II, Theaterstücke 16, (Lebendige Stunden. Vier Einakter, 1), Lebendige Stunden. Vier Einakter, Seite 437

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16.1. Lebendige Stunden - zukIus
Man gehe durch unsere Kunstausstellungen und durch unsere Theate
Das Ueberraschende macht Glück, lautet ein Recept Goethes, und wenn
heute ein Künstler reussiren will, so muß er an Ueberraschungen
denken. Das hat Schnitzler denn auch gethan. In „Lebendige
Stunden“ glaubt eine seit Jahren kränkelnde Mutter ihren Sohn,
der Dichter ist und in Folge der traurigen Eindrückt, welche ihre
Krankheit auf sein Gemüth und damit auch auf seine Schaffens¬
freudigkeit macht, nichts mehr zu produciren vermag, von ihrer
Gegenwart befreien zu müssen. Daher tödtet sie sich durch
Morphium, das der Arzt ihr zur Linderung ihrer Schmerzen ver¬
schrieben hat. „Die Frau mit dem Dolch“ spielt in einem
Kunstausstellungslocal. Pauline, die Gattin des Remigio, hegt
zu dem Maler Leonhard lebhafte Neigung. Vor dem Bilde des
Letzteren sinkt sie in Leonhard's Gegenwart ohnmächtig nieder
und lebt in einem als Zwischenspiel den Hörern vorgeführten
Traumbilde ein Leben der Schuld mit ihm. Als ihr Gatte
zurückkehrt, erdolcht sie ihren Liebhaber in Gegenwart des Gatten
und erwacht alsdann, um am Abend ihrer Abreise mit Remigio
noch eine Zusammenkunft zu gestatten. Das geniale Spiel der
Frau Straßmann=Witt, die aus Unnatur Leben zu schaffen ver¬
stand, rettete das wunderbare Opus. Die Künstlerin in dieser
Rolle zu sehen, verlohnt einen öfteren Besuch des Theaters Da
lernt man die Schönheiten ihrer Darstellungkunst kennen und
schätzen.
„Die letzten Masken“ führte uns an das Sterbebette eines
Dichters der im öffentlichen Krunkenhause stirbt. Er läßt sich
seinen glücklicheren Jugendfreund, der ein renommirter Schrift¬
steller geworden ist, an sein Krankenbett rufen, um ihm noch
einmal derb die Wahrheit zu sagen. In einer Vorbereitungs¬
probe spricht er seine Gedanken an den sein Zimmer theilenden
schwindsüchtigen Schauspieler Jackwerth aus. Als aber der
Freund wirklich kommt und ihn mit Liebe anredet, sagt er ihm
kein böses Wort, sondern scheidet versöhnt von ihm. Der
„Lazareth= und Todtenhauch“, der aus dem Werke ausgeht,
speculirt auf starke Nerven.
Das schwächste Stück des Chelus ist „Litteratur“. Margaretha
und ihr früherer Bräutigam Gilbert haben jeder einen Roman
geschrieben, in welchem ein jeder die gewechselten Briefe abdruckt.
Nur mit Mühe vermögen beide, diesen Umstand dem jetzigen
reicheren Verlobten der Margaretha zu verbergen und so das
Glück der letzteren zu sicheen.
Schnitzler besitzt ein starkes dramatisches Talent. Aber er
muß seinen künstlerischen Subjectivismus vor der objectiv wahren
in sich harmonisch abgerundeten Kunstanschanung zurücktreten
lassen.
* Hermann Sudermanns Drama „Es lebe das Leben
wird am Dienstag zum 21. Male gegeben. In nächster Woch
findet die Jubiläums=Aufführung dieses seit dem 15 Februa#
Abend für Abend mit größtem Erfolge aufgeführtn hoch
interessanten Werkes statt, die besonders glanzvoll gefeiert werden
wird. „Lebendige Stützden,“ der Einacter=Cyclus von Arthu
Schnitzler hatte sich Sonntag vor vollem Hause wieder des
bei älligsten Aufnahme zu erfreuen und wird am Mittwoch)
den 12. d. Mts., wiederholt.
Wirthschaftlicher Theil.
Amtliches Coursblatt der Börse in Hannover.
Hannover, den 10. März 1902
Brief. Geld. bez
Deutsche Fonds.
2
Brekireh), kandeschulbverschrilb. 6. Gertel
91,25
der He zogl. Leihhaus=Anstalt
100,50

do. Serie 7
10.
104,25
do. Ser. 8 (unk. b. 1908)
do.
110.50
Hannoversche Obligationen in Gold, Lit. 8.
104,00
Hannoversche Provinzial=Anleibe 10. Serie
99,75
9. Serie
do.
1.
do.
92 25
8. Serie
do.
99,50

Hannoversche Stadtanleihe
do. von 1895 (bis 1901
20
nicht convertirbar)

Lit. J u. M (bis 1906
nicht convertirbar)

99.50
do. Lit. 0, Ser. 1 u. 2
(unkündb. bis 1906)
103.40
98.25

Detmolder Stadtanleihe (unkündb. bis 1907)
102.75
do. von 1899 (unkündb. bis 1909)
do.
98.25

Göttinger Stadt=Anleihe von 1899 .
103,00
Lemgoer Stadt=Anleihe
98,50
Lindener Stadtanleihe
98.00
Homburger Stadtenleihe
98,50
½
Harburger Stadtan eihe
103.0
103.25
do. von 1900
96.50

Hameler Stadtanleihe von 1892
103.08
do. Ser. 4, Abth. 1 (unk. b. 1910)
do.
98,00

Herforder Stadt=Anleihe von 1897
102,65
Brem. rittersch. Credit.=C.=Obl. (jährlich kdb.)
100,80

Cakenb. rittersch.Credit=C.=Obl. (½ jährl kdb.)
101,30
do. (bis 1906 ausgesch.)
do.
102 90 102,80
do. (Seitens d. Inhaber unkündb.)
Hann. Land.=Cred.=Anst.=Obl. (p. 1. Juli 1903
191,50
101.30

kündb.)
101,50
(per 2. Januar 1903 kündb.)
do.
do.
16133
101,50
K
(mit aufgeschodener Kündig.)
do.
(Seitens der Inh. unkündb.)
103.50
bo.
101,45
Lünneb=(Celler) rittersch. Obl. (halbj. kündb.
Meiniger Herzogl. Landes=Credit=Anstalt¬
99,25

Obligat. (verlosbar) in Markwährung
163,25
do. (unkündb. bis 1906)
do.
Pfandbriefe und Hyp.=Obligationen
Br.=Hann. Hyp.=Bk.=Pfdb. Serie 18 (b. 1905