g Me an unserer
Bühne gastiert, und nun hat sich bereits eine zweite
kleine Künstlerschar vom k. k. Hofburgtheater als
Gast eingefunden, über welche sich abermals nur das
Beste sagen läßt. Am ersten Abend vermittelte uns
das Ensembie, bestehend aus den Herren Heine,
Biesantz, Waschatko und den Damen Rabitow und gein
Für
50 2 Moncza, die neuesten Einakter Schnitzlers „Lebendige rio.
Stunden. So gut auch die Darstellung war, die lber
200
hohle und gesuchte Romantik des Schauspiels Die lor###
500
Frau mit dem Dolche“, konnte sie nicht verhüllen. ist
„ 1000
Im (So schön die Künstler auch die Verse Schnitzlers ge¬ es
Abonnemen sprochen haben, es blieb ihnen versagt Plastik in die.
Abonnentenglatten Sentenzen des Stückes zu treiben.
Leichter war es der mit ziemlich krassen Effektenend#
r g
Der ausgestatteten Spital=Komödie „Die letzten Mas=zeitun
Inhaltsang
blätterken“ zu einer tief gehenden Wirkung zu verhelfen, haftl
wodurch e obwohl auch dieses Schauspiel an krankhafter Erfinbiese 1
Leben des dungssucht nichts zu wünschen übrig läßt. Die Herrer
theilungen Heine (Rademacher) und Biesantz (Jackwert) zeigter
sich darin als vollendete Schauspieler realistische
Darstellungskunst. In dem Lustspiel „Literatur
hat sich Schnitzler wieder zur Lustigkeit und zun
sprühenden Humor seines „Anatol“ erhoben, und sich
damit den zweifellos stärksten Erfolg unter dieser
Einakteen erworben. Gespielt wurde dieser Scher,
von den Herren Heine (Gilbert), Biesantz (Cle¬
mens) und Frl. Rabitow (Margarethe) einfach
brillant.
Das Publikum folgte den Einaktern mit größtem
Interesse und zeichnete die tadellose Darstellung mis
starkem und lebhaften Beifalle aus. Der Besuch war
zufriedenstellend.
Für das literarisch gebildete Publikum war ge¬
wiß der zweite Abend des Ensemble=Gastspieles noch
interessanter; nachdem Max Dreyers Erstlingswerk,
das Schauspiel „Drei“ zur Aufführung gelangte, ein
Schauspiel, welches bereits vor zehn Jahren ge¬
schrieben wurde, bisher aber trotz seiner Gediegen¬
heit und seines literarischen Wertes den Weg über
die deutschen Bühnen nicht finden konnte. Erst vor
Kuczem kam von demselben Autor das Stimmungs¬
schauspiel Winterschlaf“ durch das erste Hof¬
fburgtheater=Ensemble mit starker dramatischer Wir¬
kung zur Aufführung. Auch der „Winterschlaf“ teilt
mit „Drei“ dasselbe Schicksal und doch sind dies
höchst spannende und großzügige Werke, welche eine
ganz andere Beachtung verdienen würden, wie sie
ihnen zuteil geworden ist. Die Schuld liegt entschieden
auf Seite unserer heutigen Theaterdirektoren, welche
von Literatur meistens so viel wie nichts verstehen;
sonst wäre es wohl unmöglich, daß solche Komödien
wie die beiden Dreyers so lange unbeachtet links
liegen gelassen werden. Und Dreyer ist nicht der Ein¬
zige, es wären noch viele Schätze aus dem gewal¬
tigen Reichtum der modernen Bühnenliteratur zu
heben, wenn in den Kanzleien unserer Dramaturgen
mehr literarische Bildung und künstlerische Taikraft
zu Hause wären.
„Drei“ ist eine psychologische Studie, welche das
allgemeinste Interesse für sich in Anspruch nimmt,
und durch ihre konsequente Durchführung und logische!
Strenge zu einem spannenden und belebten Drama
emporsteigt.
Der glückliche Bund, welchen Dr. Karl Genzmer
und dessen Frau Susanne mit dem Privatgelehrten
Hans Martienssen geschlossen haben, wird plötzlich
durch eine eifersüchtige, jedoch vollkommen unbegrün¬
dete Anwandlung des Ehemanns total zerstört. Sind
erst alle „Drei“ den Weg gegangen, so trennen sie
sich nun, um allein auf dieser Erde weiter zu wandern.
So einfach und uralt auch dieses Thema ist, durch
den frischen, kräftigen, geistreichen Dialog erscheint
das Schauspiel fesselnd und eigenartig. Die Dar¬
stellung war glänzend. Der Dreibund konnte durch
die Herren Heine (Karl), Biesantz (Hans) und
Frl. Rabitow (Susanne) nicht mehr besser inter¬
pretiert werden. Das Haus zollte den trefflichen
Künstlern reichlichen Beifall.
Den Schluß bildete die ziemlich langgezogene
Lustspiel=Plauderei „Die Lore“ von Otto Erich
Hartleben. Wäre dieser Einakter auch so gut und
frisch wie die Darstellung, dann wäre auch mit der
Lore ein ungetrühter Genuß geboten worden. H. S
T
Nr. 51
„OBSERVER‘
L österr. behordl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX1. Türkenstrz sse 17.
Filiale in Budapest: „Pigyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus: Ischler Wochenblatt
vors: 39 7907.
Theater, Kunst und Literatur.
Zwei genußreiche Abende verschaffte uns letzte Woche
das Ensemble=Gastspiel der Hofburgschauspieler. Schnitzler's
„Lebendige Stunden“ brachten sie uns am 26. Juli.
„Die Frau mit dem Dolche“ ist ein altniederländisches
Bild, dessen Betrachtung die Phantasie einer hysterisch veranlagten
Frau derart reizt, daß sie selbst die den Geliebten tötende Heldin
zu sein vermeint — des Einakters zweiter Auftritt — und in
ihrer Erregung ihrem Aubeter, der mit ihr das Bild betrachtet,
das stürmisch verlangte Rendezvous verspricht. „Die letzten
Masken“ ist der Titel des nächsten, in düsteren Farben ge¬ tve
haltenen Stückes. Der Journalist Karl Rademacher ist trotz zr
seines Strebens und des Glaubens an seine Begabung ein kleiner aus.
Mann geblieben, während Alexander Weihgast, der einst mit
das
ihm zugleich begonnen, ein berühmter Schriftsteller, der Führer s den
der Jungen, geworden ist. Im Krankenhause dem Tode n e,
Abon
Abon
will Rademacher seiner Erbitterung Luft machen, klein wil er
den großen Mann vor sich sehen und er kann es. Des Weih= d die
gast's Frau war einst seine Geliebte. Das will er ihm in's gen¬
Inbal
h1a] Gesicht schleudern; er probt die Szene mit seinem Zimmer= ung*)
tliche
wodul nachbar, dem brustkranken Schauspieler Jackwert. Der Arzt erfüllt Mit¬
Leben die Bitte des sterbenden Journalisten und bringt ihm in der
theilu
Nacht noch den berühmten Weihgast. Weihgast, voll Freundlichkeit
und Wohlwollen für den Totkranken, erzählt ihm, wie sehr er,
der Vielbeneidete, zu bedauern ist. Die Jünger fallen ab, Kummer
in der Familie, Enttäuschungen auf allen Seiten. Im Angesichte
des Todes aber fallen „die letzten Masken“; was kümmert
einen Sterbenden, was draußen in der Welt des Scheins und
Trugs vor sich geht, Rademacher schweigt, er nimmt sein
Gebermure Wit sichehinnbere
„Literatur“ ist ein geistvell ironisierendes Lustspiel.
Margarethe, eine „schreibende“ geschiedene Frau, muß ihrem
adelsstolzen Bräutigam Klemens zuliebe ihrem bisherigen Verkehre
und der Schriftstellerei entsagen. Schweren Herzens willigt sie
ein, nur einen letzten Triumph will sie noch feiern, sie gibt
einen Roman, in dem sie ihre Beziehungen zum Dichter Gilbert !
aufs genaueste schildert, dem Verleger. Während Klemens nun
entsetzt dem zerleger den ganzen Roman abkauft, erscheint Gilbert
bei Margare he. Er seinerseits hat denselben Roman geschrieben.?
So niedrig ind mal die Literaten, sich selbst, ihre geheimsten
Empfindungen und seelischen Regungen bringen sie den anderen
auf dem Präsentierteller: „c’est de la litterature“!
Am zweiten Abend brachte uns das Ensemble Dreyer's
Schauspiel „Drei" und Hartleben's „Die Lore“. „Drei“
sind natürlich Mann, Frau und Hausfreund. Das Dreieck lebt
in schönster Harmonie, bis die Erinnerung an ein anderes
Dreieck, wo Genzmer, der Gatte, die Rolle des Dritten gespielt,
in diesem die Eifersucht jäh und unbegründet erwachen läßt.
Der Gedanke hat etwas für sich: Karl Genzmer hat einst den
Freund mi dessen Frau betrogen, nun zittert er vor den ihn
selbst bedrohenden Hörnern. Durch seinen Argwohn und sein
feiges Mißtrauen führt er selbst seine Frau dem Freunde zu.
Der Freund weist ihre Liebe zurück, Susanne Genzmer verläßt
ihren Mann, Schuld und Sühne in packender Form! Darauf
folgte „Die Lore“ eine Lustspielplauderei von Hartleben.
Wie schon die bescheidene Bezeichnung „Planderei“ besagt, ohne
Wert und Handlung zwar, gefällt der kleine Spaß doch durch
die scharfe Charakterisierung der auftretenden Personen. Gespielt
wurden die Stücke eigentlich nur vom Heine, Biesantz
und der Ravitow, die anderen sind Staffage. Es war mir,
als wollten sie zeigen, was alles uns Wien's erstes Theater
vorenthält. Es war ein Meisterspiel, voll Natur und schlichter“
Empfindung, gefühlte Kunst, die nichts künstelt, und der alle
Mätzchen und Spiegelproben der Kunsthandwerker fehlen.
Bühne gastiert, und nun hat sich bereits eine zweite
kleine Künstlerschar vom k. k. Hofburgtheater als
Gast eingefunden, über welche sich abermals nur das
Beste sagen läßt. Am ersten Abend vermittelte uns
das Ensembie, bestehend aus den Herren Heine,
Biesantz, Waschatko und den Damen Rabitow und gein
Für
50 2 Moncza, die neuesten Einakter Schnitzlers „Lebendige rio.
Stunden. So gut auch die Darstellung war, die lber
200
hohle und gesuchte Romantik des Schauspiels Die lor###
500
Frau mit dem Dolche“, konnte sie nicht verhüllen. ist
„ 1000
Im (So schön die Künstler auch die Verse Schnitzlers ge¬ es
Abonnemen sprochen haben, es blieb ihnen versagt Plastik in die.
Abonnentenglatten Sentenzen des Stückes zu treiben.
Leichter war es der mit ziemlich krassen Effektenend#
r g
Der ausgestatteten Spital=Komödie „Die letzten Mas=zeitun
Inhaltsang
blätterken“ zu einer tief gehenden Wirkung zu verhelfen, haftl
wodurch e obwohl auch dieses Schauspiel an krankhafter Erfinbiese 1
Leben des dungssucht nichts zu wünschen übrig läßt. Die Herrer
theilungen Heine (Rademacher) und Biesantz (Jackwert) zeigter
sich darin als vollendete Schauspieler realistische
Darstellungskunst. In dem Lustspiel „Literatur
hat sich Schnitzler wieder zur Lustigkeit und zun
sprühenden Humor seines „Anatol“ erhoben, und sich
damit den zweifellos stärksten Erfolg unter dieser
Einakteen erworben. Gespielt wurde dieser Scher,
von den Herren Heine (Gilbert), Biesantz (Cle¬
mens) und Frl. Rabitow (Margarethe) einfach
brillant.
Das Publikum folgte den Einaktern mit größtem
Interesse und zeichnete die tadellose Darstellung mis
starkem und lebhaften Beifalle aus. Der Besuch war
zufriedenstellend.
Für das literarisch gebildete Publikum war ge¬
wiß der zweite Abend des Ensemble=Gastspieles noch
interessanter; nachdem Max Dreyers Erstlingswerk,
das Schauspiel „Drei“ zur Aufführung gelangte, ein
Schauspiel, welches bereits vor zehn Jahren ge¬
schrieben wurde, bisher aber trotz seiner Gediegen¬
heit und seines literarischen Wertes den Weg über
die deutschen Bühnen nicht finden konnte. Erst vor
Kuczem kam von demselben Autor das Stimmungs¬
schauspiel Winterschlaf“ durch das erste Hof¬
fburgtheater=Ensemble mit starker dramatischer Wir¬
kung zur Aufführung. Auch der „Winterschlaf“ teilt
mit „Drei“ dasselbe Schicksal und doch sind dies
höchst spannende und großzügige Werke, welche eine
ganz andere Beachtung verdienen würden, wie sie
ihnen zuteil geworden ist. Die Schuld liegt entschieden
auf Seite unserer heutigen Theaterdirektoren, welche
von Literatur meistens so viel wie nichts verstehen;
sonst wäre es wohl unmöglich, daß solche Komödien
wie die beiden Dreyers so lange unbeachtet links
liegen gelassen werden. Und Dreyer ist nicht der Ein¬
zige, es wären noch viele Schätze aus dem gewal¬
tigen Reichtum der modernen Bühnenliteratur zu
heben, wenn in den Kanzleien unserer Dramaturgen
mehr literarische Bildung und künstlerische Taikraft
zu Hause wären.
„Drei“ ist eine psychologische Studie, welche das
allgemeinste Interesse für sich in Anspruch nimmt,
und durch ihre konsequente Durchführung und logische!
Strenge zu einem spannenden und belebten Drama
emporsteigt.
Der glückliche Bund, welchen Dr. Karl Genzmer
und dessen Frau Susanne mit dem Privatgelehrten
Hans Martienssen geschlossen haben, wird plötzlich
durch eine eifersüchtige, jedoch vollkommen unbegrün¬
dete Anwandlung des Ehemanns total zerstört. Sind
erst alle „Drei“ den Weg gegangen, so trennen sie
sich nun, um allein auf dieser Erde weiter zu wandern.
So einfach und uralt auch dieses Thema ist, durch
den frischen, kräftigen, geistreichen Dialog erscheint
das Schauspiel fesselnd und eigenartig. Die Dar¬
stellung war glänzend. Der Dreibund konnte durch
die Herren Heine (Karl), Biesantz (Hans) und
Frl. Rabitow (Susanne) nicht mehr besser inter¬
pretiert werden. Das Haus zollte den trefflichen
Künstlern reichlichen Beifall.
Den Schluß bildete die ziemlich langgezogene
Lustspiel=Plauderei „Die Lore“ von Otto Erich
Hartleben. Wäre dieser Einakter auch so gut und
frisch wie die Darstellung, dann wäre auch mit der
Lore ein ungetrühter Genuß geboten worden. H. S
T
Nr. 51
„OBSERVER‘
L österr. behordl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien. IX1. Türkenstrz sse 17.
Filiale in Budapest: „Pigyelö“ —
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus: Ischler Wochenblatt
vors: 39 7907.
Theater, Kunst und Literatur.
Zwei genußreiche Abende verschaffte uns letzte Woche
das Ensemble=Gastspiel der Hofburgschauspieler. Schnitzler's
„Lebendige Stunden“ brachten sie uns am 26. Juli.
„Die Frau mit dem Dolche“ ist ein altniederländisches
Bild, dessen Betrachtung die Phantasie einer hysterisch veranlagten
Frau derart reizt, daß sie selbst die den Geliebten tötende Heldin
zu sein vermeint — des Einakters zweiter Auftritt — und in
ihrer Erregung ihrem Aubeter, der mit ihr das Bild betrachtet,
das stürmisch verlangte Rendezvous verspricht. „Die letzten
Masken“ ist der Titel des nächsten, in düsteren Farben ge¬ tve
haltenen Stückes. Der Journalist Karl Rademacher ist trotz zr
seines Strebens und des Glaubens an seine Begabung ein kleiner aus.
Mann geblieben, während Alexander Weihgast, der einst mit
das
ihm zugleich begonnen, ein berühmter Schriftsteller, der Führer s den
der Jungen, geworden ist. Im Krankenhause dem Tode n e,
Abon
Abon
will Rademacher seiner Erbitterung Luft machen, klein wil er
den großen Mann vor sich sehen und er kann es. Des Weih= d die
gast's Frau war einst seine Geliebte. Das will er ihm in's gen¬
Inbal
h1a] Gesicht schleudern; er probt die Szene mit seinem Zimmer= ung*)
tliche
wodul nachbar, dem brustkranken Schauspieler Jackwert. Der Arzt erfüllt Mit¬
Leben die Bitte des sterbenden Journalisten und bringt ihm in der
theilu
Nacht noch den berühmten Weihgast. Weihgast, voll Freundlichkeit
und Wohlwollen für den Totkranken, erzählt ihm, wie sehr er,
der Vielbeneidete, zu bedauern ist. Die Jünger fallen ab, Kummer
in der Familie, Enttäuschungen auf allen Seiten. Im Angesichte
des Todes aber fallen „die letzten Masken“; was kümmert
einen Sterbenden, was draußen in der Welt des Scheins und
Trugs vor sich geht, Rademacher schweigt, er nimmt sein
Gebermure Wit sichehinnbere
„Literatur“ ist ein geistvell ironisierendes Lustspiel.
Margarethe, eine „schreibende“ geschiedene Frau, muß ihrem
adelsstolzen Bräutigam Klemens zuliebe ihrem bisherigen Verkehre
und der Schriftstellerei entsagen. Schweren Herzens willigt sie
ein, nur einen letzten Triumph will sie noch feiern, sie gibt
einen Roman, in dem sie ihre Beziehungen zum Dichter Gilbert !
aufs genaueste schildert, dem Verleger. Während Klemens nun
entsetzt dem zerleger den ganzen Roman abkauft, erscheint Gilbert
bei Margare he. Er seinerseits hat denselben Roman geschrieben.?
So niedrig ind mal die Literaten, sich selbst, ihre geheimsten
Empfindungen und seelischen Regungen bringen sie den anderen
auf dem Präsentierteller: „c’est de la litterature“!
Am zweiten Abend brachte uns das Ensemble Dreyer's
Schauspiel „Drei" und Hartleben's „Die Lore“. „Drei“
sind natürlich Mann, Frau und Hausfreund. Das Dreieck lebt
in schönster Harmonie, bis die Erinnerung an ein anderes
Dreieck, wo Genzmer, der Gatte, die Rolle des Dritten gespielt,
in diesem die Eifersucht jäh und unbegründet erwachen läßt.
Der Gedanke hat etwas für sich: Karl Genzmer hat einst den
Freund mi dessen Frau betrogen, nun zittert er vor den ihn
selbst bedrohenden Hörnern. Durch seinen Argwohn und sein
feiges Mißtrauen führt er selbst seine Frau dem Freunde zu.
Der Freund weist ihre Liebe zurück, Susanne Genzmer verläßt
ihren Mann, Schuld und Sühne in packender Form! Darauf
folgte „Die Lore“ eine Lustspielplauderei von Hartleben.
Wie schon die bescheidene Bezeichnung „Planderei“ besagt, ohne
Wert und Handlung zwar, gefällt der kleine Spaß doch durch
die scharfe Charakterisierung der auftretenden Personen. Gespielt
wurden die Stücke eigentlich nur vom Heine, Biesantz
und der Ravitow, die anderen sind Staffage. Es war mir,
als wollten sie zeigen, was alles uns Wien's erstes Theater
vorenthält. Es war ein Meisterspiel, voll Natur und schlichter“
Empfindung, gefühlte Kunst, die nichts künstelt, und der alle
Mätzchen und Spiegelproben der Kunsthandwerker fehlen.