt war, mit, um sich vorher mit ihm zu verständigen und
ihn finanziell nicht zu schädigen. Dieser College aber denuncirte
ihn ohne Weiteres bei der Aerztekammer mit der unzatreffenden
Behauptung, Dr. Schürmeyer habe sich zur Erlangung einer
Cassenarztstelle unlauterer Mittel bedient. In Wahrheit hatte
gerabe jener College es durchgesetzt, daß Dr. Schürmeyer die
betr. Sielle nicht erhielt, weil jener sie allein behalten wollte.
Uebrigens wird die einträgliche Cassenpraxis in Hannover über¬
haupt gewissermaßen vertheilt. Wer nicht zur herrschenden Clique
gehört oder persona grata bei ihr ist, kommt auf keinen grünen
Zweig.“
-d. Christliche Wissenschaft (christian seience) und
Glaubensheilung Ueber dieses Thema findet Mittwoch, den
12. März, Abends 9 Uhr im Vereinshause des Christlichen
Männer= und Jünglingsvereins, Herrenstr. 8, noch einem einleiten¬
den Referat von Pastor Wevekind eine Discussion statt.
Nur jungen Männern von 17 Jahren an ist der Zutritt ge¬
stattet.
* Sonderbares Besitzverhältniß an einem Grund¬
stücke. Das „Hannoversche Tageblatt“ schreibt „Es ist wohl
bekannt, daß die Stadt Miteigenthümerin des Marktkirchen¬
thurmes ist, da ihr der Theil des Gebäudes über dem Gelänte
gehört. Hinsichtlich eines andern Grundstückes besteht ein
ähnliches Eigenthumsverhältniß. Das Grundstück des städtischen
Elektricitätswerkes ist nicht ganz Eigenthum der Stadt, denn ein
umfangreicher Keller gehört sammt dem Mauerwerk zu dem
angrenzenden Nachbargrundstücke, so daß die Stadt an der frag¬
lichen Stelle nur oberirdische, aber nicht unterirdische Gerechtsame
beanspruchen kann.
Der jetzige Landesbaurath bei der Provinzial=Verwaltung,
Dr. Wolff, soll sich sicherem Vernehmen nach bereit erklärt
haben, sich um die Stelle eines Stadtbaurathes zu be¬
werben.
Das Schiedsgericht in der Straßenbahn=Ange¬
legenheit wird erst Ende April zusammentreten.
th. Die Feuerwehr wurde Sonntag und Montag 5 Mal
alarmirt.
th. Verunglückt ist am Sonnabend der Fuhrmann Strote
aus Godshorn, der auf der Schulenburger Landstraße vom Wagen
gefallen war und dem beide Beine übergefahren wurden. Der
schwerverletzte Strote wurde mit dem Sanitätswagen ins Kranken¬
haus geschaffte
Theater und Concerte.
M. Hoftheater. Verschiedene Krankheiten und Indispositionen
„der Hauptdarstellenden haben auf das Wochenrepertoir Einfluß
gehabt, so daß zahlreiche Veränderungen haben Platz
greifen müssen. Die Freitagsdarstellung des „Freischütz¬
bot in sofern Interesse, als Herr Zarest zum ernen Male hier
den Fürsten sang. Ritterliches Auftreten und klangreiche Schön¬
heit ist dem Künstler nachzurühmen. Herr Schuiten sang den
Max vorzüglich, nur wäre ab und an lebhafteres Spiel er¬
wünscht gewesen. Fräulein Kühns giebt das Aennchen noch
viel zu manirirt. Man glaubt ihr nicht recht, was sie singt und
thut. Im Uebrigen war die Vorstellung der Königlichen Hof¬
bühne würdig.
ar. Residenz=Theater. Eine Besprechung der gestrigen
Aufführung von „Othello“ mit Matkowsky als Gast
muß Raummangels halber zurückgestellt werden.
§§ Residenz=Theater. „Alt=Heidelberg“ gelangt
heute Dienstag zum 48 Male zur Aufführung. Zu der
50 Aufführung von „Alt=Heidelberg“, welche am
Donnerstag in dieser Woche stattfindet, wird der Verfasser
dieses so epochemachudenpopulären Schauspiels, das mit
kurzen Unterbrechungen zum 50. Male in seiner Vaterstadt mit
sensationellee Erfolge zur Aufführung gebracht wurde, erwartet.
Die pächste Fremden=Vorstellung am kommenden Sountag bringt
die 76. Aufführung von „Flachsmann als Erzieher“
Deutsches Theater. Schnitzler=Abend. Zum
ersten Male, vier Einacter: Lebendige Stunden. Die
Frau mit dem Dolche. Die letzten Masken.
Litteratur.
Ein psychologisch genußreicher Abend! Arthur Schnitzler offen¬
bart uns in diesen vier Einactern seine Lebensanschauung. Er
ist ein bekannter Wiener Arzt und als Dramatiker steht sein
Drama „Liebelei“ hier noch bei allen Theaterbesuchern in Er¬
innerung. Der rührigen Direction des Deutschen Theaters gebührt
Dank, daß sie uns mit den neuesten We ken Schnitzlers bekannt
gemacht und daß sie für eine so ausgezeichnete Darstellung gesorgt
hat, denn ich glaube, daß der Erfolg der Schnitzlerschen Stücke,
der manchmal nur an einem seidenen Faden hing nur dem
ausgezeichneten Spiel sämmtlicher Darstellenden und der ausge¬
zeichneten Regie zu danken ist.
Weil du eine Sprache redest, die für dich dichtet und dinkt,
glaubst du schon Dichter zu sein? fragt einmal Schiller. Run,
Schnitzler ist ein subjectiver Autor, aber seine Auschanungen
werden von gewissen Kreisen in Kunst und Litteratur getheilt