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16. 1. Lebendige Stunden — Zuklus
sich ja auf zahlreiche, bereits eingegangene Rechtsvervindlich= Enttäuschung, wenn die Reactivirung des Parlamentes eine
en ist jetzt in seinen Hauptziffern bekannt:
keiten stützt, dieser Frage nicht beizukommen sei. Das Ab= zerrüttende Einwirkung auf den Staatshaushalt, auf das in
ninisteriellen Abgeordneten stehen 166 Anti¬
Victor von Scheffel einen großen Erfolg hatte. Auch seines Prinzen auf. Die Probleme des Stückes wurden
das Neckar=Thal. Auch die Ruine des Heidelberger in der Gesellschaft wochenlang lebhaft discutirt, man
Feuilleton.
nahm für und wider Partei. Sogar die Unwahr¬
Schlosses. Auch der Dichter des wunderschönen „O
scheinlichkeiten in der Führung der Handlung fanden
alte Burschenherrlichkeit“ und so weiter; ich könnte
ihren Patron, der gerade in ihnen eine neuartige
noch lange aufzählen. Stücke wie „Alt=Heidelberg“
Grazer Theaterbrief.
Annäherung an die Lebenswahrheit erblickte; denn
wirken nämlich nicht durch das, was sie sind, sondern
das Leben selbst verfahre meistens so merkwürdig un¬
nur durch das, woran sie erinnern.
ar Blumenthals „Fee Caprice“ ergab mit
wahrscheinlich; „la vita dà tali frutti“. Mit Freuden
Dem Autor von „Alt=Heidelberg“ (das übrigens,
und Noth ein abendfüllendes „Lustspiel“ dessen
constatirt man eine gewisse Größe des menschlichen
unter der Mitwirkung von Studenten, gut aufgeführt
r Aufführung durch den Dichterschwindler des
Maßes, das an die Personen des neuen Dramas an¬
wurde, sehr schön war das Bühnenbild des zweiten
Mehnert und das Gigerl des Herrn
gelegt werden dürfe, eine gewisse Weite der Geberden,
Actes) fehlt vor allem die menschengestaltende Kref#.
glänzte. Ein anderes Berliner Fabricat,
Höhe der Standnunkte darin. Und ein voller Brunnen
Die hat nun Hermann Sudermann in reiche
Bekanntschaft uns die jüngsten Theatermonate
richtiger Poesi uillt in der letzten Seene des vor¬
Maße. Sein neues Drama „Es lebe das Leben“
ttelte, „Nacht und Morgen“ von Paul
letzten Actes, deren ergreifender Wirkung sich niemand
hat das wieder einmal überzeugend dargethan. Seine
u, ist ein Sensations=Drama, über dem die
entziehen konnte.
Menschen leben; auch die Nebensiguren noch umfließt
Nebel der Langeweile brauen — das ist doch
Die Aufführung des jüngsten Sudermanns und die
die wirkliche Luft des Lebens. Aber dieses Dichters
stens was Neues.
österreichische Première von Arthur Schnitzlers
Kraft versagt, sobald er wahre innere Beziehungen
r nichts Neues war „Laboremus“ von
„Lebendigen Stunden“ bedeuteten die Höhe
zwischen seinen Figuren herstellen soll, da
son, sondern ein fader Aufguß von „Rosmers¬
unserer diesjährigen Schauspielsaison. An Schnitzlers
er sich gleich in ein dichtes Netz
verstrickt
(die fatale Verwandtschaft der neuen Dramen
Einactern erfreut zunächst die kluge Mache, der durch¬
von Unmöglichkeiten, Inconsequenzen und Unlogik.
sons mit denen Ibsens wird auf die Dauer
sichtige Bau, der faubere Plan. Dann die Logik und
Das merkt man freilich erst, wenn man von seinen
ggenehm). Auch Lydia, die unheimliche Clavier¬
Klarheit der Durchführung; da „sitzt“ jeder kleinste
Stücken heimgeht; so lange man unter dem warmen
rin, existirt gewiß schon massenhaft in den Drei¬
Pinselstrich, jeder Gedankenstrich ist nothwendig.
Anhauch ihrer Bühnengegenwart athmet, ist man
er-Romanen. Belustigend wirkte die Bemühung,
„Nothwendigkeit
überzeugt und völlig in ihrem Bann. „Es lebe das
das aufgepfropfte Leitmotiv des „Laboremus“,
Ist Dein geheimes Weihgeschenk, o Genius“,
Leben“ hat hier tief und nachhaltig gewirkt, die
nit der Fabel selbst nicht den leifesten Zusammen¬
heißt es einmal bei Platen. Es ist alles da, was
Aufführung hielt sich auf einer achtunggebietenden
hat, den gewissen Ibsen'schen Tiefklang zu
die Bewegung des Stückes braucht, und nur das
Höhe, Frl. Sussin füllt die Beate mit dem heißen
Das Schauspiel wurde hier, trotz der Lydia
was sie braucht. Bei dieser Technik kommen freilich
Athem ihrer Seele an, mit ruhiger Kraft spielt Herr
Erls. Sussin, abgelehnt und verschwand mit
die Menschen der Dramen Schnitzlers ein wenig zu
[Mehnert den Baron Völkerlingk, herzlich und
mlicher Eile vom Spielplane.
kurz, sie sind gleichsam nur in ihrem Umriß gezeichnet
n so länger behauptete sich „Alt=Heidelberg“ warm Herr Baxmann den Grafen Kellinghausen,
Wilhelm Meyer=Förster, mit dem Joseph pikante Glanzlichter setzt Herr Weinmann der Figur und entbehren einer gewissen runden Fülle und
S
16. 1. Lebendige Stunden — Zuklus
sich ja auf zahlreiche, bereits eingegangene Rechtsvervindlich= Enttäuschung, wenn die Reactivirung des Parlamentes eine
en ist jetzt in seinen Hauptziffern bekannt:
keiten stützt, dieser Frage nicht beizukommen sei. Das Ab= zerrüttende Einwirkung auf den Staatshaushalt, auf das in
ninisteriellen Abgeordneten stehen 166 Anti¬
Victor von Scheffel einen großen Erfolg hatte. Auch seines Prinzen auf. Die Probleme des Stückes wurden
das Neckar=Thal. Auch die Ruine des Heidelberger in der Gesellschaft wochenlang lebhaft discutirt, man
Feuilleton.
nahm für und wider Partei. Sogar die Unwahr¬
Schlosses. Auch der Dichter des wunderschönen „O
scheinlichkeiten in der Führung der Handlung fanden
alte Burschenherrlichkeit“ und so weiter; ich könnte
ihren Patron, der gerade in ihnen eine neuartige
noch lange aufzählen. Stücke wie „Alt=Heidelberg“
Grazer Theaterbrief.
Annäherung an die Lebenswahrheit erblickte; denn
wirken nämlich nicht durch das, was sie sind, sondern
das Leben selbst verfahre meistens so merkwürdig un¬
nur durch das, woran sie erinnern.
ar Blumenthals „Fee Caprice“ ergab mit
wahrscheinlich; „la vita dà tali frutti“. Mit Freuden
Dem Autor von „Alt=Heidelberg“ (das übrigens,
und Noth ein abendfüllendes „Lustspiel“ dessen
constatirt man eine gewisse Größe des menschlichen
unter der Mitwirkung von Studenten, gut aufgeführt
r Aufführung durch den Dichterschwindler des
Maßes, das an die Personen des neuen Dramas an¬
wurde, sehr schön war das Bühnenbild des zweiten
Mehnert und das Gigerl des Herrn
gelegt werden dürfe, eine gewisse Weite der Geberden,
Actes) fehlt vor allem die menschengestaltende Kref#.
glänzte. Ein anderes Berliner Fabricat,
Höhe der Standnunkte darin. Und ein voller Brunnen
Die hat nun Hermann Sudermann in reiche
Bekanntschaft uns die jüngsten Theatermonate
richtiger Poesi uillt in der letzten Seene des vor¬
Maße. Sein neues Drama „Es lebe das Leben“
ttelte, „Nacht und Morgen“ von Paul
letzten Actes, deren ergreifender Wirkung sich niemand
hat das wieder einmal überzeugend dargethan. Seine
u, ist ein Sensations=Drama, über dem die
entziehen konnte.
Menschen leben; auch die Nebensiguren noch umfließt
Nebel der Langeweile brauen — das ist doch
Die Aufführung des jüngsten Sudermanns und die
die wirkliche Luft des Lebens. Aber dieses Dichters
stens was Neues.
österreichische Première von Arthur Schnitzlers
Kraft versagt, sobald er wahre innere Beziehungen
r nichts Neues war „Laboremus“ von
„Lebendigen Stunden“ bedeuteten die Höhe
zwischen seinen Figuren herstellen soll, da
son, sondern ein fader Aufguß von „Rosmers¬
unserer diesjährigen Schauspielsaison. An Schnitzlers
er sich gleich in ein dichtes Netz
verstrickt
(die fatale Verwandtschaft der neuen Dramen
Einactern erfreut zunächst die kluge Mache, der durch¬
von Unmöglichkeiten, Inconsequenzen und Unlogik.
sons mit denen Ibsens wird auf die Dauer
sichtige Bau, der faubere Plan. Dann die Logik und
Das merkt man freilich erst, wenn man von seinen
ggenehm). Auch Lydia, die unheimliche Clavier¬
Klarheit der Durchführung; da „sitzt“ jeder kleinste
Stücken heimgeht; so lange man unter dem warmen
rin, existirt gewiß schon massenhaft in den Drei¬
Pinselstrich, jeder Gedankenstrich ist nothwendig.
Anhauch ihrer Bühnengegenwart athmet, ist man
er-Romanen. Belustigend wirkte die Bemühung,
„Nothwendigkeit
überzeugt und völlig in ihrem Bann. „Es lebe das
das aufgepfropfte Leitmotiv des „Laboremus“,
Ist Dein geheimes Weihgeschenk, o Genius“,
Leben“ hat hier tief und nachhaltig gewirkt, die
nit der Fabel selbst nicht den leifesten Zusammen¬
heißt es einmal bei Platen. Es ist alles da, was
Aufführung hielt sich auf einer achtunggebietenden
hat, den gewissen Ibsen'schen Tiefklang zu
die Bewegung des Stückes braucht, und nur das
Höhe, Frl. Sussin füllt die Beate mit dem heißen
Das Schauspiel wurde hier, trotz der Lydia
was sie braucht. Bei dieser Technik kommen freilich
Athem ihrer Seele an, mit ruhiger Kraft spielt Herr
Erls. Sussin, abgelehnt und verschwand mit
die Menschen der Dramen Schnitzlers ein wenig zu
[Mehnert den Baron Völkerlingk, herzlich und
mlicher Eile vom Spielplane.
kurz, sie sind gleichsam nur in ihrem Umriß gezeichnet
n so länger behauptete sich „Alt=Heidelberg“ warm Herr Baxmann den Grafen Kellinghausen,
Wilhelm Meyer=Förster, mit dem Joseph pikante Glanzlichter setzt Herr Weinmann der Figur und entbehren einer gewissen runden Fülle und
S